siebenundzwanzig.
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KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG
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„Mr. Zabini, vielen Dank für Ihr Erscheinen." Amycus Carrows Lippen umspielte ein sadistisches Grinsen, als er Blaise eintreten sah. Der Blick des Slytherins fiel sofort auf die restlichen Anwesenden im Raum. Einige von ihnen wirkten sehr jung, doch das feurig rote Haar in der ersten Reihe sorgte dafür, dass sein Herz kurz stoppte.
Ganz davon abgesehen, dass der Unterricht längst vorbei war, wies alles daraufhin, dass es sich hier um Nachsitzen handelte - und Nachsitzen bei den Carrows endete nie gut.
„Worum genau geht es, Professor? Ihre Schwester hat nicht mehr gesagt, als dass meine Anwesenheit gewünscht ist." brachte er schwermütig hervor, als ihm in den Sinn kam, was es hiermit auf sich haben könnte.
„Nun, wie Sie sehen, gibt es einige Schüler, die den Regeln nicht gehorchen und ich dachte mir, es schadet Ihnen nicht, Ihre... Fertigkeiten zu verbessern."
Sein Mund wurde trocken, als der Lehrer in Richtung der Schüler nickte. „Über welche Fertigkeiten sprechen Sie denn, Professor?" fragte er mit klopfendem Herzen nach und sah, wie Carrow ihn näher zu sich winkte. Blaise leistete widerwillig Folge und stand nun neben ihm, von wo er auch Ginnys Blick erwidern konnte, den er in diesem Moment nicht im geringsten lesen konnte.
„Ich zeige es Ihnen, Mr. Zabini. Wilson, nach vorne." Seine Stimme fuhr wie ein eiskalter Windhauch durch den Raum und auf zittrigen Beinen ging ein Junge nach vorne, der vielleicht im dritten oder vierten Schuljahr war. Ohne Vorwarnung richtete Carrow mit einem Crucio seinen Zauberstab auf ihn und als Blaise seine Schreie hörte, wandte er mit einem beklemmten Gefühl in der Brust den Blick ab. Er konnte nur Scham dafür empfinden, auf welcher Seite er hier stand. Ginny anzusehen würde ihm nur noch mehr zeigen, dass er kein positives Gefühl von ihr für ihn verdient hatte.
Was tat er hier?
„Und nun Sie." Die Schreie verstummten und Carrow deutete auf den Jungen, der neben dem anderen gesessen hatte. Er sah sogar noch jünger aus. Blaise drehte sich der Magen um, als er den auffordernden Ausdruck in den Augen seines Lehrers sah und erwiderte den Blick des Schülers, der angsterfüllt zu ihm aufblickte.
Ohne darüber nachzudenken, drehte er den Kopf zu Ginny, die ihn weiterhin fest ansah. Blaise schluckte hart und blickte zurück zu dem Jungen vor ihm. Wer wäre er, wenn er das tun würde? Er würde sich selbst verraten. Aber konnte er den Preis dafür zahlen?
Eigentlich wusste er die Antwort selbst.
„Nein." sagte er fest und Carrow hielt überrascht inne.
„Wie war das?"
„Ich werde keine Kinder foltern - und ganz sicher auch sonst niemanden, Professor." Sein Herz schlug so schnell und hallte so laut in seinen Ohren wider, dass es für einen Moment so schien, als sei der Lehrer überhaupt nicht mehr anwesend.
Er drehte sich um und sah Ginny in die Augen, die leicht lächelte, bevor er den Blick des Professors erwiderte. „Sie wissen nicht, was Sie hier tun, Mr. Zabini. Ich hoffe für Sie, Sie erkennen Ihren Fehler."
„Ich weiß, was ich tue. Und ich weiß, was ich will." Bei seinem letzten Satz wanderten seine Augen wieder zu Ginny, was dem Lehrer dieses Mal nicht entging. Süffisant grinsend richtete er seinen Zauberstab auf sie.
„Wollen wir doch einmal sehen, ob das tatsächlich so ist. Sie müssen den Cruciatus nur bei einem von diesen Schülern anwenden und alle von ihnen werden von ihrer Bestrafung befreit. Als kleinen Anreiz wird ihnen wohl Miss Weasley dienen." Auch, wenn ihm bei diesen Worten eiskalt wurde, versuchte er, Ginny aus ihrer Lage zu befreien und so zu tun, als wäre sie ihm völlig egal.
„Und was soll das mit ihr zu tun haben? Sie bedeutet mir nichts." meinte er mit einem abwertendem Schnauben, doch Carrow ließ sich nicht beeindrucken.
„Das werden wir sehen... Crucio." Und da waren sie: Die Schreie, die Blaise nie mehr vergessen würde. Ginnys Schreie. Sein Atem ging immer schneller und zittriger und er konnte nicht zu ihr sehen, ohne dass es ihm beinahe den Boden unter den Füßen wegriss. Für einen kurzen Moment überlegte er, es einfach zu tun: Den Jungen zu foltern, um Ginny zu retten.
Doch als er sah, wie siegessicher Carrow aussah, wusste er, dass er ihm diesen Gefallen nicht tun würde. Blaise richtete den Zauberstab auf den Jungen vor ihm und drehte sich anschließend blitzartig um, um Carrow mit einem überraschenden Expelliarmus zu entwaffnen. Einen Moment sprachlos über sich selbst, hätte der Lehrer ihn beinahe erwischt, doch er richtete im rechtzeitigen Moment seinen Zauberstab erneut auf ihn.
„Von Ihnen hätte ich das als letztes erwartet, Mr. Zabini. Doch nun haben Sie sich endgültig entschieden." zischte er und Blaise zuckte mit einem Grinsen mit den Schultern.
„Wie es aussieht, habe ich das. Professor." Als auch noch eine Fünftklässlerin den Stab gegen ihn erhob, blieb ihm keine andere Möglichkeit, als sich für den Moment zumindest geschlagen zugeben. Amycus Carrow verließ den Klassenraum - und Blaise konnte vor Adrenalin kaum richtig atmen, als er ihm hinterherschaute und begeistert ein Lachen ausstieß.
Hatte er das gerade wirklich getan?
Doch dann dachte er wieder an Ginny und ging in die Knie, um seine Hand an ihre Wange zu legen. Sie zitterte wie verrückt, zog sich aber an ihm hoch, um sich schwach aufsetzen zu können. „Sie müssen in den Raum der Wünsche." murmelte sie leise und beinahe hätte Blaise sie nicht verstanden, da sie so leise sprach.
„Der was?" fragte er verwirrt und etwas gehetzt nach, da Carrow sicher gleich Unterstützung von seiner Schwester oder Snape bekommen würde - und die würden sich nicht so leicht besiegen lassen, wenn sie nicht abgelenkt waren.
„7. Stock, vor... Barnabas. Blaise, sie müssen dreimal auf- und abgehen und sich Hilfe wünschen." murmelte sie und er nickte eilig.
„Geht in den 7. Stock, vor den Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten. Geht dort dreimal auf und ab und wünscht euch, dass ihr Hilfe bekommt, okay?" wandte er sich an die anderen Schüler, die hastig nickten und die braunhaarige Fünftklässlerin aus Ravenclaw, die sich auch gegen Carrow gestellt hatte, übernahm die Führung, während Blaise noch kurz mit Ginny zurückblieb.
„Okay, komm, wir müssen aufstehen."
Ginny nickte und ließ sich von ihm aufhelfen, wobei sie jedoch zittriger auf den Beinen war, als sie gedacht hatte.
„Ich bringe dich erstmal zu Madam Pomfrey."
„Ich muss auch zum Raum der Wünsche." protestierte sie leise und hielt kurz inne, als sie den Zauberstab des Lehrers in Blaises Händen sah. Langsam nahm sie ihm ihn ab und zerbrach ihn mit angestrengter Miene, bevor sie ihn auf den Boden warf, was sie so aus dem Gleichgewicht brachte, dass Blaise sie erneut abstützen musste.
„Langsam, du hast gerade erst den Cruciatus-Fluch abbekommen." sagte er, bevor er eilig mit ihr den Raum verließ und ihr half, voranzukommen. Er wollte nichts lieber, als sicherzugehen, dass es ihr gut ging, doch er hetzte sie durch die Gänge, um rechtzeitig im Krankenflügel anzukommen, ohne den Carrows über den Weg zu laufen.
Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, als er endlich vor den Türen des Krankenflügels zum Stehen kam und gerade, als er eintreten wollte, hielt Ginny ihn zurück. „Blaise..." setzte sie zittrig an und Blaise spürte sein Herz erneut wie verrückt schlagen, als sie ihm so offen in die Augen sah. Er merkte, wie sie versuchte etwas zu sagen und dass sie es doch ließ, als hätte sie es sich anders überlegt.
„Komm schon." murmelte er und drückte die Tür auf, wo die Krankenschwester sie mit deutlichen Ringen unter den Augen ansah. Erschrocken blickte sich zwischen den beiden hin und her, bis ihr Blick an Ginnys blassem Gesicht und ihrer unsicheren Haltung hängen blieb. „Was ist passiert?"
„Sie muss sich ausruhen. Carrow hat sie gerade... mit dem Cruciatus-Fluch gefoltert-" Es tat weh, es nur auszusprechen und erneut hörte er ihre Schreie, die ihn für einen Moment panisch ein- und ausatmen ließen.
„-und wir brauchen nur einen kurzen Moment, damit sie uns nicht finden, bevor wir weiter können." brachte Ginny den Satz zu Ende, bevor sie sich auf das nächstbeste Bett niederließ, das sie finden konnte.
„Ich werde mein Bestes geben, dass diese Monster den Krankenflügel nicht betreten, so lange Sie hier sind." versprach die Krankenschwester, bevor Madam Pomfrey zu Ginny eilte, um sich einen Überblick über ihr Befinden zu machen, während Blaise sich verzweifelt in einen der Stühle sinken ließ. Die letzten zehn Minuten zogen wie im Traum an ihm vorbei - und ihm wurde bewusst, dass er gerade die folgenschwerste Entscheidung seines Lebens getroffen hatte.
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↳ AUTHOR'S NOTE
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Ich shippe Blinny gerade so sehr, weil ich schon das nächste Kapitel schreibe und bin froh, dass ich wieder ein Paar beim Schreiben hypen kann, wo Pansy jetzt ohne Hermine auskommen muss 😍
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