sechzehn.
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KAPITEL SECHZEHN
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Pansy hatte sich noch nie so alleine wie in den letzten Wochen gefühlt. Sie hatte alle ihre Freunde vergrault - und fühlte sich so schlecht wie noch nie. Was war in sie gefahren? Wie hatte sie über Blaise hinweggehen können, nur weil sie so egoistisch war?
Sie hätte sich niemals auf Dracos Idee einlassen sollen. Ohne Hermine wäre das alles nie passiert. Doch ihr wurde bewusst, dass sie ohne die Gryffindor ihre Fehler wahrscheinlich überhaupt nicht als schlimm betrachten würde. Was war sie für ein Mensch?
Wie konnte ausgerechnet Hermine Granger die einzige Person auf dieser Welt sein, die noch Zeit mit ihr verbringen wollte?
Plötzlich sah Pansy einen jungen Schüler aus Gryffindor auf dem Gang, der etwas verloren aussah und ohne darüber nachzudenken, war sie bereits zu ihm gegangen. Definitiv Hermines Einfluss - und das brachte sie in diesem Moment sogar fast zum Lächeln.
„Brauchst du Hilfe?" fragte sie und nun wurde der blonde Junge, den Pansy im ersten oder zweiten Schuljahr einordnen würde, sie erschrocken an.
„Ich..." stotterte er und seine Augen wurden riesig, als sie ihn auffordernd anblickte. Er wandte nervös den Blick ab und sie bemerkte die Unruhe, die er plötzlich ausstrahlte, bevor er sich einfach umdrehte und wegrannte.
Pansys Überraschung legte sich schnell wieder, während sie ihm schweigend nachsah. Natürlich hatte jeder vor ihr Angst. Wie könnte es auch anders sein?
⭒⭒⭒
„Ich habe gelogen."
Pansy hatte oft in ihrem Leben gelogen. Sie wusste Lügen geschickt und unauffällig zu nutzen, denn ihr Ziel war es stets gewesen, das zu bekommen, was sie wollte.
Doch das erste Mal, jetzt, wo sie so viele Menschen mit ihren Intrigen und Lügen verletzt hatte, verstand sie, dass es nicht nur anderen schadete, sondern auch ihr selbst.
Sie blickte in Hermines braune, aufmerksame Augen, die sie ein wenig verwirrt musterten und wusste gleichzeitig, dass sie ihre Ehrlichkeit und Anteilnahme nicht verdient hatte.
Mittlerweile akzeptierte sie zum Teil, was Blaise gesagt hatte. Seine Worte waren übertrieben gewählt gewesen, aber in einem Punkt hatte er recht: Hermine war ihr nicht mehr gleichgültig. Sie hatte angefangen, sie zu schätzen.
Merlin, war das albern.
Beinahe hätte Pansy Hermine davon erzählt, ihr den Grund genannt, warum sie überhaupt damit begonnen hatte. Doch als sie den Mund öffnete, brachte sie es nicht fertig, die ganze Wahrheit zu erzählen. Vermutlich war es feige, aber Pansy hatte immer das Gefühl, dass Feigheit menschlich und in manchen Fällen überhaupt nicht schlecht war.
„Ich schaffe das mit der Liste nicht." erklärte Pansy stattdessen und auch, wenn sie so viel mehr darüber erzählen könnte, dass sie gelogen hatte, entsprach dies der Wahrheit. Hätte ihr jemand gesagt, sie würde Hermine Granger eines Tages ihr Herz öffnen, hätte sie nicht nur mit einem Lachen reagiert.
Hermine schien diese Tatsache überhaupt nicht zu beunruhigen. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht. „Pansy... Es gibt keine Liste, die du abarbeiten kannst, um zu beweisen, dass du ein guter Mensch bist oder dich geändert hast. Es ist eine Haltung. Und allein, dass du dich schlecht deswegen fühlst, beweist doch, dass du dich geändert hast. Allein, dass du dich überhaupt darum kümmerst und mir davon erzählst-"
„Nur, weil ich es will, heißt das nicht, dass ich es kann!" unterbrach sie sie verzweifelt und merkte, wie etwas aus ihr herausbrach, über das sie mit niemandem hatte reden können. „Jeder hasst mich. Ich war es, die dafür gesorgt hat, dass jeder weiß, dass Draco und Daphne eine Affäre hatten. Dabei wusste ich nicht einmal, dass es stimmt. Ich war es, die das Gerücht verbreitet hat, Weasley und Blaise hätten etwas miteinander. Jeder hasst mich dafür! Selbst Menschen, die ich nicht einmal kenne, haben Angst vor mir." sprach Pansy sich alles von der Seele, was sie belastete und spürte Tränen in ihre Augen steigen, die sie tapfer weg blinzelte. Sie würde nicht weinen.
Sie war mehr als froh, in einem Teil der Bibliothek zu sein, in dem sich kein Schüler befand, der sie sehen konnte.
Hermine schwieg. Kein Wunder bei den Neuigkeiten, die sie gerade von ihr erfahren hatte.
„Wie...?" setzte Pansy an und sah die braunhaarige Gryffindor vor ihr ernsthaft interessiert an. „Wie kannst du an mich glauben?"
„Ich verurteile dich nicht. Wie könnte ich auch?" antwortete Hermine und sah sie eindringlich an. Sie zögerte kurz, bevor sie sich vorlehnte und Pansys Hände in ihre nahm. Sie wehrte sich nicht und spürte, wie sich ein Kribbeln von der Stelle, an der die Gryffindor sie berührte, durch ihren gesamten Körper zog.
„Deine Eltern haben dir beigebracht, wie du dich zu verhalten hast. Du hattest fest vergebene Meinungen, fest vorgegebene Verhaltensmuster... und die kannst du nicht einfach ablegen. Aber wenn du dich entscheidest, dich bessern zu wollen, ist das deine Entscheidung. Und die macht dich zu der Person, der du bist. Nicht deine Abstammung oder die Fehler, die du gemacht hast. Man kann niemanden nach seiner Vergangenheit beurteilen, weil man lernt und sich verändert im Leben. Bereust du das alles, was du getan hast?"
„Ja." brachte Pansy schwer atmend hervor und konnte es kaum glauben, was sie gerade von Hermine hörte. So etwas hatte vermutlich noch nie eine Person über sie gesagt. Ein ehrliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, das Hermine sanft erwiderte.
„Bitte sie um Vergebung. Wenn du es bereust, kannst du es wieder gut machen."
Stille breitete sich aus, in der Pansy von Hermine voller Ergriffenheit nicht mehr wegsehen konnte. Ihre Atmung beschleunigte sich wie von selbst und sie hatte das Gefühl im nächsten Moment zu ersticken. Sie wusste nicht, was mit ihr los war, aber sie spürte, wie sie die Kontrolle darüber verlor und es nicht eindämmen und verdrängen konnte.
Auch Hermine erwiderte ihren Blick mit geweiteten Augen und geröteten Wangen, die sie immer noch von ihren enthusiastischen Worten hatte.
Es fühlte sich an, als würde ihr Körper alleine handeln wollen, als würde er genau wissen, was richtig war... Vielleicht hatte Blaise recht. Vielleicht konnte die Seite, die sie immer zurückhalten wollte, endlich hervorbrechen und-
„Pansy!" Und dann war es vorbei. Pansy zuckte zusammen, als wäre sie aus einer Trance erwacht und sah in die aufgeregten Augen von Daphne, die atemlos an ihrem Tisch stehen geblieben war. „Ich habe dich überall gesucht."
Pansy sah sie verwundert an. Sie hatte ihre Gesellschaft seit dem Vorfall mit Draco gemieden, höchstwahrscheinlich aus Unsicherheit, weil sie nicht wusste, wie sie mit ihr umgehen sollte.
„Es ist Draco. Er liegt im Krankenflügel."
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