achtundzwanzig.
╔═══════════════╗
KAPITEL ACHTUNDZWANZIG
╚═══════════════╝
„Komm schon, Draco, du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht tanzen willst."
„Astoria, das ganze Schloss hat Angst vor Snape und den Carrows und du willst tanzen?" Draco sah die braunhaarige Slytherin vor sich ungläubig an, die seinen Blick fest erwiderte.
„Gerade deswegen brauchen wir doch Ablenkung. Das ist meine Therapie für dich." Astoria hielt ihm die Hand hin, die er mit einem angestrengten Ausatmen schließlich ergriff und sich von seinem Bett hochziehen ließ.
„Du bist schrecklich, Astoria." murmelte er und sie grinste nur, bevor sie ihren Zauberstab in Richtung des Gramophons schwang, aus dem sogleich die Musik erklang, die sie so sehr liebte.
Draco hatte ziemliche Probleme damit, sich auf dieselbe Art fallen zu lassen wie Astoria, die sich ausgelassen drehte und plötzlich anfing mit geschlossenen Augen mitzusingen. Automatisch hielt er inne und beobachtete sie mit dem Anflug eines Lächelns. Sie wirkte so unbeschwert und vielleicht suchte sie nur nach solchen Gelegenheiten, um all das, was momentan geschah, zu vergessen. Vielleicht ging es ihr wie ihm. Mit Astoria war es leicht nicht zu viel nachzudenken zu müssen.
Als sie gerade mit den Armen durch die Luft fuhr, griff Draco nach ihrer Hand und ließ sie sich ein- und ausdrehen. Sie öffnete überrascht die Augen und sah ihm mit einem glücklichen Funkeln an, das Draco warm ums Herz werden ließ.
„Sag einfach nichts." meinte er grinsend und Astoria hob belustigt die Augenbrauen.
„Dass ich als Therapeutin einen guten Job mache?" Er rollte mit den Augen, während sie leise kicherte. Astoria ging zwinkernd mit dem Takt mit, indem sie ihre Schultern passend bewegte und fing nur an zu singen, als er den Kopf schüttelte.
Ja, sie machte einen guten „Job" und auch, wenn er es nicht zugab, war Draco durchaus bewusst, dass sie ihm guttat. Doch er brauchte überhaupt nichts zu sagen: Astoria wusste es längst, denn sie bemerkte, dass das Schimmern in seinen Augen zurückgekehrt war, dass sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatte.
⭒⭒⭒
„Du hättest das nicht tun müssen." murmelte Ginny, nachdem sie sich wieder kräftiger fühlte und Madam Pomfrey in den Raum nebenan gegangen war. Blaise legte den Kopf schief und musterte sie aufmerksam, als sie kurz die Augen schloss und das weiche Kissen unter sich genoss. Sie wusste, dass sie gleich weiter mussten, wenn sie Carrow nicht über den Weg laufen wollten.
„Kannst du dich nicht einfach bedanken und froh sein, dass ich dein Held auf dem weißen Ross bin?" Blaise grinste schelmisch, was auch sie dazu brachte, leise zu lachen.
„Danke." gab sie nach und atmete tief durch, als Blaise seine Hand auf ihre legte und ihr mit dem Daumen über den Handrücken strich.
„Geht es dir besser?" fragte Blaise besorgt nach. „Ist die Übelkeit weg?"
„Ja." bestätigte Ginny seine Frage, gerührt von seiner Fürsorge. „Es ist alles wieder gut."
Kurz breitete sich Schweigen zwischen ihnen aus und sie spürte seine braunen Augen fest und entschlossen auf sich ruhen.
„Ginny, ich werde nicht länger zusehen. Ich will dir helfen. Ich will euch helfen." Als sie seine Worte hörte, setzte sie sich auf und lehnte sich gegen ihr Kissen.
„Was hindert dich noch daran? Willkommen in der DA." entgegnete Ginny mit einem sanften Lächeln, während sie seine Hand drückte, und zum ersten Mal seit Wochen strahlten ihre Augen wieder. Endlich konnte sie spüren, dass Blaise sich hundertprozentig sicher darin war und er es nicht nur wegen ihr tat, sondern weil er an die Sache an sich glaubte. Doch die Carrows wussten es nun ebenfalls und das hieß, dass Blaise sich besser zurückhalten sollte und im Raum der Wünsche sicherer aufgehoben war.
„DA?" fragte er etwas verwirrt und Ginny grinste schelmisch.
„So nennen wir uns. Ich weiß, schick, so ein richtiger Name, nicht wahr?"
Blaise verdrehte leicht die Augen und brachte ein leichtes Lächeln auf. „Du bist unmöglich."
„Aber dafür liebst du mich doch so sehr, nicht wahr?" Das Wort lieben war so schnell aus ihr herausgerutscht, dass sie nicht einmal darüber nachgedacht hatte. Mit klopfendem Herzen sah sie dabei zu, wie Blaise kurz den Blick abwandte. Doch als er wieder zu ihr sah, konnte sie gar nicht anders als zu lächeln. Er sah sie so voller Zuneigung an, dass Ginny vergaß, dass es gerade so viel wichtigere Dinge gab als die Gefühle, die sie füreinander hatten.
„Ja, das tue ich." antwortete er ernst, mit dem Anflug eines Grinsens und raubte ihr kurz den Atem, bis sie sprachlos lächelte und diese ungesagten Worte nicht mehr aushielt.
Sie zog ihn an seinem Kragen an sich heran und küsste ihn. Und tatsächlich gab es für diesen Augenblick nur noch Blaise. Kaum fühlte sie seine Lippen auf ihren, wusste sie, dass alles darauf hinausgelaufen war und dass es einfach auf eine unperfekte Art zum unperfektesten Zeitpunkt perfekt war.
Ginny konnte fühlen, dass er nicht damit gerechnet hatte, doch es dauerte nicht lange, bis er seine Lippen ebenfalls sanft auf ihren bewegte und seine Hand in ihren Haaren vergrub. Es war leicht zu spüren, dass er lange darauf gewartet hatte und dass all die Momente, in denen sie sich ihre Gefühle hätten zeigen können, in dieser Sekunde aus ihm herausbrachen.
Auf der einen Seite wirkte sein Kuss stürmisch, verzweifelt und möglicherweise sogar ungestüm, aber die vorsichtige Art, auf die er über ihre Wange fuhr, ließ Ginny erschaudern und machte ihr klar, wie wichtig sie ihm gerade war. "Ich bin so froh, dass es dir gut geht" schienen seine Lippen sagen zu wollen und sie konnte nicht anders, als in seiner Berührung zu versinken und sich so nah an ihn zu pressen, wie es ihr möglich war.
Endlich. Das war das einzige Wort, um ihre Gedanken ansatzweise zu beschreiben.
Ein Räuspern sorgte dafür, dass sie sich erschrocken voneinander zurückfuhren und Ginny konnte nur Erleichterung verspüren, als sie Madam Pomfrey in der Nähe stehen sah. Sie hatte mit jedem gerechnet. „Es wäre wohl besser, wenn Sie nun gehen, jetzt, wo es Ihnen besser geht. Beeilen Sie sich." meinte die Krankenschwester schlicht und Ginny nickte, schwang sich aus dem Bett und zerrte Blaise förmlich hinter sich durch die Gänge.
Sie mussten sich beeilen. Ihr Herz schlug rasend schnell in ihrer Brust, während sie sich bemühte den kürzesten Weg zum Raum der Wünsche zu finden, der ihr einfiel. Einfach nur fort, darum ging es jetzt - vor allem für Blaise, der in Carrows Ungnade gefallen war. Fanden sie ihn nicht, konnten sie seiner Familie nicht drohen und ihn nicht unter Verschluss halten; eine Masche, die sie häufig anwendeten, um Unterstützung zu erhalten.
„Blaise!" Die aufgeregte Stimme hinter ihr ließ Ginny und Blaise gleichzeitig herumfahren und sie sahen Pansy mit wehenden Haaren und geröteten Wangen auf sie zu rennen. Sie keuchte und sammelte sich kurz, bevor sie vor Blaise stehen blieb und ihn hastig in die Arme schloss.
Etwas überrascht erwiderte er ihre Geste, doch es dauerte nicht lange, bis Pansy zurückwich. „Ich bin gerade Professor Carrow über den Weg gelaufen. Er war auf dem Weg zu Snape und sah unglaublich wütend aus. Er meinte, ich soll allen sagen, dass sie dich zu ihm bringen sollen, wenn sie dich finden, aber ich habe zuerst versucht, zu dir zu kommen. Du... Du hast dich gegen ihn gestellt?"
Pansys Augen wurden groß, beinahe als könnte sie es nicht glauben - sie war in diesem Moment voller Bewunderung dafür, wie mutig es von ihm gewesen war. Sie wusste nicht, ob sie diese Stärke hätte aufbringen können. Sie wollte helfen, das wollte sie wirklich, denn ihr war klar, dass sie nicht auf der richtigen Seite stand. Aber was die Carrows gegen sie in der Hand haben könnten, machte ihr Angst. Natürlich wollte sie die DA unterstützen, aber das hieß nicht, dass sie nach außen nicht den Schein wahren konnte, oder?
„Ja." antwortete Blaise und sah kurz zu Ginny. „Wir müssen jetzt wirklich weiter, Pansy, bevor-"
„Ich weiß." unterbrach Pansy ihn und wollte schon gehen, als sie noch einmal innehielt. „Wenn du irgendetwas brauchst, könnt ihr es mich wissen lassen. Ich werde Carrow erst einmal hinhalten und sagen, dass ich dich im zweiten Stock gesehen habe."
Ein Jahr zuvor hätte sie nicht gedacht, dass sie sich gegen „ihre" Seite stellen würde, doch es ging hier nicht nur um ein Aufbegehren gegen sie Todesser, sondern um Blaise. Ihren Freund.
„Danke Pansy." Seine Worte hörten sich so aufrichtig an, dass Pansy Tränen in den Augen hatte, als sie sich wieder umdrehten und weiter eilten. Nein, den Weg, den Blaise gegangen war, wollte sie nicht. Sie konnte ihnen viel besser helfen, wenn sie sich gut mit den Carrows stellte. Es musste immer jemanden geben, der das Vertrauen von der Seite hatte, auf der er eigentlich nicht stand. Und das hatte sie.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro