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Kapitel 2 (neu)

Vielleicht sollte ich das genauer erklären, bevor hier wilde Spekulationen losgehen.

Wenn man zum alten Leo geht, dann selten, weil man sich wirklich von Leos Person einen Rat oder Hilfe erhofft. Leo heißt eigentlich Leopold und ist mittlerweile - Überraschung - alt und grimmig und murmelt sehr oft etwas wie »damals war alles besser.« Dann nimmt er seine Brille ab und putzt sie mit dem Rand seines Wollhemdes. Die Brille ist ungefähr so alt wie er, also ziemlich alt. So genau weiß ich aber gar nicht, wie alt er ist. Die Brille stammt auf jeden Fall noch aus der Zeit, in der Penthesilea nicht die Staatsgewalt an sich gerissen hat.

Von Leos Erscheinung darf man sich allerdings nicht täuschen lassen, denn sein Talent für das Technische hat sich über die Zeit gehalten. Wahrscheinlich liegt es auch daran, dass sich in den sechszig Jahren von Neu Kaltenbruch die Technik auf dem Stand von damals geblieben ist.

Als mein Opa, er und weitere Gründereltern das Dorf aus dem Boden gestampft haben, hat sich der alte Leo den sonnenärmsten aber dafür auf andere Art und Weise zerstrahlten Ort ausgesucht. Ich meine hiermit logischerweise keine Radioaktivität, Atomkraftwerke wurden schon vor langer Zeit abgeschafft. Nein, ich meine hiermit den einzigen Zugang zum Internet, den dieses Dorf besitzt. Leo hat damals noch illegal einen Kabelanschluss verlegen lassen und seine IP-Adresse verschlüsselt.

Jeden Monat treffen sich Interessierte von Neu Kaltenstein, um sich die neuesten politischen Nachrichten aus der restlichen Welt anzuschauen. Bis jetzt hatten Kerstin und ich logischerweise noch nie dazugehört. Denn wir gehören zu der Fraktion, die zu Leo kommt, um alte Filme zu schauen. Da lässt auch Leo mal seine Griesgrämigkeit fallen, denn die alten Filme mag er.

Leos Haus ist auch das Haus, welches am stabilsten und am meisten Stromzufuhr hat. Da kommen wir wieder zurück zu seiner Lage, die er sich damals sofort ausgesucht hat. Tiefer im Wald aber dafür neben einem rauschendem Wasserfall. Perfekt für die Erzeugung von Strom. Natürlich befinden sich auf seinem Dach der Hütte dennoch Solarpanels, aber aufgrund der umstehenden Bäume bringen die eher weniger.

Genau dahin machen sich Kerstin und ich gerade auf, mit der Ausrede, Brot von Kurt zu holen. Kurt macht das beste Brot im Dorf. Was nicht schwer ist, denn er ist der einzige, der bäckt. Das liegt aber auch daran, dass es riskant ist, zu viel Korn anzubauen. So hat jede Familie mindestens eine Obstbaum-Lebensgemeinschaft im Garten. Dort ist Getreide, besonders Dinkel, in einem Kreis um den Baum angebaut.

»Wir hätten vor dem Essen doch noch direkt vor Ort genauer hinschauen sollen«, grummelt Kerstin. »Der Zaun ist total lang weg von hier.«

»Eben. Genau deswegen mussten wir zurück, damit uns niemand erwischt.«

»Aber jetzt müssen wir wieder diese Stunde dahin laufen, wenn wir uns das nochmal anschauen.«

»Und genau deswegen nutzen wir die schnellere Möglichkeit, die wir haben«, antworte ich. Mittlerweile haben wir den dichteren Wald betreten und folgen dem Trampelpfad zu Leos Haus.

Die Laubbäume sind hier so überwuchert von Sträuchern und Kletterpflanzen, dass es aussieht, als würden sie von Blättern umarmt werden. Vielleicht trösten sie sich ja gegenseitig, denn ganz oben an den Spitzen der Bäumen sind die Blätter braun und trocken. Ab und zu kann man sogar Bäume sehen, die fast abgestorben sind. Die Trockenheit setzt nicht nur uns zu sondern besonders ihnen. Auch Leos Haus schlummert unter einer Decke aus Efeu- und Weinranken. Ich kann jetzt schon den Wasserfall hinter seinem Haus plätschern hören und so laufen wir bis zu den Stufen vor seinem Haus.

Im Gegensatz zu diesem schlummert der alte Leo nicht. Denn noch bevor wir anklopfen können, reist er die Tür vor unserer Nase auf.

»Na wenn das nicht meine beiden Lieblingskinder sind. Ihr kommt gerade rechtzeitig, um meinen Abwasch zu übernehmen.« Leos grimmiger Ausdruck zaubert mir sofort ein Lächeln auf die Lippen. Mit dieser krächzenden Stimme, die manchmal unkontrolliert Tonsprünge macht und den vom Sitzen gekrümmten Schultern sieht er einfach so unbeholfen liebenswürdig aus. Auch wenn ich ihm das niemals sagen würde. Ich bin nicht lebensmüde, denn auf die Star Wars Filmabende würde ich echt nicht verzichten wollen.

Ich weiß, dass Leo das mit den Lieblingskindern insgeheim erst meint und dass er uns lieb hat. Aber zeigen würde er es uns niemals freiwillig und kann es auch nicht. Bei meinem ersten und einzigem Versuch, ihn zu umarmen hat er mich böse angeschaut und dann gesagt: »Man könnte meinen, dass du mich doch ganz gern hast. Daran müssen wir schleunigst was ändern. In meiner Badewanne sind schon wieder Spinnen, die darauf warten, von dir nach draußen gesetzt zu werden. Aber schön hundert Meter weg von hier, damit sie nicht wieder zurückkrabbeln.«

Auch diesmal sind wir höflich und machen uns daran, abzuwaschen. Leo tut gern so, als sei er zu schwach und gebrechlich dafür, dabei sind wir alle dabei gewesen, als er an Halloween in Sekundenschnelle auf einen Schrank geklettert war.

Kerstin, ich und ein paar andere Kinder und Jugendliche geben uns große Mühe, besonders diese Tradition aufrecht zu halten. Dabei gibt es bei uns höchstens einen Haferkeks oder einen Limetten-Shot. Süßes oder Saures. Leo haben wir mit unseren Kostümen einmal so getäuscht und erschreckt, dass er als Fluchtmöglichkeit vor den Geistern nur die Ecke oben auf dem Schrank gesehen hatte.

Kurz danach musste ihm auch aufgefallen sein, dass es a) keine Geister gibt und b) die Geister ziemlich stark an Kinder mit Bettlaken über dem Kopf erinnerten.

Daran denke ich, während Kerstin und ich schweigend und geübt abspülten und kurz darauf fertig sind.

»Ich gehe mal davon aus, dass ihr beiden Rotzgöhren nicht hier hergekommen seid, um dem armen Leo zu helfen, nicht wahr? Und meine weisen Ratschläge wollt ihr auch nicht hören. Aber beeilt euch mit dem Computer, ich brauche eure Gesellschaft nicht länger als nötig. Außerdem hab ich noch ein Spiel zu Ende zu spielen.«

Ich verstehe immer noch nicht, warum Leo diese Computerspiele spielt, als würde er nicht wissen, was als nächstes passiert. Denn die Spiele hatte niemand geringeres als er programmiert. Aber dazu sage ich nichts, sondern stattdessen bedanken wir uns und begeben uns an den besagten Computer.

»Dann gehts los am Schlepptop«, murmle ich und Kerstin kichert. Ich hatte mal versucht, den Computer zu stehlen, was schon allein an den vielen Kabeln gescheitert ist, mit dem er verbunden ist. Aber auch das Gewicht war anders als erwartet und kurz darauf ist der neue Name für das technische Gerät entstanden.

Kerstin öffnet die Karten und ich rücke näher an sie heran. Unseren Standort kann man zwar nicht erkennen, aber dafür kennen wir die Konturen des Umlandes so gut, dass es nicht lang braucht, bis wir unser Dorf gefunden haben.

Welches auf dem Bildschirm sich in keiner Weise vom Umland unterscheidet. Der alte Leo hat es geschafft, die Satellitenbilder zu manipulieren. Auf diese Art und Weise beeinflusst er auch die Bilder von Drohnen, welche ab und zu über unser Gebiet fliegen. Als ich einmal den Fehler gemacht und nachgefragt habe, hat er angefangen über Interferenzen und elektromagnetische Störung zu reden und erst nach einer Stunde wieder aufgehört. Aufmerksam habe ich zugehört und mich danach höflich bedankt. Verstanden habe ich davon natürlich nichts.

Wir versuchen gerade den Weg, den wir zurückgelegt haben, nachzukonstruieren. Da wir zumindest einen auffälligen Hügel hoch- und wieder runtergeklettert sind, finden wir kurz darauf die Stelle. Als hätte der Wald eine allergische Reaktion auf den Zaun wachsen auf seinen beiden Seiten kaum Bäume und ich kann nicht einen Ast erkennen, der von der einen Seite über die andere reicht.

»Was auch immer dahinter ist - die wollen bestimmt nicht, dass wir darein gehen«, stellt Kerstin fest. Ich nicke.

»Oder ... sie wollen nicht, dass jemand rauskommt«, erwidere ich und erschaudere. Befindet sich dahinter das kontrollierte Gebiet von Penthesilea?

Wir durchleuchteten per Satellitenbild noch ein wenig das Umland. Je weiter wir in das Gebiet von Penthesilea eindringen, desto lichter wird der Wald, bis sich dieser vollständig in eine Wiese verwandelt. Und da, wo die Bäume aufhören, befindet sich noch ein zweiter Zaun.

»Ich frage mich, warum die hier gleich zwei Zäune haben, wenn an anderen Stellen der Zaun so undicht sein muss, dass Angelina zum Beispiel ständig hin- und herlaufen kann.« Irgendwie habe ich das Gefühl, dass da mehr an der Sache dran ist. Vielleicht befindet sich hinter dem einen Zaun etwas Geheimes? Ein Labor, welches niemand finden soll? Oder der Staatsschatz?

»Ein Gehege«, murmelte ich. »Was, wenn das hier nicht der zweite Zaun ist, sondern einfach das Ende von diesem eingezäunten Gebiet? Vielleicht sind da irgendwelche gefährlichen Tiere?«

Wir schauen uns noch ein bisschen um, aber finden nichts, was uns irgendeinen wirklichen Schluss ziehen lassen lässt. Mittlerweile sind wir schon zum vierten Mal an der Stelle angelangt, an der Kerstin und ich auf den Zaun gestoßen sind.

»Komm, das führt zu nichts.« Ich bin genervt und gleichzeitig will ich nicht mehr auf diesen grellen Bildschirm starren. Das tut nämlich total in den Augen weh. Keine Ahnung wie der alte Leo das aushält. Wahrscheinlich hat er deswegen eine Brille.

Plötzlich stößt Kerstin ein aufgeregtes »Da, Vita, da!« hervor.

Sie zoomt wieder ein bisschen näher heran und tatsächlich kann ich es jetzt auch erkennen. Nicht sehr weit entfernt von der uns bekannten Stelle am Zaun ist ein kleines Häuschen zu erkennen. Mein Herz beginnt augenblicklich schneller zu schlagen. Wer da wohl wohnt?

»Das sollten wir uns dringend genauer ansehen.« Aufgeregt hüpft Kerstin neben mir auf und ab, als wir uns wieder draußen befinden.

»Vielleicht ist es ja noch jemand wie wir«, überlege ich.

»Oder jemand, der verbannt wurde. Aber warum dann hierher? Ich bin mir ganz sicher, dass hinter der Hütte mehr steckt, als man denkt!«

Kerstin ist nicht mehr von ihrem glücklichen Gehoppse abzubringen. Ich bin zwar auch total gespannt, aber für sie hat gerade eine Spurensuche begonnen und sie liebt sowas.

Mama schiebt unsere gute Laune höchstwahrscheinlich auf den Fakt, dass wir nur mit Bewässern beauftragt worden sind. Natürlich spielt das auch ein wenig mit rein, aber Kerstin und ich sind besonders aufgrund unseres geplanten Forschungeinsatzes gut gelaunt. Wir haben in diesem Dorf zwar vieles, ganz oben auf der Liste steht Freiheit und Essen, aber was definitiv nirgends steht, ist Abwechslung. Aufregung. Abenteuer. Drei Worte, die uns so fremd vorkommen wie Opa Hansi gute Laune, Lächeln oder für die Enkel da sein.

Ich hab das anfangs noch verstanden - jeder braucht Zeit, um zu trauern, aber irgendwann ist Schluss damit. Ich finde, es ist für ihn dringend an der Zeit, sich auf die Lebenden zu fokussieren. Bevor er nicht mehr selbst Teil von denen ist.

Leider hört meine Lieblingskatze Lola nicht auf mich, denn ich hab ihr schon tausendmal gesagt, sie soll Opa zur Strafe nicht immer um die Beine streifen. Aber leider hat sie einen ganz eigenen Kopf. Denn jetzt sitzt sie schon wieder auf seinem Schoss, zusammen mit ihm im Schatten, und lässt sich von ihm kraueln. Insgeheim würde ich am liebsten mit ihr tauschen und mich auch mal an Opa kuscheln. Aber der ist so abwesend, dass der das nicht mitbekommt. Abgesehen davon, dass ich mich gerade sowieso auf die Gartenarbeit konzentrieren sollte.

»Hast du dir schon mal vorgestellt, wie es in der Stadt so ist?«, fragt mich Kerstin.

»Na klar.«

»Ja, und?«

»Wie ja, und?«

»Na wie stellst du dir die Stadt vor?«

Ich zucke mit den Schultern. »Häuser, Beton, viele Menschen. Autos. Gestank und vor allem Unfreiheit.«

»Das meine ich nicht«, erwidert Kerstin. Dann schaut sie zu Mama, die zehn Meter weg an dem Erdbeer-Lauch-Rosmarin-Beet schnippelt, bevor sie mir zuwispert: »Hast du dir schon mal vorgestellt, da zu leben?«

Ich schüttle den Kopf. »Nicht wirklich.«

»Ich schon. Ich meine, irgendwann ist es doch auch an der Zeit, dass wir uns von der Boshaftigkeit und Dummheit des Menschen überzeugen.«

Ich kicherte. »Also wenn du dir Boshaftigkeit anschauen willst, dann musst du nur einen Blick auf Angelina werfen.«

»Und für Dummheit auf dich, Bondinchen?«, fragt Kerstin mit einem bösen Funkeln in den Augen. Ich schaue sie genervt an. Kerstin hat nichts besseres zu tun, als über meinen Ausdruck und über ihren Witz (hoffentlich war es einer!) herzhaft zu lachen. Wofür ich ihr noch einen weiteren genervten Blick zuwerfe.

»Ach komm, der Spitzname passt einfach so gut.« Kerstin lacht immer noch und stößt mich spielerisch an die Schulter.

»Jetzt ist es nicht mehr ein Spitzname, sondern ein Spritzname«, knurre ich wütend und schwenke den Wasserstrahl ganz kurz in ihre Richtung. Was sie wiederum nicht vom Lachen abhält, sondern es noch schlimmer macht.

»Nein - ein Witzname«, erwidert Kerstin und ich verdrehe die Augen.

»Aber ganz ehrlich.« Kerstin senkt wieder ihre Stimme. »Nicht jeden Tag blödes Gemüse zu ernten oder Unkraut zu zupfen, das könnte doch schön sein, oder nicht?«

»Ja natürlich. Aber für welchen Preis?«, gebe ich zu bedenken. »Kontrolle, Überwachung, Skrupellosigkeit. Das sind drei Sachen, die ich nicht in meinem Leben haben will, selbst wenn ich dafür an den Garten gebunden bin.«

Kerstin seufzt. »Ich würde nur so gerne mal frei sein und aus diesem Dorf rauskommen. Ich will mein eigenes Leben.«

»Eigenes Leben? Dass ich nicht lache. Wo soll denn dort ein freies Leben sein? Wenn wir nicht mehr das anziehen können, was uns gefällt? Wenn wir nicht mehr das essen dürfen, was wir wollen? Oder wenn uns ein Job zugeteilt wird, den wir nicht machen möchten?«

»Lass mich doch mal von Freiheit träumen«, sagt Kerstin jetzt und ich spüre, dass ich eine wunde Stelle getroffen habe. Möchte sie wirklich so gerne in diese blöde Stadt der Unterdrückung? Nach Kaltenbruch? Ich schüttele den Kopf.

»Ich glaube, du stellst dir das alles viel zu schön vor. Die Realität ist weit von deiner Fantasie entfernt. Denkst du wirklich, dass du da frei wärst? Dass du nicht aufpassen müsstest, wem du vertraust? Was du sagst? Denkst du bei Penthesilea wirklich an Freiheit?«

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