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Mark betrachtete den stöhnenden Körper neben sich. Nach ihrer halsbrecherischen Flucht in diesen Maschinenraum war Rico einfach zusammengebrochen. Sein gesamter Körper glühte und er war kalkweiß. Ab und zu hustete er eine gelbrote Flüssigkeit, und allen Anwesenden war klar, dass er es nicht überleben würde, sollten sie nicht innerhalb der nächsten Stunden einen Arzt finden.
"Okay ich geh jetzt raus. Ich halte es nicht länger aus ihn so leiden zu sehen", Seana erhob sich von dem Rohr, auf dem sie die ganze Zeit über gesessen hatte und packte dabei Jackson am Handgelenk um ihn hochzuziehen, "du kommst auch mit." Jackson ließ sich vor Verwunderung widerstandslos mitziehen: "Gehen wir einen Arzt klauen?" Die Schwarzhaarige nickte: "Wer kommt noch mit?" Sie blickte ihre Kameraden an. Wenn Night mitkäme hätten sie womöglich einen Vorteil im leise vorankommen. Allerdings war er bei einem Kampf komplett nutzlos - ebenso wie sie selbst. "Ronny, komm her", bestimmte Jackson, bevor sich jemand freiwillig zur Verfügung stellen konnte. Der Braunhaarige nickte und erhob sich.
"Ist das in Ordnung Seana?", Ten blickte sie fragend an, aber diese nickte. Jetzt hatte sie zwei Leibwachen um sich rum. Musste sie ihre Waffen da überhaupt mitnehmen? Sie fühlte sich zwar noch leicht schwummrig, da sie sich erst einmal einen Betäubungspfeil gegönnt hatte, aber Miu hatte sie getragen, und so war sie nur wieder voller Energie es diesen dämlichen Leukozyten heimzuzahlen: "Lasst uns gehen Leute." "Viel Glück!", Mark brachte trotz der kritischen Situation ein Lächeln zustande, welches Seana so gut wie möglich erwiderte. Sie hatten nichts um Rico irgendwie zu helfen. War ihr Schiff überhaupt noch da? Oder hatten sie das schon in die Luft gesprengt.
Sie ließ Jacksons Hand wieder los, und vorsichtig schob sie die kleine Tür auf und kroch aus dem Kessel. Die anderen beiden waren dicht hinter ihr, als sie sich an den Stahlseilen vorbei aus ihrem Versteck kämpfte. Zu ihrem Glück waren keine Leukozyten zu sehen. Der Raum war relativ groß, und Seana konnte unmöglich in alle Nischen blicken. "Hat jemand nen Plan?", flüsterte Ronny, und linste um eine Tonne zur Tür. "Ich würde sagen wir bleiben am besten so lange unbemerkt wie möglich, und wenn wir entdeckt sind heißt es rennen oder kämpfen. Wir dürfen nur auf keinen Fall hierher zurückkehren bevor wir zu hundert Prozent wissen, dass uns niemand folgt", Seana blickte ernst in die kleine Runde, "groß andere Möglichkeiten haben wir nicht wirklich." Der Silberhaarige nickte: "Gut. Ich gehe vor. Seana du bleibst immer hinter mir, klar? Noch einen Verletzten können wir echt nicht gebrauchen." Jackson blickte in die grauen Augen der jungen Frau. Stünde er auf Frauen, würde sie sicherlich anziehend auf ihn wirken. Sie war durchaus nicht hässlich, und er bewunderte ihr Selbstvertrauen. Sie schenkte ihm ein ernst gemeintes warmes Lächeln: "Ich pass schon auf mich auf Jackson." "Können wir los?", maulte Ronny leise, und der Silberhaarige drehte sich um und führte die Drei auf die Tür zu.
Dahinter war es hell erleuchtet, und sie hörten Schritte den Gang hochkommen. Sie standen in einer Sackgasse, aber Seana wäre nicht Seana wenn sie keinen Plan hätte. Schnell zeigte sie an die Decke. Der Flur war oben rund wie in einem Bahnschacht, und die Kameras hingen unter der Wölbung an einer Art Stufe. Die Kamera, die eben auf sie gerichtet war, hatten sie zum Glück bereits bei ihrer Ankunft an diesen Raum geschrottet.
Leise zeigte die Schwarzhaarige nach oben. Jackson verstand sofort, und machte ihr eine Räuberleiter. Seanas Hände krallten sich in das staubige, steinartige Material der Decke,. Die Stufe welche die Kameras nutzten, war zum Glück stabil genug. Schließlich ließ sie sich auf die andere Seite des Ganges kippen. Unsanft schleiften ihre Hände über die raue Wand, aber dann erwischte sie den kleinen Vorsprung mit den Fingern. Abrupt klammerte sie sich fest, und hing nun über ihnen unter der Decke. "What the Heck?!", brachte Ronny nur flüsternd heraus, ehe er von Jackson nach oben gescheucht wurde.
Keine Sekunde zu spät hatten sich die Drei zwischen die Wände geklemmt. Ein Trupp Leukozyten kam um die Kurve. Niemand von ihnen blickte nach oben, sie waren sicher.
"Und jetzt?!", Ronny keuchte und seine Arme zitterten, obwohl sie gerade einmal eine Minute an der Decke klebten. Missbilligend blickte Jackson zu ihm rüber und murrte: "Jetzt müssen wir hier oben weiter." Der Braunhaarige schluckte: "W- wie jetzt...?" Aber es gab keinen anderen Weg. Wenn sie nicht von den Kameras erfasst werden wollten, mussten sie eben ungewöhnliche Wege gehen.
Keuchend und an Armen und Beinen zitternd standen die drei Viren nach einer gefühlten Ewigkeit wieder auf dem Boden. Der Bogengang war zu Ende, und das einzig erfreuliche war die Sicherheitskarte, die sie auf dem metallenen Boden gefunden hatten. Sie gehörte einem gewissen Fresh Tune, naja, hatte gehört. Seana drehte sie zwischen den Fingern und betrachtete immer wieder das Gesicht, welches auf dem Kärtchen abgebildet war. War das etwa der Typ von vorhin? Die grünen Augen würden passen. "Und was machen wir jetzt damit?", Ronny massierte sich die Schulter. "Ich denke wir können damit Türen öffnen, wie mit einem Schlüssel. Weil hier ist so eine komische Schicht...", die junge Frau strich über den schillernden Streifen, der an der Unterseite der Karte zu sehen war. Jackson nickte: "Probieren wir es aus."
Es dauerte auch gar nicht lange, bis sie an eine verschlossene Tür kamen. Sie wunderten sich zwar mal wieder warum sie noch nicht aufgeflogen waren, aber dieses Mal machten sie sich auf einen Überraschungsangriff gefasst. Alle drei liefen ständig mit gezogenen Waffen durch die Gänge, und sie redeten nicht. Kein einziges Wort fiel, bis sie an einem eisernen Tor anhalten mussten.
Ohne wirklich zu wissen was zu tun war, zog Seana die Karte durch einen Schlitz. Nichts passierte. "Soll ich mal?", bot sich Ronny an, aber Seana schüttelte den Kopf, und versuchte es ein weiteres Mal: "Vielleicht andersrum..." "Oder dieser Tune ist gar nicht dazu befugt hier reinzukommen", warf Jackson ein, und lehnte sich leise seufzend an die Wand. Wie viel Zeit ihnen wohl noch blieb?
"Das muss jetzt gehen du Drecksding!", die Schwarzhaarige gab der Wand einen Tritt, alles zitterte, nur die Tür bewegte sich keinen Meter.
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