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Navid

»Navid! Lass das endlich!« Schnaufend rannte sie halbherzig, im Wissen, dass sie ihn eh nicht einholen würde, hinter ihm her. 

Als Antwort fing er nur an zu lachen, hörte aber auf, vor ihr wegzurennen, machte halt und grinste in ihre Richtung. 

Keuchend und die Hände auf die Knie stützend blieb Seyla ebenfalls stehen. Ihre Lungen brannten durch die hektische Jagd hinter dem blond verstrubbelten Jungen. Plötzlich verlangte Ausdauer war noch nie ihre Stärke gewesen. 

»Gib es mir wieder! Und hör auf so blöd zu grinsen, ich bin eben nicht so koordiniert wie du!«

Kopfschüttelnd und lachend reichte er ihr endlich ihr Handy mit der geöffneten App. 

Als Navid das Wort ›Tagebuch‹ gelesen hatte, das er in ihrer Notiz-App gefunden hatte, war er sofort versucht gewesen, anfangen zu lesen. Doch Seyla hatte rechtzeitig das belustigen Grinsen auf seinem Gesicht entdeckt und auf den Bildschirm geschielt, um zu gucken, was denn so witzig war. Die nächste Busverbindung, nach der er eigentlich gucken wollte, weil er sein Handy 'vergessen' hatte, konnte es ja schlecht sein. 

Als Navid ihren Blick bemerkt hatte, zog er das Handy von ihr weg und hielt es über seinen Kopf. Wie immer in solchen Momenten hatte er ihr ein Lächeln, das auf den ersten Blick mitleidig wirkte, geschenkt. Aber Seyla sah genauso wie immer auch das herausfordernde Blitzen in seinen Augen, eine Sekunde bevor er von der Bank vor dem Bahnhof aufgesprungen und losgerannt war. 

»Dein Leben muss ja wirklich sehr langweilig sein, schon von der ersten Seite hatte ich einschlafen können. Hast du schon mal daran gedacht, deinen schlechten Schreibstil nicht deiner Nachwelt zu hinterlassen?« 

Trotz allem liebte er es, sie zu provozieren, aber natürlich würde sie sich nicht nach einer einzigen Stichelei aufgeben. Ohne lange darüber nachzudenken kam ihr eine herausfordernde Antwort über die Lippen: 

»Kann man von deinem Leben ja nicht behaupten. Engelchen.« 

Schon seit sie von der Welt erfahren hatte, in der sie sich schon bald zurechtfinden musste, und herausgefunden hatte, dass Navid ein Engel war, hatte er Seyla nichts darüber erzählen wollen. Auch nichts über seine Rolle als Botschafter. Regelmäßig probierte sie an die von ihm so gut gehüteten Informationen zu kommen, doch jedes Mal blockte er ab und kam ihr mit einer ausweichenden Antwort oder er wechselte gleich das Thema. 

Er meinte, sie sei noch kein Mitglied. 

Ihrer Meinung nach war das allerdings absolut kein Grund. Unaufgeklärt bei irgendwas irgendwann mitmachen zu müssen war absolut nicht ihre Wunschvorstellung. Wie sollte sie sich denn zurechtfinden, wenn sie niemand vorbereitete?

Bald schon - das wusste sie - musste sie sich entscheiden. Aber nicht, ob sie bei diesem Mist, der sie allerdings schrecklich neugierig machte, mitmachen wollte oder nicht, sondern welche Rolle sie spielen wollte. Und auch in diesem Punkt wollte ihr niemand Näheres erzählen. 

Egal, wie oft sie vergeblich versuchte, etwas Navid zu entlocken oder etwas über ihre Vorfahren aus ihrer Großmutter zu quetschen - es war, als hätte jemand sie alle verhext, damit sie ihr nichts erzählten. Ihre Großmama sagte lediglich, dass sie es selbst spüren würde, ganz plötzlich würde sie es auf einmal wissen.

Mit 16 - einen festen Zeitpunkt gab es nicht - würde sie eine Seite wählen. Entweder würde sie ein Engelswesen, wie Navid eines war, oder ein Nyklan. Und eigentlich müsste sie sich bald entscheiden, und wissen, wer sie war, wo sie hinsollte, denn ihr 17. Geburtstag rückte immer näher.

In einem Monat würde sie 17 werden und spätestens dann in ein Haus aufgenommen werden. Seyla müsste sich von ihrer Familie weitestgehend verabschieden und würde mit anderen gleichgesinnten in einer Gemeinschaft wohnen.

Mehr wusste sie nicht. Und es regte sie auf. Alles andere ließ sich herausfinden. Ob das Ergebnis der schwierigsten Matheausgabe oder ein peinliches Bild der verhassten Mitschülerin - irgendwie ließ es sich finden. Aber für diese Antwort musste sie sich gedulden, nicht gerade eine ihrer Stärken.

Sie wusste auch nicht, warum eine Seite ihr irgendwann besser erscheinen sollte als die andere. Soweit sie wusste hatten Nyklane einen schlechteren Ruf, böse Zungen behaupteten, sie würden grausam ihre Nächsten schikanieren, doch Seyla hielt das für ausgemachten Blödsinn. 

Ja - sie wusste sehr wenig darüber, aber sie kannte die Marotten der Menschen. Es wurde immer ein Sündenbock wurde gesucht und die Nyklane, die die dunklere Seite symbolisieren sollten, waren dafür perfekt geeignet. Und das man einen Bock brauchte, das was selbst bis zu ihr vorgedrungen. Die Kreise der verborgenen Welt redeten über das Gleichgewicht wie nichts anderes. Irgendwas schien die Ausgewogenheit zu stören.

Eigentlich waren Engelswesen und Nyklane geschickt worden, um für Gerechtigkeit und Gleichgewicht zu sorgen. Die Engelswesen sollten den Engeln entspringen und die Nyklane aus der »Dunkelheit« kommen, entfernt mit den Abtrünnigen wie Lucifer verwandt sein und ihre Wurzeln tief in den Kreisen der Hölle haben.

Wie viel davon wahr war und wie viel ausgedacht, wusste man nicht, aber jedes Buch, dass man darüber finden konnte handelte davon anstatt etwas Interessantes und Brauchbares über die Aufgaben dieser Wesen zu verraten.

Jedenfalls - das wusste sie - riss sie in diesem Moment ein wildes Schnipsen vor ihrem Gesicht aus ihren Gedanken. Erst jetzt realisierte sie, dass sie, dass Navid sie mit hochgezogener Augenbraue halb zweifelnd, halb fragend anguckte.

»Hör auf mit deinem Leereblick, du weißt genau, dass ich den gruselig finde. Außerdem musst noch auf meinen genialen Konter antworten, oder hat es dir etwa die Sprache verschlagen? Weißt du, ich hab nicht mal geübt. Ich glaub, du kommst echt es aus der Übung.«

Wie um aufzuwachen schüttelte sie kurz ihren Kopf riss ihren Blick von irgendeiner Stelle hinter Navid los und schaute ihn etwas glupschäugig an. Mist. Sie hatte ihm nicht zugehört.

Etwas lahm antwortete sie:

»Ich brauch doch keine Übung. Ich hielt es einfach nicht für nötig, mich dazu herabzulassen, dir zu antworten. Und jetzt komm, unser Bus kommt in einer Minute.«

Navid strafte sie mit seinem den-Spruch-hast-du-schonmal-gebracht-Blick aber hielt seinen zweifelndes Mimikkunststückchen aufrecht, wahrscheinlich weil er mir die hastige Antwort wohl nicht so hundertprozentig abkaufte. Trotzdem standen sie beide auf und stiegen in den überfüllten Bus. 

Zwanzig Minuten und fünf unangenehme Rempler im Bus später stieg Seyla mehr oder wenig schlecht gelaunt aus. Navid war schon vor zwei Haltestellen ausgestiegen und hatte sich verabschiedet. Noch so ein Punkt, sie wusste nicht, wo er wohnte, obowhl sie schon jahrelang befreundet waren.

Als sie gerade den Schlüssel in der hölzernen großen Eingangstür umgedreht hatte, hörte sie schon ihre Großmutter aus der Küche kommen. Kaum in den Flur getreten begrüßte sie Seyla schon, stellte ihr Fragen zum Nachmittag, ohne auf eine Antwort zu warten und plapperte weiter.

Seyla mochte die kleine, zupackende Frau, die selbst ihr nur bis zur Nasenspitze ging sehr, aber manchmal redete sie einfach ein bisschen viel. Und ihre Kochkünste waren nicht die ausgefeiltesten. Und sie nahm oft Wörter in den Mund, die man ihr gar nicht zutrauen würde. Kurz gesagt: Sie war die beste Oma, die man sich vorstellen konnte. 

»... ach und der ist für dich!«

Sie verstand gerade noch den halben Satz, als ihr Lilian, die ergraute Frau, die in der Küche herumwirbelte, als wäre sie nicht schon 70 Jahre alt, schon einen Brief in die Hand drückte. 

»Ich geh dann mal wieder in die Küche, ach und sag deiner Schwester, dass es in zehn Minuten Essen gibt.«

Nach zwei schnellen Küsschen auf beide Wangen, wurde Seyla förmlich die Treppe hochgeschoben und mit dem matten Umschlag in ihrer Hand verabschiedet.

»Ach und, bevor ich's vergesse: Der ist übrigens weder von Tante Getrud noch von Amaya also mach ihn bitte auch wirklich auf und verbrenn ihn nicht gleich!«

»Jaja.«

Und schon war sie in ihrem Zimmer verschwunden, durchtrennte mit einem Messer den Umschlag und zog das dichtbeschriebene Blatt aus dem Kuvert. 

Der Inhalt überraschte sie nicht, denn der Brief, auf den sie wartete und vor dem sie insgeheim Angst hatte, war es nicht.

Stattdessen war es eine Einladung. Eine Einladung zum Ball des Bürgermeisters.

Seyla hatte mit ihr gerechnet, immer hin war sie auch letztes und vorletztes und all die Jahre davor anwesend gewesen. Natürlich wurde nicht jeder eingeladen, aber da ihre Großmutter seit jeher den Ehrentitel der Stadt besaß, wurden sie wie jedes Jahr gebeten zu kommen.

Grinsend verließ sie ihr Zimmer, klopfte an dem ihrer Schwester und trat in das bunte kleine Reich ihrer zwei Jahre jüngeren Alice ein um ihr alle beiden Mitteilungen zu überbringen.


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