26| du fehlst mir
𝐂𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟐𝟔
𝟓𝟎𝟓 - 𝒂𝒓𝒄𝒕𝒊𝒄 𝒎𝒐𝒏𝒌𝒆𝒚𝒔
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Es war fünf Minuten her, seit Eden seine letzten Worte zu mir gesagt hatte.
Seitdem waren wir schweigend nebeneinander hergelaufen, das einzige Geräusch waren unsere Schritte auf dem vereisten Boden.
Ich hatte den Kragen meiner Jacke gegen den Wind aufgestellt, doch dieser kroch noch immer eiskalt meinen Nacken entlang.
Ich wusste nicht, ob ich warten sollte, bis Eden wieder redete, oder ob ich diejenige sein sollte, die als nächste etwas sagte.
Das Problem daran war nur, dass nicht wusste, was ich sagen sollte.
Den ganzen Tag lang hatte ich versucht, Eden zu verstehen, hinter seine Fassade zu blicken, um erkennen zu können, was ihn antrieb.
Doch es war, als hätte Eden eine Mauer um sich gebaut. Eine feste, graue Mauer aus Beton gegen die ich vergebens schlug und die mir die Fingerknöchel blutig werden ließ, je öfter ich es versuchte.
Eden sah stumm geradeaus, die Hände in den Jackentaschen vergraben.
Ich konnte seinen Atem in der Luft sehen, eisig und weiß.
"Es tut mir leid, was ich gesagt habe", murmelte er. Er sah kurz auf und warf mir einen fragenden, fast schon abwartenden Blick zu, als versuche er, einen Blick auf jede meiner Reaktionen zu erhaschen.
Ich nickte lautlos. Jedes Wort, was mir über die Lippen entgleiten wollte, hörte sich falsch an. Zu ungenau, um zu sagen, was ich ihm eigentlich sagen wollte. Zu uneindeutig, sodass man sie falsch verstehen konnte.
"Ich weiß", sagte ich schließlich und nach langem zögern.
Ich bemerkte Edens seitlichen Blick und spürte die Ehrlichkeit, die darin lag und das Vertrauen daran, dass meine Worte die Wahrheit enthielten.
"Kate, ich -", begann er, hielt dann jedoch inne, ehe er schneller wurde als ich, sich vor mich stellte und mich sanft bei den Schultern packte.
Diesmal war es Verzweiflung, die sich in seinen glasigen Augen widerspiegelte.
Verwirrung machte sich in mir breit und auch ein wenig Angst vor dem, was er mir sagen wollte.
"Kate, ich muss hier weg.", erklärte er. In seinen Worten lag eine Hast, als ginge es um Leben und Tod.
Ich sah ihn verständnislos an.
"Wie meinst du das, Eden?"
"Ich meine hier weg. Aus dieser Stadt, weg von diesen Leuten, diesem Wald, dem Feld. Weg von unserer Vergangenheit."
Während er redete, klang er immer verzweifelter. Seine Augen strahlten jedoch umso mehr vor Begeisterung.
"Eden, beruhige dich, du machst mir Angst.", sagte ich und nahm seine Hände von meinen Schultern.
Ich sah ihn an und betrachtete dabei die kleinen, beinahe verblassten Sommersprossen, die auf seiner blassen Haut um seine Nase herumtanzten.
"Du willst weg von hier? Und wohin willst du bitte?", fragte ich und strich sanft über seine Wange.
Eden stutzte, als würde er mich nicht ganz verstehen.
"Erinnerst du dich nicht mehr?"
Verwirrt ließ ich meine Hand sinken.
"Woran?"
"Ich hatte es dir schon gesagt. Damals, auf dieser Wiese. London, meinetwegen auch ins gottverdammte Bristol. Aber bloß weg von hier!"
Eine Träne rann über seine Wange und am liebsten hätte ich auch geweint.
"Wir können hier nicht weg, Eden.", erklärte ich mit brüchiger Stimme. Mein Hals tat auf einmal furchtbar weh und trotz der kalten Temperaturen fühlte sich mein Körper an, als würde er brennen.
"Lewes ist wie ein Gefängnis und du kommst erst heraus, wenn du deine Zeit abgesessen hast. Und wir werden hier noch eine ganze Weile bleiben, Eden."
Es tat weh, diese Worte laut auszusprechen, mehr als ich es erwartet hatte, doch die Wahrheit musste gesagt werden. All unsere Träume, Lewes hinter uns zu lassen und einfach zu verschwinden, waren nie mehr als das gewesen - Träume.
"Ich glaube, für Eden hatten sie schon immer eine größere Bedeutung gehabt, als für mich. Er war bereit dazu, so weit dafür zu gehen, wie er nur konnte."
"Du hast recht, Kate"
Aus Edens Augen schien jede Hoffnung gewichen zu sein. Unsicher, was ich noch tun, oder sagen sollte, starrte ich ihn an.
Er ließ den Kopf sinken und schlang seine starken Arme um mich.
Gott, wie ich es vermisst hatte, seine Nähe zu spüren.
Er legte seinen Kopf auf meiner Schulter ab, während seine Arme noch immer fest um meine Taille geschlungen waren.
Ich konnte ihn atmen hören und in diesem Moment war es für mich das schönste Geräusch auf Erden.
"Ich würde heute alles tun, um diesen Moment noch einmal zu erleben."
Wir verweilten noch für einige Zeit so, seine starken Arme, die mich an ihn zogen, verzweifelt und voller Angst, mich je wieder loszulassen.
Schließlich tat er es dann doch und griff nach meiner Hand, verschränkte seine Finger mit meinen und gemeinsam liefen wir durch die kalte frühwinterliche Landschaft von Lewis, vorbei an dem Feld, den alten vergiebelten Häusern und den knorrigen Bäumen, deren Blätter braun und trocken auf den gepflasterten Straßen ihre letzte Ruhe fanden.
Wir sprachen kein Wort zueinander, denn das Schweigen zwischen uns war vertraut und alles andere als unbehaglich.
Ich war so in uns verloren gewesen, dass es mich überraschte, als wir vor dem schwarzen, eisernen Gartentor von Edens Haus halt machten.
Eden seufzte entrüstet, ehe er sich gegen die steinerne Mauer lehnte, mich an sich heranzog, die eine Hand an meiner Taille, die andere strich sanft über meine Wange.
Meine Lippen formten ein Lächeln, eines, welches ich, selbst wenn ich es gewollt hätte, nicht hätte verbergen können.
Eden's Augen glänzten vor Leidenschaft und Hingabe, doch es war nichts im Vergleich zu dem Moment, in dem seine sanften Lippen meine berührten, fordernd und dennoch zärtlich.
Meine Hände glitten durch seine roten Haare, während seine mich enger an ihn zogen.
Ich legte meine Stirn gegen seine und sein Blick bohrte sich in meinen. Ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Haut und den Ansatz eines Lächelns auf seinen Lippen.
Ich hätte ihn ewig so ansehen können, doch in diesem Moment geschah etwas, was uns beide ablenkte.
Kleine, federleichte Schneeflocken fielen zu Tausenden vom Himmel - es war der erste Schnee in diesem Winter. Edens Lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, während wir beide in den grauen Himmel starrten, während uns die Schneeflocken auf die geröteten Wangen fielen.
Eden gab mir noch einen letzten Kuss, bevor er mich sanft von sich wegschob, um das dunkle Tor zu öffnen. Er schenkte mir ein Lächeln zum Abschied, ehe er sich umdrehte und den Weg entlang zu seinem Haus lief.
In diesem Moment, als ich ihm so hinterhersah, fasste ich den Entschluss, das alles hier zu beenden.
Denn verdammt, Eden war die Liebe meines Lebens und ich war bereit, alles für ihn zu tun.
end of chapter twenty-six.
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