24| Schuldgefühle
𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟐𝟒
𝒚𝒐𝒖'𝒓𝒆 𝒔𝒐𝒎𝒆𝒃𝒐𝒅𝒚 𝒆𝒍𝒔𝒆 - 𝒇𝒍𝒐𝒓𝒂 𝒄𝒂𝒔𝒉
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Noch immer brodelte alles in mir, doch so langsam vermischte sich meine Wut mit Traurigkeit und Schuldgefühlen. Ich saß da, starrte meine Wand an und machte mir Vorwürfe. Dass ich es nicht gesehen hatte und viel zu sehr auf meine eigenen Probleme fokussiert gewesen war, anstatt zu erkennen, dass Eden immer mehr daran zerbrach.
Doch gleichzeitig gab ich ihm für unseren Streit die Schuld. Er hätte mit mir reden können, anstatt es mir zu verheimlichen und sich zurückzuziehen. Ich war seine Freundin. Aber mehr auch nicht, hatte er gesagt und diese Worte hallten unaufhörlich in meinem Kopf nach. Ich liebte Eden, mehr als irgendwen anders, doch diese Worte ließen mich zweifeln, ob er diese Liebe erwiderte.
Ich ihm vertraut, als er mir in die Augen gesehen und versprochen hatte, mit dem Trinken aufzuhören. Und ich hatte ihm geglaubt.
Blindes Vertrauen war jedoch nicht immer das, was eine Partnerschaft aufrecht erhielt. Manchmal musste man, um auf den anderen Acht zu geben, mehr als nur Vertrauen aufbringen, auch wenn es am Anfang falsch erscheint.
Den Rest des Tages verbrachte ich im Bett. An lernen war nun nicht mehr zu denken, aber in Chemie war ich sowieso schon immer ein hoffnungsloser Fall gewesen. Ich überlegte, Piper anzurufen oder ihr eine Nachricht zu schreiben, verwarf diesen Gedanken jedoch gleich darauf.
Jedes andere Mädchen wäre in dieser Situation vermutlich in Tränen ausgebrochen, doch das Einzige, an das ich denken konnte war, dass Eden mich belogen hatte. Über mehrere Wochen hinweg.
Gegen zehn, während ich schon seit einer halben Stunde versuchte zu schlafen, entschloss ich mich schließlich dazu, etwas zu tun, was ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan hatte.
Ich lief auf nackten kalten Füßen in die Küche, setzte Wasser auf und zog eine Teetasse aus einem der Regale.
Durch die geöffnete Balkontür drang kalte klare Nachtluft in den Raum.
Während das Wasser kochte ging ich in mein Zimmer zurück, öffnete eine meiner Schreibtischschubladen und holte ein kleines blaues Notizbuch hervor.
In eine Decke gehüllt, mit Notizbuch, Stift und heißem Salbeitee setzte ich mich auf den Balkon.
Dunkelheit umhüllte Lewis, machte es fast unsichtbar, als wäre es in der Nacht weniger real, als es am Tag war.
Ich knipste die kleine Tischlampe an, die auf dem Glastisch stand und spärlich das Notizbuch erleuchtete.
Im Sommer hätte man Grillen zirpen gehört, doch jetzt im Winter war es gespenstisch still.
Schon immer schien in der Nachtluft für mich alles klarer zu werden, als hätte mir jemand die Binde vor den Augen abgenommen, sodass ich nun deutlich sehen konnte. Zudem tat es manchmal gut, einfach alles aufzuschreiben.
Jeden Gedanken, der einen beschäftigt festzuhalten und auf Papier zu bringen. So erschienen sie mir weniger beängstigend, als wären sie wirklich nur schwarze Worte auf weißem Papier.
Ich blickte noch einmal in die tiefdunkle Umgebung, als könnte ich doch noch erkennen, wie sich der Nebel über die Felder zog, ehe ich den Stift ansetzte:
Manchmal hilft es, einfach alles aufzuschreiben. Ich denke, dass es mir dabei hilft, zu verarbeiten, was mir zu schaffen macht.
Eden und ich sind nicht perfekt.
Das ist nicht schlimm, denn keine Beziehung ist perfekt und nach Perfektionismus zu streben ist das, was einen am Ende unglücklich macht.
Doch das, was Eden getan hat, kann ich dennoch nicht einfach so übersehen und beiseite schieben, wie ich es mit Hausaufgaben oder Haushalt tun könnte.
Eden ist kein Gegenstand, den ich einfach so ignorieren kann. Er ist das, was mich lange von all dem abgelenkt hat, was um mich herum kaputt war.
Doch genau deshalb habe ich nicht bemerkt, dass wir ebenso kaputt sind.
Eden versucht das zu ignorieren, indem er trinkt. Vermutlich hilft ihm das dabei, die Realität so zu sehen, wie er sie sich wünscht. Und ich wünschte, ich könnte das auch. Einfach loslassen und mit Eden den falschen Weg einschlagen, denn ich weiß, dass er bei mir sein wird und wir diesen Weg gemeinsam gehen können.
Doch am Ende dieses Pfades wird nichts Gutes auf uns warten. Als würden wir in die Dunkelheit abbiegen und nicht in das Licht und uns so Im Dickicht verlaufen.
Aber es ist schwer, Eden davon zu überzeugen, dass der andere Weg der ist, der uns beiden am Ende helfen wird. Seine Sicht ist durch den Alkohol getrübt und auch meinte Sicht ist alles andere als klar. Alles, was ich weiß, ist dass wir nicht bis in alle Ewigkeit an dieser Weggabelung stehen bleiben können. Es wird auch kein dritter Weg aus dem Nichts auftauchen, der uns einen Ausweg bietet.
Wir müssen uns entscheiden. Ich muss mich entscheiden.
Aber ich möchte nicht ohne Eden gehen.
Eine Träne tropfte auf die Hand, mit der ich schrieb. Mit dem Handrücken wischte ich mir über die Augen und starrte anschließend auf die beschriebenen Seiten vor mir. Ich zweifelte daran, ob ich selbst verstand, was ich soeben geschrieben hatte, doch zu diesem Zeitpunkt glaubte ich fest daran, dass es die Wahrheit war.
Ich war davon überzeugt, dass es nur diese Möglichkeiten gab und hätte ich damals schon gesehen, was am Ende dieser beiden Wege geschah und dass keiner davon der richtige war, dann hätte ich vermutlich anders entschieden.
Doch die Zukunft ist wie das leere Blatt, das man noch nicht beschrieben hat. Du kannst es anstarren und versuchen die unsichtbaren Wörter zu lesen, um zu verstehen, was dir die Zukunft bringt, doch du wirst sie nie richtig sehen können, bevor du sie nicht selbst geschrieben hast.
end of chapter twenty-four.
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