19| Getreidefelder, Teil 2
𝐜𝐡𝐚𝐩𝐭𝐞𝐫 𝟏𝟗
𝒑𝒓𝒆𝒚 - 𝒕𝒉𝒆 𝒏𝒆𝒊𝒈𝒉𝒃𝒐𝒖𝒓𝒉𝒐𝒐𝒅
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Piper war so aufgeregt, dass sie beim Laufen beinahe gegen einen älteren Herren in einem grauen Mantel gestoßen wäre. Ärgerlich drehte er sich nach ihr um, unterdrückte aber einen Kommentar.
Piper lief fröhlich weiter und steuerte bereits den ersten Laden an, während Harold und ich und bemühten, hinterherzukommen und sie nicht in der Menge zu verlieren.
Voller Elan schwang Piper die Tür eines Ladens auf und verschwand in im nächsten Moment in seinem Inneren.
Harold und ich folgten ihr.
Wärme kam mir entgegen, gefolgt von dem Geruch nach teurem Parfüm.
Der Laden war zum Glück nicht allzu voll, weswegen es auch recht ruhig war.
Piper tänzelte an den runden Kleiderständern vorbei und strich dabei mit der Hand über jedes einzelne, als könne sie so spüren, welches Kleid zu ihr passte.
"Ich lass' euch zwei Mädchen dann mal alleine.", sagte Harold zu mir und deutete mit dem Kopf auf einen Sessel in der Nähe, der vermutlich extra für gelangweilte Ehemänner und Väter dort aufgestellt worden war. Ich nickte und sah wieder zu Piper, die mir nun entgegenkam.
"Worauf wartest du, Kate?", fragte sie und warf mir einen verständnislosen Blick zu.
"Oh Gott", stöhnte sie, als ich unschlüssig stehen blieb, "Du bist so langweilig, warum bin ich eigentlich mit dir befreundet?"
"Du kannst mich mal.", entgegnete ich lachend und ließ mich von Piper durch den Laden ziehen.
Sie entdeckte bereits nach den ersten zwei Minuten gleich drei Kleider, die sie in Betracht zog und verschwand damit in der Umkleide.
Wenig später zog sie die Vorhänge beiseite und präsentierte ihre erste Auswahl.
Es war dunkelblau und Pipers blonden Haare schienen dadurch gold zu leuchten.
Sie drehte sich einmal um sich selbst, nachdem ich sie dazu aufforderte und die Pailleten unten am Kleid reflektierten das Licht der Deckenlampen.
Piper warf einen skeptischen Blick in den Spiegel.
"Hm", machte sie, "Ich weiß nicht."
Sie zuckte mit den Schultern und drehte sich erneut, versuchte jedoch, den Spiegel im Blick zu halten.
"Du siehst fantastisch aus, Piper. Was gefällt dir daran nicht?", fragte ich mit hochgezogener Augenbraue.
Piper zuckte nur erneut die Schultern.
"Der Ausschnitt...,die Taille, ach, keine Ahnung."
Mit müden Augen sah sie an sich hinab und dann auf das nächste Kleid, dass noch am Bügel hing.
Erneut zog sie die Vorhänge zu und erneut erstrahlte sie in einem atemberaubenden Kleid, doch auch mit diesem war sie nicht zufrieden.
Da weder Piper noch ich in diesem Laden etwas finden konnten, schlenderten wir weiter die Einkaufsstraße Londons entlang. Wir mussten nicht einmal weit laufen, als Piper bereits ihr nächstes Ziel ansteuerte.
In diesem Laden lagen die Kleider jedoch in einer Preisklasse, die sich keiner von uns leisten konnte, weshalb wir nicht lange blieben.
Unterwegs kaufte Pipers Dad für uns alle Kaffee, der meine eiskalten Hände wärmte, während wir uns weiter an den Leuten vorbeidrängten.
"Wenn ich Piper beschreibe, habe ich immer das Gefühl, ein kleines Mädchen zu beschreiben. Eines, dass so verloren in seiner kleinen perfekten Welt ist, in der sie lebt. Denn so war es auch bei Piper. Sie wollte die Realität nie sehen wie sie war."
Wir wichen von der Oxford Street in die Seitenstraßen aus, in der kleinere Geschäfte Platz gefunden hatten.
Gemeinsam schlenderten wir durch die Gassen und je länger wir das taten, desto mehr fing es an, mir Spaß zu machen.
Harold lief immer stumm hinter uns her, während Piper über ihren Geschichtslehrer lästerte.
Wir kamen einer kleinen Boutique näher, deren Schaufenster von Kronleuchtern erhellt wurden und die Pailletten auf den ausgestellten Kleidern funkeln ließen.
Als Piper die Tür öffnete ertönte das leise Klingeln von Glocken, die über der Tür angebracht waren.
Bis auf uns, einer Verkäuferin und einer anderen Kundin war es leer in dem Laden.
Ich folgte Piper von einem Kleiderständer zum nächsten, während ihr Dad schon einen neuen Sessel gefunden hatte, in dem er es sich nun gemütlich gemacht hatte.
Gemeinsam durchsuchten wir jedes einzelne Kleid, bis wir am Ende jeder einige hatten, die zur Auswahl standen.
Die Verkäuferin, eine kleine alte Dame mit grauen Locken und einer langen Perlenkette um den Hals, beobachtete uns schmunzelnd. An meinem Arm hingen bestimmt zehn Kleider, die Piper mir einfach immer gereicht hatte und bei denen sie die Überzeugung hatte, dass sie an mir fantastisch aussehen würden.
Sie selbst hatte sich für vier Kleider entschieden, die nun an der Innenseite ihrer Umkleidekabine hingen und darauf warteten, anprobiert zu werden.
Der Reihe nach probierten wir die Kleider an.
Während sich Piper in der Umkleide mit ihrem Reißverschluss abmühte, wartete ich draußen vor ihrer Umkleide.
Mein Blick fiel in den großen Spiegel, der an der Wand hing und der von einem goldenen Rahmen umgeben wurde.
Erst jetzt wurde mir bewusst, wie blass meine Haut eigentlich war. Während Piper hier in England eine fast schon exotische Bräune hatte, sah ich schon beinahe krank aus.
Dazu kamen die schwarzen, schulterlangen Haare und die blauen Augen, die das ganze nur umso mehr betonten.
Die Türklinke der Umkleide riss mich aus meinen Gedanken.
"Wow."
Das war das einzige, was ich hervorbrachte.
Piper sah atemberaubend aus. Sie trug ein hellblaues kurzes Kleid, dass bis zur Hüfte eng war und zum Ende hin etwas weiter wurde.
"Was?", fragte sie, obwohl sie wusste, dass ihr das Kleid perfekt stand. Typisch.
Dann grinste sie wie ein kleines Mädchen, wenn es Bonbons bekommt und verschwand wieder hinter der Tür der Umkleide, nur um eine Sekunde später wieder rauszukommem und zu fragen, ob ich ihr mit dem Reißverschluss helfen könne.
Während Harold in seinem Sessel schon fast einschlief, entschied ich mich für ein Recht schlichtes, dunkelrote Kleid.
Es war rückenfrei, was mich eigentlich sonst immer störte, doch hier schien es richtig zu sein.
Harold seufzte erleichtert, als wir mit zahlen fertig waren und durch die Kälte Londons zum Auto zurückliefen.
Erst als wir die Stadt vollkommen hinter uns ließen und die Felder wieder die Straße umgaben merkte ich, wie sehr ich das gebraucht hatte. Abstand zu Lewis, zu unseren Problemen, zu meinen Eltern und tatsächlich auch zu Eden.
Er war verändert gewesen in letzter Zeit und ich hoffte, dass er auf magische Weise wieder der alte Eden wurde, der mein Herz erobert hatte.
"Dass Magie nicht existierte wusste ich damals schon, doch ich klammerte mich sehnsüchtig an diesen Gedanken, als würde er mich vor dem Ertrinken bewahren."
end of chapter nineteen.
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