Kapitel 57. Verlust
Gleich zu Anfang, dieses Kapitel ist aus der Sicht von zwei Personen geschrieben, also nicht wundern.
Marleene
Am dunklen Firmament sah man vereinzelt Sterne leuchten. Nie hätte Marleene gedacht, dass sie sich einmal so freuen würde einfach den Himmel und die Landschaft um Hogwarts herum zu sehen.
Endlich war die Schlacht vorbei und bis auf einige Kratzer an Armen und Beinen hatte sie keine Verletzungen aufzuweisen. Remus, der die ganze Zeit Seite an Seite mit ihr gekämpft hatte, schaltete eine Acromantula aus und wandte sich dann ihr zu. "Merlin es ist vorbei, es ist endlich vorbei" seufzte Marleene während sie in seine Arme sank. Kurz herrschte eine einträchtliche Stille zwischen ihnen und sie stimmten im Geiste einander zu ,dass das die furchtbarste Nacht in ihrem bisherigen Leben war. Marleene schloss die Augen und sofort fluteten die Bilder wieder ihren Geist. Bilder von grausamen Mord und Folter, Bilder wie Bekannte, ja vielleicht sogar Freunde starben und am schlimmsten, Bilder, von den Menschen die sie getötet hatte. Diese Erkenntnis durchfuhr sie wie ein Stromschlag und sie begann zu schluchzen. "Hey, alles gut, es ist doch vorbei. Ich sorge schon dafür, dass niemand der hier noch lebt dir etwas zuleide tut Sonnenschein" versprach Remus ihr sanft. "Und was ist mit denen die tot sind?" fragte Marleene mit brüchiger Stimme. Der Junge schien zu verstehen. "Ich habe sie getötet Remus, ich habe heute Menschen umgebracht. Ich konnte ihre Augen sehen, verdammt, manche hatten mich nicht einmal angegriffen und meinetwegen sind sie nicht mehr am Leben!" brachte sie hervor. Marleene war einfach nur angewidert von sich selbst, Todesser hin oder her, sie konnte doch nicht einfach Menschen töten. "Marleene, was heute hier passiert ist war reine Notwehr, du konntest nichts dafür, es war nicht deine Schuld" versuchte er sie zu besänftigen. Aber so einfach war das nicht, die Menschen mussten ihr erst vergeben, vielleicht könnte sie sich dann auch selbst verzeihen.
Aber wie sooft hatte das Leben andere Pläne und etwas traf sie am Rücken. Ein leichtes Ziepen, wie bei Muskelkater, mehr war es nicht, doch trotzdem tastete sie vorsichtshalber ihren Rücken ab. Als Marleene ihre Hand anschaute wurde sie leichenblass, die Hand hatte sich blutrot gefärbt. Auch die Schmerzen nahmen ihre wahre Form an und geschockt sank sie in Remus' Arme. Sie atmete panisch und war nicht im Stande etwas zu sagen oder der gleichen. Remus schien mindestens genauso geschockt zu sein und er versuchte sie zu beruhigen. Zur gleichen Zeit spürte Marleene auch wie er einen Gegenstand aus ihrem Rücken zog. Es war ein kleiner Dolch, auf dessen Oberfläche eine schwarze Flüssigkeit glänzte, welche definitiv kein Blut war.
Die Schmerzen waren mittlerweile kaum noch auszuhalten und ihre Atmung ging immer flacher und schneller, während ihre blauen Augen angstvoll und schmerzerfüllt hin und her huschten. Beiden war klar das dieser Dolch vergiftet war und Remus hob Marleene an, um sie in den Krankenflügel zu bringen. "Verdammt, wir müssen uns beeilen, ich hab keine Ahnung von Giften und menschlicher Anatomie" versuchte er die Stimmung zu lockern und sie lächelte verständnisvoll. Doch kaum war der Junge ein paar Schritte mit ihr gelaufen, fühlte sie etwas Neues, Schreckliches. Ihr war so unendlich kalt und gleichzeitig fühlte es sich auch so an, als würde Dämonenfeuer durch ihre Adern fließen. Und ab diesem Moment wusste Marleene dass es zwecklos war, das Gift kroch unaufhaltsam und schnell durch ihre Venen, während sie dabei verblutete. Mit schwindender Lebenskraft versuchte sie trotz ihrer Schmerzen noch etwas zu Remus zu sagen. "Re... Remus, du musst mir versprechen wieder glücklich zu werden und mir zuliebe, bitte hör doch auf so ernst zu schauen." "Gib nicht auf Marleene, bitte, das darfst du nicht!" rief er verzweifelt. "Oh Remus, der Tod gehört nunmal zum Leben dazu, ohne den Tod gibt es kein Leben, so wie es ohne Dunkelheit kein Licht gäbe und es ist auch nicht so, dass ich keine Angst hätte, die habe ich durchaus, aber mein Leben war gut, ich hatte dich. Ich hoffe nur wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dass mir die Menschen, die ich getötet habe vergeben." Noch nie hatte sie sich vorgestellt wie es war zu sterben und nun dem Tode so nah war es beinahe eine Erwartungshaltung, aber nur beinahe.
Ein Schleier legte sich über ihre Sicht und alles schien zu verblassen. Mit letzter Kraft zupfte sie ihn am Ärmel und schaute ihn vielsagend an. Er verstand und legte seine Lippen sanft auf ihre. So sanft, so leidenschaftlich und so traurig, dass war Marleenes erster Kuss, scheinbar aber auch ihr letzter.
Der Schleier über ihrer Wahrnehmung wurde immer dicker und so wurden auch die Schmerzen weniger, aber zu welchem Preis? "Marleene? Marleene! Komm schon, lass mich nicht allein, bitte, du musst leben, ich muss dir doch noch etwas sagen" schluchzte Remus verzweifelt. "Ich liebe dich" hauchte sie und der Angesprochene konnte nur nicken. Dann, glitt sie langsam in diesen gewissen Zustand zwischen Leben und Tod. In weiter Ferne erklang eine Kinderstimme, die fast so klang wie die ihrer kleinen Schwester.
Seltsam, sie stand plötzlich schmerzfrei, aber verwirrt neben sich selbst. Ihr war klar, dass er es nicht merken würde, trotzdem ging Marleene ein letztes Mal zu ihm und legte ihre Arme um seinen Hals. "Bitte pass auf dich auf und denk manchmal an mich" wisperte sie, bevor sie endgültig in dem goldenen Licht verschwand und zu ihrer Familie ging. Leise und wie durch ein Delirium hindurch erklang noch ein letzter, qualvoller Schrei und den Jungen so gequält zu hören war für Marleene schlimmer als alle Tode die sie jemals sterben musste zu sterben. Aber es musste so sein, irgendwann fand jeder Frieden, sogar Remus.
~
Remus
Himmelskörper waren für Remus immer nur ferne und unerreichbare Punkte im Weltall gewesen. So unscheinbar, nichtssagend und bedeutungslos, nur den Mond fürchtete er wie nichts anderes. Der Tod war ihm egal, fürchterliche Bestien wie Basilisken und Todesfeen auch, er war ja selbst eine Bestie. Und er fürchtete den Mond, nicht wegen der Verwandlung, sondern weil es ihm immer wieder zeigte, das Menschlichkeit und Güte nicht nur bei herzlosen Bestien wie verschwunden waren, scheinbar auch in der grausamen, barbarischen und egoistischen Gesellschaft heute. Aber dieses blonde Mädchen hier neben ihm war anders, dieses blonde Mädchen hier war etwas Besonderes.
Hinter sich vernahm er ein lautes Klicken und dank seiner hohen Reaktionsgeschwindigkeit kam niemand zu Schaden, er hatte die Acromantula vorher zur Strecke gebracht. Mit den Worten: "Merlin, es ist vorbei, es ist endlich vorbei" ließ sie sich in seine Arme sinken. Es war ein unfassbar schönes Gefühl Marleene im Arm zu halten, sie war so zart, sanft und zerbrechlich.
Sie krallte sich ängstlich in seiner Jacke fest und beschwichtigend flüsterte er: "Hey, alles gut, es ist vorbei. Ich sorge schon dafür, dass niemand der hier noch lebt dir etwas zuleide tut Sonnenschein." "Und was ist mit denen die tot sind?" fragte sie mit brüchiger Stimme. Darauf wusste Remus keine Antwort. "Ich habe sie getötet Remus, ich habe heute Menschen umgebracht. Ich konnte ihre Augen sehen, verdammt, manche hatten mich nicht einmal angegriffen und meinetwegen sind sie nicht mehr am Leben!" schrie sie verzweifelt. Marleene hatte einfach ein zu großes Herz, die Erlebnisse von dieser Nacht waren grausam und doch taten ihm seltsamerweise die Menschen nicht leid, sie hatten sich entschlossen Kummer, Leid und Tod unter die Menschen zu bringen, dafür bekamen sie von Remus kein Mitleid. "Marleene, was heute hier passiert ist war reine Notwehr, du konntest nichts dafür, es war nicht deine Schuld" besänftigte er sie. Noch immer sehr skeptisch drein schauend versank sie, genau wie er selbst, wieder in Gedanken. Zumindest bis sie irgendwie komisch zusammenzuckte. Wie aus Reflex tastete Marleene ihren Rücken ab und als sie die Hand wieder hervorholte war diese blutrot gefärbt. Leichenblass und geschockt sank sie in seine Arme. Was war mit ihr, würde sie es überleben? Viele ähnliche Fragen gingen ihm im Moment durch den Kopf, doch diese zu beantworten war nun keine Zeit, er musste Marleene retten. Remus zog rasch etwas aus ihrem Rücken, ein kleiner Dolch, auf dessen Oberfläche eine schwarze Flüssigkeit glänzte, welche definitiv kein Blut war. Oh Gott, sie war vergiftet worden. Mit ihr auf dem Arm sprang Remus auf und wollte in Richtung des Krankenflügels rennen, doch er kam nicht weit. In seinen Armen war Marleene förmlich in sich zusammengesackt. Sanft legte er sie, noch immer in den Armen haltend auf dem Boden ab. Ihre blauen Augen flackerten angstvoll und schmerzerfüllt hin und her. Oh Gott sie war eiskalt, nur am Handgelenk schien sie zu brennen. Sie musste überleben, sie konnte nicht sterben, nicht Marleene. "Re... Remus, du musst mir versprechen wieder glücklich zu werden und mir zuliebe, bitte hör doch auf so ernst zu schauen" erklang ihre dünne Stimme. Wie schaffte sie es denn in einer solchen Situation noch ansatzweise humorvoll zu sein? Sie lag im Sterben! "Gib nicht auf Marleene, bitte, das darfst du nicht!" rief er verzweifelt, doch tief in seinem Herzen wusste Remus, dass sie sich bereits aufgegeben hatte. "Oh Remus, der Tod gehört nunmal zum Leben dazu, ohne den Tod gibt es kein Leben, so wie es ohne Dunkelheit kein Licht gäbe und es ist auch nicht so, dass ich keine Angst hätte, die habe ich durchaus, aber mein Leben war gut, ich hatte dich. Ich hoffe nur wenn es ein Leben nach dem Tod gibt, dass mir die Menschen, die ich getötet habe vergeben."
Ihre Worte waren so wahr, aber er konnte nicht zulassen, dass sie ging, er konnte nicht zulassen das sie starb. Ein leichtes Zupfen an seinem Ärmel riss ihn aus seinen Gedanken, Marleene schaute ihn vielsagend an. Diese wunderschönen, dunkelblauen Augen, die jedes Mal aussahen wie die Tiefen des Meeres, als würde man unendlich weit in ihnen versinken können. Ohne den Blick von ihren Augen zu nehmen legte Remus seine Lippen auf ihre. Sie waren so sanft und weich, dass hier war sein erster Kuss und er war froh ihn Marleene schenken zu können, denn bei einer anderen hätte er es garnicht gewollt. Tränen rollten seine Wangen herunter als ihr Blick immer glasiger und abwesender wurde. Was wenn er sie verlor? Auf diesen Gedanken hin machte sich ein beklemmendes Gefühl in ihm breit, wie gelähmt, unfähig sich zu bewegen, spürte er den Schmerz in seinem Inneren. Er wütete wie ein Sturm auf dem Ozean, der in seiner unbändigen und blinden Trauer alles mit sich riss, was ihm in den Weg kam. "Marleene? Marleene! Komm schon, lass mich nicht allein, bitte" schluchzte Remus verzweifelt. "Ich liebe dich" hauchte sie und ihre Stimme war nicht mehr als ein leises Flüstern. 'Ich liebe dich doch auch so sehr!' wollte er rufen, konnte aber nur nicken. Sie erschlaffte in seinen Armen. "Nein, Marleene, Marleene tu das nicht, bitte. Ich liebe dich so sehr, du bist stark, du musst kämpfen, tu es für mich, für uns" weinte er, während auch er nun in sich zusammensackte. Ein leichter Hauch um seine Schultern verwirrte ihn, aber noch mehr der Wind, der zu flüstern schien: "Pass auf dich auf und denk manchmal an mich". Remus schaute auf und erblickte ihre Silhouette, wie sie in das Licht des goldenen Sonnenaufgangs schritt, so dachte er jedenfalls, denn je mehr sie verblasste, desto mehr verblasste auch das Licht.
Ein letzter gequälter Schrei kam ihm über die Lippen, bevor er in seiner Trauer versank.
Remus hielt das Mädchen nach Stunden noch immer fest umklammert, sie war noch warm, ihre Augen geschlossen und die Wangen leicht rosig, es sah fast so aus als würde sie schlafen, wäre da nicht die riesige Blutlache, in der der Junge verzweifelt kniete, er hatte seinen Gegenpart verloren, seine Julia, seinen Deckel oder wie auch immer man es nennen mochte, die ohnmächtige Trauer überkam ihn und alles wurde schwarz, nur Marleenes blaue Augen schienen ihn bis in die Dunkelheit zu verfolgen.
Bin ich die einzige die geweint hat? Wahrscheinlich schon. Mich braucht ihr jetzt auch nicht so vorwurfsvoll anschauen, J.K.Rowling hat gesagt das sie sterben muss. Ich habe Marleene lieber als Heldin in den Armen von Remus sterben lassen als allein in irgendeiner Gasse.
Soll aufgeklärt werden wer sie getötet hat? Wenn ja bräuchte ich eure Kreativität also einen Namen und ein Motiv. Ich hoffe ich habe einigermaßen die Emotionen rübergebracht, die ich vermitteln wollte.
Bis zum nächsten Mal, eure Annie😙
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