8. Morning
October 6th, 2024
Die pralle Sonne erhellt mein Gesicht und ich bin relativ schnell wach. Mein Bauch macht sich mit einem lauten Knurren bemerkbar. Auch neben mir höre ich das Rascheln einer Bettdecke und ich sehe, wie sich Chan seine Augen reibt. Seine Haare erinnern mich an ein wirres Vogelnest und ich muss leicht kichern. Ich bin mir aber sehr sicher, dass Chan auch das gleiche bei mir denkt.
Er wirft mir ein zartes Lächeln zu und schwingt anschließend seine Beine aus dem Bett. Ein Blick in das Bettenlager sagt mir, dass wir anscheinend die letzten sind, die noch geschlafen haben. Die anderen Matratzen sind bereits leer und leise, entfernte Stimmen dringen in meine Ohren. Sie haben sich wahrscheinlich extra weiter weg gesetzt um uns nicht zu stören.
Auch ich hebe meine Füße aus dem weichen Nachtquartier. Der ganze gestrige Tag steigt in meine Gedanken und ich erinnere mich an unsere mehr oder weniger aussichtslose Situation. Im Inneren hatte ich gehofft, dass alles nur ein Traum war aber da ich erneut hier stehe, mit Stray Kids an meiner Seite, kann das schon mal definitiv nicht der Fall sein. Ob es meiner Familie und meinen Freunden gut geht? Egal wo sie auch sein mögen, ich hoffe das Beste für sie... Dieser Gedanke macht mich traurig. Was ist, wenn ich sie nie wieder sehen werde? Irgendwie muss es doch einen Weg hier raus geben.
Bevor ich aufstehe, strecke ich meine Arme in die Höhe, um die ganze Anspannung des gestrigen Tages von meinen Schultern fallen zu lassen. Letzten Endes bringt es mir nichts, wenn ich negativ denke. Lieber sammle ich meine Kraft um irgendwie eine Lösung zu finden, anstatt sie mit Negativität zu verschwenden.
Felix kommt zu uns gelaufen, nachdem er bemerkt hat, dass wir wach geworden sind. „Na, habt ihr gut geschlafen?" Dabei lächelt er uns freundlich an. Der Tonfall in seiner Stimme deutet darauf, dass der Rest der Gruppe bereits ein Stück auf uns zu warten scheint.
Chan und ich nicken als Antwort und ich muss sagen, dass ich wirklich außerordentlich gut geschlafen habe. Sowohl mein Körper, als auch mein Geist scheinen hell wach zu sein und ich kann mich nicht daran erinnern auch nur einmal wach geworden zu sein. Normalerweise habe ich eher Schwierigkeiten mit dem Einschlafen und in der Nacht wälze ich mich für gewöhnlich im Bett herum. Unsere Situation scheint auch positive Aspekte mit sich zu bringen.
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„Wie ist unser Plan? Also machen wir etwas um herauszufinden, was passiert ist, oder warten wir ab?", fragt Hyunjin in die Runde.
„Ich bin mir zwar nicht sicher, ob das etwas bringt, aber wir könnten in eine Bibliothek gehen oder in Archiven recherchieren, ob jemand so etwas schon einmal erlebt hat.", schlägt Seungmin vor und ich finde die Idee recht einfallsreich. Wenn es jemanden gibt, der das Selbe durchlebt hat wie wir es gerade tun, dann muss es auch Aufzeichnungen geben, wie er es wieder in die normale Welt geschafft hat. Oder ist das vielleicht doch etwas zu weit her geholt?
Nachdem niemandem etwas Besseres einfällt, stimmen wir alle zu. Außerdem haben wir eh nichts Anderes zu tun. Mein Blick schweift durch die Runde und erst da fällt mir auf, dass Minho gar nicht bei uns ist. Vergewissernd schaue ich auch hinter mich aber weit und breit ist keine Spur von dem Tänzer zu sehen.
Wie ein Kind zupfe ich an dem Ärmel von Felix, bis er zu mir blickt. „Hast du Minho gesehen?" Etwas überrascht dreht der blonde den Kopf aber zuckt dann mit den Schultern. Flüchtig sucht er den Raum nach dem Braunhaarigen ab.
„Vorhin war er noch da, vielleicht ist er mal frische Luft schnappen gegangen.", gibt er mir als Antwort und geht dann weiter um Changbin etwas mitzuteilen, was ich jedoch nicht verstehen kann. Der Gedanke, dass Minho vielleicht draußen ist, um frische Luft zu schnappen, beruhigt mich ein wenig. Dennoch bleibt ein seltsames Gefühl in mir zurück. Es ist fast so, als wüsste der blonde mehr. Vielleicht hatte er ja mit Minho geredet. Aber ich will nicht weiter nachbohren. Ich respektiere Minho sowohl als Idol als auch als Person, das heißt, ich sollte mich nicht in seine Angelegenheiten einmischen. Aber trotzdem fühlt es sich so an, als ob er mir absichtlich aus dem Weg geht.
Aber egal wie oft ich mir einrede, dass ich es einfach sein lassen und Minho in Ruhe lassen sollte, meine Neugier zerfrisst mich von innen heraus. Immer wieder finde ich meine Gedanken um ihn kreisen. Ob sein Verhalten an mir liegt?
Ein Geräusch von der Tür ausgehend, lässt mich aufschauen. Es ist Minho, der mit einem neutralen Gesichtsausdruck zu uns marschiert. Sofort fallen mir seine etwas geröteten Augen auf aber ich kann nicht sagen, ob seine Augen nur rot sind, weil er sie vielleicht gerieben oder gegähnt oder er sogar geweint hat. Sein Blick trifft kurz meinen, bevor er sich zu Chan gesellt und mit ihm zu flüstern beginnt.
Ich runzle meine Stirn aber lasse mich nicht weiter davon irritieren. Was auch immer es ist, es geht mich nichts an. Manchmal scheine ich zu vergessen, dass ich diese Menschen, die ich seit Jahren auf Bildschirmen bewundere, gar nicht kenne. Es sind im Prinzip fremde Personen. Sie kennen mich nicht und auch ich kenne sie nicht. Das sichere Gefühl welches von der Gruppe ausgeht ist im Prinzip nur ein Scheindenken, welches sich durch die vielen Videos, die ich von ihnen gesehen habe, entwickelt hat.
Aufbruchsstimmung kommt auf und ich folge den anderen, als sie das Bettenlager verlassen. Draußen ist der Himmel weiterhin klar und die Sonne schafft es mir eine wohlige Gänsehaut auf meinen Körper zu zaubern.
Chan bleibt auf der Straße stehen und wendet sich zu uns. Sein Blick schweift über die Gruppe, während er scheinbar überlegt, wie wir am besten vorgehen. Es sieht aus, als ob er mit seinen Augen kurz durchzählt und sich vergewissert, dass auch alle da sind.
„Bevor wir in eine Bibliothek gehen, sollten wir uns neue Anziehsachen suchen. Ich denke auch eine Dusche würde uns allen guttun.", schlägt er vor. „Weiter die Straße entlang gibt es bestimmt Klamottenläden, in denen wir uns etwas ausleihen können, vielleicht gibt es darin auch ein Bad, wo sich jeder auffrischen kann."
Sein Vorschlag wird von allen befürwortet, und so setzen wir unseren Weg fort. Schnell kommen wir zu einer Modeboutique. Die Kleidung in den Schaufenstern sieht nicht nur hochwertig, sondern regelrecht verlockend aus. Beim Anblick der Preisschilder muss ich schlucken; hier handelt es sich definitiv nicht um den gewöhnlichen Einkaufsbummel. Ganz normal aussehende Jeans für 530 Euro und von den Anzügen mag ich gar nicht anfangen zu sprechen.
Meine Familie ist weder reich noch arm aber nicht in meinen Träumen hätte ich mir erdenken können, je in solch einen Laden zu treten. Ein Geschäft in dem es von Gucci, über Prada bis hin zu Tom Ford alles gibt...
Ohne zu zögern betreten wir das Gebäude, und der Anblick im Inneren raubt uns förmlich den Atem. Die Boutique ist gut sortiert und bietet von Unterwäsche über normale Alltagskleidung und edlen Anzügen eine breite Auswahl. Wir schlendern durch die Regalreihen, bewundern die exquisiten Stoffe und lassen uns von den verschiedenen Styles inspirieren.
Chan scheint einen Plan zu haben und dirigiert uns zu den verschiedenen Abteilungen. „Jeder sucht sich etwas Passendes aus, und dann treffen wir uns vor der Umkleide", schlägt er vor. Als ob die anderen auf genau dieses Kommando gewartet haben, teilen sie sich auf und durchforsten die Regale. Einige Sekunden stehe ich überfordert in der Mitte der Boutique aber mache mich dann auch schnell auf den Weg um noch etwas nach meinem Geschmack zu finden.
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