Kapitel 6
»Sollen wir auf dich warten?«, fragte Adam am Abend, als Harry sich bereits fertig machte, um zum Nachsitzen zu gehen.
»Nein schon gut. Es wird sicher spät«, sagte Harry und starrte auf den Boden.
»Wir machen das aber gern«, sagte Taylor eindringlich.
»Ich weiß, aber ... schon okay. Wirklich. I-ich melde mich, wenn ich zurück bin.«
»Na schön, dann bis gleich«, sagte Adam noch und mit einem letzten Gruß verschwand Harry.
Nachdem sich die Tür des Gemeinschaftsraums hinter ihm geschlossen hatte, machte er sich auf den Weg zu Professor Snapes Büro, sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Die leeren Korridore von Hogwarts wirkten in der abendlichen Stille noch gespenstischer, und jeder seiner Schritte hallte laut wider, als wolle das Schloss selbst seine Angst widerspiegeln. Schließlich stand er vor der Tür, zögerte einen Moment, bevor er leise klopfte. »Herein«, kam es scharf von innen. Als Harry das Büro betrat, fühlte es sich an, als würde er in eine andere Welt eintreten – eine Welt, in der die Luft dichter und die Schatten länger waren. Snape saß hinter seinem Schreibtisch, umgeben von flackernden Kerzen, welche sein Gesicht in ein unheilvolles Licht tauchten.
»Potter«, begrüßte Snape ihn mit einer Stimme, die kälter war als der Kerkerboden.
»Wieder einmal ein Vergnügen«, Harry schluckte, fand aber seine Stimme wieder.
»Sie haben mich herbestellt, Sir«, Snape erhob sich langsam, seine Bewegungen so fließend und bedrohlich wie die einer Schlange.
»In der Tat. Es scheint, als würden Sie nie lernen. Aber bevor wir beginnen ...«, seine Augen fixierten Harry mit einem durchdringenden Blick. »Ihren Zauberstab, Potter«, irritiert sah Harry den Mann an, reichte ihm dann aber mit einem Zögern den Zauberstab. Snape griff danach, seine Finger schlossen sich fest um das Holz.
»Ich frage mich«, begann Snape, während er den Zauberstab zwischen seinen Fingern drehte, »ob Sie jemals das wahre Potenzial dieses Werkzeugs ausschöpfen werden. Oder ob es bei Ihnen lediglich verschwendetes Talent darstellt«, Harrys Kiefer verkrampfte sich, doch er hielt sich zurück.
»Was soll ich heute tun, Sir?«, Snape legte den Zauberstab beiseite und lehnte sich über den Tisch, seine Augen funkelten böse.
»Oh, ich habe eine besondere Aufgabe für Sie, Potter. Etwas, das Ihrer ... einzigartigen Fähigkeiten angemessen ist«, Harry spürte, wie die Angst in ihm aufstieg, aber seine Stimme blieb fest.
»Und was wäre das, Sir?«
»Eine gründliche Reinigung meines Lagerbereichs«, sagte Snape mit einem Lächeln, das alles andere als freundlich war.
»Jeder einzelne Gegenstand. Und erwarten Sie nicht, dass ich nachsichtig bin, wenn es nicht perfekt ist«, für einen Moment wollte Harry protestieren, doch ein Blick in Snapes Augen ließ ihn verstummen. Die Herausforderung war klar, und obwohl er wusste, dass es eine weitere Demütigung war, hatte er keine Wahl, als sie anzunehmen.
»Verstanden, Sir«, erwiderte er schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Als Snape Harry den Weg zu dem begehbaren, aber sehr kleinen Vorratsschrank wies, lag eine düstere Vorahnung in der Luft. Der Raum war eng und überfüllt mit Regalen, die bis zum Rand mit Zutaten und Zaubertrankutensilien gefüllt waren, ein klaustrophobischer Alptraum. Alles war staubig und die Luft stand in dem Raum. Harry trat zögerlich ein, sein Blick schnell über die dicht aneinandergereihten Fläschchen und Gläser gleitend, die er laut Snapes Anweisungen reinigen sollte. Kaum hatte er den ersten Schritt getan, schwang die Tür hinter ihm zu und ein leises, aber bestimmtes Klicken verriet, dass Snape ihn eingesperrt hatte. Ein Moment der Stille folgte, in dem Harry das Ausmaß seiner Lage realisierte. Er drehte sich um, gerade rechtzeitig, um Snapes Silhouette durch den schmalen Spalt unter der Tür zu erkennen.
»Professor Snape?«, rief er, seine Stimme von den engen Wänden des Schranks gedämpft.
»Was tun Sie?«, durch die Tür drang Snapes Stimme, kalt und unnachgiebig.
»Betrachten Sie dies als Teil Ihrer Lektion, Potter. Sie müssen lernen, mit den Konsequenzen Ihrer Taten umzugehen. James Potter hat mir einst Ähnliches angetan. Eine lehrreiche Erfahrung finde ich«, Harrys Herz raste. Die Ironie, dass Snape ihn genau wegen der Taten seines vermeintlichen Vaters bestrafte – eines Mannes, den Harry nie wirklich gekannt hatte –, entging ihm nicht. Doch die Ungerechtigkeit der Situation und die klaustrophobische Enge des Raumes ließen ihn jegliches Gefühl für Rationalität verlieren.
»Ich werde Sie in zwei Stunden wieder herauslassen«, mit diesen Worten entfernte sich der Lehrer, und Harry war allein – allein mit seiner wachsenden Panik und der beklemmenden Dunkelheit des Schranks.
In der drückenden Dunkelheit des kleinen Vorratsschranks, umgeben von den leisen Geräuschen klirrender Fläschchen und dem eigenen, immer schneller werdenden Atem, begann Harry, die Hoffnung zu verlieren. Stunden waren vergangen, seit Snape die Tür verschlossen hatte, und mit jeder Minute, die in der vollkommenen Schwärze verstrich, wuchs Harrys Panik. Er kauerte auf dem kalten, steinernen Boden, umklammerte seine Knie und versuchte, die Kälte abzuwehren, die sich langsam in seine Glieder fraß. Sein Hals war trocken, ein quälendes Durstgefühl machte sich breit, doch quälender noch war das dringende Bedürfnis, zur Toilette zu müssen – ein Bedürfnis, das mit jeder vergangenen Stunde unausweichlicher wurde. Die Angst, vergessen zu werden, schnürte ihm die Kehle zu. Hatte Snape ihn tatsächlich einfach zurückgelassen? Würde irgendjemand bemerken, dass er fehlte? Die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, während er hilflos gegen die Tür hämmerte, seine Rufe um Hilfe wurden jedoch von den dicken Steinmauern des Schlosses verschluckt.
»Bitte!«, schrie Harry, seine Stimme brach. »Professor! Hilfe!«, aber es kam keine Antwort, nur das Echo seiner eigenen verzweifelten Stimme in dem winzigen Raum. Die Stunden dehnten sich zu einer Ewigkeit, und mit jeder verstreichenden Minute schwand ein Stückchen von Harrys Hoffnung. Sein Körper zitterte vor Kälte und Angst, während er versuchte, sich so klein wie möglich zu machen, um ein wenig Wärme zu bewahren.
In der Stille der Nacht, als das ganze Schloss in tiefem Schlaf zu liegen schien, wurde Adam von einem unbestimmten Gefühl der Unruhe geweckt. Die Dunkelheit des Raumes schien dichter, drückender als sonst, ein Gefühl, als ob etwas nicht stimmte. Er richtete sich auf, sein Herzschlag beschleunigte sich, als er zur Uhr sah. Drei Uhr morgens. Harry hatte versprochen, sich zu melden, sobald er zurück war. Ein kalter Schauer lief Adam über den Rücken. Etwas stimmte nicht. Mit hastigen Bewegungen stand Adam auf und schlich leise zu Harrys kleinem Zimmer. Seine Hände zitterten leicht, als er die Tür öffnete, doch was er vorfand, ließ sein Herz für einen Moment stillstehen. Das Zimmer war leer - das Bett unberührt. Panik ergriff Adam. Ohne zu zögern, rannte er zurück zu seinem Zimmer und weckte Taylor.
»Taylor! Schatz, wach auf! Harry ist nicht zurück!«, rief er, seine Stimme überschlug sich fast vor Angst. Taylor, der sofort aus dem Schlaf hochfuhr, brauchte einen Moment, um die Situation zu erfassen.
»Was? Wie meinst du das?«, fragte er, während er sich die Augen rieb und versuchte, die Schläfrigkeit abzuschütteln.
»Sein Bett ist leer. E-er hätte längst zurück sein sollen. Etwas ist passiert. Es ist schon drei Uhr«, antwortete Adam, seine Worte stolperten übereinander, so schnell sprach er. Taylor war sofort auf den Beinen und zog sich etwas über.
»Los, wir suchen zuerst bei Snape und dann die anderen Orte ab«, sagte er, griff Adams Hand und zusammen rannten sie aus dem Gemeinschaftsraum los zu Snapes Klassenzimmer.
Das Klassenzimmer wirkte still und verlassen, als Adam und Taylor es betraten, ihre Herzen schlugen wild vor Angst und Sorge. Auf einem der Tische lag Harrys Tasche, doch von ihm selbst fehlte jede Spur. Der Anblick ließ einen kalten Schauer über ihre Rücken laufen, die Stille des Raumes schien plötzlich bedrohlich. Taylor, dessen Augen schnell den Raum absuchten, bemerkte als Erster die Lache, die sich langsam aus der Spalte unter der Tür der Vorratskammer ausbreitete.
»Adam, sieh dir das an«, flüsterte er, seine Stimme voller Besorgnis. Ohne zu zögern, näherten sie sich der Tür, und mit einem Zauberspruch öffneten sie den Schrank. Das Bild, das sich ihnen bot, war eines der Hilflosigkeit und Verzweiflung. Harry lag zusammengekauert und schlafend in der Ecke, sein Körper versuchte, sich gegen die Kälte und den unbequemen Untergrund zu schützen. Adams Herz setzte für einen Moment aus, als er die Ursache der Lache erkannte. Mit einem schnellen Zauber ließ er die Pfütze verschwinden und trocknete Harrys Hose, bemüht, seinem Freund zumindest ein wenig Würde in dieser entwürdigenden Situation zu bewahren.
»Harry«, flüsterte Adam sanft, während er versuchte, ihn zu wecken.
»Harry, komm schon, wach auf. Es ist vorbei. Wir sind da«, langsam öffneten sich Harrys Augen, und für einen Moment war nur Verwirrung in ihnen zu lesen, bevor das volle Ausmaß seiner Lage zu ihm durchdrang. Tränen stiegen ihm in die Augen, als er Adam und Taylor sah - eine Mischung aus Erleichterung und Scham überwältigte ihn.
»Was ist denn passiert?«, wollte Adam sacht wissen.
»S-Snape hat ... er hat mich hier eingesperrt. Es tut mir so leid«, flüsterte er heiser, unfähig, den Blick zu heben.
»Harry, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst«, erwiderte Taylor fest, während er ihm half, aufzustehen. »Komm, lass uns von hier verschwinden.«
Als Adam und Taylor Harry behutsam aus der Vorratskammer führten, schwang die Tür des Klassenzimmers plötzlich auf, und Professor Snape trat ein. Sein sonst so sorgfältig kontrolliertes Erscheinungsbild war zerzaust, seine Augen lagen tief in dunklen Ringen. Es war deutlich zu sehen, dass er wohl eingeschlafen war.
Taylor und Adam erstarrten, ihre Blicke fest auf Snape gerichtet, während sie Harry stützten. Snape schien für einen Moment überrascht, dann wechselte sein Gesichtsausdruck zu einem, der schwer zu deuten war.
»Was geht hier vor?«, fragte Snape scharf, obwohl seine Stimme einen Hauch von Unsicherheit verriet. Adam, dessen Wut mit jedem Atemzug zu wachsen schien, trat einen Schritt vor.
»Was hier vorgeht, Professor? Sie haben Harry eingeschlossen und vergessen!«, seine Stimme bebte vor Zorn. Snape zuckte zusammen, als hätte er einen Schlag abbekommen.
»Ich habe ... es war nicht meine Absicht«, begann er, doch Taylor unterbrach ihn, Harry immer noch fest im Arm haltend.
»Absicht oder nicht, es ist passiert. Harry hätte ernsthaft Schaden nehmen können!«, sagte Taylor, seine Stimme kalt und beherrscht. Snape richtete sich auf, versuchte, seine übliche Autorität wiederzugewinnen.
»Das ist eine interne Angelegenheit zwischen Mr. Potter und mir. Sie haben hier nichts zu suchen«, erwiderte er, seine Augen funkelten herausfordernd. Doch Adam ließ sich nicht einschüchtern.
»Eine interne Angelegenheit? Harry ist unser Freund. Und nach dem, was passiert ist, wird Harry nicht mehr allein sein. Er wird ab jetzt wieder bei uns wohnen, und Sie...«, Adam machte eine Pause, sein Blick fest auf Snape gerichtet, »...Sie werden sicherlich nichts dagegen haben«, Snape schien für einen Moment sprachlos, dann presste er die Lippen zusammen. Er schwieg, sein Blick wanderte von Adam und Taylor zu Harry, der erschöpft und verloren wirkte.
»Wir gehen«, sagte Adam dann und drehte sich zu Taylor, welcher nickte. Harry schien kaum noch stehen zu können. Taylor, der ähnlich wie Adam gut 1 Meter 90 groß war, hob Harry kurzerhand auf die Arme und verließ wortlos das Klassenzimmer, während Adam einen letzten strafenden Blick auf Snape warf und dann seinem Freund folgte.
Im Schutz ihres Zimmers legte Taylor Harry vorsichtig auf das zweite Bett. Die Stille des Raumes bot einen starken Kontrast zu der angespannten Atmosphäre, die sie gerade verlassen hatten. Während Taylor sich darum kümmerte, Harry in frische Sachen zu kleiden, blieb Adam einen Moment lang stehen, gefangen in einem Wirbel aus Sorge und Zorn. Harrys Augen waren noch immer von Tränen gefüllt, die in stummer Verzweiflung über seine Wangen liefen. Die Ereignisse hatten ihn zutiefst erschüttert.
»Leg dich zu ihm«, sagte Taylor irgendwann leise, seine Stimme war sanft, aber bestimmt. »Er braucht dich jetzt«, Adam zögerte einen Moment, dann nickte er und bewegte sich zum Bett. Vorsichtig legte er sich neben Harry, dessen Körper noch immer von leisen Schluchzern geschüttelt wurde. Er legte einen Arm um Harry, zog ihn sanft an sich.
»Es ist okay, Harry«, flüsterte er, seine eigene Stimme brüchig vor unterdrückten Emotionen. »Wir sind bei dir. Du bist nicht allein«, langsam, sehr langsam, begann Harrys Weinen nachzulassen. Sein Atem beruhigte sich und irgendwann schlief er in Adams Armen ein. Taylor nickte und strich Harry sacht über die Haare.
»Bleib bei ihm, vielleicht finden wir auch noch etwas Schlaf«, flüsterte er und gab Adam dann einen Kuss, eher er sich in das andere Bett legte. Seufzend zog Adam Harry noch enger an sich und schloss die Augen. Eines war ihm klar, was immer Snape gegen Harry hatte, das heute war mehr als persönlich und sie mussten endlich herausfinden, was wirklich hinter all dem steckte.
Am nächsten Morgen, einem trüben Samstag, begannen Adam und Taylor sich leise fertig zu machen. Die Nacht steckte ihnen noch in den Knochen. Wirklich viel geschlafen hatte keiner der beiden. Harry schlief tief und fest, ein stilles Zeugnis der Erschöpfung und des emotionalen Stresses, den er durchlebt hatte. Er hatte sich die restliche Nacht nicht einen Millimeter von Adam bewegt und es schien, als würde er den Schutz des anderen richtiggehend suchen. Nachdem sich Adam und Taylor angezogen hatten, näherten sie sich vorsichtig Harrys Bett. Adam setzte sich auf die Bettkante und strich dem Jungen kurz über das Haar.
»Harry, es ist Zeit aufzustehen«, sagte er sanft, doch bestimmt. Harry murmelte etwas Unverständliches und drehte sich um, als wollte er sich der Realität entziehen, die jenseits der Träume auf ihn wartete.
»Komm schon, Kleiner. Wir müssen reden«, sagte Adam sacht. Harry öffnete langsam die Augen, blinzelte gegen das gedämpfte Licht an, das durch die magischen Fenster sickerte. Er sah müde aus, älter irgendwie, als wären die Lasten der Welt über Nacht schwerer geworden.
»Was ist letzte Nacht genau passiert?«, fragte Taylor, seine Stimme voller Sorge. Harry saß auf, umklammerte die Decke, als könnte sie ihm Schutz bieten. Anfangs schwieg er, sein Blick flackerte zwischen Adam und Taylor hin und her, als wäge er ab, wie viel er preisgeben konnte, wie viel er ihnen zumuten wollte. Adam fühlte Harrys Zögern und drückte ermutigend seine Schulter.
»Kleiner, du kannst uns alles erzählen. Wir sind hier, um dich zu beschützen. Nichts von dem, was du sagst, wird nach außen dringen. Wir wollen nur helfen«, diese Worte schienen die Mauern einzureißen, die Harry um sich errichtet hatte. Mit zitternder Stimme und unter Tränen begann er zu erzählen.
»Snape wollte, er wollte, dass ich die Kammer aufräume und dann ... er wollte mich eigentlich nur zwei Stunden einsperren, aber er kam nicht wieder und ...«, Harrys Stimme zitterte. Adam drückte die Hand des Jungen fester und dieser holte tief Luft. »Er meinte mein ... James Potter hätte das auch mit ihm gemacht und ... es ist Snape«, sagte er schließlich, seine Worte brachen aus ihm heraus wie ein Staudamm, der nachgibt.
»E-er ist mein Vater«, die Stille, die diesen Worten folgte, war erdrückend. Adam und Taylor saßen da, unfähig, sofort zu reagieren, als sie versuchten, die Tragweite von Harrys Geständnis zu verstehen.
»D-dein Vater?«, wiederholte Taylor schließlich, Ungläubigkeit in seiner Stimme. Harry nickte, die Tränen liefen ihm jetzt frei über die Wangen.
»Ich habe es erst kurz bevor ich nach Hogwarts kam erfahren ... aus einem Brief meiner Mutter. Snape hat es mir dann bestätigt, aber er hat es auch erst erfahren, nachdem ich ihm einen Brief meiner Mutter gegeben habe. E-er hat mich gewarnt, niemandem davon zu erzählen. Er sagte, es würde alles nur schlimmer machen für mich«, die Worte lagen schwer in der Luft, ein unerträgliches Gewicht, das nun auch auf Adams und Taylors Schultern lastete. Adam nahm Harry in eine feste Umarmung, ein stilles Versprechen, dass sie, egal was kommen mochte, an seiner Seite stehen würden.
»Wir lassen dich hiermit nicht allein, Harry«, sagte Adam, seine Stimme fest. »Egal, was Snape sagt oder tut. Wir sind ab jetzt eine Familie, und wir passen aufeinander auf«, Taylor nickte zustimmend und strich Harry über den Rücken.
Am Nachmittag, während die Sonnenstrahlen durch die magischen Fenster des Gemeinschaftsraums fielen und die Stimmung trotz der schweren Ereignisse ein wenig aufhellten, saßen Harry, Adam und Taylor zusammen. Adam und Harry spielten Zauber-Schnipp-Schnapp, während Taylor las. Die beiden jungen Männer versuchten Harry etwas abzulenken, aber der Junge sah sich immer wieder gehetzt um und Adam und Taylor überlegten ernsthaft zu Dumbledore zu gehen, denn Vater hin oder her, was Snape getan hatte, war mehr als nur eine simple Strafe. Plötzlich öffnete sich die Tür zum Gemeinschaftsraum und Professor Snape trat ein. Seine Erscheinung ließ sofort eine Stille einkehren, die die lebhaften Gespräche wie eine kalte Welle erstarren ließ. Die anderen Schüler im Raum warfen ihm neugierige Blicke zu, doch seine Augen waren fest auf Harry, Adam und Taylor gerichtet.
»Potter, Brick, Larson, in mein Büro. Jetzt«, sagte Snape mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. Sein Blick war undurchdringlich, ließ jedoch eine ernste Dringlichkeit erkennen. Die drei Freunde tauschten besorgte Blicke. Was wollte Snape von ihnen? War es wegen der Ereignisse der vergangenen Nacht? Mit einem Gefühl der Unsicherheit, aber auch der Entschlossenheit, einander zu unterstützen, erhoben sie sich und folgten Snape durch die Korridore von Hogwarts. Als sie Snapes Büro erreichten, ließ er sie eintreten und schloss die Tür hinter ihnen. Das Büro war wie immer, halbdunkel und mit dem typischen Geruch von Zaubertrankzutaten und alten Büchern. Snape setzte sich hinter seinen Schreibtisch und bedeutete ihnen, sich zu setzen. Snape saß eine Weile schweigend da, sein Gesicht schwer zu lesen, dann begann er zu sprechen.
»Ich ... möchte mich für die Vorfälle der vergangenen Nacht entschuldigen«, sagte er schließlich, seine Stimme klang ungewöhnlich gedämpft.
»Es war nicht meine Absicht, Mr. Potter in eine solch ... unangenehme Situation zu bringen«, Taylor und Adam tauschten einen schnellen Blick, beide skeptisch gegenüber Snapes Worten. Es war offensichtlich, dass seine Entschuldigung eher aus der Notwendigkeit heraus erfolgte als aus echter Reue.
»Es war ein Missverständnis«, fuhr Snape fort, seine Erklärungen klangen wie fadenscheinige Ausflüchte.
»Ich hatte ... andere Verpflichtungen, die meine Aufmerksamkeit erforderten und darüber habe ich Mr. Potter vergessen«, Adam spürte, dass es zwecklos wäre, weiter darauf einzugehen oder Snapes Motive in Frage zu stellen. Sie wussten, was geschehen war, und keine Erklärung konnte das Geschehene ungeschehen machen. Doch eine Sache lag ihm am Herzen.
»Professor«, begann er, seine Stimme fest und eindringlich. »Egal, was passiert ist oder was Ihre Gründe waren, ich bitte Sie – behandeln Sie Harry besser. Was gestern Nacht geschehen ist, darf sich nicht wiederholen und dies wäre das Mindeste«, Snape blickte ihn an, etwas in seinem Blick schien für einen Moment zu flackern, doch dann wurde seine Miene wieder undurchdringlich.
»Ich werde ... darauf achten«, erwiderte er schließlich, wenn auch wenig überzeugend. Harry hatte während des gesamten Gesprächs kein Wort gesagt. Er saß da, gefangen in seinen eigenen Gedanken und Gefühlen, vielleicht auch unsicher, wie er auf die halbherzige Zusage seines Vaters reagieren sollte. Als das Gespräch zu Ende ging und Snape sie entließ, verließen die drei Freunde sein Büro mit gemischten Gefühlen. Sie waren erleichtert, dass die Konfrontation ohne größere Zwischenfälle vorübergegangen war, doch die Zweifel und Sorgen blieben. Adam legte auf dem Rückweg seine Hand auf Harrys Schulter, ein stilles Zeichen der Unterstützung.
»Keine Angst. Wir sind hier«, sagte er flüsternd, während sie liefen. Dann sah er zu seinem Freund und Taylor erkannte deutlich in Adams Augen, wie groß dessen Sorgen waren. Er nickte kaum merklich und drückte die Hand des anderen als stilles Zeichen, dass er verstand.
Am späten Abend, nach Beginn der Sperrstunde machten sich Adam und Taylor auf den Weg zu einem der üblichen Kontrollgänge der Vertrauensschüler. Zwar hatte nur Adam diese Position inne, aber Taylor begleitete ihn immer und die Lehrer akzeptierten es. Während sie durch die stillen, von Fackeln erleuchteten Gänge von Hogwarts schlenderten, nutzten sie die Ruhe um über die jüngsten Ereignisse und ihre Sorge um Harry zu sprechen. Der schwache Schein der Fackeln warf lange Schatten auf die Steinwände, die wie stumme Zeugen ihrer Unterhaltung wirkten.
»Es muss mehr hinter Harrys Verzweiflung stecken«, sagte Adam nachdenklich, seine Stimme hallte leise in den Korridoren wider. »Snape ist eine Sache, aber Harrys Reaktionen ... sie scheinen tiefer zu gehen«, Taylor nickte zustimmend, während sie um eine Ecke bogen.
»Genau. Es fühlt sich an, als würden wir nur die Spitze des Eisbergs sehen. Die Situation mit Snape ist kompliziert genug, aber Harrys Schmerz scheint noch eine andere, tiefere Quelle zu haben.«
»Wir müssen einen Weg finden, ihm mehr zu helfen«, fuhr Adam fort, seine Stimme fest entschlossen.
»Nicht nur bei Snape, sondern bei allem, was ihn belastet. Er hat uns nicht alles erzählt, das ist offensichtlich.«
»Ja, da hast du recht«, stimmte Taylor zu, während sie ihren Rundgang fortsetzten.
»Wir müssen ihm zeigen, dass er uns vertrauen kann, dass er nicht alleine ist. Vielleicht öffnet er sich dann mehr und wir können wirklich etwas für ihn tun«, während sie ihren Weg durch die stille Pracht der Hogwarts-Korridore fortsetzten, warf Taylor einen besorgten Blick auf Adam. Die flackernden Fackeln warfen ein flüchtiges Licht auf dessen Gesicht, offenbarten die Sorgenfalten, die sich in seine Stirn gegraben hatten. Es war nicht zu übersehen, dass Adam mehr belastete.
»Darling«, begann Taylor vorsichtig, »du wirkst ... sehr bedrückt. Sogar mehr als in den Ferien. Macht dir auch Sorgen, dass wir bald unseren Abschluss haben und Harry dann hier allein wäre?«, Adam seufzte tief und nickte langsam.
»Ja, genau das ist es. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, Harry hier zurückzulassen, besonders jetzt, wo wir wissen, was alles vorgefallen ist. Er braucht uns, und ich ... ich fühle mich hilflos«, Taylor legte eine Hand auf Adams Schulter, ein stilles Zeichen der Unterstützung.
»Ich verstehe dich, wirklich. Aber wir haben noch Zeit bis zum Abschluss. Wir finden eine Lösung. Wir lassen Harry nicht im Stich. Er ist wie eine Familie für uns, und Familie lässt man nicht allein«, Adam nickte drehte sich zu Taylor und küsste ihn sacht.
»Danke. Ich liebe dich«, hauchte er. Taylor fuhr ihm durch die Haare und nickte.
»Und ich dich«, sagte er und zog seinen Partner in eine Umarmung, wissend was noch alles vor ihnen und Harry lag.
Am nächsten Tag wurde Professor Snape zu einem dringenden Gespräch in das Büro von Professor Dumbledore gerufen. Die morgendliche Sonne, die durch die hohen Fenster des Schulleiterbüros fiel, schien nicht in der Lage zu sein, die Schwere der Atmosphäre zu durchbrechen, die sich in dem Raum ausgebreitet hatte. Als Snape das Büro betrat, fand er Dumbledore hinter seinem Schreibtisch sitzend vor, umgeben von den leisen Geräuschen der vielen magischen Geräte und Artefakte, die das Zimmer bevölkerten.
»Severus, setz dich bitte«, sagte Dumbledore in einem Ton, der keine Widerrede duldete. Der Lehrer tat wie geheißen, seine Miene undurchdringlich, doch unter der Oberfläche brodelte es. Dumbledore kam ohne Umschweife zur Sache.
»Severus, mir ist zu Ohren gekommen, wie du Harry behandelst. Warum so hart gegenüber deinem eigenen Sohn?«, Snape erstarrte, seine Augen weiteten sich ungläubig.
»Meinem was?«, entfuhr es ihm, bevor er sich wieder fing. »Das ist absurd. Potter ist nicht mein Sohn«, Dumbledore blickte Snape direkt an, sein Blick durchdringend.
»Severus, du weißt ebenso gut wie ich, dass das nicht der Wahrheit entspricht. Lily hat es mir selbst gesagt, bevor sie starb. Ich war es, der die Briefe Harrys Hogwartsbrief beilegte«, Snape schwieg einen Moment, rang sichtlich um Fassung.
»Warum haben Sie mir das nie gesagt?«, fragte er schließlich, seine Stimme rau vor unterdrücktem Ärger.
»Lily wollte es so. Sie fürchtete, was passieren könnte, wenn die Wahrheit ans Licht käme, bevor du bereit gewesen wärst. Vor allem wollte sie Harry schützen«, Snape schüttelte den Kopf, ein bitteres Lachen entwich ihm.
»Schützen. Und das hat sie erreicht, indem sie ihn mir vorenthalten hat?«, Dumbledore lehnte sich vor.
»Es ist Zeit, Severus, dass du Verantwortung übernimmst. Ich verlange, dass du Harry von nun an angemessen behandelst. Er hat deinen Hass nicht verdient, denn er ist nicht James Potters Sohn, sondern der deine«, Snape presste die Lippen zusammen, nickte widerwillig.
»Angemessen, ja. Aber erwarten Sie nicht, dass ich ..., dass ich irgendetwas für ihn empfinde«, Dumbledore seufzte tief und lehnte sich dann wieder zurück.
»Die Dursleys haben mitgeteilt, dass sie Harry nicht länger ein Zuhause bieten werden«, sagte er und durchbohrte den Mann vor sich mit seinen Blicken. Snape verstand und lachte verächtlich.
»Und Sie denken, ich würde ihn bei mir aufnehmen?«
»Ja, es wäre eine Möglichkeit für dich, eine Beziehung zu deinem Sohn aufzubauen«, entgegnete Dumbledore ruhig.
»Nein. Ich werde dafür sorgen, dass die Dursleys ihre Pflicht erfüllen. Potter wird nicht mein Problem werden«, Dumbledore sah seinen Tränkemeister geschockt an.
»Severus, er ist dein Sohn und ...«
»Nein Direktor, Sie und Lily haben ihn mir 11 Jahre vorenthalten und nun soll ich den Vater spielen? Das kann und will ich nicht. Ich sorge dafür, dass er in den Sommerferien zu den Dursley kann, und das war es. Er mag mein Blut in sich tragen, aber ...«, weiter sprach er nicht. Stattdessen stand Snape auf und verließ das Büro, zurückgelassen wurde Dumbledore, der nachdenklich die leere Stelle anstarrte, wo der Lehrer gerade noch gesessen hatte. In diesem Gespräch waren viele Wahrheiten und noch mehr Schmerz offenbart worden, doch die Zukunft Harrys und Snapes blieb ungewiss.
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