Kapitel 5
Weihnachtsabend in Hogwarts war normalerweise ein Fest der Freude und des Zusammenkommens, doch für Harry Potter war es ein Abend der Einsamkeit und des Ausschlusses. Die große Halle war festlich geschmückt, lange Tische waren zu einem einzigen großen Tisch umgestellt worden, an dem Schüler und Lehrer gemeinsam speisten. Kerzen schwebten in der Luft und tauchten den Raum in ein warmes Licht, das in krassem Gegensatz zu Harrys Stimmung stand. Neben Professor Snape saßen Madame Pomfrey, Professor McGonagall, Professor Dumbledore und Professor Sprout, und etwa fünfundzwanzig Schüler füllten die verbleibenden Plätze, die meisten von ihnen aus den höheren Jahrgängen. Harry fand sich notgedrungen seinem Vater, Severus Snape, gegenüber wieder, einem Umstand, der ihn unwohl fühlen ließ und seine Isolation nur verstärkte. Um ihn herum herrschte eine Atmosphäre ausgelassener Fröhlichkeit. Lachen und angeregte Gespräche füllten die Luft, während die Schüler und Lehrer in den Genuss des festlichen Essens kamen. Doch niemand wandte sich Harry zu, niemand sprach mit ihm. Es war, als wäre er unsichtbar, ein Geist an einem Tisch voller Lebender.
»Ein wunderbarer Truthahn, nicht wahr, Minerva?«, hörte Harry Professor Dumbledore sagen, seine Augen funkelten hinter der Halbmondbrille.
»Ohne Zweifel, Albus«, erwiderte Professor McGonagall, ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
»Hogwarts übertrifft sich jedes Jahr aufs Neue.« Madame Pomfrey fügte hinzu: »Und nicht zu vergessen die köstlichen Kürbiskuchen. Es ist wirklich ein Fest für die Sinne.«
Während der Gespräche und des Gelächters fühlte sich Harry mehr und mehr wie ein Außenseiter. Sein Blick schweifte immer wieder zu Snape, der ab und zu mit seinen Kollegen sprach, aber nie den Blick zu Harry hinüber wandte. Es gab keine Worte des Trostes, keine Geste der Zugehörigkeit. Harrys Herz wurde schwer, und das Gefühl der Einsamkeit drückte immer stärker auf ihn. Das Essen vor ihm blieb nahezu unberührt. Der Lärm um ihn herum, das Lachen und die Freude der anderen, es machte ihm nur umso deutlicher, wie allein er wirklich war. Seine Gedanken kreisten um Adam und Taylor, wie sie wohl gerade den Abend verbrachten, sicher umgeben von Wärme und Liebe, alles, was Harry in diesem Moment so sehr vermisste.
Schließlich, als das Dessert serviert wurde und die Unterhaltungen noch lauter wurden, stand Harry leise auf. Niemand bemerkte sein Fortgehen, niemand hielt ihn auf oder fragte, wo er hinging. Mit gesenktem Kopf und einem Gefühl der Niederlage schlich er sich aus der großen Halle.
Die Korridore von Hogwarts waren still und leer, ein scharfer Kontrast zu der festlichen Stimmung, die er gerade verlassen hatte. Jeder Schritt hallte in der Stille wider, ein ständiger Begleiter seiner Einsamkeit. Als er sein Zimmer erreichte, ließ er sich auf das Bett fallen, die Tränen, die er die ganze Zeit zurückgehalten hatte, begannen nun zu fließen. Es gab keinen Trost, keine freundlichen Worte, nur die erdrückende Stille und die Gewissheit, dass er an einem Ort, der sein Zuhause sein sollte, so fremd und unerwünscht war.
Am Weihnachtsmorgen wurde Harry durch das murmelnde Stimmengewirr und den süßen Geruch von Kakao sanft aus seinen unruhigen Träumen geweckt. Er lag einen Moment lang still, die Augen geöffnet, und lauschte den fröhlichen Lauten, bevor er sich schließlich aufraffte, sich anzuziehen und in den Gemeinschaftsraum der Slytherins zu gehen. Die fünf Schüler aus dem sechsten und siebten Jahr, die über die Ferien in Hogwarts geblieben waren, hatten sich um den Weihnachtsbaum versammelt und öffneten lachend und laut redend ihre Geschenke. Harry blieb einen Moment am Eingang stehen und beobachtete sie, sich der Tatsache schmerzlich bewusst, dass für ihn kein Geschenk warten würde. Es war nichts Neues für ihn, noch nie hatte er zu Weihnachten ein Geschenk erhalten. Seine Vermutung bestätigte sich, als sein Blick auf seine eigene Socke fiel, die leer neben dem Kamin auf dem Boden lag.
Während er dort stand, verloren in seinen Gedanken und dem Gefühl von Einsamkeit, sprach ihn eines der Slytherin-Mädchen an. Sie hieß Alice und war im sechsten Jahr, mehr wusste Harry nicht.
»Hey, Potter, schau mal, da unter dem Baum liegt noch was. Sieht aus, als wäre es für dich«, Harrys Herz machte einen Sprung bei ihren Worten, auch wenn er es kaum zu hoffen wagte. Zögerlich trat er näher, seine Schritte unsicher, als er das Päckchen aufhob, das tatsächlich seinen Namen trug. Mit zitternden Fingern öffnete er das Geschenk und fand darin ein Plüschtier, etwas, das er in seinem Leben noch nie besessen hatte. Das Stofftier, ein kleiner, freundlich aussehender Drache mit leuchtend grünen Augen, schien ihn anzulächeln. Ein Zettel lag bei, auf dem in Adams sauberer Handschrift stand: »Damit du weißt, dass du nie allein bist. Frohe Weihnachten, Harry. – Adam und Taylor«, Tränen stiegen Harry in die Augen, als er das Plüschtier und die Botschaft seiner Freunde las. In diesem Moment fühlte er eine Wärme, die nichts mit dem knisternden Kaminfeuer zu tun hatte.
»Ist das von Adam und Taylor?«, fragte Alice neugierig. Harry nickte, unfähig, die Worte zu finden.
»Ja«, brachte er schließlich hervor, seine Stimme belegt von Emotion. »Sie sind bei Adams Eltern über die Feiertage.«
»Das ist wirklich süß«, sagte das Mädchen und lächelte ihn an, ehe sie sich wieder abwendete. Harry lächelte und sah ihr nach, dann drückte er das Plüschtier fester an sich. In diesem Moment fühlte er sich ein wenig weniger allein, ein wenig mehr Teil von etwas, das größer war als er selbst. Er setzte sich in einen der bequemen Sessel, das Plüschtier fest in den Armen, und während er die fröhlichen Stimmen um sich herum hörte, fühlte er eine tiefe Dankbarkeit für Adam und Taylor – für ihre Freundschaft und das Gefühl der Familie, das sie ihm gaben, auch wenn sie Meilen entfernt waren.
Am Nachmittag des Weihnachtstages nutzten Adam und Taylor die Gelegenheit, um Hand in Hand durch die verschneite Landschaft von Cardiff zu spazieren. Die Sonne schien hell, und der Schnee unter ihren Füßen knirschte leise bei jedem Schritt. Trotz der idyllischen Szenerie lag eine gewisse Schwere in der Luft, hervorgerufen durch Adams stille und nachdenkliche Art seit ihrer Ankunft. Taylor warf seinem Freund einen besorgten Blick zu, bevor er das Schweigen brach.
»Darling, warum bist du so still? Ist es wegen Harry?«, seine Stimme war weich, doch hinter der sanften Frage verbarg sich tiefe Sorge. Adam seufzte, ein Hauch sichtbar in der kalten Luft.
»Ja«, gab er schließlich zu. »Ich kann einfach nicht aufhören, darüber nachzudenken, was wir tun können, um ihm zu helfen.«
Sie gingen eine Weile schweigend weiter, bis Adam weiter sprach.
»Ich überlege, ob wir nicht mit der ganzen Sache zu Dumbledore gehen sollten«, gestand er.
»Und du denkst, Harry wäre damit nicht einverstanden?«, fragte Taylor, während er Adam einen sorgenvollen Blick zuwarf.
»Ich weiß es nicht«, Adam wirkte zerrissen. »Ich habe Angst, dass es die Situation verschlimmern könnte. Aber irgendetwas in mir sagt, dass es einen konkreten Grund geben muss, warum Snape so zu Harry ist. Vielleicht kann Dumbledore helfen«, Taylor nickte langsam.
»Ich stimme dir zu. Es ist einen Versuch wert. Wir können Harry nicht einfach so leiden lassen«, sagte er, während sie sich langsam auf den Rückweg zu Adams Elternhaus machten.
Am Abend beschlossen sie, Adams Vater, Paul Brick, ein Anwalt für magisches Recht, in die Diskussion einzubeziehen. Sie setzten sich alle im Wohnzimmer zusammen, das Feuer im Kamin verbreitete eine wohlige Wärme.
»Dad, wir müssen mit dir über etwas sprechen«, begann Adam, während er und Taylor nebeneinander auf dem Sofa saßen. Paul legte seine Zeitung beiseite und sah seinen Sohn aufmerksam an. »Natürlich, worum geht es?«
»Es geht um einen Jungen in unserer Schule ... also Harry Potter«, fuhr Adam fort.
»Er wird von Professor Snape, schikaniert. Und nicht nur das – Harry wird in einer Art Kammer untergebracht, die mehr einer Gefängniszelle gleicht als einem Schülerzimmer. Er ist vollkommen isoliert unter den anderen Schülern und Schuld hat hauptsächlich Snape. Er lässt Harry ständig nachsitzen und danach ist dieser meist vollkommen verstört. Wir wissen echt nicht weiter«, schloss er. Pauls Augen weiteten sich in Ungläubigkeit.
»Das ist ernst. Habt ihr damit schon bei Dumbledore vorgesprochen?«, Adam schüttelte den Kopf.
»Wir waren uns nicht sicher, ob wir eingreifen sollten. Aber wir können nicht länger zusehen, wie Harry leidet,« Paul Brick, immer noch sichtlich beunruhigt durch die Enthüllungen der beiden jungen Männer, lehnte sich vor, seine Augen suchten die ihren.
»Habt ihr irgendeinen Verdacht, warum Snape so gegen Harry ist? Gibt es einen speziellen Grund für sein Verhalten?«, seine Stimme war ernst, und es war offensichtlich, dass er jede Möglichkeit in Betracht zog, um dem Jungen zu helfen. Adam und Taylor sahen sich einen Moment lang an, bevor Adam langsam den Kopf schüttelte.
»Nein, Dad. Wir haben wirklich keine Ahnung. Es scheint so grundlos«, Taylor räusperte sich leise.
»Erinnere dich mal an das Gespräch mit Snape, bevor wir zu dir nach Hause kamen. Als wir fragten, ob Harry die Ferien mit uns verbringen dürfte«, er machte eine kurze Pause, sein Blick ernst. »Harry hatte fast schon Panik in den Augen, immer wenn Snape ihn ansah. Das ist mehr als nur Angst«, Pauls Miene verdunkelte sich bei Taylors Worten.
»Glaubt ihr, Snape könnte Harry in irgendeiner Weise misshandeln oder Schlimmeres?«, seine Frage hing schwer im Raum. Adam und Taylor tauschten einen schockierten Blick aus. Die Möglichkeit, dass Snape Harry physisch verletzen könnte, war ihnen bisher nicht in den Sinn gekommen. Sie hatten das Verhalten des Mannes als grausam und ungerecht empfunden, aber die Vorstellung einer physischen Misshandlung war eine ganz andere Ebene der Grausamkeit.
»Das ... das hatten wir nicht in Betracht gezogen«, gestand Adam mit einem Anflug von Fassungslosigkeit in seiner Stimme. Taylor nickte langsam, sein Gesichtsausdruck nachdenklich und besorgt.
»Es ist schwer zu sagen. Wir haben nie direkte Beweise gesehen, aber Harrys Angst vor Snape ist unübersehbar«, Paul stand auf und ging einige Male auf und ab.
»Das sind sehr ernste Anschuldigung, und ihr müsst vorsichtig sein, wie wir damit umgeht«, sagte er ruhig, aber bestimmt.
»Aber es ist auch etwas, das man nicht ignorieren kann. Ihr müsst mit Dumbledore sprechen, und zwar so bald wie möglich. Er muss von euren Beobachtungen wissen«, Adam und Taylor nickten zustimmend, beide von der Ernsthaftigkeit der Situation überwältigt, aber auch dankbar für die Unterstützung durch Adams Vater. In dieser Nacht lagen Adam und Taylor lange wach, die Gedanken wirbelten um die neuen, beunruhigenden Möglichkeiten, die sie bisher nicht in Betracht gezogen hatten. Die Vorstellung, dass Harry möglicherweise noch mehr litt, als sie gedacht hatten, gab ihnen einen neuen Antrieb, zu handeln.
Am Ende der Weihnachtsferien fand sich Harry Potter wieder in der Gewohnheit, spät zum Frühstück in die Große Halle zu gehen. Die leere Halle war für ihn ein sicherer Hafen geworden, ein Ort, an dem er sich den Blicken und vor allem Professor Snape entziehen konnte. In der Stille seines Alleinseins hatte Harry inzwischen das Gefühl, kaum noch seine eigene Stimme zu kennen. Ohne Adam und Taylor, ohne den Unterricht, gab es niemanden, mit dem er sprach, denn niemand sprach mit ihm. Plötzlich wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als sein Name durch den großen Saal hallte. Überrascht blickte er auf und sah Adam und Taylor, die gerade in die Halle kamen. Harrys Herz machte einen Sprung vor Freude. Er hatte nicht erwartet, sie schon jetzt zu sehen; er dachte, sie würden erst mit den anderen Schülern am Abend zurückkehren. Ohne zu zögern, sprang er auf und rannte auf seine Freunde zu.
»Ihr seid schon zurück!«, rief er aus, als er vor ihnen zum Stehen kam, ein breites Lächeln auf seinem Gesicht. Auch Adam lächelte und zog Harry in die Arme.
»Wir wollten so früh wie möglich zurückkommen«, sagte er und drückte Harry wieder von sich. Forschend betrachtete er ihn. Harry war dünn geworden in den letzten zweieinhalb Wochen. Seine Augen lagen tief in den Höhlen, aber sein Lächeln hatte er nicht verloren.
»Danke noch mal für das Geschenk, e-es bedeutet mir so viel. Es tut mir leid, dass ich nichts für euch hatte, aber ...«, sagte dieser, während sie gemeinsam in Richtung des Gemeinschaftsraums der Slytherins gingen.
»Harry, das ist okay. Unser Geschenk ist, dass du dich über den Drachen freust«, sagte Taylor, als sie sich im Gemeinschaftsraum eine ruhige Ecke gesucht hatten.
»Wie hast du die Ferien verbracht?«, fragte Adam dann sanft. Harry zögerte, sein Blick wanderte kurz zur Wand, bevor er wieder zu seinen Freunden zurückkehrte.
»Es war ... okay«, murmelte er, aber sein Zögern und der Ausdruck in seinen Augen verrieten mehr, als Worte es könnten. Adam und Taylor spürten sofort, dass es Harry nicht gut ergangen war. Adam nahm einen tiefen Atemzug, bevor er das Thema ansprach, das ihnen allen auf dem Herzen lag.
»Harry, w-wir haben überlegt, mit Dumbledore über deine Situation zu sprechen.«
Bei der Erwähnung von Dumbledores Namen versteifte sich Harry, Panik blitzte in seinen Augen auf. »Zu Dumbledore? W-wegen Snape?«, seine Stimme war ein Flüstern, gefüllt mit Angst.
»Ja, Harry. Wir glauben, dass es der beste Weg ist, dir zu helfen«, erklärte Taylor ruhig, aber bestimmt. Harry schüttelte heftig den Kopf, seine Augen weiteten sich in Furcht. Harry spürte, wie eine Welle der Angst über ihn hereinbrach. Sein Atem beschleunigte sich unkontrollierbar, und sein Herz schlug so heftig gegen seine Brust, als wollte es entkommen. Die bloße Vorstellung, dass Snape von ihrem Plan erfahren könnte, löste in ihm eine Reaktion aus, die weit über einfache Furcht hinausging.
»Nein, das könnt ihr nicht machen! Snape ... wenn er herausfindet...«, versuchte Harry zu argumentieren, doch seine Worte wurden von einem erstickenden Gefühl der Panik unterbrochen. Er konnte den Raum um sich herum kaum noch wahrnehmen, alles schien zu verschwimmen und sich zu drehen. Harrys Hände zitterten, und kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn, während die Angst ihn vollständig zu überwältigen drohte. Adam und Taylor erkannten sofort die Schwere der Situation. Ohne zu zögern, griff Taylor ein, hob Harry hoch und presste ihn an sich.
»Komm, Harry, wir bringen dich in unser Zimmer. Alles ist in Ordnung, wir sind bei dir«, sagte Adam, tief besorgt und folgte Taylor in ihr Zimmer. Als sie schließlich den Raum erreichten, legte Taylor Harry auf eines der Betten, wo dieser sich krampfhaft an der Bettdecke festhielt. Adam holte schnell ein Glas Wasser, während sein Freund weiter sanft versuchte, Harry zu beruhigen.
»Es ist alles in Ordnung, Harry. Du bist sicher. Snape wird nichts erfahren, wir passen auf dich auf«, flüsterte er immer wieder, eine beruhigende Präsenz inmitten des Sturms. Langsam, mit der Geduld und Fürsorge seiner Freunde, begann Harrys Atem sich zu beruhigen. Das Zittern ließ nach, und die überwältigende Welle der Angst zog sich allmählich zurück. Er lehnte sich erschöpft zurück ins Kissen, die Augen geschlossen.
»Tut mir leid«, hauchte Harry schließlich, sehr leise.
»Dir muss nichts leidtun«, antwortete Taylor sanft, seine Hand beruhigend auf Harrys Schulter.
»Wir sind hier, um dir zu helfen, egal was passiert«, sagte er, während Adam weiter über Harrys Stirn strich, bis dieser die Augen schloss.
Nachdem Harry, erschöpft von der Panikattacke, in einen unruhigen Schlaf gefallen war, setzten sich Adam und Taylor leise in eine Ecke des Zimmers. Der schwache Lichtschein der Wintersonne warf lange Schatten in den Raum.
»Vielleicht hat dein Vater doch recht«, begann Taylor leise, seine Sorgenfalten tief in die Stirn gegraben.
»Wenn Snape wirklich...«, er ließ den Satz unvollendet, aber der unausgesprochene Verdacht hing schwer zwischen ihnen. Adam nickte nachdenklich.
»Ja, ich habe auch darüber nachgedacht. Wir können nicht einfach nichts tun. Aber wir müssen vorsichtig sein, wie wir es angehen. Vielleicht sollten wir doch zu Dumbledore gehen, aber ohne Harrys Namen zu nennen. Nur u-um unsere Beobachtungen zu teilen und zu sehen, was er sagt«, zustimmend nickte Taylor.
Als der späte Nachmittag hereinbrach, beschlossen Adam und Taylor, dass es Zeit war, Harry zu wecken. Adam setzte sich auf die Bettkante und strich Harry wieder über die Stirn.
»Harry, es ist Zeit aufzustehen«, sagte er sanft. Langsam öffnete Harry die Augen, sein Blick noch immer etwas verloren.
»Was... was ist passiert?«, murmelte er verwirrt.
»Du hast eine Weile geschlafen«, erklärte Taylor ruhig.
»Es ist alles in Ordnung. Wir sind hier«, Harry setzte sich langsam auf, noch sichtlich gezeichnet von der früheren Panikattacke. Er sah Adam und Taylor an, ein Ausdruck tiefer Dankbarkeit in seinen Augen.
»Danke«, flüsterte er. »Dass ihr da seid«, Adam lächelte und gab Harry eine sanfte Umarmung.
»Immer, Harry. Wir lassen dich nicht im Stich«, Taylor nickte zustimmend.
»Harry«, begann Adam dann zögerlich, »kann es sein, dass Snape dir in irgendeiner Weise körperlich schadet? Oder irgendetwas anderes macht, dass dir Angst macht?«, Harrys Augen weiteten sich kurz vor Überraschung, dann schüttelte er hastig den Kopf, seine Augen fest auf seine Hände in seinem Schoß gerichtet.
»Nein, nein, das ist es nicht«, sagte er schnell, seine Stimme ein wenig zu eilig, um völlig überzeugend zu sein.
»Aber warum hast du dann solche Angst vor ihm, wenn es das nicht ist?«, drängte Adam sanft, seine Sorge um den Jungen war unüberhörbar. Harry blickte auf, seine Augen trafen die von Adam, und für einen Moment schien er zu zögern.
»Es ist einfach ... die Art, wie er mich ansieht, wie er mit mir spricht. Es fühlt sich an, als wäre ich ... weniger wert. Als ob ich nichts richtig machen könnte. Aber er hat mich nie ... nie angefasst oder so«, sagte er und senkte den Blick. Adam sah zu Taylor, der nur die Achseln hob und dann Harry eine Hand auf die Schulter legte.
»Wir haben einen Plan. Wir werden zu Dumbledore gehen, aber keine Sorge, wir werden deinen Namen nicht nennen. Wir wollen nur helfen, ohne dich in Gefahr zu bringen«, Harrys Augen zeigten wieder Angst, aber er schluckte schwer und nickte schließlich.
»O-Okay ... ich vertraue euch und ... vielleicht hilft es ja«, sagte er leise und Adam und Taylor nickten.
Einige Tage nach den Weihnachtsferien hatte sich der Schulalltag in Hogwarts wieder eingependelt. Harry fand sich im Zaubertränkeunterricht wieder ein Fach, dass er eigentlich interessant fand, dass er aber dank Snape zu hassen gelernt hatte. Heute stand die Zubereitung eines Heiltranks auf dem Programm, und zu Harrys Erleichterung schien sein Trank bislang die richtige Farbe zu haben. Er war gerade dabei, sich auf das Hinzufügen der letzten Zutat zu konzentrieren, als Snape sich näherte. Mit einem herablassenden Ton, der keine Zweifel an seiner Missbilligung ließ, begann er, Harrys Arbeit zu kritisieren.
»Potter, ich bezweifle, dass Sie in der Lage sind, auch nur das einfachste Gebräu korrekt anzufertigen. Ihr Trank sieht aus, als hätten Sie ihn eher erraten als verstanden«, die scharfen Worte trafen Harry wie ein Schlag. Sein Herz begann zu rasen, und die vertraute Welle der Panik stieg in ihm auf. In seiner Nervosität und dem Versuch, Snapes Anweisungen zu folgen, verrutschte seine Hand. Der Trank kippte um und ergoss sich über den Tisch, direkt auf Snapes Schuhe. Ein entsetztes Schweigen breitete sich im Klassenzimmer aus, bevor sich Snapes Wut in einem Ausbruch entlud, der Harry bis ins Mark erschütterte.
»Potter! Unfähigkeit ist eine Sache, aber Ihre fortwährende Neigung, meinen Unterricht zu stören, ist unerträglich!«, schrie Snape, während er versuchte, seinen mit Trank bespritzten Schuh zu säubern.
»Sie werden heute Abend nachsitzen und sich um die Reinigung meines Klassenzimmers kümmern. Vielleicht lernen Sie dabei, wie man einen einfachen Heiltrank zubereitet, ohne ein Desaster zu verursachen«, Harry konnte kaum den Blick erheben, so sehr schämte er sich. Die Panik hatte ihn fest im Griff, und er konnte der Lehrer nur ein stummes Nicken entgegenbringen, während er versuchte, seinen Atem zu beruhigen. Die restliche Unterrichtsstunde verbrachte er in einem Zustand der Lähmung, unfähig, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Die Vorstellung, später am Abend allein bei Snape nachsitzen zu müssen, ließ die Angst in ihm nur noch weiter anwachsen. Als der Unterricht endlich vorbei war, verließ er so schnell wie möglich das Klassenzimmer, in der Hoffnung, keinen weiteren Konfrontationen ausgesetzt zu sein. Doch die Aussicht auf das Nachsitzen hing, wie ein dunkler Schatten über ihm, während er zum Gemeinschaftsraum eilte.
Während Harry sich auf das unvermeidliche Nachsitzen bei Professor Snape vorbereitete, befanden sich Adam und Taylor in einer völlig anderen Situation. Sie nutzten ihre Freistunde, um einen Termin bei Albus Dumbledore, dem Schulleiter von Hogwarts, wahrzunehmen. Beide waren sichtlich angespannt, als sie das geräumige Büro betraten, das voller kurioser Gegenstände und Bücher war. Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch, seine klugen Augen hinter der Halbmondbrille fixierten die beiden Jungen freundlich.
»Worum geht es, meine Herren? Ihr seht sehr besorgt aus«, begann er, seine Stimme ruhig und einladend. Adam und Taylor tauschten einen kurzen Blick aus, bevor Adam zu sprechen begann.
»Professor, wir möchten über die Situation eines Schülers sprechen ... ohne seinen Namen zu nennen. Es gibt da ernsthafte Bedenken bezüglich seines Wohlergehens und seiner Behandlung durch einen bestimmten Lehrer«, Albus Dumbledore lehnte sich zurück, seine Finger ineinander verschränkt, während er ihnen aufmerksam zuhörte. Als sie Harrys Situation schilderten, die ständige Angst und Isolation, in der er lebte, und die besonders harte Behandlung durch Professor Snape, blieben sie vorsichtig, keine direkten Hinweise auf Harrys Identität zu geben. Zwischendurch versuchte Dumbledore zwar, den Namen des Schülers zu erfahren, doch Adam und Taylor blieben standhaft.
»Es ist wichtig, dass der Schüler geschützt bleibt, Professor«, betonte Taylor. Am Ende des Gesprächs nickte Dumbledore langsam, nachdenklich.
»Ich verstehe eure Sorgen und danke euch für das Vertrauen, zu mir zu kommen. Ich werde mit Professor Snape sprechen und ihn bitten, sein Verhalten gegenüber jedem einzelnen Schüler zu hinterfragen und wenn nötig werde ich in seinem Unterricht zugegen sein«, Adam und Taylor spürten eine Mischung aus Erleichterung und anhaltender Besorgnis.
»Bitte, Professor«, fügte Adam hinzu, »wir bitten darum, dass unser Gespräch heute nicht erwähnt wird. Wir wollen nicht, dass Snape irgendwelche Rückschlüsse zieht, die dem Schüler weiteren Ärger bereiten könnten«, Dumbledore gab ihnen ein verständnisvolles Lächeln.
»Natürlich. Eure Anonymität und die des betroffenen Schülers bleiben gewahrt. Ihr habt mutig gehandelt, und es ist wichtig, dass wir eine Umgebung schaffen, in der sich jeder Schüler sicher und unterstützt fühlt.«
Mit diesen Worten verließen Adam und Taylor das Büro des Schulleiters, ein wenig hoffnungsvoller, dass ihre Bemühungen, Harry zu helfen, nicht umsonst waren. Trotz der Ungewissheit darüber, wie Snape reagieren würde, hatten sie jetzt das Gefühl, zumindest einen Schritt in die richtige Richtung unternommen zu haben.
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