Kapitel 4
Harry erwachte ruckartig am nächsten Morgen, desorientiert und mit einem flauen Gefühl im Magen. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, die fremden Konturen des Zimmers im schwachen Morgenlicht, welches durch das magische Fenster fiel, zu erfassen. Das Geräusch von Wasser im Hintergrund und das leise Murmeln von Stimmen ließ ihn realisieren, dass er nicht allein war. Als Taylor und Adam gemeinsam aus dem Bad kamen, erinnerte sich Harry schlagartig an den vorherigen Abend – die verzweifelte Flucht aus Snapes Büro, das Zusammenbrechen in den leeren Gängen von Hogwarts und die sanften Stimmen von Adam und Taylor, die ihm versicherten, dass er nicht allein sei. Adam bemerkte sofort Harrys fast schon panischen Blick und näherte sich ihm besorgt. Er setzte sich auf die Kante des Bettes und legte Harry eine Hand auf das Knie.
»Hey, alles okay. Was ist gestern passiert? Hat Snape dir was getan?«, fragte er direkt. Harry spürte, wie sich sein Magen bei der Erinnerung an die letzten Worte Snapes zusammenzog. Er wollte nichts mehr, als sich an Adam und Taylor zu wenden, ihnen alles erzählen, doch die scharfen Worte seines Vaters hallten in seinem Kopf wider. Die Angst, die Wahrheit preiszugeben, war zu groß, und so rang er nach einer Ausrede, nach irgendetwas, dass plausibel klingen würde. Adam beobachtete Harry genau, während dieser versuchte, sich in eine sitzende Position zu hieven. Die besorgte Falte auf seiner Stirn vertiefte sich mit jedem Wort, das Harry sprach.
»Es war nichts Großes«, begann Harry zögerlich und vermied dabei, Adam direkt anzusehen. Stattdessen fixierte er einen unscheinbaren Punkt an der kahlen Wand hinter Adam, als könne er dort die Worte finden, die er benötigte, um seine offensichtliche Not zu verschleiern.
»I-ich war nur überwältigt von allem«, fuhr Harry fort, seine Stimme ein unsicheres Flüstern. »Es ist alles so neu und dann das Nachsitzen. Snape war ... streng, aber er hat mir nichts getan«, sein Blick blieb starr auf die Wand gerichtet, unfähig, die wachsende Sorge in Adams Augen zu ertragen. Adams Herz zog sich bei diesen Worten zusammen. Er erinnerte sich an Harrys Zustand gestern – wie er vollkommen verzweifelt und verloren gewirkt hatte. Sein Instinkt sagte ihm, dass mehr hinter Harrys Worten steckte, doch er wusste auch, dass Drängen jetzt nicht der richtige Weg war. »Harry«, begann er sanft, seine Stimme trug die ganze Tiefe seiner Besorgnis, »gestern sahst du wirklich sehr mitgenommen aus. Es war doch mehr als nur Überwältigung, nicht wahr?« Harry zuckte zusammen, als wäre er ertappt worden. Er rang nach Ausreden, irgendetwas, um Adam zu beschwichtigen, ohne die Wahrheit preiszugeben.
»Es ist nur ...«, er machte eine Pause, suchte nach den richtigen Worten, »ich bin nicht gewöhnt an ... all das hier. Snape ist eben Snape. Ich muss lernen, damit umzugehen.« Adam beugte sich vor, legte Harry eine Hand auf die Schulter, um ihm zu zeigen, dass er da war und ihn unterstützte.
»Harry, du musst nicht alles allein durchstehen. Wir sind für dich da, egal was ist. Du kannst uns vertrauen«, doch Harry schüttelte leicht den Kopf, ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen, während er immer noch den Blick abwandte.
»Ich weiß, und ich bin euch sehr dankbar«, sagte er, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. »Es war nur ein schlechter Tag. Ich ... ich komme klar«, Adam sah ihn einen Moment lang an, seine Sorge war nicht gemindert, aber er erkannte auch, dass er Harry nicht zu einem Geständnis drängen konnte. Er nickte langsam, gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
»Okay, wie du meinst, aber du weißt, dass du uns jederzeit alles erzählen kannst, oder? Wir sind hier, um dir zu helfen«, Harry nickte, ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen, dankbar für die Freundschaft, die Adam und Taylor ihm boten, auch wenn er ihnen nicht die volle Wahrheit erzählen konnte.
»Danke«, murmelte er, seine Stimme kaum hörbar. Taylor, der sich während des Gesprächs im Hintergrund gehalten hatte, trat nun näher, ein Lächeln auf den Lippen.
»Komm, lass uns frühstücken gehen. Du musst hungrig sein, und ein voller Magen macht alles ein bisschen besser«, Harry stimmte zu, stand auf und machte sich kurz frisch, ehe sie sich gemeinsam sich auf den Weg zur Großen Halle machten. Doch trotz der scheinbaren Normalität, die der neue Tag mit sich brachte, lastete das Gewicht von Snapes Worten schwer auf Harrys Schultern, ein Geheimnis, das er nun allein tragen musste.
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Die Wochen vergingen, doch für Harry schienen sie eine Ewigkeit zu dauern. Seine Tage in Hogwarts waren geprägt von einer allumfassenden Einsamkeit, die tief in sein Innerstes griff und dort ein leeres Echo hinterließ. Die ständige Ablehnung und Ausgrenzung durch seine Mitschüler, die flüsternden Stimmen hinter seinem Rücken und die verächtlichen Blicke, die ihm entgegengeschleudert wurden, zermürbten ihn Tag für Tag. Es war, als würde er gegen eine unsichtbare Wand ankämpfen, die sich zwischen ihn und die Welt gestellt hatte. Er fühlte sich wie ein Geist, der durch die Hallen von Hogwarts wandelte, sichtbar und doch von allen ignoriert. Diese Isolation wurde durch die Grausamkeit verstärkt, die Snape ihm entgegenbrachte. Jeder Tag in dessen Unterricht war eine neue Demütigung, ein weiterer Beweis dafür, dass die Bindung des Blutes keine Bedeutung hatte. Der Lehrer ließ keine Gelegenheit aus, Harry vor der Klasse bloßzustellen, seine Fehler hervorzuheben und seine Anstrengungen zu minimieren. Es war, als würde er mit jeder Bemerkung und jedem abfälligen Blick versuchen, Harry zu zermürben, ihn daran zu erinnern, dass er nicht willkommen war, nicht einmal in seinem eigenen Haus. Die Tatsache, dass Snape sein leiblicher Vater war, machte die Situation nur noch schmerzhafter. Harry hatte sich immer eine Familie gewünscht, jemanden, der ihn verstand und bei dem er Zugehörigkeit finden konnte. Doch statt Liebe und Akzeptanz fand er bei Snape nur Ablehnung und Kälte. Es war ein schmerzhafter Verrat, eine offene Wunde, die mit jedem Tag tiefer wurde. Harry fühlte sich verloren in einer Welt, die ihm keinen Halt gab, einer Welt, in der sein eigener Vater ihn verachtete.
Adam und Taylor hatten Harry in ihrem Zimmer aufgenommen, ein Geheimnis, das sie sorgfältig hüteten, damit kein Slytherin – und vor allem nicht Snape – davon erfuhr. Die Angst, dass dieser es verbieten könnte, ließ sie vorsichtig agieren. Doch selbst in der scheinbaren Sicherheit ihres Raumes konnte Harry die Einsamkeit nicht abschütteln. Sie lag wie ein kalter Schleier über allem, durchdrungen von der ständigen Erinnerung, anders zu sein.
Nun, kurz vor Weihnachten, saß Harry zusammen mit Adam und Taylor auf den Couchen im Gemeinschaftsraum. Die Stimmung war anders als sonst; das bevorstehende Fest und die Aussicht auf eine kurze Pause vom Schulalltag ließen selbst die kühle Atmosphäre von Slytherin etwas wärmer erscheinen.
»Wir wollten mit dir über die Ferien sprechen«, begann Adam, während er einen Blick mit Taylor tauschte.
»Wir fahren über Weihnachten zu meinen Eltern. Es wäre toll, wenn du mitkommen würdest«, Harrys Augen leuchteten auf, eine Welle der Erleichterung durchflutete ihn bei dem Gedanken, den Feiertagen nicht allein in Hogwarts gegenüberzustehen.
»Wirklich? Ich ... das wäre unglaublich. Danke. Geht das denn?«, stammelte er, kaum fähig, seine Freude zu verbergen. Taylor und Adam wussten inzwischen, dass Harry sich bei seinen Verwandten ganz und gar nicht wohlfühlte. Viel hatte er nicht preisgegeben, aber so viel, dass die Muggel die Magie wohl ablehnten und so auf eine gewisse Art und Weise auch Harry. Für den Jungen war vollkommen klar, dass er in keinen Ferien nach Hause fahren würde, und noch ahnte niemand, dass die Dursleys ihn quasi bereits verstoßen hatten.
»Ich wüsste nicht, was dagegen sprechen sollte«, sagte Taylor dann.
»Ja, ich meine, Dumbledore hat ja momentan faktisch das Sorgerecht und wenn wir ihn fragen, sagt er sich nicht nein«, warf Adam ein. »A-Aber Snape ...«, Harrys Stimme war leise und voller Angst.
»Was soll mit ihm sein?«, wollte Taylor sacht wissen.
»Er ist doch ... na ja mein Hauslehrer und für mich verantwortlich, oder?«, ehe Adam etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür zum Gemeinschaftsraum, und Severus Snape trat ein. Seine Augen fixierten sofort die Gruppe auf den Sofas. Harrys Herz sank. Die Anwesenheit des Mannes war wie ein kalter Schatten, der jegliche Wärme im Raum erstickte. Sein Blick, kalt und durchdringend, ruhte kurz auf jedem der drei, bevor er sie mit einer knappen Geste zu sich winkte. Wortlos führte er Harry, Adam und Taylor aus dem Raum, seine Schritte hallten vor Autorität durch die Korridore, bis sie sein Büro erreichten. Die Tür fiel mit einem dumpfen Laut ins Schloss, und die drei standen in der bedrückenden Stille seines Reiches.
»Potter, Brick, Larson«, begann Snape, seine Stimme ließ keinen Raum für Widerspruch.
»Ich habe erfahren, dass Sie sich ein Zimmer teilen. Das wird ab sofort unterbunden«, Adam, dessen Miene bislang besorgt, aber bestimmt gewesen war, trat einen Schritt vor.
»Professor, Sie verstehen nicht. Harry...«
»Ich verstehe vollkommen«, unterbrach ihn Snape scharf. »Regeln sind Regeln. Sie teilen sich kein Zimmer außerhalb der zugewiesenen. Darüber hinaus gibt es in ihrem und Mr. Larsons Zimmer nur zwei Betten und die Regeln von Hogwarts sind in dieser Hinsicht eindeutig«, Taylor, der bisher geschwiegen hatte, versuchte es mit einem anderen Ansatz.
»Aber Professor, es ist fast Weihnachten. Wir wollten Harry mit zu Adams Familie nehmen. Er sollte nicht allein bleiben«, Snape schnaubte verächtlich.
»Potter bleibt in Hogwarts. Als sein Hauslehrer liegt das Sorgerecht während der Schulzeit bei mir. Und ich sage nein«, Adam atmete tief durch und war kurz davor, zu protestieren, möglicherweise sogar zu drohen, Dumbledore aufzusuchen, doch Snape warf Harry einen warnenden Blick zu, der mehr sagte, als Worte es könnten. Dieser Blick ließ Harry innehalten. Er hielt Adam am Ärmel zurück.
»Nein, lass gut sein«, sagte Harry leise, seine Stimme brach fast.
»Es ist okay. Ich ... ich bleibe gerne hier über Weihnachten«, die Lüge schmeckte bitter auf seiner Zunge, doch was sollte er sonst tun? Der Tränkemeister hatte deutlich gemacht, dass jede weitere Diskussion nur zu mehr Schwierigkeiten führen würde. Snape, scheinbar zufrieden mit dem Ergebnis, nickte knapp.
»Gut, dann ist die Sache geklärt«, die Enttäuschung, die Adam und Taylor empfanden, war fast greifbar, doch sie wussten, dass es keinen Sinn hatte, weiter zu diskutieren. Mit schweren Herzen verließen sie gemeinsam Snapes Büro.
»Es tut uns so leid Harry«, sprach Adam als Erster wieder, als sie zurück im Gemeinschaftsraum waren und zu Adams und Taylors Zimmer gingen. Dort angekommen, griff Harry seinen Pyjama und ein paar andere persönliche Dinge, ehe er etwas sagte.
»Schon gut. Ich komm klar. Wir wussten ja, dass das geschehen könnte«, sagte er und versuchte ein schwaches Lächeln.
»W-Wir sehen uns dann morgen«, sagte er und ließ die beiden jungen Männer allein. Seufzend ließ sich Adam auf das Bett fallen und schüttelte den Kopf.
In der Dunkelheit ihres Zimmers, nur vom Mondlicht erhellt, lagen Adam und Taylor später nebeneinander im Bett, die Ereignisse des Tages noch immer in ihren Köpfen nachhallend. Adam war besonders nachdenklich und sichtlich erschüttert von den jüngsten Ereignissen.
»Ich kann es nicht ertragen, Harry so zu sehen«, begann er, seine Stimme zitterte leicht vor Emotion.
»Es ist, als ob Snape einen besonderen Groll gegen ihn hegt, aber warum? Harry hat doch nichts getan«, Taylor, der sich zu seinem Freund umwandte und ihm sanft über die Haare strich, nickte.
»Ich würde auch gerne wissen, was hinter Snapes Verhalten steckt. Es scheint so persönlich zu sein, aber Harry ist nur ein Kind«, nach einem Moment fügte er hinzu: »Dir liegt wirklich was an ihm, nicht wahr?«, Adam nickte, die Augen feucht vom aufkeimenden Gefühl der Hilflosigkeit.
»Ja, natürlich. Er ist so allein hier ... Wir sind alles, was er hat«, ein kurzes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, bevor Taylor das Thema wechselte, als wolle er die Schwere des Moments ein wenig auflockern. »Hast du jemals über unsere Zukunft nachgedacht? Ü-über ... eigene Kinder vielleicht?«, Adam blickte überrascht zu Taylor.
»Eigene Kinder? Mit ... mit mir? Meinst du das ernst?«, Taylor drehte sich vollständig zu seinem Freund, sein Gesicht ernst, aber voller Liebe. Er lehnte sich vor und küsste Adam sanft.
»Darling, du wirst mich nicht mehr los. Ja, ich meine es ernst. Ich will eine Familie mit dir. Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als mit dir zusammen ein Heim zu schaffen und Kinder groß zu ziehen«, Adam spürte, wie sich sein Herz mit Wärme füllte, eine Wärme, die den Schatten der vergangenen Stunden zu vertreiben schien.
»Schatz, d-das bedeutet mir so viel. Ich hatte Angst, es dir zu sagen, aber ich habe auch davon geträumt, eine Familie mit dir zu haben«, Taylor lächelte, strich Adam eine Strähne aus dem Gesicht und flüsterte: »Dann ist es beschlossen. Eines Tages, Adam. Eines Tages werden wir das alles haben«, wieder wurde es still zwischen den beiden. Wieder war es Taylor, der die Stille durchbrach.
»Sollen wir vielleicht hierbleiben über die Ferien?«, fragte er. Adam seufzte tief und schüttelte langsam den Kopf.
»Ich kann das meinen Eltern nicht antun. Sie erwarten uns, und es würde ihnen das Herz brechen, wenn wir nicht kämen. Aber ich fühle mich so schlecht, Harry allein zu lassen«, die beiden lagen noch lange wach, umgeben von der Stille, die nur von ihren eigenen schweren Atemzügen durchbrochen wurde. Obwohl sie die Entscheidung getroffen hatten, nach Hause zu fahren, war es eine Entscheidung, die schwer auf ihnen lastete. Die Vorstellung, Harry in Hogwarts zurückzulassen, in einer Umgebung, die ihm so wenig Wärme und Sicherheit bot, war fast unerträglich. Schließlich übermannte sie der Schlaf, doch die Sorgen und die Ungewissheit über Harrys Wohl blieben.
Auf den verschneiten Ländereien von Hogwarts standen Harry, Adam und Taylor nebeneinander, ihre Atemwolken bildeten kleine Nebel in der kalten Luft. Die Kutschen, die die Schüler für die Weihnachtsferien nach Hogsmeade zum Zug bringen sollten, warteten bereits.
»Wir könnten bleiben, wenn du willst«, bot Adam zögerlich an, seine Augen voller Sorge um Harry.
»Nein«, entgegnete dieser schnell, seine Stimme zitterte leicht vor unterdrückten Tränen.
»Ich will nicht, dass ihr eure Pläne wegen mir ändert. Es wird schon gehen«, er versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, aber es erreichte seine Augen nicht. Taylor legte seine Hand auf Harrys Schulter.
»Bist du sicher? Wir machen uns Sorgen um dich.«
»Ja, ich bin sicher. Viel Spaß bei Adams Eltern, okay?«, sagte Harry und schluckte hart. Er konnte die Tränen nicht länger zurückhalten, als Adam und Taylor ihn fest umarmten.
»Pass auf dich auf, Harry. Wir schreiben dir«, flüsterte Adam, bevor sie sich voneinander lösten. Taylor nickte ihm zu, seine eigenen Augen glänzten feucht.
»Wir sehen uns nach den Ferien, Kleiner«, mit einem letzten, zögernden Blick stiegen die beiden in die wartende Kutsche. Harry beobachtete, wie sie davonfuhr, sein Herz fühlte sich schwer an in seiner Brust. Als er allein zurückblieb, traf ihn plötzlich ein Schneeball heftig am Kopf. Der Schock und die Wucht des Treffers ließen ihn zu Boden gehen, er prallte auf die steinernen Stufen der großen Freitreppe und die Welt um ihn herum verschwamm.
Als Harry wieder zu Bewusstsein kam, lag er auf einem der Betten in der Krankenstation von Hogwarts. Madame Pomfrey, die Heilerin, beugte sich über ihn, ihre Miene von Besorgnis geprägt.
»Was ist passiert?«, krächzte Harry, während er versuchte, sich aufzusetzen. Madame Pomfrey aber schob ihn sanft zurück auf das Kissen.
»Du musst ausgerutscht sein und hast dir den Kopf an einer der steinernen Stufen gestoßen. Ein ziemlich heftiger Sturz«, Harry wusste es besser. Er erinnerte sich an den Schneeball, der ihn getroffen hatte, aber er schwieg. Es brachte nichts, darüber zu sprechen. Niemand würde ihm glauben oder sich darum kümmern.
Während Madame Pomfrey ihn versorgte, betrat Severus Snape die Krankenstation. Seine Miene war unlesbar, seine Augen kalt.
»Was ist schon wieder passiert?«, fragte er mit einer Stimme, die jede Form von Besorgnis vermissen ließ. Madame Pomfrey erklärte die Situation, während Snape nur mit leichtem Kopfschütteln reagierte.
»Tollpatschig also auch noch. Aufstehen Potter«, forderte Snape, als die Heilerin fertig war.
»Der Junge sollte sich noch ausruhen«, entgegnete Madame Pomfrey bestimmt.
»Das ist nicht nötig«, insistierte Snape und deutete auf Harry.
»Kommen Sie, Potter.«, zögerlich stand Harry auf, noch etwas benommen von dem Sturz. Als sie den Flur entlanggingen, wandte sich Snape ihm zu.
»Also was ist wirklich passiert? War das ein Versuch, meine Aufmerksamkeit zu bekommen?«, fragte der Mann eiskalt.
»N-Nein Sir, ein Schneeball und ...«, versuchte sich Harry, zu verteidigen, aber der Schwindel ließ jeden Protest im Keim ersticken.
»Schweigen Sie! Sie Verstehen nicht Potter, jeder Besuch auf der Krankenstation könnte aufdecken, wessen Kind Sie sind. Und das wollen Sie doch sicher nicht, oder?«, Snapes Stimme war nun noch kälter. Harrys Magen verkrampfte sich bei Snapes Worten.
»Nein«, flüsterte er, die Erkenntnis, wie isoliert er wirklich war, traf ihn wie ein Schlag. Der Tränkemeister nickte knapp, bevor sie weitergingen, Harry folgte ihm wie ein Schatten, der sich in die Kälte des Schlosses verlor, umgeben von der ewigen Stille seiner eigenen Einsamkeit.
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In Adams Elternhaus herrschte eine warme und einladende Atmosphäre, die durch das Knistern des Feuers im Wohnzimmer und den Duft des gerade genossenen Abendessens noch verstärkt wurde. Während Taylor sich im Wohnzimmer mit Adams Vater Paul in eine Partie Schach vertiefte, hatte Adam sich in die Küche zurückgezogen, um das Geschirr abzuwaschen. Er tat es von Hand, obwohl ein einfacher Zauber genügt hätte, um die Aufgabe in Sekundenschnelle zu erledigen. Seine Mutter Christine trat zu ihm in die Küche, lehnte sich an die Tür und beobachtete ihn eine Weile schweigend, bevor sie fragte:
»Warum zauberst du nicht einfach, Schatz? Es wäre doch viel schneller erledigt«, Adam seufzte, ohne den Blick von der Spüle zu heben.
»Es lenkt mich ab«, gab er knapp zurück. Seine Mutter runzelte die Stirn, ein Ausdruck mütterlicher Intuition auf ihrem Gesicht.
»Wovon lenkt es dich ab? Haben Taylor und du etwa Streit? Ihr beide seid seit eurer Ankunft so ... still.«, Adam stellte den Teller, den er gerade abgetrocknet hatte, beiseite und wischte sich mit dem Rücken seiner Hand über die Stirn. Er drehte sich zu seiner Mutter um, das Bedürfnis, sich jemandem anzuvertrauen, war stärker als erwartet.
»Nein, zwischen Taylor und mir ist alles in Ordnung«, begann er, seine Stimme zögerlich.
»Es geht um Harry, einen Jungen aus unserem Haus«, bisher hatte Adam seinen Eltern nichts von Harry erzählt. In Briefen hatte er lediglich erwähnt, dass er sich um einen Erstklässler besonders bemühte. Christine trat näher, setzte sich auf einen der Küchenstühle und signalisierte ihm, sich ihr anzuschließen. Adam lehnte sich an die Küchenanrichte, die Müdigkeit und Sorge in seinen Augen unübersehbar.
»Er ist ... er ist allein, Mum. Wirklich allein. Seine Familie, die Muggel, bei denen er lebt, sie verstehen nichts von unserer Welt. Sie lehnen Magie ab und mit ihr Harry. Und in Hogwarts ...«, Adam schluckte schwer, »in Hogwarts hat er es auch nicht leicht. Professor Snape, er ... er macht ihm das Leben zur Hölle«, die Stirn seiner Mutter legte sich in tiefe Falten, ihre Augen funkelten besorgt.
»Das klingt ja furchtbar. Warum tut er das?«
»Wir wissen es nicht«, antwortete Adam mit einem traurigen Lächeln.
»Harry ist ein guter Junge, wirklich. Es gibt keinen offensichtlichen Grund für Snapes Verhalten. Es ist, als hätte er etwas gegen ihn persönlich. Wir wollten Harry eigentlich über die Ferien mit hierher nehmen, um ihm ein wenig Zuflucht zu bieten. Aber ... es wurde uns nicht erlaubt.«
»Das ist wirklich traurig, mein Schatz«, seufzte seine Mutter.
»Harry? Geht es etwa um Harry Potter, der müsste doch jetzt eingeschult worden sein?«, fragte sie, ihre Stimme von einer Mischung aus Neugier und Sorge getragen. Überrascht über die direkte Frage, nickte Adam.
»Ja, genau um ihn geht es«, Christine atmete tief durch, ihre Augen schimmerten im gedämpften Licht der Küche.
»Ich kannte James Potter, seinen Vater, und auch Severus Snape. Sie waren einige Jahrgänge unter mir«, sie machte eine kurze Pause, als ob sie in Gedanken weit in die Vergangenheit zurückreiste.
»James und seine Freunde ... sie haben Snape oft genug das Leben schwer gemacht. Gemobbt könnte man sagen. V-vielleicht ist das ein Grund für sein Verhalten«, Adam hörte aufmerksam zu, die Geschichte seiner Mutter verarbeitend.
»Das könnte sein«, gab er langsam zu, »aber es rechtfertigt nicht, was er Harry antut. Harry ist nur ein Kind. Er sollte nicht für die Fehler seines Vaters büßen müssen«, kurz breitete sich Still über den Raum aus.
»Du würdest ihm gerne helfen, nicht wahr?«, fragte Christine dann sanft, voller Mitgefühl für den jungen Mann vor ihr. Adam konnte nur nicken, die Emotionen überwältigten ihn plötzlich. Die Tränen, die er so lange zurückgehalten hatte, begannen zu fließen.
»Ja, Mum. Ich will ihm helfen. Es ist einfach so unfair«, seine Mutter stand auf und umarmte Adam fest, ihre eigene Stimme von Gefühl erstickt.
»Ich weiß, mein Schatz. Es ist eine schwierige Situation. Aber deine Bereitschaft zu helfen, zeigt, was für ein wunderbarer Mensch du bist. Vielleicht gibt es keinen direkten Weg, die Dinge zu ändern, aber deine Unterstützung könnte für Harry schon die Welt bedeuten«, Adam lehnte sich in die Umarmung seiner Mutter, getröstet durch ihre Worte und die Wärme ihrer Nähe. In diesem Moment fühlte er sich ein wenig stärker, ein wenig hoffnungsvoller. Er wusste, dass der Weg, Harry zu helfen, nicht einfach sein würde, aber er war entschlossen, nicht aufzugeben.
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