Kapitel 1
Hey Ihr Lieben,
ich bin so aufgeregt, den Anfang meiner neuesten Geschichte mit euch zu teilen! In meinem Kopf schwirren so viele Ideen herum, und ich konnte einfach nicht widerstehen, sie zu Papier zu bringen. "Echo der Einsamkeit" ist keine klassische Severus/Harry Vater-Sohn-Geschichte. Ich möchte euch vorab warnen: Sie wird traurig, also wirklich traurig. Nur lesen, wenn man nicht deprimiert werden möchte :-D Snape wird in dieser Geschichte nicht der nette, liebevolle Vater werden. Seine Beziehung zu Harry ist kompliziert und voller Spannungen.Vielen Dank für eure Unterstützung.
Lasst uns gemeinsam dieses magische Abenteuer erleben! Keine Sorge auch die anderen Geschichten gehen weiter. Schreibe parallel an allen offenen.
Liebe Grüße
Eure Anne
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Harry Potter saß im Mittelpunkt der Großen Halle, den Sprechenden Hut tief über die Augen gezogen. Die Stille, die ihn umgab, schien fast greifbar, als ob ganz Hogwarts den Atem anhielt, um das Urteil des Hutes zu erwarten. In Harrys Innerem jedoch tobte ein Sturm aus Angst, Vorfreude und Unsicherheit.
Harrys 11. Geburtstag wurde zum Wendepunkt seines Lebens – ein Übergang, der ihn von den düsteren Schatten seiner Kindheit in die ungewisse, doch verheißungsvolle Welt der Zauberei führte. Der Schrank unter der Treppe, den er im Haus der Dursleys sein Zuhause nannte, hatte seine Welt verkleinert, auf einen winzigen vergitterten Lüftungsschlitz und die spärlichen Lichtstrahlen reduziert, die es durch diesen zu ihm schafften. Doch an einem besonderen Morgen wurden die Schatten durch drei Umschläge vertrieben, die wie Botschafter einer neuen Ära auf seinem schäbigen, kleinen Bett lagen. Der erste Umschlag, das Ticket in seine Zukunft, trug das Siegel von Hogwarts. Die beiden anderen waren persönlicher – und schwerwiegender. Der Erste davon war von seiner Mutter, Lily Potter. Seine Finger zitterten, als er das Papier öffnete und die Zeilen las, die seine Welt auf den Kopf stellten. Lily offenbarte ihm sanft, aber unmissverständlich, dass der Mann, den er immer für seinen Vater gehalten hatte, nicht James Potter war. Es war Severus Snape, einen Namen, den Harry bis dato noch nie gehört hatte. Der zweite Umschlag war versiegelt und nicht für seine Augen bestimmt. Harrys Aufgabe war es, ihn sicher an Severus Snape zu übergeben, den Mann, der nun als sein Vater galt. Als Harrys Tante Petunia dies mit angespannten, kalten Augen zur Kenntnis nahm, sprach sie das unausweichliche Urteil mit einer Stimme, die so gefühllos war wie das Leben, das sie Harry bisher zugemessen hatte. Sie sagte ihm, dass er in den Sommerferien nicht zurückkehren dürfe, da er nun einen Vater hätte, der noch lebte. In ihrem Ton schwang eine Mischung aus Erleichterung und Verachtung mit – befreit von der Last, Lily Potters Sohn zu versorgen, und doch voller Abscheu für das, was er wirklich war. Harry fühlte eine seltsame Befreiung bei dem Gedanken, nie mehr zu den Dursleys zurückzukehren. Inmitten der Verwirrung und der neuen Erkenntnisse über seine Herkunft spürte er einen Funken Hoffnung. Vielleicht, nur vielleicht, bedeutete, ein Vater zu haben, nicht allein zu sein in dieser Welt.
Als Harry später durch die magische Winkelgasse schritt, geführt von Hagrids riesiger, freundlicher Gestalt, öffnete sich ihm eine Welt voller Wunder. Und doch überwog die Unsicherheit, was nun geschehen würde. Harry fragte Hagrid nach Severus Snape, ohne ihm aber zu erklären, warum er wissen wollte, wer der Mann war. Hagrid berichtete ihm, dass Snape in Hogwarts als Lehrer arbeitete. Harrys Herz machte einen Sprung, so einfach hatte er sich nicht vorgestellt, seinen Vater zu erreichen. Vielleicht würde sein Leben nun wirklich endlich besser werden. Er erinnerte sich an die Nächte bei den Dursleys, an das Gefühl des leeren Magens, an die Einsamkeit, die seine einzige konstante Gefährtin gewesen war. Er hatte gehungert, nicht nur nach Essen, sondern auch nach Wärme und Liebe. Geschlagen nicht nur vom Cousin, Dudley, sondern auch von der harten Realität eines Lebens, das so kalt war wie Petunias und Vernons Blick. Das alles war nun Vergangenheit – eine dunkle, traurige Vergangenheit, die ihn zu dem machte, was er war: ein Junge, der kurz davor stand, seine Identität neu zu definieren. An all das dachte er, als er auf dem Hocker saß, den alten Hut auf dem Kopf.
»Nun, nun, was haben wir denn hier?«, begann eine Stimme in Harrys Kopf, alt und weise und voller Tiefe. »Viel Mut sehe ich, und ein gutes Herz. Aber auch eine Menge Schmerz und Einsamkeit. Ja, du würdest gut zu Gryffindor passen, keine Frage. Aber was ist das? Eine Bereitschaft, dich zu beweisen, ein Verlangen, selbst in der Dunkelheit zu bestehen. Interessant, sehr interessant.«
»Ich ... ich will nicht nach Slytherin. Bitte nicht dorthin. Nicht ins Haus von ... Ihm«, dachte Harry, seine innere Stimme bebte vor Angst. Von Hagrid wusste Harry von der Last des Hauses »Slytherin« und auch wenn sein eigener Vater hier Hauslehrer war, wollte er auf keinen Fall nach Slytherin.
»Ah, du meinst Lord Voldemort? Keine Angst, das allein macht keinen Slytherin aus. Doch, ich sehe etwas noch Tieferes. Eine Verbindung, die ich nicht ignorieren kann. Du bist der Sohn von Severus Snape, und das ... das verändert vieles«, sprach der alte Hut weiter.
»Aber ich bin nicht wie mein Vater oder wie Er. Ich kenne meinen Vater nicht und ich will nicht sein wie Voldemort«, protestierte Harry stumm.
»Und das musst du auch nicht, Harry Potter. Slytherin könnte dir den Weg zeigen, deinen eigenen Namen zu formen, abseits der Schatten deiner Vorfahren. Es ist nicht das Haus, das einen Menschen prägt, sondern der Mensch das Haus. Und unter all dem Schmerz und der Wut gibt es eine Stärke in dir, die selbst du noch nicht ganz begreifst.«
»Ich will stark sein. Aber nicht auf diese Weise. Nicht, wenn es bedeutet, allein zu sein«, erwiderte Harry, ein Gefühl der Verzweiflung in seiner stillen Stimme.
»Allein? Oh, du wirst überrascht sein, wie viele Slytherins sich ebenfalls missverstanden fühlen, wie viele Verbündete du finden könntest, wie viele Freunde in den Schatten warten. Es bedarf eines großen Mutes, sich seinen Ängsten zu stellen, und noch größerer Mut ist es, zu sein, wer man wirklich ist, trotz aller Erwartungen«, Harry schwieg einen Moment. Die letzte Bemerkung des Hutes hatte etwas in ihm getroffen, eine Saite der Entschlossenheit, die er nicht kannte.
»Und was ist mit den anderen? Was werden sie über mich denken?«, Harrys Gedanken waren ein Wirbel aus Sorge und Trotz.
»Was andere denken, mag deinen Weg beeinflussen, aber es sollte ihn nicht bestimmen. Du bist Harry Potter, der Junge, der lebt, und auch der Sohn von Lily Potter, einer der besten Hexen, die ich je gekannt habe. Du trägst das Erbe von Slytherin in dir, doch wie du es zum Ausdruck bringst, liegt allein bei dir«, mit diesen Worten fühlte Harry, wie der Hut sich entschied. Es war, als ob er eine letzte Berührung erhielte, ein stummes Nicken in der Tiefe seines Geistes, bevor die alte, weise Stimme laut genug für alle hörbar verkündete: »Slytherin!«
Ein Raunen ging durch den Saal, einige Schüler klatschten verhalten, andere flüsterten verwundert oder vielleicht enttäuscht. Aber Harry spürte nur das neue Gewicht auf seinen Schultern – und tief in seinem Herzen, die kleine, zögernde Flamme einer Herausforderung. Er ging langsam zum Tisch der Slytherins und setzte sich. Sofort spürte er die Distanz, die sich zwischen ihm und den anderen Slytherins aufbaute. Ihre Blicke ruhten auf ihm, nicht offen feindselig, aber voller Skepsis. Die Unterhaltungen, die vor seiner Ankunft am Tisch vibriert hatten, erstarben zu einem unangenehmen Schweigen. Die Auswahl endete und nach einer Rede von Albus Dumbledore, von welcher Harry kaum etwas mitbekam, begann das Abendessen. Zögernd griff Harry nach dem Besteck. So gutes Essen hatte er noch nie bekommen. Trotz allem traute er sich nicht richtig zuzugreifen und aß lediglich ein wenig gebackene Kartoffeln. Das Abendessen schritt voran, und Harry fühlte sich wie ein Geist an der Festtafel. Es war ein Junge zu seiner Rechten, der die Stille irgendwann brach. Mit dunkler Haut, die im Kerzenlicht glänzte, und dunklen Augen, die einen intelligenten Glanz hatten, rückte er näher, ein entschuldigendes Lächeln auf seinem markanten Gesicht.
»Hey, Harry, ich bin Blaise«, sagte er, seine Stimme warm und einladend, was Harry etwas beruhigte.
»Das hat wohl keiner von uns kommen sehen, aber ... na ja, Hogwarts ist voller Überraschungen, nicht wahr?«, Harry nickte, dankbar für die freundliche Geste. Blaise schob eine Schüssel zu ihm herüber.
»Du solltest etwas mehr essen. Es wird dir alles leichter erscheinen, wenn du satt bist«, er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Ich denke, wir alle wollen wissen ... äh ... wie ist das passiert? Warum bist du in Slytherin?«, Harry zögerte und spürte die Blicke der anderen auf sich gerichtet.
»Der Hut ... er ... ich weiß nicht«, sagte er vorsichtig, bemüht nicht unhöflich zu wirken. Sein Blick wanderte zum Lehrertisch. Er hatte Snape sofort erkannt, denn er sah sich zum Teil selbst in den Gesichtszügen des Mannes. Die dunklen glatten Haare, die blasse Haut und hohen Wangenknochen, die Lippen. Das alles war auch er. Nur die Augen unterschieden sie und Harry hoffte, dass den anderen Schülern die Ähnlichkeiten nicht so schnell auffielen. Kurz trafen sich ihre Blicke, doch in Snapes Augen lag keinerlei Freundlichkeit. Es war eine Art Abscheu und Kälte, die Harry sofort den Blick senken ließ.
Einige Augenblicke später, nachdem Harry sich wieder ein wenig gefangen hatte, beugte sich Draco Malfoy, der links von ihm saß zu ihm. Draco, mit seinem gepflegten blonden Haar und der überlegenen Haltung, die er so mühelos zur Schau stellte, lehnte sich mit einem halb-amüsierten, halb-neugierigen Lächeln zu ihm.
»Na Potter«, begann Draco, seine Stimme trug jene charakteristische Arroganz, die Harry schon kannte. »Wir haben uns schon einmal getroffen, in der Winkelgasse, falls du dich erinnerst«, Harry, der immer noch die Blicke der anderen Slytherins auf sich spürte, nickte leicht und antwortete mit leiser Stimme: »Ja, ich erinnere mich.«
»Interessant, dass du zu uns gekommen bist«, fuhr Draco fort, während er einen Silberkelch mit etwas, das aussah wie Saft, zum Mund hob.
»Ich hätte nicht gedacht, dass der berühmte Harry Potter in Slytherin landet«, Harry spürte, wie seine Wangen leicht rot wurden. Dracos Präsenz und seine direkte Art brachten ihn ungewollt aus der Fassung.
»Ich ... äh, der Hut hat entschieden«, murmelte Harry, fast zu leise, um gehört zu werden. Draco musterte ihn einen Moment lang, bevor er mit einer leichten Geste auf die Schüssel vor Harry deutete.
»Du solltest wirklich mehr essen, Potter. In Slytherin zu überleben, erfordert Kraft, und die kommt nicht von ungefähr«, sein Ton war zwar überheblich, aber nicht unfreundlich. Harry wagte einen kurzen Blick auf Draco und er nickte scheu, ehe er sich noch etwas Gemüse auftat. Draco lehnte sich indessen zurück, sein Blick schweifte durch den Saal, dann zurück zu Harry.
»Weißt du, Potter, Slytherin ist nicht so schlimm, wie alle sagen. Du könntest hier sogar ... na ja ... reinpassen.«
»Meinst du das ernst?«, wollte Harry leise wissen.
»Natürlich«, antwortete Draco mit einem selbstbewussten Nicken. Harry war sich nicht sicher, was er von Draco halten sollte, aber irgendetwas an dem blonden Jungen faszinierte ihn, ließ ihn sich schüchtern und gleichzeitig neugierig fühlen. Er ahnte nicht, dass dies der Beginn einer Beziehung sein könnte, die sein Leben in Zukunft maßgeblich prägen würde. Als Harry und Draco noch in ihr Gespräch vertieft waren, mischte sich Blaise wieder ein. Er lehnte sich entspannt zurück, ein amüsiertes Lächeln auf den Lippen.
»Draco, du solltest Harry hier nicht zu sehr in Beschlag nehmen«, sagte Blaise nun mit einem spielerischen Unterton.
»Immerhin kennen du und ich uns schon, seit wir klein waren. Man könnte fast sagen, wir sind wie Brüder«, Draco warf Blaise einen kurzen Blick zu, ein Hauch von Belustigung in seinen sonst so kühlen Augen. »Stimmt«, erwiderte er. »Blaise und ich, wir haben schon einige Abenteuer zusammen erlebt. Und jetzt scheint es, als ob wir ein neues Mitglied in unserem kleinen Kreis haben könnten«, Harry spürte, wie seine Wangen sich noch mehr röteten. Das Gefühl, in diesem Moment von beiden Jungen Beachtung zu finden, war überwältigend und verwirrend zugleich. Blaise lehnte sich nun vor und sah Harry direkt an.
»Weißt du, Harry, wenn du möchtest, könnten wir uns zu dritt ein Zimmer teilen. Wir könnten dir helfen, dich in Slytherin zurechtzufinden. Unsere Familien sind schon immer Slytherins, kein Geheimnis der Schlangen, dass wir nicht kennen. Nicht wahr Draco?«, Draco rollte kurz mit den Augen, nickte aber.
»Äh, das ... das klingt ... gut«, stammelte Harry nun, unsicher, wie er sich fühlen sollte. Draco lächelte leicht, eine Spur von Wärme in seinem sonst so distanzierten Blick.
»Sehr gut, Potter. Willkommen in Slytherin«, Blaise nickte zustimmend und klopfte Harry freundschaftlich auf die Schulter.
»Du wirst sehen, es wird nicht so schlimm, wie du denkst. Wir Slytherins halten zusammen.«
Harry nickte langsam, ein Wirbel aus Gedanken und Gefühlen in seinem Kopf. Die Möglichkeit, Teil von etwas zu sein, das er nie für möglich gehalten hatte, fühlte sich seltsam richtig an. Er konnte kaum länger darüber nachdenken, denn schon wurden sie von einem der Vertrauensschüler aufgefordert, ihm zu folgen. Das Essen war beendet und nun wurde alle Schüler in ihre jeweiligen Häuser geführt.
Im tiefsten Keller von Hogwarts, dort, wo das Wasser des schwarzen Sees die Wände beinahe zu kühlen Fenstern des Untergrunds machte, versammelten sich nun alte und neue Slytherins in ihrem Gemeinschaftsraum in welchem die Farben Silber und Grün vorherrschten. Die jungen Slytherins, darunter Harry, Blaise und Draco, flüsterten aufgeregt untereinander, als Professor Snape den Raum betrat. Seine Erscheinung in Schwarz brachte die unterhaltenden Stimmen sofort zum Verstummen. Sein Blick glitt durch den Raum, kalt und berechnend, bevor er zu sprechen begann.
»Da ihr nun alle hier versammelt seid, werde ich einige Dinge klarstellen«, begann er, seine Stimme durchdrang den Raum wie ein leiser, aber unverkennbarer Donner. Für Harry war es seltsam, das erste Mal die Stimme seines Vaters zu hören. Neugierig sah er den Mann an.
»In Slytherin zu sein bedeutet, sich von den anderen abzuheben, sich der Disziplin und der Tradition zu verschreiben. Es wird von euch erwartet, dass ihr die Prinzipien unseres Hauses hochhaltet: Ehrgeiz, Cleverness und – vor allem – Loyalität«, fuhr Snape fort. Sein Blick verweilte kurz auf Harry, bevor er fortfuhr. »Mr. Potter, als eine Berühmtheit, die Sie ohne Übertreibung sind, wird es Ihnen sicherlich gefallen zu hören, dass Sie in einem Einzelzimmer untergebracht werden. Ein Zimmer, das bisher leer stand, wird nun Ihre Unterkunft sein. Eine passende Behausung für jemanden mit Ihrem ... Ruf«, schnarrte der Mann und Harry spürte einen Stein im Magen. Die Slytherins tauschten überraschte Blicke aus. Es war Blaise, welcher sich zu Wort meldete.
»Professor, ist das wirklich nötig? Draco und ich könnten Harry in unserem Zimmer unterbringen. Es gibt genug Platz«, Snape wandte sich mit einem eisigen Lächeln an Blaise.
»Mr. Zabini, ich bin sicher, dass Mr. Potter die Privatsphäre zu schätzen wissen wird, die ihm sein eigenes Zimmer bietet. Es ist doch angebracht, dass jemand seines Kalibers nicht mit ... gewöhnlichen Schülern zusammenlebt«, Blaise sah kurz zu Harry, dann wieder zu Snape.
»Aber Professor, das könnte für Harry ...«, Snape trat näher und seine Präsenz allein genügte, um jeglichen Widerstand zu brechen.
»Es gibt keine Diskussion, Mr. Zabini. Mr. Potter wird in dem Einzelzimmer untergebracht, das ich für ihn ausgewählt habe. Ich bin sicher, er wird die zusätzliche Aufmerksamkeit, die ihm dadurch zuteil wird zu schätzen wissen«, Blaise verstummte widerwillig, während Harry sich fragte, was hinter dieser Entscheidung stand. Warum isolierte ihn der Lehrer?
»Ich möchte betonen, dass Ihre Leistungen in der Schule und Ihr Verhalten den Ruf von Slytherin direkt beeinflussen«, fuhr Snape nun an alle gewandt fort.
»Verhalten Sie sich dementsprechend. Und Mr. Potter, besonders Sie sollten darauf achten, keinen Schatten auf unser Haus zu werfen«, wieder traf ein Blick der Verachtung Harry. Dieser schluckte schwer und machte sich auf dem Sofa noch kleiner. Er spürte, wie die Blicke seiner neuen Hausgenossen auf ihm lasteten. Snape gab ihm das Gefühl, bereits im Rückstand zu sein, bevor er überhaupt begonnen hatte.
»Das wäre alles«, beendete Snape seine Ansprache und verließ den Raum mit wehendem Umhang. Die Unterhaltungen begannen wieder, doch Harry fühlte sich isolierter denn je. Blaise gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
»Mach dir keine Sorgen, Harry. Ich glaube, Snape ist immer so. Das wird schon«, sagte er.
»Mhm ... ja, er ist manchmal auch anders. Ich kenn ihn schon länger über meine Eltern. Keine Ahnung, was er mit dir hat«, warf Draco ein. Harry schluckte, sagte aber nichts.
»Wir sollten dann ...«, sagte Blaise etwas unbehaglich und erhob sich. Draco folgte ihm.
»Ja, wir sehen uns aber dann beim Frühstück«, sagte er.
»Klar. Dann danke für die Unterstützung heute«, sagte Harry leicht lächelnd. Die beiden anderen nickten und verschwanden dann in Richtung ihres Zimmers.
Als die Stimmen und Schritte der anderen Slytherins in den kleinen Korridoren langsam verhallten, saß Harry noch immer wie versteinert auf dem Sofa. Der Gemeinschaftsraum leerte sich zusehends, bis er fast allein war, umgeben von der Dämmerung, die durch die Flammen der Kamine ein wenig gebrochen wurde. Dann trat Adam Brick, der Vertrauensschüler von Slytherin, aus dem Schatten einer Säule.
»Du bist also Harry Potter«, sagte er, während er auf Harry zukam. Seine Stimme war tief und beruhigend, und obwohl er ungewöhnlich groß war – fast zwei Meter – hatte seine Haltung nichts Einschüchterndes.
»Ja, das bin ich«, antwortete Harry, etwas unsicher unter dem prüfenden Blick des Älteren. Adam lächelte und setzte sich neben Harry.
»Lass dich von Snape nicht unterkriegen. Er hat seine Art, und die kann ziemlich ... na ja, du hast es ja gesehen. Aber es ist nicht so persönlich gemeint, wie es vielleicht scheint.«
Harry sah zu ihm auf, fand ein wenig Trost in Adams gelassenem Wesen.
»Es fühlt sich aber ziemlich persönlich an«, gab er zu.
»Ich weiß«, nickte Adam, »aber Snape hat diese Wirkung auf die meisten Leute. Ich werde mit ihm sprechen und sehen, ob ich das Zimmerding klären kann. Du solltest nicht allein hier sein.«
»Danke«, murmelte Harry. Er war dankbar für das Angebot, aber ein Teil von ihm zweifelte, dass selbst ein Vertrauensschüler viel gegen Snapes Entscheidungen ausrichten konnte.
»Komm«, sagte Adam und stand auf, »ich soll dir das Zimmer zeigen«, sagte der junge Mann dann und erhob sich. Harry nickte und folgte ihm.
Sie gingen einen schmalen Korridor entlang, bis Adam vor einer unscheinbaren Tür stehen blieb und sie öffnete. Der Raum dahinter war klein, deutlich kleiner als die anderen Zimmer, die Harry gesehen hatte. Es gab kein magisches Fenster, das Tageslicht oder die Illusion eines anderen schönen Ausblicks bieten konnte, nur kahle Steinwände, die das Kerzenlicht schluckten und kaum zurückwarfen.
»Es ist nicht sehr groß«, sagte Adam, während er mit einer Handbewegung das spärliche Licht eines weiteren Kerzenleuchters entfachte. »Aber sieh es positiv. Es wird dein ganz eigener Ort sein. Keine Schnarcher, keine Störenfriede«, sagte er, aber sein Lächeln war seltsam gequält. Harry trat ein, sein Blick glitt über das schmale Bett, den kleinen Schreibtisch und den engen Kleiderschrank, die das Zimmer ausstatteten. Es erinnerte ihn unangenehm an den Schrank unter der Treppe bei den Dursleys.
»Ich ... ich habe schon in Schlimmerem geschlafen,« sagte Harry, bemüht, nicht undankbar zu wirken. Adam runzelte die Stirn.
»Das ist nicht der Standard, den wir für Schüler hier haben sollten«, sagte er entschuldigend.
»Ich werde wirklich mit Snape reden. Es ergibt doch keinen Sinn, dich hier unten zu isolieren«, Harry setzte sich auf das Bett, die Matratze gab unter seinem Gewicht nach.
»Meinst du, er wird darauf hören?«, Adam lehnte sich an den Türrahmen, die Arme verschränkt.
»Ich kann nichts versprechen. Aber ich werde mein Bestes versuchen. Snape ist ... kompliziert. Aber er respektiert die Hausregeln, und ich glaube, ich kann ihn davon überzeugen, dass es im Interesse des Hauses ist, wenn du dich hier willkommen fühlst.«
»Danke, Adam. Ich schätze das wirklich«, sagte Harry, und es war ehrlich gemeint. Die Isolation, die diese Wände ihm aufzuzwingen drohten, war das Letzte, was er nach allem, was passiert war, gebrauchen konnte.
»Kein Problem«, antwortete Adam mit einem beruhigenden Lächeln. »Außerdem, wenn du irgendwelche Fragen hast oder einfach nur reden willst. Mein Zimmer ist das erste auf der rechten Seite des Korridors. Komm jederzeit vorbei«, Harry nickte.
»D-Danke.«
»Klar. Also versuch, es dir hier gemütlich zu machen«, sagte Adam, während die Hand an die Klinke legte.
»Und Harry, vergiss nicht – du bist jetzt ein Slytherin. Das bedeutet, du bist nie wirklich allein«, mit diesen Worten verließ Adam das Zimmer, und Harry hörte, wie die Tür leise ins Schloss fiel. Er war allein, in einem Raum, der wenig mehr war als ein Gefängnis, doch die Worte des Vertrauensschülers hallten noch nach. Vielleicht, nur vielleicht, war es möglich, hier in den Tiefen von Slytherin Verbündete zu finden, und vielleicht konnte er, trotz allem, einen Platz für sich beanspruchen.
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