Kapitel 7
Wie viel Angst konnte ich noch vertragen? Ich glaube mein Limit war damit erreicht. Mein Fluchtinstinkt war so groß in mir, doch ich konnte mich einfach nicht bewegen. Meine Angst hatte mich an Chan geklebt. Wieso kann ich ihn einfach nicht von mir wegdrücken? Dann endlich löste er seine Lippen von meinen und lies mich los. Sofort rannte ich weg von ihm und hämmerte an die Praxistür. „Irgendjemand?" Ich weinte neue Tränen. „Sungie, das hilft nicht. Meine Schwester hört dich nicht." Mein Blick fiel sofort auf Chan. Jetzt machte er mir noch mehr Angst. Er hat meinen ersten Kuss geraubt. „Bleib...bleib wo du bist", kam es endlich von mir raus. Das hat ziemlich lange gedauert. Ich drückte mich an die Tür, bis mein Rücken schon weh tat. Er lies sich von meinen Worten nicht beirren, sondern kam näher zu mir. Heiße Tränen rannen über meine Wangen. Wann hörte dieses schreckliche Weinen endlich auf?
„Ich kann aber nicht, Sungie. Ich möchte bei dir sein", meinte er sanft. Es machte mir unendlich viel Angst. Chan schien mich irgendwie zu mögen und das war gruselig. Ich hatte keine Nerven jetzt damit klar zu kommen. Sah er nicht, dass ich in Panik verfalle und alles andere als sowas hören wollte? Ich wollte allein gelassen werden, damit ich endlich runter fahren konnte und das konnte ich mit Chan herzlichst wenig. Chan kam mir näher. Er sah mich ganz ruhig an. Wieso konnte er so gelassen in so einer Situation sein. Er war auch hier eingeschlossen. „Wie...wie..kannst du....so gelassen sein...?", schluchzte ich. Meine Stimme klang so hässlich zittrig. „Ganz einfach, weil ich uns hier raus bringen kann." Chan holte irgendein kleines Metallding heraus sah, das für mich wie nach zusammengeknüllten Büroklammer aussah. „Das ist ein Dietrich. Damit kann man Türen aufbrechen." Deswegen war er immer hier, obwohl er hier nicht sein durfte. Chan verschaffte sich einfach Zugang zur Praxis. „Dann mach die...die Tür auf", bat ich und bewegte mich von der Tür weg, damit er die Tür aufmachen konnte. Chan machte keine Anstalten die Türen aufzumachen, sondern steckte zu meine Entsetzen den Dietrich in seine Hosentasche zurück. „Ich will aber nicht", meinte er und sah mich gelassen an. Ich konnte nicht länger seinen Blick stand halten und rannte von ihm weg. Im Flur war wenig Platz und bot keine Versteckmöglichkeiten. Ganz anders die Toilette. Dort konnte ich mich wenigstens in die Kabine einschließen. Für den Moment sollte es reichen, bis ich mich an die Lage gewohnt habe.
Ich kam allerdings nicht weit, denn Chan rannte mir nach und zog mich von der Toilettentür weg. Seine Arme legten sich um mich und mein Rücken wurde sanft an seinen Oberkörper gedrückt. „Wir rennen nicht mehr in die Toilette. Halte es aus, okay?", hauchte er warm in mein Hinterkopf. Mein Körper war so überfordert von der ganzen Stresssituation, dass er nicht mehr funktionieren wollte und ich lag einfach nur schlaf in Chans Armen. Ich konnte nichts mehr sagen, nur noch atmen und zittern. Chan hat mich gebrochen. „Langsam, Sungie", sprach er aus und hielt mich noch fester, als er spürte, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. „Wir wollen nicht, dass du uns hier umkippst", meinte er und hob mich einfach im Brautstil hoch. Ich war viel zu überfordert, um auf die Nähe einzugehen, lies Chan einfach machen. Egal was er vorhatte. Er hielt mich einfach nur fest. Langsam gewöhnte ich mich an seine Berührung und ich hatte mich ein bisschen beruhigt. „Würdest du mich runter lassen?", fragte ich, worauf er so gnädig war und mich runter lies. Chan holte seinen Dietrich raus und schloss das Therapiezimmer auf. Wieso konnte er nicht einfach die Tür aufschließen und mich gehen lassen? Chan öffnete die Tür und lief rein. „Komm, setz dich erst mal rein. So kann ich dich nicht gehen lassen. Dir wird noch was passieren." Dabei war er Schuld, dass es so schlimm geworden ist! „Ich will...nicht", brachte ich heraus. Ich wollte doch einfach nur nach Hause. „Du kannst gleich gehen. Nur beruhig dich kurz. Du hast wahnsinnige Angst, oder?"
Wütend funkelte ich ihn an. „Und wer ist Schuld daran? Ja, du!" Das brachte Chan zum Lachen. „Du hast einiges an Feuer, wenn du schimpfst." Ich war sauer und ängstlich wegen ihm. Er verdient es, dass ich böse zu ihm war. Schließlich war er der Grund, wieso ich mit ihm eingesperrt war. Als Chan sah, dass ich mich nicht auf einer der Stühle niedersetzte, so wie er es mir aufgetragen hatte, seufzte er und fuhr sich durch das dunkle Haar. „Okay, dann muss es wohl so gehen. Sungie, ich wollte mit dir reden und bisher habe ich keine Möglichkeit mit dir darüber zu reden, weil du scheinbar große Angst vor mir hast. Ich habe mich in dich verliebt, Sungie. Das wollte ich dir sagen."
Ich verlor meinen Halt. Chan hat mir gerade seine Gefühle anvertraut. Chan, den ich nicht wirklich kenne, außer dass er der Bruder von meiner Therapeutin ist und er regelmäßig in die Praxis von ihr einbrach. Er kannte mich doch nicht mal. Nur, dass ich Sozialphobie habe und wie ein Baby weine. Wie kann er dann sowas wie Liebe für mich fühlen? Ich verstehe es nicht und es macht mir Angst.
Chan war der Erste, der mir seine Liebe gestand.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro