XXIII.
Kapitel 23
Ich weiß nicht, was um alles in der Welt mich dazu geritten hat, um sechs Uhr morgens aufzuwachen, doch so Leid es mir um meine Augenringe tut, einschlafen kann ich kein weiteres Mal. Es ist dieses komische Gefühl, mit dem ich aufwache, als hätte ich etwas vergessen.
Eigentlich ist es aber das Gefühl von Leere, das ich fühle, nicht wissend, was mir bevorsteht. Zwar fühle ich mich seit gestern Abend eindeutig mehr zu Edward hingezogen, als hätte ich einen alten Freund wiedergesehen, doch alles andere scheint um uns herum zu explodieren.
Als ich gestern Abend eingeschlafen bin, dachte ich, mir würde es am nächsten Morgen besser gehen, doch ich habe keineswegs die Informationen von gestern verarbeitet. Und das Schlimmste steht mir noch bevor: Ich werde meiner Mutter begegnen.
Was ich davon denken soll, weiß ich immer noch nicht. Ich dachte früher immer, dass wenn ich meiner Mutter begegnen würde, wir uns sofort umarmen würden und dann sofort eine perfekte Beziehung hätten, doch jetzt, als ich kurz vor diesem Ereignis stehe, ist mir nur übel. Vor allem wenn ich bedenke, dass sie mir von Anfang an etwas komisch vorgekommen ist.
Nach einer Stunde, in der ich nur im Bett herumlag, entschließe ich mich, den Versuch, nochmal einzuschlafen aufzugeben und stehe auf. Um mich zu beruhigen, nehme ich eine Dusche, denke dabei viel nach und komme letztendlich zu dem Schluss, dass ich mich vor Isabelle so wie immer verhalten werde. Ich werde nett sein und falls sie eine Beziehung zu mir aufbauen möchte, so soll sie es machen. Immerhin war nicht ich diejenige, die sich 17 Jahre ihrer Tochter nicht zeigt. Es liegt jetzt also ganz bei ihr.
Da Edward meistens 'erst' um acht aufsteht und ich noch eine halbe Stunde Zeit habe, bis es Frühstück gibt und er mich anschließend ein paar Stunden im Fitnessstudio quält, entschließe ich, mich heute mal zu schminken, aus Langeweile. Als ich an dem Ganzkörperspiegel vorbeilaufe, werfe ich kurz einen Blick auf meine Figur, was ich in letzter Zeit ziemlich oft mache, denn sie verbessert sich stetig.
Ich würde nicht behaupten, dass ich davor unzufrieden mit meiner Figur war, eigentlich mag ich meinen zierlichen Körper, doch jetzt, als sich mal ein paar Muskeln aufgebaut haben, sieht mein Körper deutlich sportlicher aus. Mein Bauch ist sehr definiert (natürlich immer noch weit von einem Sixpack entfernt) und meine Beine sind ebenfalls sehr muskulös. Das beste ist aber, dass mein Po größer wurde, was wirklich eine tolle Sache ist. Wenn man also vergessen würde, wie anstrengend Sport ist, dann ist es eine ganz tolle Sache. Jedenfalls wenn man es nicht übertreibt.
Nach dem Frühstück mit Edward, mache ich mich bereits fertig für das heutige Training (zum Glück joggen wir nicht). Als ich gerade meine Sporthose angezogen habe, klingelt es plötzlich an der Tür. Verwundert runzle ich meine Stirn, öffne die Zimmertür und schreie: ,,Edward? Seit wann hast du Besuch? Wer ist das?"
,,Seit jetzt, mach einfach die Tür auf, dann wirst du es sehen!", kommt es aus seinem Zimmer zurück.
Verwundert laufe ich zu seinem Zimmer, öffne die Tür und sehe Edward, der gerade in Sportkleidung an seinem Handy sitzt. ,,Was ist, wenn es ein Einbrecher ist?"
,,Ist es nicht, jetzt mach endlich auf!" Seufzend laufe ich durch den Flur, am Schuhschrank vorbei und öffne die Eingangstür, hinter der überraschenderweise Roxy und Lee stehen. Roxy, die ihre kleinen Zöpfchen in einem großen Zopf zusammenhält und nicht offen trägt wie sonst, grinst mich sofort an, was ich nur erwidern kann.
,,Hi", begrüße ich die beiden und lasse sie eintreten. ,,Hat Edward euch einladen?"
,,Ja, seltsam oder", scherzt Lee, während er seine Schuhe (die mindestens 10 Größen größer sein müssen, als meine) auszieht.
,,Er scheint dir wohl nichts erzählt zu haben", bemerkt daraufhin Roxy, stellt ihre Schuhe in eine Ecke und läuft anschließend selbstbewusst in Richtung Edwards Zimmer. ,,Na Schätzchen, wie geht's?"
Edward legt sein Handy auf seinen Tisch, steht auf und begrüßt Roxy mit einer Umarmung. Lee und er klopfen sich auf die Schultern. Verwundert betrachte ich das Szenario. Dass Edward so etwas wie Freunde zu haben scheint, ist wirklich seltsam. ,,Was macht ihr hier eigentlich?", frage ich schließlich also, schaue von Roxy zu Lee wechselnd her. Man sieht den beiden sofort an, dass sie Geschwister sind. Sie haben den selben olivbraunen Hautton, die selben dunklen, festen Haare und das selbe Lächeln. Auch Nase und Augen ähneln sich sehr. Ich hätte so unglaublich gerne auch ein Geschwister.
,,Der gute Edward hat uns eingeladen, zusammen zu trainieren", erklärt mir Lee, klopft Edward, der ein bisschen kleiner ist als er, auf die Schulter. Erst jetzt bemerke ich, dass sowohl er, als auch Roxy Sportkleidung tragen. Darauf hätte ich wirklich selbst kommen können.
,,Und ich dachte schon, er hätte etwas anderes, als diesen Fitnesswahn im Kopf", bemerke ich frustriert, dennoch aber belustigt.
,,Tja, als Agent muss man eben fit bleiben, oder?", grinst mich Roxy an und sieht zu mir runter, da sie fast einen halben Kopf größer ist als ich. Das ist wirklich deprimierend.
,,Ganz genau", stimmt ihr Edward daraufhin zu, schließt die Tür seines Zimmers und begibt sich in Richtung der Treppe, die zu Edwards Fitnesspalast führt. ,,Es ist für dich nämlich wichtig, auch mal mit jemand anderem als mir zu kämpfen."
,,Ach tatsächlich", möchte ich wissen, während wir ihm die Treppe nach oben folgen.
,,Ja, immerhin kennst du meine Kampfstrategie bestens. Wenn du aber mal wirklich in einem Kampf bist, wirst du nicht wissen, wie dein Gegner kämpft, weswegen ich auf die Idee kam, dich mal gegen die zwei kämpfen zu lassen. Außerdem könnte Roxy dir ein paar kleine Tipps für kleine Menschen geben oder so, du wirst also heute einiges lernen."
,,Ähm, hallo?", beschwert sich jedoch jetzt Roxy, als wir gerade die Tür zum Fitnessraum öffnen. ,,Ich bin nicht wirklich klein, nur im Gegensatz zu euch zwei Riesen normal groß!"
,,Deine Größe kommt aber mehr an die von Felicia ran, außerdem seid ihr beide Mädchen", bemerkt Lee, während er sich eine Hantel greift, die mir gestern fast ins Gesicht gefallen wäre, weil sie so schwer ist und hebt diese mit Leichtigkeit hoch. ,,Sag mal Ed, an der hier trainierst du doch nicht etwa, oder?"
,,Felicia war gestern ziemlich überfordert damit", erwidert dieser nur, weswegen ich beleidigt aufschnappe.
,,Ich habe sie fünf Mal hochgestemmt!"
,,Und beim fünften Mal hätte sie dir sehr viele blaue Flecken in dein Gesicht gezaubert, hätte ich sie nicht aufgefangen."
,,Jungs, wir sollten mit der Erwärmung beginnen, ich habe keine Lust auf zwei Dickköpfe, die miteinander streiten", stoppt uns jedoch Roxy, als ich gerade beleidigt meine Arme in die Hüften stemme und Edward böse anfunkle. Da ich aber so schnell wie möglich mit dem heutigen Training fertig werden möchte, halte ich mich noch zurück und quäle mich schließlich eine halbe Stunde mit diversen nervigen Übungen ab.
Immerhin machen wir heute nicht das volle Programm, da Edward der Meinung ist, ich bräuchte meine Kraft noch für das Kämpfen. ,,Also Leute", meint Edward, stellt sich, während ich noch angestrengt etwas trinke in den Boxring und händelt etwas mit den Boxbandagen, die sich verheddert haben. ,,Weil Felicia dazu neigt, sich nicht genug anzustrengen, wenn sie keinen Ansporn hat, habe ich mir gedacht, dass wir eine Art Wettkampf machen. Fee und ich gegen Roxy und Lee."
Verwundert stelle ich meine Flasche auf dem Boden ab, geselle mich zu Edward in den Boxring. ,,Ist das nicht ein bisschen dumm, Edward?", frage ich ihn verwundert und setze mich auf den Boden. ,,Ich bin hier mit Sicherheit die Schlechteste, wir werden sowas von verlieren."
,,Da ich hier aber der Beste bin, sollte das kompensiert sein", grinst er mich arrogant an, weswegen ich die Augen verdrehe. ,,Also, jeder kämpft gegen jeden aus dem anderen Team ein Mal, es gibt also insgesamt vier Kämpfe. Das Team, das am Ende die meisten gewonnen hat, gewinnt. Sind die Regeln klar?"
,,Besonders schwer zu kapieren ist das jetzt nicht, Eddilein", bemerke ich und stehe schließlich auf, verlasse den Boxring, wobei ich etwas stolpere, mich jedoch schnell auffange. ,,Ich würde sagen, Edward beginnt und kämpft gegen Lee."
,,Seit wann darfst du so etwas bestimmen?", möchte Edward von mir wissen, schaut mich herausfordert an.
,,Seit jetzt, immerhin bin ich hier eindeutig die Kompetentere."
Edward lacht kopfschüttelnd auf. ,,Du und kompetent, dass das überhaupt ohne ein 'nicht' in einen Satz passt.
,,Immerhin heiße ich nicht Edward Edwards."
Edward funkelt mich böse an, hat aber dennoch ein Schmunzeln im Gesicht. ,,Von mir aus, dann beginnen eben ich und Leonard." Zufrieden lächelnd setze ich mich neben Roxy auf den Boden, während Lee seufzend in den Boxring tritt.
,,Das haben wir lange nicht gemacht, hm?", bemerkt er schmunzelnd, lässt sich von Edward die Bandagen geben.
,,Ich kann mich jedoch trotzdem gut an die letzten Male erinnern", behautet Edward grinsend und stellt sich in eine kampfbereite Position. ,,Ich glaube, du hast immer verloren."
,,Tja, Eddilein, heute nicht", sind Lees letzte Worte, dann schlägt er auf Edward ein. Ein paar Minuten bietet sich mir ein Szenario, wie man es in jedem Actionfilm sehen kann. Letztendlich schafft es Edward, Lee zu besiegen, der auf dem Boden liegt. Edward kommt auf mich zu, weswegen ich aufstehe und ihm seine Flasche reiche, während sich Roxy um Lee kümmert, der ein bisschen aus der Lippe blutet.
,,Also, einen Gewinn haben wir schon mal sicher, fehlen also nur noch zwei, um zu gewinnen", bemerkt er, sobald er die halbe Flasche geleert hat.
,,Was eigentlich unmöglich ist, weil das hieße, dass ich entweder gegen Lee oder gegen Roxy gewinnen muss."
,,Also wenn es ums kämpfen geht, bist du wirklich pessimistischer als sonst."
,,Weil ich eben nicht so gut bin. Ich trainiere seit nicht einmal einem Monat und soll gegen zwei gewinnen, die das schon ihr ganzes Leben tun?"
,,Roxy hat ihre Ausbildung auch erst vor einem Jahr beendet und Lee vor drei Jahren, also übertrieb mal nicht. Du wirst jetzt gegen Roxy kämpfen, sie hat sich vor kurzem am linken Arm verletzt, also ist sie links deutlich schwächer. Nutze das zu deinem Vorteil." Aufmunternd klopft mir Edward auf die Schulter und schubst mich in Richtung Boxring. ,,Also, Roxanne kämpft jetzt gegen Felicia, viel Spaß!"
Nachdem Roxy und ich uns unsere Hände bandagiert haben, beginnt es auch schon. Wie schon Edward es gesagt hat, ist Roxys linke Seite deutlich schwächer, was ich mir zum Vorteil nutze. Als ich jedoch plötzlich einmal nicht aufpasse, bekomme ich einen festen Schlag gegen meinen Bauch, anschließend schleudert mich Roxy um ihre Achse, weswegen ich auf dem Bauch liege, nach vorne schaue und versuche, Luft zu bekommen.
Dabei schaue ich auf Edward, der mich fest anschaut und dabei etwas lächelt, woraufhin ich all meine Kraft zusammenraffe, mich drehe, Roxy einen Fuß stelle und mich wieder hinstelle. Da sie das jedoch ebenfalls tut, muss ich schnell wieder zuschlagen und schaffe es schließlich mit einer geschickten Drehung, sie zu überlisten, weswegen sie auf dem Boden liegt, keine Kraft mehr hat, um sich gegen meinen Griff zu währen.
Nach zehn Sekunden schreie ich glücklich auf, juble klatschend und stürme auf Edward zu, umarme ihn reflexartig. Als wir uns voneinander lösen, grinse ich immer noch wie ein Honigkuchenpferd, nicht glaubend, dass ich gerade tatsächlich gewonnen habe. ,,Ich hab dir doch gesagt, du schaffst das", bemerkt Edward ebenfalls grinsend, reicht mir meine Wasserflasche, aus der ich sofort durstig trinke.
,,Tja, hatte halt einen guten Lehrer." Anschließend muss ich gegen Lee kämpfen, was ich leider verliere, doch Edward gewinnt ebenfalls gegen Roxy, weswegen wir den Wettkampf gewinnen. Triumphierend singe ich 'We Are The Champions' von Queen, während ich Edward glücklich seine Flasche Wasser gebe.
Tatsächlich habe ich heute einen fast ehrlichen Kampf gewonnen.
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Und tatsächlich habe ich es mal geschafft, zu updaten. Es tut mir wirklich Leid, dass das so lange gedauert hat, aber ich hatte nicht nur eine Schreibblockade und dazu noch viel um die Ohren. Keine gute Kombi. Ich würde mich mal wirklich über etwas Kritik freuen, oder generell Feedback in den Kommentaren. Einen schönen Tag noch,
Anna <3
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