「Gefühle」
Ich sitze an meinem Schreibtisch und beobachte Mary, während ich auf Hector warte. Sie hat sich noch immer nicht dazu geäußert was passiert ist und allmählich glaube ich, dass das auch nicht mehr passieren wird.
Selbst Hector, der mittlerweile an meinem Schreibtisch lehnt, scheint keine Idee zu haben wie wir das Problem hier lösen.
"Nach Hause kann sie nicht, Sir. Wenn ihr Mann wieder auf freiem Fuß ist könnte das eskalieren."
Seine weiche Art Mary gegenüber nervt mich, doch er hat recht. Die Situation könnte sofort eskalieren und das ist das letzte was ich will.
"Was schlagen Sie also vor? Ich kann wohl schlecht mit ihr im Büro nächtigen.", frage ich meinen besten Mann. Sein Blick, den er mir darauf entgegen bringt spricht Bände. "Oh nein, vergessen sie es. Das ist eine ganz schlechte Idee."
"Das ist die einzige die ich habe, Sir."
Genervt reibe ich mir durchs Gesicht. Von all den schlechten Ideen die ich je hatte ist diese die beschissenste - Mary bei mir zuhause schlafen zu lassen sollte überhaupt nicht zur Debatte stehen, aber ich gebe mich geschlagen. Ich habe einfach keine andere Idee.
Ich stehe auf und gehe auf Mary zu. Ihre Augen sind rot und glasig, weil sie viel zu viele Tränen vergossen hat. Weint sie diesem Idioten etwa hinterher?
"Wir fahren jetzt. Kannst du laufen oder muss ich dich tragen?", frage ich sie. Sie sieht mich bloß an, antwortet aber nicht. Also hieve ich sie wieder auf meine Arme, weise sie an ihre Arme um meinen Nacken zu legen und trage sie zum Wagen.
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Wir erreichen mein Wohngebäude, doch Hector bittet mich allein auszusteigen. Offenbar will er mir noch etwas mitteilen.
"Sir, ich weiß, das ich keine Ahnung von dem habe was da zwischen ihnen beiden vorgefallen ist, aber erlauben sie mir dennoch etwas zu sagen,...", beginnt er. Ich verschränke die Arme und sehe ihn an. "Manchmal ist das was wir brauchen direkt vor uns. Und wenn ich ehrlich bin, anhand von ihrer Reaktion,... Das sie sie immer wieder aufsucht und ihre Nähe zu suchen scheint... Glaube ich dass sie derjenige sind, den sie braucht. Und womöglich ist es umgekehrt genauso. Sie waren anders, fröhlicher, besser gelaunt... Als Miss Richardson bei ihnen war."
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Seine Worte hallen noch in mir nach als ich Mary in mein Apartment trage. Vorsichtig wie zuvor im Büro lasse ich sie auf das Sofa sinken.
"Da hinten ist die Küche. Wenn du etwas essen willst oder etwas trinken, kannst du dich bedienen.", erkläre ich. Keine Reaktion.
Ich beschließe ins Schlafzimmer zu gehen und erst einmal das Jacket abzulegen. Ich öffne dann die ersten beiden Knöpfe meines Hemdes und lasse mich auf die Kante des Bettes sinken. Wie soll es jetzt weiter gehen? Und was mache ich überhaupt? Gegen all die Vernunft habe ich zugelassen das sie mich wieder komplett wirr macht, das ich sie mitnehme.
Aber genauso wie Hector habe ich ein Problem damit, wenn ein Mann eine Frau schlägt. Nur zu zusehen und nicht einzugreifen, wäre falsch gewesen, aber ehrlich gesagt triggert es mich noch mehr, weil es hierbei um Mary geht.
"Warum hilfst du mir? Du hasst mich.", höre ich Mary sagen. Sie steht im Türrahmen und sieht mich an.
Darauf habe ich keine Antwort und wenn ich ehrlich bin, will ich auch nicht den Grund erforschen der mich dazu verleitet hat IHR trotz allem zu helfen.
"Ruh dich aus, Mary.", weiche ich ihrer Frage aus. "Ich bringe dir gleich eine Decke."
Ihr plötzlicher Zorn schwappt auf mich über.
"Weißt Du was? Fahr mich nach Hause. Sofort. Wenn du nicht mal eine simple Frage beantworten kannst, muss ich auch nicht hier bleiben.", schnauzt sie mich an.
Verständnislos sehe ich sie an, war ich es doch der sie aus einer sehr misslichen Lage befreit und weg gebracht hat. Und der Dank ist das sie mir gegenüber trotzig reagiert weil ich ihr Die Frage nicht beantworten will?
"Okay, klar.", sage ich und spüre den aufkommenden Zorn. "Dann bring ich dich nach Hause. Jay freut sich sicher schon darauf mit dir zu reden. Aber wenn er dir wieder eine knallt oder dich mit der xten Tussi betrügt dann heul ja nicht rum. Offenbar gefällt dir das ja, wenn du so unbedingt nach Hause willst."
Es ist nicht fair. Weder was sie sagt, noch was ich sage. Aber die Spannungen zwischen uns nehmen zu.
" F*ck dich Dylan. Was denkst du denn wer du bist? Du bist nicht besser als Jay. Du verarscht die Frauen bis du hast was du willst und dann lässt du sie fallen. Hey, vielleicht seid ihr im Grunde ja Seelenverwandte!"
Ruckartig stehe ich auf. Ich koche innerlich und meinem Gegenüber scheint es genauso zu gehen, denn sie kommt auf mich zu.
"Ich hasse dich und alles wofür du stehst, du arroganter Mistkerl!", zischt sie.
Als sie mir eine knallen will, greife ich ihre Hand in der Luft ab. Aber als sie es wieder versucht und ich nach der anderen greife, wird sie richtig wütend.
"Du denkst auch das alle Frauen nur so auf dich abfahren hm? Soll ich dir was sagen? Keine von ihnen kennt dich. Alles was sie sehen ist das was du ihnen zeigen willst! Du bist ein schlechter Mensch und ein bösartiger noch dazu!"
Ihre Worte regen mich unheimlich auf, aber noch schlimmer ist ihr Verhalten. Ich kann mir nicht helfen, lächle und lasse sie los.
"Geh, na los. Geh zu deinem geliebten Jay. Lass dich weiter vorführen und verarschen. Wir sind hier fertig."
Ich drehe mich um, will zu meinem Schrank laufen und spüre im letzten Moment den Windhauch von etwas, das an meinem Kopf vorbei zischt. Sie hat das erst beste gegriffen das sie finden konnte und es nach mir geworfen - eine kleine Schüssel in der meine Manschetten liegen.
Ruckartig drehe ich mich zu ihr um, bin nun mindestens genauso wütend wie sie.
Wir schreien uns an, werfen mit schimpfworten wild durcheinander und irgendwann steht sie vor mir und hämmert wütend auf meinen Brustkorb ein.
"Du bist ein Monster! Ein Monster! Es ist dir doch scheiß egal was mit mir ist! Hauptsache du kannst wieder behaupten das du recht hattest! Du weißt überhaupt nicht wie es mir geht, wie ich kämpfen muss um mit so vielen Dingen klar zu kommen... Ich hasse dich!!!", wütet sie während ihre kleinen kraftlosen Fäuste auf mich ein schlagen. Ihre Wut vermischt sich mit etwas anderem, als sie zu schluchzen beginnt.
"Ich hasse dich, weil du mich ignorierst und mir keine Chance auf eine Erklärung gegeben hast! Du weißt nicht was zwischen Jay und mir los ist, aber du hast schnell geurteilt! Ich hasse dich weil du mich abgewimmelt hast und mich behandelst als würde ich gar nicht existieren! Aber am allermeisten hasse ich mich selbst, weil ich dich nicht hassen kann. Nicht mal ein bißchen! Ich hasse das ich dich nicht hassen kann, weil ich in dich verliebt bin!"
Der Schock sitzt tief als ich ihre Worte realisere.
"Sag das nochmal. Wieso du mich nicht hassen kannst.", fordere ich, muss es noch einmal hören weil ich denke das ich mich verhört habe. Doch sie wiederholt genau die selben Worte.
Das trommeln gegen meinen Brustkorb endet als ich ihre Arme abfange und sie langsam sinken lasse.
Um uns herum verblasst allmählich alles, wir sehen einander bloß an.
"Ich bin in dich verliebt, Dylan..."
Unsere Lippen kollidieren miteinander und was als zarte Versuchung beginnt, entwickelt sich rasch zu einem Lauffeuer.
Ich muss grinsen und kann es nicht verbergen. Als Mary das langsam aber sicher bemerkt sieht sie mich fragend an.
"Weißt du... Es ist schon witzig, irgendwie... Weil es mir genauso geht. Schon sehr, sehr lange."
In diesem Moment japsen die Mauern um mich herum unter der enormen Gewalteinwirkung meiner Worte.
Irgendwo tief in meinem Inneren habe ich jegliches Gefühl für Mary vergraben und schlichtweg irgendwann vergessen das es diese Kiste noch gibt. Ich habe es verdrängt, es abgestritten aber etwas in mir hat die Kiste hervor gezerrt, immer weiter und weiter, bis ich am Ende keine Chance mehr hatte, es zu ignorieren.
"Was.... Wie lange?", will sie wissen.
Gegen all die Vernunft ziehe ich sie näher zu mir.
"Seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Vor 20 Jahren."
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