「Der Brief」
Hector läuft vor mir in meinem Büro auf und ab.
Ich sollte bereuen was passiert ist... Kann ich aber nicht. Ich habe Hector alles erzählt. Jedes einzelne Wort, das aus Edward's versifftem Maul gekommen ist. Meine fehlende Reue bereitet mir bei weitem auch nicht die größten Sorgen - eher die Konsequenzen, die mir drohen.
"Okay. Ich werde Mr. James einen Besuch abstatten und ihn davon überzeugen von einer Anzeige abzusehen. Dafür will ich aber etwas von ihnen.", sagt Hector schließlich und bleibt vor mir stehen.
Der Mann wird bereits für seine Arbeit in meinem Unternehmen fürstlich entlohnt, dennoch weiß ich das dies kein gewöhnlicher 'Auftrag' ist.
"Okay. Welche Summe schwebt ihnen vor?", frage ich ihn.
Hector hebt eine Augenbraue. "Nein, Mr. Montgomery. Kein Geld."
Als er seinen Mantel öffnet schaut er mich noch einmal an, ehe er mir übergibt was er in Händen hält.
Einen Umschlag.
"Ich trage diesen Umschlag bereits seit Wochen mit mir herum.", sagt er. "Er ist von Miss Richardson, Sir. Und egal was sie jetzt denken oder sagen wollen - lassen sie es. Ich kenne sie bereits länger als ihnen gerade lieb sein dürfte - und sehe einen gebrochenen Mann vor mir. All die Jahre habe ich immer wieder gerätselt wieso sie in manchen Dingen sind, wie sie sind... Bis Miss Richardson aufgetaucht ist und Licht uns Dunkel gebracht hat. Ihr liegt etwas an ihnen und so sehr sie es auch abstreiten, umgekehrt ist es genauso. Wenn sie also wollen das ich mich um Mr. James kümmere, dann lesen sie den Brief und handeln sie. Tun sie es."
Ich bin kreidebleich. Hector wird nie emotional oder wütend in meiner Gegenwart, doch nun ist beides der Fall.
"Hat sie ihn dir gegeben?", frage ich.
Hector nickt.
"Anfangs habe ich getan was sie mir aufgetragen haben, Sir. Ich habe sie regelrecht aus dem Gebäude geworfen, sobald sie es betreten hat. Und das hat sie jeden Tag.
Eines Tages kam sie und hob bereits schützend ihre Hände, als wolle sie sich ergeben. Sie bat mich um eine Minute um sich zu erklären und überreichte mir den Umschlag."
Natürlich weiß ich davon nichts weil ich genau das von ihm verlangt habe. Egal was Mary auch versuchen würde, er soll es abblocken ohne mich darüber in Kenntnis zu setzen.
"Haben wir einen Deal, Sir?"
Automatisch nicke ich ohne zu wissen was für einen Deal ich da gerade genau abgesegnet habe. In dem Umschlag kann alles mögliche sein und ich kann meine Neugierde nicht bestreiten, dennoch warte ich bis Hector mich alleine lässt.
Ich verriegele die Tür, weil ich jetzt diesen Moment der Ruhe für mich beanspruche und gehe zurück zum Sofa. Der Umschlag liegt bedrohlich und bedeutungsschwer auf dem kleinen Tisch davor und erst als ich es nicht länger hinaus zögern möchte, greife ich danach.
Es ist ein Brief. Ein handgeschriebener Brief von Mary.
' Dylan,
Ich weiß das du keinen Kontakt zu mir möchtest, denn das war mehr oder weniger auch deine Bitte an mich. Und glaub mir, wenn ich sage, daß ich es wirklich versucht habe. Aber ich kann so nicht weitermachen. Ich kann nicht damit leben das alles so kaputt ist.
Jeden Tag versuche ich dir oder zumindest deinem Büro näher zu kommen, aber dein Wachhund hält mich eisern fern. Es trifft mich schwer, das du solche Maßnahmen gegen mich erlassen hast.
Was früher war kann ich heute nicht mehr ändern, aber ich will das du weißt das ich es bereue. Ich bereue alles, was dir widerfahren ist, alles, was ich getan habe. Viel zu spät habe ich erkannt, daß es falsch war... Aber da warst du bereits nicht mehr erreichbar. Ich wollte damals zu dir, mich entschuldigen, aber auch der Wohnwagen deiner Mutter war bereits fort. Es war mir nicht möglich, mich zu erklären.
Deshalb tue ich es jetzt.
Was Jay, Kirby und Andrew damals getan haben war falsch. Genauso war es falsch, das wir Mädchen mitgemacht haben. Allen voran ich. Du warst mir ein echter Freund als ich neu auf der Schule war und die Zeit mit dir möchte ich nicht mehr missen. Umso schlimmer ist es zu erkennen dass das was du durchleben musstest hätte verhindert werden können - durch mich.
Auf dem Schulball war es meine ehrliche Absicht einen schönen Abend mit dir zu verbringen. Ich hatte nichts böses im Sinn, wirklich. Jay und Kirby wollten dir nur einen Streich spielen und da du anfangs sogar auch gelacht und dich nicht dagegen gewehrt hast, hat mir einen absolut falschen Eindruck vermittelt. Das weiß ich jetzt.
Es tut mir leid was mit dir geschehen ist. Und es tut mir leid das ich nicht für dich da war.
Aber ich bin es jetzt. Ich weiß das ich dir nicht egal bin, selbst wenn du das immer wieder behauptest. Du sagst es zwar, aber deine Reaktion ist eine vollkommen andere. Ich möchte eine zweite Chance. Eine Chance mit dir zu reden, die Geister der Vergangenheit begraben.
Wenn du bereit dazu bist, werde ich da sein. Ich werde warten.
Mary '
-
Ich starre die Worte auf dem Papier immer wieder an. Zuerst ist es mir zuwider, doch das kleine bißchen an Emotionen lässt mich aufstehen. Ich laufe auf und ab, denke immer wieder an Hector's Worte und natürlich auch daran, was Mary geschrieben hat, bis ich mich endlich dazu durchringe nach dem Schlüssel meines Wagens zu greifen.
Ich weiß nicht was mich erwartet oder was sie sich davon erhofft... Was ich mir davon erhoffe. Mein Kopf ist leer und gleichzeitig schießen so viele Gedanken kreuz und quer, das ich nicht anders kann als zu ihr zu fahren.
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