Aiko
,,Wow.", sagte ich mit einem Blick in den Himmel. ,,Wie klar man hier die Sterne sehen kann."
Ich hatte mich bei Daiki untergehakt und zusammen torkelten wir den Schotterweg entlang.
,,Du hast recht. Das ist mir auch an meinem ersten Abend in Yokoze aufgefallen.", stimmte Leon mir zu, der ein paar Schritte hinter uns mit Isamu ging.
 ,,Aber keiner strahlt so hell wie du.", flüsterte mir Daiki zu. Ich schlug ihn:,, Hör auf, so peinlich zu sein! Sonst muss ich mich übergeben.", lachte ich und stieß ihn von mir weg, dabei taumelte ich etwas nach hinten, aber er zog mich schnell wieder zu sich.
 ,,Das war aber nicht sehr ladylike.", erwiderte er.
Ich blieb stehen:,, Mein Stolpern, oder mein Satz?"
Er lachte. ,, Beides."
Ich nickte nachdenklich und ging weiter.

Leon
Als ich Daiki und Aiko so ansah, wurde mir etwas flau in der Magengegend. Der See lag nur zwei Straßen von der Bar entfernt.
,,Leon, ich merk doch ganz deutlich, wie du sie ansiehst. Sonst ist dir das, was Daiki macht, egal.", flüsterte Isamu mir zu. Ich antwortete nicht und ging schnell weiter, auch, um mitzubekommen was vor uns los war. Isamu grinste und schloss sich mir an.
Der Mond stand mittlerweile hoch am Himmel und tauchte den See und das Ufer in ein helles Licht. Daiki setzte sich ganz dicht neben Aiko und ich mich mit Isamu den beiden gegenüber.

Aiko
,,An der frischen Luft fühl ich mich fast wieder nüchtern.", seufzte ich, stützte mich nach hinten gelehnt auf meine Arme und sah in den Sternenhimmel.
 Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Daiki hinter sich griff. ,,Das passt gut. Ich habe nämlich vorhin, noch schnell Isamus Vater eine Flasche Waldmeisterlikör abgekauft. Ich hoffe, dir schmeckt Waldmeister.", sagte er an mich gewandt. ,, Die Jungs trinken ja alles." 

Ich streckte meine Hand nach der Flasche aus. ,,Ich muss erst probieren." Er nickte und öffnete mir die Flasche. Ich nippte kurz daran. Dann strahlte ich:,, Das ist ja super lecker. Das muss ich mir merken." Daiki lächelte und nahm mir die Flasche wieder ab. 

,,Soa, wie wäre es zur Feier des Tages mit Wahrheit oder Pflicht?", dabei grinste er verschwörerisch in die Runde.
Isamu fing Feuer:,, Das haben wir ja ewig nicht mehr gespielt."
Ich sah zu Leon, der etwas grummelig drein blickte.

Leon
,,Brauchen wir dafür nicht eine leere Flasche zum Drehen?", warf ich ein. ,,Ja, eine leere Flasche habe ich auch dabei.", sagte Daiki und zog eine kleine Wasserflasche aus seiner Tasche.
,, Jeder, der sein Wahrheit oder Pflicht verweigert, muss trinken!", erklärte er.

Wir setzten uns in einen Kreis auf den Boden. Daiki stellte die Flasche mit dem Waldmeisterlikör neben sich und drehte die leere Flasche zwischen uns, in der Mitte. Sie wurde von Umdrehung zu Umdrehung langsamer und blieb als erstes bei mir stehen. Scheiße. Ich pustete:,, Wahrheit."

Aiko
Daiki hatte wieder einen Arm um mich gelegt und sah kurz nachdenklich auf den See. Bevor er fragte, stockte er kurz und überlegte. ,, Wie viele Freundinnen hattest du eigentlich schon?"
Daiki streichelte über meinen Arm und mir gefiel das Gefühl.

Leon
"Insgesamt drei.", antwortete ich bescheiden. Ich drehte die Flasche. Ein kurzen Moment erwischte ich mich dabei, wie ich Aiko beobachtete. Die Flasche blieb stehen und zeigte auf Isamu. ,,Pflicht.", prahlte er.

Ich überlegte kurz und antwortete dann:,, Du musst drei große Schlucke aus der Flasche trinken, du wirkst noch viel zu nüchtern."

,,Nichts leichter als das.", sprach Isamu lässig und trank, ohne zu zögern. Er drehte die Flasche erneut.

Aiko
,, Aiko. ", Isamu zog meinen Namen in die Länge.
 ,, Na, das wird ja mal interessant. Wahrheit oder Pflicht?", sagte Isamu zufrieden.
Ich zögerte einen Augenblick, bevor ich antwortete. ,, Wahrheit."

Leon
,,Zwar die gleiche Frage, aber wie viele Freunde hattest du denn schon?", hakte Isamu nach.
Aiko nahm die Flasche Waldmeisterlikör und trank einen Schluck. Danach drehte sie die Flasche. ,, Das ist ja langweilig.",gähnte Daiki. ,,Um es spannender zu machen, muss jetzt einfach jeder Pflicht nehmen! Ohne Ausnahme."

Aiko und Isamu stimmten direkt zu. Ich zögerte etwas und stimmte dann auch dafür. Die Flasche zeigte auf Daiki. Aiko überlegte. ,,Du musst...", sie kicherte," gib Isamu einen Kuss." 

Ich prustete los. Daiki schaute sie mit großen Augen an, dann grinste er:,, Stehst du etwa auf so was?" Ich konnte sehen, wie Aiko rot anlief. 

Daiki lehnte sich zu Isamu hinüber;, Na, komm her, Süßer." Daiki spitzte seine Lippen und steuerte damit auf Isamus Gesicht zu. 

Isamu reagierte prompt, in dem er seine Finger gegen Daikis Stirn drückte und ihn so von sich weg schob:,, Komm mir bloß nicht zu Nahe.", lachte Isamu. 

,,Muss ich jetzt trotzdem trinken? Ich mein, ich hätte es ja gemacht.", fragte Daiki amüsiert in die Runde. ,,Ich trink einfach.", sagte Isamu und ließ sich von Aiko den Likör reichen.  Daiki nickte zufrieden und drehte die Wasserflasche, die schließlich bei Isamu stehen blieb.