
Konfrontation - Teil 3
Leon
Alle Leute an unserem Tisch waren vor Schock wie versteinert. Außer Sayuki, die demonstrativ desinteressiert ihre Nägel begutachtete. Keiner von uns sagte etwas. Ich versuchte mich zu beruhigen, in dem ich mir vor Augen hielt, dass der Forscher Aiko schon einmal in seiner Gewalt hatte, ohne ihr etwas anzutun. Also würde er ihr diesmal wohl auch nichts antun, vielleicht war Aiko bei ihm sogar sicherer als hier. Das alles redete ich mir ein, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Ich hatte keine Chance ihr zu helfen. Ich musste mich aufs Hier und Jetzt konzentrieren, in welchem Shinji den nächsten Zettel aus der Urne zog und mit bebender Stimme den Namen ,,Akuma Moto" vorlas.
Diesmal stand ein Mann etwa Ende vierzig auf, der in der Nähe der Flügeltür saß. Aber ein Name fehlte noch. Ich schloss die Augen, atmete tief durch und lauschte. Erst war das Rascheln der Zettel in der Urne zu hören und dann das aufklappen. ,, Toru Fujima." Der Mann neben Ginzou stand auf. Ginzou sprang von seinem Stuhl auf und dieser schrammte lautstark über den Boden:,, Ich werde für meinen Bruder gehen.", fauchte er und stellte sich hin. ,, Das ist nicht möglich.", sagte ein bewaffneter Mann, der nun auf Toru zuging, trocken.
Die Masse aus verängstigten Menschen musste sich erneut am Käfig versammeln. Die lauter werdende Geräuschkulisse nutzte Isamu, um Masato, Daiki, Mai und Akari zu beruhigen, die Aikos plötzliche Entführung völlig mitgenommen hatte. Ginzou stellte sich neben mich und flüsterte mir zu:,, Sage ihm, dass es mir leid tut."
,,Was?", fragte ich verwirrt. ,, Mach es einfach.", zischte er mir zu, bahnte sich einen Weg durch die Menge und ging auf den Mann zu, welcher gerade die Käfig-Tür aufschloss. Mit einem gekonnten Handgriff zog Ginzou eine Waffe aus seinem hinteren Hosenbund. Er richtete drohend die Waffe auf den Mann. Doch der war komplett unbeeindruckt und öffnete die Tür des Käfigs, woraufhin ein anderer Mann Yuuki, Akuma und Toru ins Innere drängte. Jetzt wurde mir klar, was Ginzou eben gemeint hatte. Ich sollte Yamada ausrichten, dass er nicht mehr auf Ginzou zählen könnte.
Mühsam schob ich mich an den Menschen vorbei, die dicht an dicht standen, als würden sie nur durch den Stand ihres Nächsten aufrecht gehalten. Ich musste Ginzou aufhalten, bevor er etwas tat, das ihm mit Sicherheit das Leben kosten würde. Ich stolperte nach vorne aus der Menge heraus, doch ich kam zu spät.
Ich sah gerade noch wie Ginzou den Finger an den Abzug legte und abdrückte. Ich hielt in der Bewegung inne und sah in die Richtung in die Ginzou den Schuss abgegeben hatte. Der Schuss scheuchte die Zombies im Käfig auf, die nun wie von der Tarantel gestochen über die Insassen herfielen. Yuuki lag am Boden. Flehte und schrie um Hilfe, während faulige Zähne sich in sein Fleisch gruben. Seine schmerzerfüllten Schreie hallten durch die schmalen Gassen.
Akuma floh vor den Zombies in eine andere Ecke, versuchte sich zu schützen in dem er am Zaun hochkletterte. Doch eins dieser immer hungrigen Viecher packte seinen Fuß und biss ihm in die Achillessehne. Er verlor den Halt und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Natürlich nutzen die Zombies dies sofort aus. Toru, den die Zombies bis jetzt verschont hatten, stand am Zaun und starrte Ginzou fassungslos an.
Ginzou hatte den Mann am Käfig nur mit einem Streifschuss an der Schulter erwischt. Er fluchte. Tränen liefen ihm übers Gesicht.
,, Toru!", schrie Ginzou verzweifelt auf, als er sah, dass Toru sich von hinten ein Zombie nährte. Toru drehte sich panisch um, aber der Zombie lief an ihm vorbei zu dem am Boden liegenden Akuma hinüber. Es hallte ein weiterer Schuss. Blut spritzte mir ins Gesicht. Mit weit aufgerissenen Augen blickte ich zu dem leblosen Körper, der nun wie ein Mannequin erst auf die Knie fiel und dann zur Seite kippte. Sie hatten Ginzou direkt in den Kopf geschossen.
Ich blinzelte ein paar Mal irritiert. Jemand packte mich am Arm und zog mich in die erste Reihe der Menschenmenge zurück. Es war Daiki. ,,Verdammt willst du denen im Käfig Gesellschaft leisten?!", fuhr er mich leise an, " Du solltest dich da wirklich nicht einmischen." Ich antwortete nicht und wischte mir mit meinem Ärmel Ginzous Blut aus dem Gesicht. Ich konnte immer noch nicht fassen, was gerade passiert war.
Toru stand immer noch am Zaun und starrte Ginzou an, als würde dieser jeden Moment wieder aufstehen. Durch sein fast lautloses Verhalten hatten die Zombies ihm bis jetzt keine Beachtung geschenkt, doch als einer der Männer sich Ginzous Leiche näherte rüttelte Toru wild am Zaun und schrie diesen an: ,,Wag es nicht ihn anzufassen!"
Doch der Mann schenkte Toru nur ein süffisantes Lächeln und riss Ginzou seine Waffe aus den kalten toten Händen.
Torus Überlebenswille schien geweckt worden zu sein und er blickte sich suchend um.
Die säuberlich abgekauten Knochen von Kazume Hasegawa, dem alten Mann, der als erstes nominiert worden war, lagen in einer Blutlarche, ein paar Meter rechts von Toru entfernt. Er packte sich einen der Knochen und schmetterte ihn auf den Boden. Er zerbarst. Toru hatte eine Waffe. Den spitzen gebrochenen Knochen hielt er vor sich. Nakamuras Männer schienen mehr belustigt als besorgt darüber zu sein. Toru fasste all seinen Mut zusammen und rammte die Spitze in den Rücken eines Zombies, der über Yuukis Körper kniete.
Einer von Nakamuras Männern prustete los:,, Weiter so! Das funktioniert.", lachte er ihn aus. In mir kochte die Wut hoch. So ein sadistisches Arschloch. Daiki, der neben mir stand, merkte meine Anspannung. ,, Mach nichts Unüberlegtes." Ich nickte kurz, ohne ihm wirklich zugehört zu haben. Dann trat ich aus der Menschenansammlung heraus und ging zum Zaun hinüber. Kräftig schlug ich gegen den Maschendraht, um Toru auf mich aufmerksam zu machen.
,, Den Kopf.", rief ich, kurz bevor mich einer der Männer nach hinten schubste. Es war der Mann, der mich im Gemeindehaus schon auf dem Kieker gehabt hatte. Unsanft landete ich auf meinem Hinterteil.
,, Was fällt dir ein? Du hast wirklich keinen Respekt Junge. Es reicht mir jetzt mit dir.", spuckte er mir entgegen. Er stieß mir den Griff seines Gewehrs gegen die Schläfe. Unmittelbar danach wurde mir schwarz vor Augen und nur am Rande meines Bewusstseins nahm ich wahr, wie mein Oberkörper auf dem harten Boden aufschlug.
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