
Konfrontation - Teil 1
Leon
Nun saßen wir wieder im Gemeindehaus. Wie vorhin auch erfüllte ein Weinen und Flehen den Raum. Ich blickte mich um. Mein Herz raste. Die fahlen Gesichter einiger Menschen ließen mich glauben, dass sie innerlich bereits mit ihrem Leben abgeschlossen hatten. Ein weiteres Mal betrat Shinji den Saal und schritt wankend auf das Pult zu.
Er ließ seine Hände schwerfällig auf das laminierte Holz fallen und ergriff mit zitternder Stimme das Wort:,, Ich glaube, ich muss nicht noch einmal erklären, wie die Nominierung funktioniert..", er verstummte und druckste dann," Aber ich muss Ihnen leider mitteilen, dass dieses Mal drei Personen nominiert werden." Er ballte seine Hände zu Fäusten und sackte auf dem Pult zusammen. Shinjis Kopf lag auf seinen Armen und sein lautes Schluchzen war unüberhörbar bei der immer leiser werdende Geräuschkulisse. Viele verstummten und beobachten, wie Shinji vom Pult hinab glitt und auf den Boden sackte. Er vergrub seine Hände in seinen Haaren.
Ich erhob mich von meinem Platz und schritt auf Shinji zu. Er hatte sich mittlerweile auf dem Boden zusammengekauert und flüsterte immer wieder:,, Ich habe versagt." Ich packte seine Arme, zog ihn hoch und klopfte ihm aufmuntert auf seinen Rücken. Ich blickte vom Pult aus über die Masse von Menschen. Einer der Türsteher stellte die Urne wieder auf den kleinen Tisch. Das Geräusch der Urne erweckte augenblicklich Panik in der Masse und es wurde wieder lauter.
Aiko
Wir hatten uns wieder an unseren Stammtisch gesetzt. Meine Hände begannen unwillkürlich zu zittern. Wie viele Nominierungen sollte es noch geben? Und würde sich die Anzahl der Menschen jedes Mal erhöhen, bis der Forscher das hatte was er wollte? Ich sah mich im Raum um, sah die Panik in den Gesichtern der Menschen und dann sah ich plötzlich ein bekanntes Gesicht. In der hinteren Ecke des Saals stand Ginzou an eine Wand gelehnt und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Ich stand auf und ging zu Leon und Shinji herüber. ,,Ginzou ist hier.", flüsterte ich den beiden zu.
Leon
,, War er bei der ersten Nominierung nicht auch da?", fragte ich verwundert und blickte zu Ginzou hinüber. Ich versuchte mich zu erinnern. Doch mir schossen nur die Bilder des alten Mannes durch den Kopf. Andererseits hätte Aiko es dann gar nicht erst angesprochen. Kurz darauf marschierten acht, schwer bewaffnete Männer synchron in den Saal hinein und platzierten sich an den Fenstern. Ihre nüchternen und zugleich entschlossen Blicke wachten über die Menge.
Aiko
,,Nein, Leon. Das ist ein Zeichen.", sagte Shinji und all die Trauer war urplötzlich aus seinem Gesicht verschwunden. Jetzt war sein Blick mit Hoffnung erfüllt und er klopfte mir und Leon Mut machend auf die Schultern. ,,Mal sehen was er für uns hat.", sagte Shinji lächelnd und bewegte sich in Richtung Ginzou. Ich war zwar froh darüber, dass Shinji wieder zu sich gefunden hatte, anderseits verunsichert mich sein überschwänglicher Optimismus auch etwas.
Leon
Ich schaute zu Aiko und blickte sie fragend an:,, Meinst du es hat wirklich etwas Gutes zu bedeuten, dass Ginzou hier ist? Ist Shinji nicht etwas zu voreilig?", presste ich heraus. Mit jeder Minute seit der ersten Nominierung und jeder Minute in der wir weiter zusammen in diesem stickigen Raum saßen, verließ mich ein bisschen mehr die Hoffnung.
Aiko
Ich zuckte mit den Schultern: ,,Vielleicht weiß Shinji mehr, als wir.", überlegte ich. Shinji war bei Ginzou angekommen und redete wie wild auf ihn ein, während dieser wiederum versuchte ihn zu beruhigen. Nach der Gestik und Mimik von Ginzou zu urteilen, kostete es ihn ziemlich viel Mühe. Einer der bewaffneten Männern, sah in ihre Richtung. Ein Schauer fuhr mir über den Rücken, hoffentlich schenkte er den beiden keine Aufmerksamkeit.
Leon
,, Verdammt, Shinji darf sich nicht so auffällig verhalten, sonst muss Yamada nachher doch noch dran glauben.", sagte ich angespannt und bewegte mich in die Richtung der beiden.
Aiko
Ich stand einen Moment etwas unentschlossen im Raum und setzte mich schließlich wieder an unseren Tisch neben Daiki. ,,Diesmal also 3.", stellte Masato seufzend fest und durchbrach die Stille, die bis dato am Tisch geherrscht hatte. ,,Ja, 3 unschuldige Leute. Verdammt wo steckt dieser Yamada! Wenn ich wüsste wo er wäre, hätte ihn schon 4 Mal ausgeliefert.", sagte Takashi wütend.
Megumi legte ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das ich nicht hören konnte. Aber er schien sich wieder zu fangen. ,,Wie geht es dir?", fragte Mai Sayuki etwas besorgt. Ich musste zugeben, dass Sayuki wirklich nicht gut aussah. ,,Ich habe etwas Angst.", wimmerte Sayuki, "Aber nicht nur vor der Nominierung.", fügte sie hinzu und deutete mit ihrem Finger auf mich. Sofort stieg wieder Wut in mir hoch. Aber auch die Hilflosigkeit, nichts gegen ihre Verleugnung sagen zu können. Es machte mich fast wahnsinnig.
Leon
Shinji war schon klar und deutlich zu verstehen, noch bevor ich mich zu den beiden gesellte. Ich ließ meine Hände auf seine Schultern fallen, was ihn zusammenzucken ließ. ,, Leon.", erschrack er und schaute mich entgeistert an. ,, Seien Sie etwas leiser.", zischte ich und deutete mit meinen Augen in die Richtung eines bewaffneten Mannes, der ganz in der Nähe stand und skeptisch zu uns hinüber sah.
Shinji wagte ebenfalls einen Blick in die Richtung und schluckte schwer. Er schaute dann mit zerknirschter Mine zu Ginzou, welcher mich wiederum erleichtert anlächelte:,, Danke, Leon.", schnaufte er. ," Shinji Sie haben mich gar nicht zu Wort kommen lassen. Yamada hat mich nur geschickt, damit wir einen Überblick über die Gesamtsituation bekommen." Shinji fiel alles aus dem Gesicht und er ließ sich auf einen leerstehenden Stuhl fallen. Aus seinem Gesicht war nun auch zu lesen, dass er dabei war alle Hoffnung zu verlieren. Sein Blick war an den Boden vor sich festgebunden.
Ginzou klopfte mir auf die Schulter und nickte mir zu. ,, Gib Yamada noch etwas Zeit. Es ist wirklich barbarisch, was hier passiert. Aber damit hat niemand rechnen können. " Ich nickte kurz.
,, Wie lange?", fragte ich und schaute zu Aiko, "Wie lange werden wir noch durchhalten müssen?"
,, Ich kann es dir leider nicht sagen.", antwortete Ginzou ehrlich und verschränkte die Arme. Ich nickte erneut.
,, Versucht euch so ruhig wie möglich zu verhalten und kein Aufsehen zu erregen.", informierte er mich," Es ist seine Bitte, vor allem an dich."
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