Prolog
Du bist ein Arsch!", schreit Linnea Blomstedt ihren Freund Nicholas Granqvist entgegen. Sie hat ihn noch nie angeschrien, geschweige denn beleidigt, doch nun war es so weit. Sie konnte und wollte es nicht mehr zurückhalten.
N
ach all der langen Zeit muss es mal raus!
Ich hab genug!
In ihren Gedanken ist Linnea oft entschlossen und überzeugend, aber sobald sie es vor Nicholas zeigen muss und sich behaupten will, sackt sie fǘr gewöhnlich wieder in sich zusammen.
N
icholas scheint von ihrem Wutausbruch mindestens genauso überrascht zu sein und schaut sie überrumpelt mit großen Augen an.
Nur für den Bruchteil einer Sekunde scheint er irritiert zu sein, dann fängt er sich wieder. Die Bestürzung ist wieder so schnell verschwunden, wie sie gekommen ist.
,,Warum beleidigst du mich jetzt? Ich habe nichts falsch gemacht. Ich liebe dich", verteidigt er sich und geht wieder in seinen üblichen barschen Ton über. Ein Ton, der schon vor Konfrontationslust strotzt.
,,Du hast eine ganz beschissene Art, das zu zeigen", entgegnet sie, verlässt das Wohnzimmer, ohne ihm die Chance zu geben zu antworten und lässt ihn einfach stehen.
Sie geht die Treppe hoch ins Schlafzimmer, um ihre Laufschuhe zu holen. Wenige Augenblicke später, hört sie Nicholas die Treppe hochpoltern. Jedes Mal, wenn sie seine lauten Schritte hinter sich hört, bekommt sie eine Gänsehaut.
Ihr Körper fängt an zu zittern, gleichzeitig krampft sich ihr Magen zusammen.
Er weiß genau, dass ihr das Angst macht und verunsichert. Seit Jahren wendet er schon solche psychologischen Tricks an.
N
un will Linnea entschlossen bleiben.
,,Das machst du Jedesmal. Vor jeden Streit flüchtest du", sagt er, als er ihr ins Schlafzimmer folgt. Das Poltern schafft es nicht, seine laute Stimme zu übertönen.
,,Und dir macht es offensichtlich richtig Spaß zu streiten."
,,Nein natürlich nicht, aber ich will das geklärt haben."
Linnea weiß, dass er lügt. Er ist streitsüchtig, Das weiß jeder, der mit ihm zu tun hat. Irgendwie ist sie es aber auch selber Schuld, wenn sie immernoch bei ihm bleiben will.
Nach alldem was vorgefallen ist
Sie ist einfach naiv gewesen.
Linnea kniet sich vor den Kleiderschrank und holt ihre neon-gelben Laufschuhe hervor.
Sie hat Drei unterschiedliche Paar Laufschuhe, Drei Paar Schuhe für den Alltag und nochmal Drei paar für sonstige Anlässe, doch ihre Laufschuhe stechen sofort hervor. Mit ihren knalligen Farben sind sie unverkennbar, während ihre restlichen Schuhe eher schlicht gehalten sind. Linnea zieht ihre Laufschuhe an und wechselt ihre Kleidung, während Nicholas wortlos im Türrahmen steht und sie anstarrt.
In deinem Kopf erscheinen sicher schon die nächsten Vorwürfe, die du mir machen kannst
,,Und was hast du nun vor?", fragt er sie, als sie nun umgezogen vor ihm steht.
,
,Joggen, was denkst du denn?"
,,Lässt du mich vorbei?", fragt sie, während er weiterhin die Tür versperrt.
Mehrere Sekunden starrt er sie wortlos an.
Sie geht schon fast davon aus, dass er sie nicht gehen lässt, doch dann macht er ihr doch Platz.
,,Also flüchtest du wieder?", fragt er.
Ohne zu antworten, quetscht sie sich an ihm vorbei. Obwohl er ihr etwas Platz gemacht hat, füllt er immernoch den Großteil der Tür aus, wegen seiner muskulösen Masse und Breite.
Grob packt er sie an der Schulter.
Mit seinen kräftigen, großen Händen kann er problemlos ihre zierliche Schulter umschließen.
Es fühlt sich an, als wäre ihre Schulter in einem Schraubstock.
Mit letzter Kraft schafft es Linnea, ein Wimmern zu unterdrücken.
,,Nicht ignorieren", faucht er sie an, lässt sie dann aber wieder sofort los.
,,Ich will nur den Kopf frei kriegen", wispert sie und versucht, nicht allzu weinerlich zu klingen.
Linnea hastet die Treppe runter, bevor er sich überhaupt in Bewegung setzt.
,,Reden wir dann später?", fragt er von oben.
Sie antwortet nicht.
Schnell nimmt sie ihre Sonnenbrille von der Ablage.
,Lin!". Er steht weiterhin im Schlafzimmer.
S
eine bedrohliche Stimme lässt sie vor Angst und Panik zittern.
Unzählige Male hat sie ihren Namen schon in diesem Tonfall gehört und was darauf folgte war nie gut.
Jetzt sei ruhig
Sie kontrolliert, ob sie ihr Handy in der Hosentasche hat, dann öffnet sie die Haustür.
Noch sind keine Schritte zu hören.
,,Nicholas", beginnt sie und versucht den dicken Kloß in ihrem Hals runterzuschlucken. Die nächsten Worte sollen so entschlossen, wie möglich klingen und keine Zweifel offen lassen.
Jetzt mach es
Sonst ist er gleich unten!
,,Wenn ich nachher wieder da bin, bist du weg. Ich will dich nicht mehr sehen, verstanden?", ruft sie ihm entgegen und schlägt die Haustür schnell zu, ohne eine Antwort abzuwarten.
Raus aus dem Alptraum
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