Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Wie die Sterne in der Nacht

20. Mai 1821
Irgendwo auf dem atlantischen Ozean

„Die Sterne lügen nicht."
~ Friedrich von Schiller

Anne Bonny

Als die letzten orangeroten Sonnenstrahlen am Himmel verblassten, befanden sie sich schon wieder inmitten des offenen Ozeans.
Um sie herum nichts als endlos wirkendes Gewässer, auf dessen Oberfläche sich die silbergrauen Töne der Dämmerung spiegelten.
Eine warme Brise wehte von Osten her, kündigte den immer näherrückenden Sommer an.

Obwohl der Wind alles andere als kalt war, vermisste Anne doch die weiche Filzkappe auf ihrem Kopf, die sie bei der Flucht vor der Marine an das Meer verloren hatte.

Sanft spielte der Atem der Lüfte mit ihrem Haar, das, seit Diamond es ihr geschnitten hatte, schon wieder so lang geworden war, dass sich die altbekannten Locken auf ihrem Haupt formten.
Sie würde es bald wieder kürzen müssen, auch wenn sie die lange Mähne vermisste. Mit ihr sah sie zu weiblich aus.

Ihre Finger umfassten die Reling, während sie das Himmelszelt betrachtete. Der Nordstern leuchtete bereits mit einer solchen Intensität, dass es sie verzauberte. Die kleinen funkelnden Lichter auf dem rabenschwarzen Hintergrund waren einfach zu magisch, regten zum Träumen an.

Sogleich wurde sie von ihrem Anblick an Jacks Augen erinnert. Wunderschöne Iriden, die die Farbe der Nacht trugen und hin und wieder von einem Schimmer durchzogen wurden, wenn ihn etwas begeisterte, oder er neugierig wurde.

Ihr Vater hatte sie früher stets vor der Dunkelheit gewarnt, ihr erzählt in ihr lauerten Monster. Solche wie Dämonen und Drachen, die sie verschlingen würden, wagte sie sich zu tief in die finsteren Gefilde hinein.

Heute wusste sie es besser, war sich darüber im
Klaren, dass diese Gruselgeschichten nicht der Wahrheit entsprachen.

Denn wenn ihr Blick Jacks kreuzte, dann erkannte sie in diesen geheimnisvollen Seelenfenstern keine Gefahr. Nein.
Ihnen wohnte das Abenteuer inne, Entdeckungen, neue Möglichkeiten und die Freiheit.

Für die Dauer dreier Herzschläge schloss sie die Lider, lächelte in sich hinein.

William. Wie es ihm wohl ging? Ob sich die Situation um ihr Verschwinden schon beruhigt hatte? Sicherlich. Sie konnte sich gut vorstellen, dass sogar alles besser für ihn lief, nun da sie fort war.
Keine Streitereien mehr mit Delia Bonny, keine Sorgen mehr um sein Ansehen wegen seiner Bastardtochter.

Und Cavendish? Hoffentlich hatte ihn der Tod bereits ereilt. Sie betete inständig, dass keine andere Frau ihren Platz hatte einnehmen müssen. Und wenn doch, vielleicht war sie klug genug für sein vorzeitiges Ableben zu sorgen.
Es gab genug subtile Wege, um jemanden aus dem Weg zu räumen. Gifte zum Beispiel.

Sie hätte es getan, besonders jetzt, da sie wusste wie einfach es war jemanden zu töten, wenn es für ein höheres Ziel war. Für ein besseres Leben. Für ein Leben mit Jack.

Dumpfe Schritte drangen zu ihr durch, holten sie in die Realität zurück. Sie musste den Kopf nicht über ihre Schulter drehen, um zu wissen, wer sich ihr näherte.
Der charakteristische Duft von Whisky, Zigarettenrauch und Tinte bahnte sich den Weg in ihre Nase und ließ ihr Herz sofort schneller schlagen.
Wie merkwürdig es doch war, dass sie den Geruch von Tabak an ihrem Vater stets gehasst hatte, ihn aber an Jack liebte, schlicht weil er zu ihm gehörte.

Seit ihrem beinahe Kuss war bereits eine Woche vergangen. Keiner von ihnen hatte ein Wort darüber verloren, doch die Anspannung, die seither zwischen ihnen herrschte, war nicht zu leugnen. Ebenso wenig wie die Anziehung, die sie aufeinander ausübten.
Anne wollte es auch gar nicht abstreiten.
Sie wusste längst, dass sie sich an ihn verloren hatte und war sich mittlerweile sicher, dass es ihm nicht anders ging.

Seine Silhouette tauchte neben ihr auf. Er stützte die Arme auf der Reling ab, beugte sich dabei leicht nach vorne.
Gemeinsam verharrten sie einige Momente in Schweigen, betrachteten den sich immer weiter verdunkelnden Himmel und die immer greller funkelnden Sterne.

„Ich weiß, was ich heute lernen möchte und zwar von Ihnen, nicht von Jonah", durchbrach sie die Stille irgendwann. „Wie erkennt man anhand der Gestirne wo auf dem Meer man sich befindet?"

Sie hörte das Lächeln in seiner Stimme mehr, als dass sie es in der Dunkelheit erkennen konnte.
"Eine Wissenschaft, die nahezu an Hexerei zu grenzen scheint, aye?"

Wie sie ließ er seinen Blick in die Unendlichkeit des Nachthimmels schweifen. Dann trat er hinter sie. Ihre Gesichter waren sich so nahe, dass sie die Stoppeln seines Bartes auf ihrer Wange spüren konnte.
"Kennen Sie den großen Wagen?" Er hob die Hand und deutete auf eine Konstellation, deren einprägsamster Teil aus einem Rechteck bestand, an den sich drei Sterne anschlossen.

„Aye." Ihre Antwort war nicht mehr als ein Hauchen. „Mein Vater legte Wert auf Bildung, auch wenn ich eine ...", sie stoppte sich selbst.
So offen an Deck über ihre Identität zu reden, konnte gefährlich werden.
„Wer gab den Bildern einst ihren Namen? Piraten wie Sie? Oder einfache Seeleute?"

Ein erheitertes Geräusch schlich sich über seine Lippen.
"Man würde nicht glauben, dass es Seeräuber waren, die versucht haben Ordnung in das Chaos am Himmel zu bringen, meinen Sie nicht? Sie haben die Männer erlebt", witzelte er.
"Verraten Sie es mir", neckte er sie dann. "Sie sind offenbar die Person mit der besseren Bildung. Ich kann Ihnen lediglich erklären, wie Sie anhand der Position des Polarsterns Ihren Breitengrad bestimmen."

Sie seufzte. „Ich weiß auch nicht alles, aber ich bin bereit in meinem Leben so viel zu lernen, wie es mir möglich ist."
Begierig auf den nächsten Unterricht, wandte sie sich ihm zu.
Nervosität ergriff von ihren Sinnen Besitz, sobald sich ihre Blicke kreuzten. Ihr Herz raste mit der Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes, ihr Atem setzte immer wieder aus, Hitze stieg ihr in die Wangen. Unbewusst wanderten ihre Augen weiter nach unten, kamen auf der Reise über die Schönheit seines Gesichts schlussendlich auf seinen Lippen zum Ruhen, die sich in einem erwartungsvollen Lächeln öffneten.
Verflucht, wie er wohl schmeckte? Womöglich salzig wie das Meer, das sie umgab.

Sie beobachtete, wie er tief ein- und wieder ausatmete. Seine Stimme war rau und brach fast, als er seine Aufmerksamkeit gewaltsam von ihr losriss und sie wieder auf das nächtliche Firmament richtete.
"Sehen Sie die beiden Sterne, die die Konstellation abschließen? Wenn Sie diese Gerade etwa fünf Mal verlängern, finden Sie den Nordstern." Die Bewegungen seines Armes folgten seinen Worten. Der Stoff seiner Kleidung raschelte sanft. 
"Dieser dort." Er deutete auf einen ganz anderen Stern, als jenen, den Anne zuvor für den Polarstern gehalten hatte. "Viele glauben, der Nordstern wäre einer der hellsten Sterne am Himmel, er wäre einfach von all den anderen leuchtenden Himmelskörpern zu unterscheiden. Aber tatsächlich ist er sehr unscheinbar und eher durchschnittlich hell. Aber wissen Sie, was das besondere an ihm ist?"

"Was?" Immer wieder huschte ihr Blick aus dem Augenwinkel zu seinem Gesicht. Er war einfach makellos schön, besonders jetzt, da das Mondlicht seine Züge weicher erscheinen ließ als sie es waren. Schatten tanzten auf seinen Wangen, in dem Schwarz seiner Augen spiegelten sich die Sterne wider.

"Er steht still." Seine Stimme war kaum mehr als ein tiefes Raunen. "Alle anderen Sternbilder drehen sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden um ihn herum. Aber der Nordstern bewegt sich nicht. Er steht immerzu genau im Norden. Würden wir uns am Nordpol befinden, sähen wir ihn genau im rechten Winkel über uns." Er machte eine Pause. "Jetzt, da wir nach Süden fahren, wird er sich mit jeder Seemeile ein Stück weiter dem Horizont annähern. Und sollten wir den Äquator überqueren, wird er so wie die Sonne im Meer versinken."

Sie ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen, ehe sie darauf einging: „Ich bin froh nicht der Polarstern zu sein."
Für wenige Sekunden glitt ihr Blick nochmal zu dem unscheinbaren Licht am Firmament, bevor sie sich lächelnd wieder Jack zuwandte.

„Weshalb?", hakte er nach.

Ein letztes Mal vergewisserte sie sich, dass niemand sie beobachtete. Fast keiner war an Deck der Searose und die, die es waren, waren zu beschäftigt mit ihren Aufgaben.

„Wäre ich der Polarstern, verdammt dazu ewig stillzustehen, ich würde zu Grunde gehen. Ich habe meine Berufung gefunden. Hier auf diesem Schiff. Hier ..." Sanft umfasste sie seine Hand, sah ihm tief in seine Augen.
Keine Sekunde länger wollte sie sich von ihm fern halten, darauf verzichten zu erfahren wie sich seine Lippen auf ihren anfühlten.

Wie auch schon vor sieben Tagen in dem stickigen Schlafraum, stellte sie sich nun auf die Zehenspitzen, dass sie seinem Mund ganz nahe kam.
Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut, tief sog sie seinen Duft ein.
Ihr Herz drohte aus dem Käfig in ihrer Brust zu springen, so schnell raste es. Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen.

„Hier bei dir, Calico Jack." Und dann blieb ihre Welt stehen. Alles um sie herum wurde unwichtig, sobald sie ihn küsste und ein Feuerwerk an Gefühlen in ihrem Inneren explodierte.
Da waren Glück, Wärme und nichts als die reine Liebe. Ihre Lippen brannten, ihre Haut überzog eine Gänsehaut.

Jack erwiderte den Kuss, geladen und fordernd, als hätte er seit Anbeginn der Zeit darauf gewartet. Sein Arm legte sich um ihre Taille, zog sie näher zu sich heran, bis nichts mehr ihre Körper voneinander trennte. Seine Hand fuhr durch ihr kurzes Haar, schloss sich um ihren Nacken und sandte zuckende Blitze durch ihren bebenden Leib.

Sie wünschte sich, dass dieser Moment für die Ewigkeit andauern würde, doch wusste sie auch, dass es zu gefährlich war, sich weiterhin so nahe zu bleiben. Der Wind konnte jederzeit drehen und mehr Männer an Deck locken.

Schließlich war es Jack, der sich zuerst atemlos von ihr löste.
"Anne Bonny", hauchte er, seine Stimme ein Flüstern. "Ich will, dass du meine Sterne ins Wanken bringst."

„Calico Jack", erwiderte sie ebenso verführerisch, biss sich für eine Sekunde auf die Unterlippe. „Ich fürchte, du hast mir mein Herz gestohlen."

Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf seine Züge, gab seine weißen Zähne zu erkennen.
Schmunzelnd schüttelte sie den Kopf. Überheblich war er noch immer.

Nur zögerlich ließ sie ganz von ihm ab und brachte wieder Abstand zwischen sie. Ihre Blicke hielten einander allerdings noch länger gefangen. Verflucht, wieso musste er sie so ansehen? So begierig, fordernd, lüstern?

Wie gerne sie sich ihm nun zur Gänze hingegeben, seine nackte Haut auf der ihren gespürt hätte.
Die Erregung setzte ihren Körper in Brand, drohte ihren Verstand in Rauch aufgehen und sie unüberlegte Dinge tun zu lassen.

Bevor das geschehen konnte, wurde ihre Aufmerksamkeit, Fortuna sei Dank, jedoch auf etwas anderes gelenkt - eine riesige Wasserfontäne spritzte nahe der Searose in die Höhe. Einzelne, eiskalte Tropfen trafen sie ihm Gesicht.

„Was war das?", fragte sie erschrocken, versuchte in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Ein gegnerisches Schiff? Hatte die Marine sie erneut gefunden?
Doch wenn dem so war, weshalb war zuvor nicht das Grollen von Kanonen erklungen?

Ein anderes Geräusch löste sich aus der Nacht heraus. Eines, das fremdartig in ihren Ohren klang, zeitgleich wunderschön.

Jack beugte sich weit über die Reling und spähte aufs Meer hinaus.

"Da!", entfuhr es ihm und er deutete auf eine Stelle, die keine zehn Meter von ihnen entfernt war. "Wale!"

Anne kniff  die Augen zusammen, versuchte zu erkennen, was er in dem dunklen Gewässer zu sehen glaubte.
Es dauerte einen Moment, aber dann entdeckte auch sie die riesigen Kreaturen, die sich trotz ihrer imposanten Größe elegant durch das Meer gleiten ließen.

„Wie Katzen des Ozeans", meinte Anne verträumt. „Ungeheuer große Katzen mit einem bezaubernden Gesang."

Konnte dieser Augenblick überhaupt noch magischer werden?

Lächelnd wandte sie sich Jack zu, begegnete dem funkelnden Horizont seiner Seelenfenster.

Nein, das konnte er nicht. Diese Nacht war einfach nur perfekt.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro