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Von Flaggen, Kaperbriefen und Küchenjungen Teil I

03. Juni 1821
Golf von Biskaya

„No, you can't always get what you want
But if you try sometime you'll find
You get what you need"
~ the Rolling Stones

Jack Calico

Anne Bonny

Anne Bonny

Anne Bonny.

Jack schloss die Augen und atmete tief ein und aus, fühlte die Erinnerung ihrer weichen Lippen auf den seinen und ihren warmen Körper, der sich verlangend an ihn schmiegte. Der machtvolle Sturm, der sich im Blaugrau ihrer Iriden zusammenbraute, riss ihn mit sich in die Tiefe, wann immer er sich in ihnen verlor. Und er liebte es. Er verzehrte sich danach, in ihr unterzugehen. Eins mit ihr zu werden.

Anne Bonny.

Erneut hallte ihr Name durch sein Bewusstsein, wollte sich auf seine Zunge legen und über seine Lippen huschen, auf dass seine Stimme ihr die liebevolle Berührung zuteilwerden lassen konnte, die ihrer nackten Haut unter seinen Händen bisher jeden Abend verwehrt wurde. Nie wieder waren sie an Deck so unbeobachtet gewesen, wie an jenem Abend bei Neumond, als nur der Gesang der Wale ihnen Gesellschaft geleistet hatte.

Doch eine andere Stimme durchdrang seine Aufmerksamkeit und holte ihn aus der Erinnerung an ihre nächtlichen Treffen. Jack unterdrückte das Verlangen, wie ein Jüngling zu kichern, als er registrierte, dass Bens und Jonahs fragende Blicke auf ihm lagen.

"Es sieht fantastisch aus!", befand er, während er seinen Blick über die schwarze Baumwolle ihrer neuen Flagge gleiten ließ. Der gesamte Boden seiner Kajüte war verhüllt von dem dunklen Gewebe. "Zeigen wir sie der Crew."

Ben warf Jonah einen kurzen Blick zu, ehe er das Wort erhob.

"Tut mir leid Käpt'n, aber das war wirklich nicht das, was wir dich gefragt haben."

Jack hob fragend die Augenbrauen.

"Seit dem Tag, als die Marine uns traf, bist du nicht mehr derselbe!", stellte Jonah fest. Seine tiefe Stimme trug einen Hauch von Besorgnis mit sich.

"Aye! Dabei habe ich gedacht, unser Streit sei beigelegt!", warf Ben ein. "Aber du bist gerade dermaßen oft geistig abwesend, dass man dich Dinge fünfmal fragen muss, ehe man eine vernünftige Antwort aus dir heraus bekommt. Was zum Henker stimmt nicht mit dir?"

Jack presste die Lippen aufeinander. Seine Freunde kannten ihn gut. Zu gut vielleicht. Zum Glück hatte er längst mit solch einer Frage gerechnet und sich auf diesen Moment vorbereitet.

"Ihr habt recht", gab er zu. "Es ist so, dass ich mir Hoffnungen gemacht habe. Nachdem wir die Searose an uns gebracht hatten, hielt ich es für realistisch, dass das englische Königshaus unsere Fähigkeiten anerkennen und uns einen Kaperbrief ausstellen würde, der uns zu ehrbaren Freibeutern gemacht hätte." Er seufzte lang. "Ein Leben der Piraterie und trotzdem ein Gesetz, das uns vor dem Galgen schützt, Rauben und Plündern im Namen der Krone..." Er zuckte mit den Schultern. "Aber nachdem die Marine zum zweiten Mal versucht hat, uns ohne Verhandlungen an den Grund des Ozeans zu verbannen, muss ich mich wohl damit abfinden, dass daraus nichts wird."

Ben sah ihn verständnislos an.

"Du erzählst das, als wäre das tatsächlich im Rahmen des Möglichen gewesen, Jack." Er schüttelte den Kopf. "Da ist es wahrscheinlicher, dass wir Sirenen oder Riesenkraken erliegen, ehe wir im Auftrag der Krone feindliche Schiffe überfallen dürfen."

"Keineswegs", warf Jonah ein. "Das Freibeutertum ist beinahe so alt wie die Seefahrt selbst. Vor hundert Jahren gab es ganze Flotten an Piratenschiffen, die sich im Namen ihrer Länder die Beuten weggeschnappt haben."

Bens Kopfschütteln wurde eindringlicher.
"Wollt ihr mich verarschen? Wollt ihr damit sagen, dass wenn wir vor hundert Jahren geplündert hätten... " Er brachte seinen Satz nicht zu Ende. "Dieses alte Furzgesicht hatte also recht, als es dir in Harwich deine Worte um die Ohren feuern wollte." Bens Gesichtszüge verfinsterten sich bei dem Gedanken an Charles Vane und die Knöchel seiner Finger knackten bedrohlich, als er die Hände zu Fäusten ballte.

Jack winkte ab.
"Lassen wir das. Bereiten wir uns lieber darauf vor, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Männer zu stärken." Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Die Crew ist unsere Lebensversicherung, wenn es hart auf hart kommt. Geben wir ihnen ein Symbol, mit dem sie sich identifizieren können. Lasst uns alle zusammen rufen."

Es dauerte nicht allzu lange und ein jeder verfügbare Mann hatte sich an Deck eingefunden. Die Sonne brannte erbarmungslos vom wolkenlosen blauen Himmel, doch ihre Hitze wurde vom stürmischen Wind des Atlantiks nahezu zunichtegemacht und erwärmte kaum die Haut seines freien Oberkörpers, als er Ben und Jonah aus seiner Kajüte folgte. Die beiden trugen die ordentlich zusammengefaltete neue Flagge andächtig gemeinsam zum Hüttendeck hinauf, wo sie sich positionierten. Jack hingegen blieb stehen. Der Wind zerrte wild an seiner locker sitzenden Hose und ließ die Enden des schwarzen Stoffstücks, das er sich um die Hüfte gebunden hatte, um dem Gürtel mit seinen Waffen mehr Stabilität zu geben, frei umherflattern.

Die Augen aller richteten sich gespannt auf ihn.

Jack wollte das Wort ergreifen, die Rede halten, die er sich seit ein paar Tagen in seinem Geiste zurechtgelegt hatte, die Männer für ihre Tapferkeit und ihren Zusammenhalt im Gefecht loben, doch als sich sein Fokus wie so oft in den letzten Tagen wie ein Magnet auf die verschmitzt lächelnden Lippen eines Küchenjungen legte, schaffte er es nicht auch nur einen Gedanken in Worte zu fassen.

Stattdessen legte er seine Rechte auf seine Brust, an die Stelle, an der sein Herz schlug.

"Für euch!", war alles, was es über seine Lippen schaffte. Dann wandte er sich um, wandte der Crew den Rücken zu.

Im nächsten Moment ließen Ben und Jonah am Hüttendeck die unteren Enden der Flagge fallen, sodass diese sich gleich den Flügeln eines Schmetterlings hinter ihm entfaltete. Ein weißer Totenkopf mit zwei darunter gekreuzten Säbeln. Die gleichen Säbel, die sich inzwischen auch in schwarzer ewiger Farbe auf seinen Schulterblättern und seinem oberen Rücken erstreckten.

Jubel erklang in seinem Rücken.
Jack zog sein Entermesser aus seinem Gürtel und hielt es so der Sonne entgegen, sodass sich die Reflexion der Klinge auf der dunklen Baumwolle der Flagge in einem hellen Schein bündelte. Das Geräusch gezogener Messer und Säbel erklang, die metallisch gegeneinander schlugen. Ein breites Grinsen schlich sich in sein Gesicht, als erst ein, dann zwei und schließlich immer mehr weiße Spiegelungen des Himmelskörpers hinzukamen, bis seine eigenen Umrisse auf dem dunklen Stoff beinahe einen klaren Schatten bildeten.

Er brauchte die Marine nicht, um seinen Schatten auf die Welt zu werfen. Er hatte Charles Vane nie gebraucht. Er brauchte nur das Lächeln auf den Lippen eines Küchenjungen.

***

"Käpt'n, Segel in Sicht!"

"Aye! Etwa fünf Seemeilen voraus!"

"Hehe, müssen uns gesehen haben! Haben wohl Schiss gekriegt, als wir unsere neue Flagge gehisst haben. Sie haben alle Segel gesetzt!"

"Um was für ein Schiff handelt es sich, Mr. Cherleton?"

"Es ist... Es weht eine portugiesische Flagge am Mast, Sir!"

"Könnte eine Galeone sein. Aye, eine Galeone! Drei Masten und ein Galion am Bug!"

"Käpt'n?"

"Portugiesisches Gold ist das wertvollste Gold, sagt man nicht so?"

"Wir kennen diese Gewässer nicht gut, Käpt'n. Portugiesische Galeonen sind schwer bewaffnet, sind schnell und wendig!"

"Papperlapapp! Diese Galeonen sind reich beladen, Käpt'n! Die Crew ist heiß und..."

"Halten Sie sie Klappe, Mr. Scarlet, dass die Crew motiviert ist, weiß ich selbst! Wir werden Sie verfolgen. Wir segeln leeseits. Anluven! Setzen Sie alle Segel! Lassen Sie uns Portugal zeigen, was Geschwindigkeit heißt!"

"Aye! Setzt alle Segel!"

"Aye!"

"Unser Abstand verringert sich stetig. Nur noch etwa zweieinhalb Seemeilen, Käpt'n!"

"Eine Seemeile!"

"Geschütze laden! Bereit machen zum Entern!"

"Feuer!"

"Wir haben sie getroffen!"

"Sie haben Schlagseite!"

"Ihr Schiff wird sinken!"

"Deckung! Gehen Sie in Deckung, verflucht!"

"Feuer!"

"Sie haben uns getroffen, verdammt!"

"Unser Großsegel..."

"So können wir keine Fahrt mehr machen, wenn wir..."

"Müssen wir auch nicht! Feuern wir ihnen eine Salve in ihren Rumpf!"

"Aye, Käpt'n."

"Feuer! Feuern Sie, was das Zeug hält!"

"Jetzt, Mr. Asbury! Enterhaken auswerfen! Leinen Festmachen! Achten sie auf Jede! Einzelne! Versteckte! Waffe! Auch, wenn es sich um einen beschissenen Löffel handelt!"

"Besatzung?"

"Gesichert!"

"Sind noch Leute unter Deck?"

"Wie viele Verwundete auf unserer Seite, Mr. Scarlet?"

"Zehn Verwundete, Sir!"

"Wie viele Tote?"

"Zwei Tote, Sir!"

"Sichern Sie die Ladung! Holen wir uns das Gold!"

"Sie bluten! Sie sind verletzt! Da ist Blut auf ihrem Hemd, Käpt'n!"

"Ist nicht das meine, Mr. Parker!"

***

"Was hast du mit den Gefangenen vor, Käpt'n?"
Ben trat nahe an ihn heran und raunte die Worte an sein Ohr.

Grimmig ließ Jack seinen Blick über die Portugiesen gleiten, die sich sowohl ängstlich als auch wütend am Bug zusammendrängten. Die muskelbepackten Niederländer, Mr. Janssens und Mr. Vos, die ihnen vor ein paar Wochen beigetreten waren, hielten mit geladenen Waffen Wache und verteilten bei jeder unüberlegten Bewegung der Gefangenen Prügel.

"Ich will eine Stelle an der Küste finden, an der ich sie allesamt über die Planke schicken kann, damit sie an Land schwimmen können!", antwortete er leise. "Dieses ständige ehrenhafte Ich kämpfe bis zum bitteren Ende Gefasel nervt mich. Als wäre es so viel besser, sich für den Reichtum anderer zu opfern, als sich in die Hand von Piraten zu begeben." Er machte ein abfälliges Geräusch und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine rechte Schulter schmerzte. Ein Portugiese hatte ihn während des Gefechts mit einem Stück Planke getroffen. Er konnte von Glück sagen, dass es kein Entermesser gewesen war.

"Aye, aber sie haben keine Ahnung, dass du ihnen eine Chance geben willst!"

"Wahrscheinlich. Es muss ihnen allerdings klar sein, dass sie hier im Ozean verloren wären. Der Seegang ist viel zu stark, die Strömung würde nie zulassen, dass sie die Küste erreichen. Und die hohen Wellen würde ihnen jegliches Stück Treibgut um die Ohren feuern, an das sie sich klammern würden."

Ben zuckte mit den Schultern.
"Vielleicht, wenn es den ein oder anderen Tag dauert, bis wir die Küste erreichen, werden sie auftauen und bemerken, dass du gar kein so übler Typ bist." Die Ratte feixte und klopfte ihm auf die Schulter, was Jack ein schmerzerfülltes Zischen entlockte. "Dann kannst du womöglich sogar auswählen, mit welchen Freiwilligen du unsere zwei gefallenen Männer ersetzen willst."

"Schön wäre es."

Jacks Blick glitt hinauf zu ihrem zerrissenen Großbramsegel, das in Fetzen im Wind flatterte und winkte den Segelmacher Mr. Cartwright zu sich heran, der soeben ein paar Matrosen einige Befehle erteilt hatte.

"Es sieht nicht gut aus, Sir!", begann der Bärtige. "Es wird einige Tage dauern, bis ich diese Fetzen wieder zusammen gesetzt habe. Wenn es die Möglichkeit gibt, eines der alten Marinesegel..."

Jack schüttelte entschieden den Kopf, noch ehe der dunkelhaarige Mann seinen Satz zu Ende sprechen konnte.
"Wir werden nichts mit der Flagge der Krone auf unsere Rahen ziehen", beschloss er. "Aber Sie dürfen sich zum Ausbessern an den Stoffen bedienen. Wundern sie sich nicht, Mr. Casterly hat ebenfalls bereits ein paar Verbände aus der Baumwolle hergestellt."

Der Segelmacher rieb sich über die Stirn.

"Bis dahin sollten wir beten, dass uns kein feindliches Schiff begegnet. Das fehlende Groß wird sich auf jeden Fall auf unsere Geschwindigkeit auswirken. Fünf oder sechs Knoten weniger machen schon etwas aus, wenn Sie..."

Jacks Gedanken schweiften ab, als ein paar Küchenjungen gefolgt von Samuel Cherleton, den Arm voller Lebensmittel, lachend und scherzend an ihnen vorbeiliefen.

Im nächsten Moment erklang das weit entfernte Donnern von Kanonen. Jack fuhr herum.

Zwei Seemeilen von ihnen entfernt schob sich ein Schiff am Wrack der Botafogo vorbei, welches bisher von der geplünderten Galeone verborgen geblieben war.

"Aye, beten sollten wir, Mr. Cartwright. Fangen Sie am besten jetzt damit an."

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