Hölle auf Erden
Triggerinhalt - dieses Kapitel enthält einen sexuellen Übergriff, weitere Andeutungen zu diesem Thema, erzwungene Prostitution und Drogenmissbrauch. Wer so etwas nicht lesen kann, sollte das Kapitel überspringen!
29. Oktober 1821
Ratnagiri
Wir kommen nicht in die Hölle.
Die Hölle kommt zu uns.
~ Ulrich Erckenbrecht
Anne Bonny
Die Lichter der Stadt leuchteten ihnen bereits entgegen, noch ehe sich die Dämmerung vollends herabgesenkt hatte. Sie hatten zwei Buchten weiter einen geeigneten Ankerplatz gefunden, an dem die Searose vor neugierigen Blicken verborgen war, aber dennoch nahe genug lag, um im Notfall innerhalb einer halben Stunde Unterstützung von der Seeseite aus bieten zu können. Jack ließ seine ausgewählten Männer warten, bis es ganz dunkel war, ehe sie den Lichtkreis des Ortes mit seinem kleinen Hafen betraten. Sie mussten zwar vorsichtig sein, sich aber auch nicht allzu lange als harmlose Reisende ausgeben. Solange niemand Grund hatte genauer hinzusehen, würde es reichen.
Der Weg zu ihrem Ziel war nicht gerade angenehm, denn das Freudenhaus war am oberen Ende einer Bergstraße gelegen. Als sie es endlich erreichten, schwitze sich ein Drittel der Männer halb tot. Annes Beine schmerzten von dem anstrengenden Aufstieg und dennoch fühlte sie sich so gut wie seit Wochen nicht mehr.
Die Aufregung um ihren bevorstehenden Plan kribbelte beflügelnd unter ihrer Haut. Hätte sie sich nicht zu einer ernsten Miene gezwungen, hätte sie dem Bordell grinsend entgegengesehen, auch wenn dieses alles andere als einen erfreulichen Anblick bot. Schummriges, schmutziges Licht drang nach draußen und erhellte die schäbige Hausfassade. Ein einprägsamer Geruch bahnte sich den Weg in Annes Nase, der den Duft der übermäßig vielen Räucherstäbchen im letzten Bordell, das sie besucht hatte, in ihren Erinnerungen wie Rosen duften ließ.
Sie verzog das Gesicht, bevor sie zu Jack sah, der nochmals innehielt. Er stand ganz dicht neben ihr. Seine Finger wanderten für die Dauer eines einzigen Herzschlags über ihren Handrücken und hinterließen an jener Stelle eine angenehme Wärme.
Mit jedem seiner Männer tauschte er einen letzten Blick aus, ehe sie kleine Gruppen bildeten und so taten, als wären die jeweils anderen ihnen völlig unbekannt.
So betraten erst fünf von ihnen das Innere, dann drei weitere und schlussendlich setzten Anne, Jack, Ben und Mr. Flips ihre Füße hinter die weiße Tür.
All ihre Euphorie verflog in dem Moment, als Anne die spindeldürren Mädchen und Jungen erblickte, die durch die verrauchten Zimmer huschten. Es waren Lumpen, die ihre beinahe völlig nackten Körper bedeckten. Sie alle sahen krank aus. Augenringe hingen wie schwarze Krater unter jedem Lid, die Wangen waren eingefallen, die Haut aschfahl.
Eine junge Frau stellte sich ihnen sogleich in den Weg. Ihre Iriden waren so glasig, dass Anne ein Schauder den Rücken hinunterkroch. Es war, als hätte das Freudenmädchen jeglicher Lebenswille verlassen. Indische Worte drangen aus ihren aufgerissenen Lippen. Anne fragte sich wie lange sie schon nicht mehr getrunken oder gegessen hatte. Verflucht ... diese Menschen hier waren nichts anderes als Sklaven.
Jack gab ihr mit einem Kopfschütteln zu verstehen, dass er sie nicht verstand. Sogleich wechselte sie in ein schwer verständliches Englisch. „Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein, Gentlemen?", fragte sie müde. Kraftlos.
Wut brannte in Annes Brust. Ein Feuer des Zorns, über welches sie die Kontrolle verloren hätte, hätte sie nicht gewusst, dass das jämmerliche Dasein dieser Frau und all der anderen, die hier gezwungen wurden zu arbeiten, noch in dieser Nacht ein Ende finden würde.
"Whisky", nuschelte Jack zur Antwort, schwankte, legte dem Mädchen den Arm um die Schultern, wie um sich an ihr festzuhalten, wobei er sie beinahe mit sich zu Boden riss. "Und das, was ihr am besten könnt." Er grinste verdorben. "Liebe verkaufen."
Anne hätte ihm dafür am liebsten eine schallende Ohrfeige verpasst. Aber auch jetzt beherrschte sie sich, beobachtete die Reaktion der Hure und versuchte sich in Gedanken damit zu beruhigen, dass Jack lediglich schauspielerte. Schwach lächelte die indische Dirne, bevor sie sich ihm ganz zuwandte und ihre Arme, die so dünn wie die Äste eines Birkensprösslings waren, um seinen Hals legte. „Wenn Sie nur genug zahlen", säuselte sie. „Eine Nacht kostet Sie eine ānā."
Anne konnte diese Darbietung keine Sekunde länger mitansehen, weshalb ihr das laute Gebrüll, das just in diesem Moment im angrenzenden Raum losbrach, ganz willkommen war. Das erste Ablenkungsmanöver.
Mr. Rogers Stimme wurde laut und keine zwei Sekunden später fiel Jonah durch eine Türöffnung zu ihrer Linken. Den hauchdünnen Stoff, der als Sichtschutz diente, riss er mit sich zu Boden. Der Steuermann rieb sich das schmerzende Kinn, rappelte sich fluchend auf und wollte sich erneut auf den knurrenden Schotten werfen, der mit geballten Fäusten auf ihn wartete, als plötzlich zwei bullige Aufseher mit Schlagstöcken aus den Schatten des Flures traten.
Anne spürte, wie sich Bens Hand auf ihre Schulter legte.
"Komm, gehen wir uns umsehen", raunte er.
„Aye", erwiderte sie leise, bevor sie sich von Jack abwandte, der sich elegant aus der Umklammerung des Mädchens befreite und an Jonahs Seite eilte.
Sie folgte der Ratte und Mr. Flips in einen engen Flur, der unzählig viele Räume besaß, aus denen das Stöhnen von Männern und Frauen drang. Allesamt besaßen sie keine Türen, sodass man die Freier nach Belieben dabei hätte beobachten können, wie sie die armen Seelen dieses Hauses ausbeuteten.
Anne drehte sich der Magen um. Und auch wenn sie es nicht wollte, musste sie doch zumindest einen kurzen Blick in jedes der Zimmer werfen.
"Also das ist doch..." Die Entrüstung in Ben's Stimme ließ sie sich ihm zuwenden. Sie sah gerade noch, wie er einen Vorhang um zwei Zentimeter an Ort und Stelle zurückgleiten ließ, ohne dass sich dessen Falten auch nur auffällig bewegt hätten.
"Soldaten", flüsterte er leise auf ihren fragenden Blick hin. "Hab die Uniform gesehen. Da fragt man sich echt, wer hier vom Gesetz gejagt werden sollte."
Da wurde selbst der sonst so stumme Kalfatergehilfe laut.
„Verdammte Marineschweine", zischte Flips.
Anne verzog das Gesicht. Zum wievielten Mal an diesem Abend wusste sie nicht. „Bastarde", flüsterte sie und versteckte ihre zur Faust geballten Hände in den Taschen ihrer Weste.
Zu dritt schlichen sie weiter den Flur hinunter, bis sie eine Treppe erreichten, die sowohl nach oben, als auch nach unten führte. Mit einem Handwink signalisierte sie den beiden anderen Männern, dass sie runtersteigen würde.
Ben nickte grimmig und nachdem er Mr. Flips in die obere Etage entsandt hatte, heftete er sich an ihre Fersen.
Ihre Schritte hallten dumpf von den immer feuchter werdenden Wänden wider. Ein muffiger Geruch schlug ihnen entgegen, der zunehmend intensiver wurde, desto weiter sie sich dem unteren Geschoss annäherten. Dort angelangt erstreckte sich ein weiterer langer Gang vor ihnen. Wäre er nicht von ein paar wenigen Lampen erhellt worden, wäre es hier so dunkel gewesen wie in finsterster Nacht.
Die Feuchtigkeit kroch ihnen unter die Kleidung.
Wie konnte es hier unten nur so kalt und oben so warm sein?
Und wieso zur Hölle benötigte ein Bordell ein Stockwerk, das aussah wie das Verlies in einer alten Burg?
Auf leisen Sohlen traten sie auf den ersten Raum zu, der anders als die Zimmer im oberen Geschoss sehr wohl eine Tür besaß.
Anne streckte ihre Finger nach der Klinke aus und drückte das kalte Eisen nach unten. Doch die Tür ließ sich nicht öffnen.
Sie wandte sich zu Ben um, der ihr so nah gekommen war, dass sie seinen heißen und nach Whisky stinkenden Atem in ihrem Nacken spüren konnte.
„Halt Abstand, verflucht", knurrte sie ihn an und fragte sich unterdessen, wie er noch immer nach dem brennenden Gesöff riechen konnte, wenn er doch nüchtern war. Hatte er sich doch noch einen kleinen Schluck genehmigt, bevor sie sich auf den Weg zu dieser Hölle auf Erden gemacht hatten? Wenn ja, hatte er Glück gehabt, dass Jack ihn dabei nicht erwischt hatte. Und sie auch. Nur ungern hätte sie ihn für weitere Wochen bei sich in der Kombüse gehabt, obwohl sie zugeben musste, dass sie sich in den vergangenen Monaten weniger häufig angefeindet hatten als sonst.
"Sag du mir nicht, was ich zu tun hab und was nicht!", fauchte er ungehalten, drängte Anne beiseite und versuchte selbst an der Tür zu rütteln. Sie bewegte sich keinen Zentimeter. Dann schnupperte er.
"Riechst du das?", fragte er mit einem Mal abgelenkt. "Opium."
Anne wollte gerade antworten, als Schritte oben auf dem Flur laut wurden und im nächsten Augenblick waberte das Licht einer Öllampe über die roh behauenen Wände. Ehe sie sich versah, zog Ben sie in eine dunkle Nische unter der Treppe hinein.
Das verzweifelte Weinen einer Frau und herrische Befehle erfüllten die Schatten des Kellers und Anne beobachtete, wie jene von drei Männern grob an den Armen den langen Gang entlang gezerrt wurde. Vor einer der Türen blieben sie stehen. Das Klirren eines Schlüsselbundes und das Knirschen eines sich öffnenden Schlosses erklang.
Eine neue Welle des Zorns flutete Annes Sinne, als sie begriff, was hier vor sich ging.
Sie sperrten in diesem Keller Mädchen und Jungen ein. Vermutlich dann, wenn sie nicht genug Gehorsam zeigten. Und zuvor machten sie sie mit Opiaten gefügig.
Ihr wurde schlecht. Das erste Mal seit Tagen. Sie kämpfte dagegen an, sich an Ort und Stelle zu übergeben.
Kurz spielte sie mit dem Gedanken aus ihrem Versteck zu treten und den zwei Männern hier und jetzt den Garaus zu machen. Und sie hätte der Versuchung auch nachgegeben, hätte sich nicht in dem Moment, in dem sie sich die beiden Herrn vorknöpfen wollte Bens Hand bestimmend um ihren Unterarm gelegt und sie festgehalten.
Das Weinen der Frau war trotz der bereits wieder abgeschlossenen Tür zu hören. Die beiden Kerle lachten boshaft, amüsierten sich über das Leiden der geschändeten Seele.
Ihre Schritte verhallten nach einer Minute und auch das orangefarbene Licht der Lampe verschwand. Erst dann ließ Ben Anne wieder los.
„Wenn du mich jemals wieder festhältst, dann schwöre ich dir, dass du erfahren wirst, wie sich Asbury mit seiner gebrochenen Nase und Cherleton mit seinem geschwollenen Auge gefühlt haben", zischte sie ihm zu.
Nur über ihren Leichnam hätte sie es zugeben, dass sie ihm in Wahrheit dankbar dafür war, dass er sie zurückgehalten hatte. Und dass sie sich darüber ärgerte, dass sie es gewesen war, die beinahe die Beherrschung verloren hätte und nicht er. Er, der für sein kopfloses Verhalten bekannt war.
Die Ratte lachte gehässig.
"Das traust du dich nicht, Küchenjunge."
Und ob sie sich das getraut hätte. Offenbar unterschätzte er sie noch immer.
Er griff in seine Weste, beförderte einen Flachmann zutage, aus dem er einen Schluck nahm. "Verschwinde jetzt und such dir ein eigenes Versteck. Ich werde hier bleiben!"
Ihr war es recht. Ohne ein weiteres Wort an ihn zu verschwenden, ließ sie ihn an diesem müffelnden Ort zurück und stieg die Treppe wieder nach oben. Als das Weinen des armen Mädchens nicht mehr an ihre Ohren drang, atmete sie erleichtert auf.
Die Ruhe hielt allerdings nur kurz an. Laute Geräusche, die an einen Kampf erinnerten, ertönten vom oberen Stockwerk.
Stimmen mischten sich darunter. „Du denkst wohl, wir sind blöd!", knurrte ein ihr unbekannter Mann. Ein zweiter Fremder mischte sich mit ein: „Wir sollten dir die Schnüffelnase dreimal brechen!"
Ein Stöhnen folgte, anschließend Schritte auf der Treppe und das Geräusch von über den Boden schleifenden Beinen.
Sie hatten Mr. Flips erwischt!
Verfluchte Scheiße!
Schnell sah Anne zu, sich von den Stufen zu entfernen und eilte in einen weiteren Gang. Dieses höllengleiche Haus ähnelte einem verdammten Irrgarten!
Hier erklang wieder das lustvolle Keuchen. Erneut fehlten Türen, lediglich Teppiche verhangen die Räume.
Ein leises Wimmern mischte sich in die Geräuschkulisse, schwoll zu einem regelrechten Flehen an. Anne wollte sich zwingen an dem Zimmer vorbeizugehen, doch als sie englische Worte vernahm, blieb sie stehen.
„Hmmm", schnurrte ein Mann. „Wie ich es liebe, wenn sie sich wehren. Und wie sie dann jammern vor Schmerzen, wenn ich ihnen zeige, dass sie rein gar nichts dagegen ausrichten können. Nichts gegen mich ausrichten können." Sein amüsiertes Lachen und das panische Wimmern und Weinen drängten die restliche Horror-Symphonie in den Hintergrund.
Zum hundertsten Mal formten Annes Hände sich zu Fäusten.
„Bitte, Sir, ich ... ich tue doch schon ... Ich tue ...", schluchzte ein Junge, wurde von dem klatschenden Laut eines harten Gegenstands auf nackte Haut unterbrochen. Der schmerzerfüllte Schrei, der daraufhin folgte, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Jetzt war keiner mehr hier, der Anne davon abhalten konnte, ihrem Zorn freien Lauf zu lassen. Kein Ben und auch kein Jack.
Wutentbrannt riss sie den Teppich beiseite, griff das erstbeste, was sie zu fassen bekam.
„Was zur ...", waren die letzten Worte, die sich der Kehle des Marinesoldaten entrangen, bevor Anne ihm den Hutständer gegen den Kopf donnerte.
Blut spritzte, der Mistkerl taumelte nach hinten, stürzte und knallte wie ein nasser Sack auf dem schmutzigen Boden auf.
Ein erschrockener Laut verließ die Lippen des Jungen, der auf allen Vieren auf dem stinkenden Bett gekauert hatte. Genau dieser verhinderte es, dass Anne erneut zuschlug.
Stattdessen ließ sie den Ständer fallen und wandte sich der spindeldürren, männlichen Person zu. Ängstlich wich er zurück an die Wand, versuchte den nackten Körper mit den Händen zu bedecken.
„Keine Angst, ich werde dir nichts tun." Als Zeichen, dass sie nicht gekommen war, um den Platz des Bewusstlosen einzunehmen, hob sie die Hände und machte drei Schritte zurück.
Ihr Blick wanderte über die vielen blauen Flecken an seinem Körper, über die frisch aussehenden Schnittwunden an seinem rechten Oberschenkel und über die vielen, verkrusteten Peitschenhiebe. Was hatte dieses arme Geschöpf nur durchstehen müssen?
Der Junge zitterte am ganzen Leib.
Anne nahm eine Decke in die Hand, die über einer Stuhllehne gehangen hatte und reichte sie ihm. Mit verständnislosem Ausdruck auf dem Gesicht nahm er sie entgegen und schlang sie sich um seine skelettartigen Hüften. Seine Fingernägel krallten sich in den Stoff.
Ein leises Stöhnen lenkte Annes Aufmerksamkeit auf den Marinesoldaten. Verflucht, sie hätte fester zuschlagen sollen. „Hast du etwas, mit dem ich ihn fesseln und knebeln kann?", fragte sie den Jungen, während sie den englischen Bastard an den Schultern in eine aufrecht sitzende Position brachte.
Blut rann seine Schläfe hinab, die Augenlider flatterten. Anne betrachtete seine Uniform, die er vermutlich trug, um seine Erhabenheit zu demonstrieren. Seine Macht.
Sie wollte ihm die Hände um den Hals legen, ihm die Luft abdrücken, bis er jämmerlich und qualvoll erstickt war. Doch wieder hielt sie etwas davon ab, der Dunkelheit in ihrem Inneren nachzugeben.
Das Knarren des Bettes verriet ihr, dass der Junge sich in Bewegung setzte. Nur wenige Sekunden später landeten Stricke und eine ranzig aussehende Socke neben Anne auf dem Boden.
„Komm. Mach du das." Sie wandte sich zu dem Opfer des Soldaten um, nickte ihm auffordernd zu. „Räche dich." Sie trat zurück, machte dem Jungen Platz.
Er zögerte seine Chance zu ergreifen, blinzelte ihr verunsichert entgegen und rümpfte die Nase, als könnte er in ihren Worten eine Falle wittern.
„Es wird dir nichts geschehen", versuchte sie ihm glaubhaft zu machen. „Ich bin gekommen, um dich und all die anderen zu befreien und um Dreckschweine wie dieses hier ..." Sie wandte sich dem Briten zu, spuckte ihm ins Gesicht. „ ... zu bestrafen."
Langsam trat der Junge auf den bewusstlosen Marineoffizier zu. Die dürren Hände ballten sich zu Fäusten. Ein letzter sich vergewissernder Blick folgte, dass Anne ihn nicht doch noch prügeln würde, bevor er seinem Vergewaltiger das stinkende Stück Stoff grob in den Mund stopfte und die Stricke so eng um seine Handgelenke knotete, dass sie in seine Haut einschnitten.
Anne setzte sich auf das Bett, beobachtete den Jungen dabei, wie er anschließend begann all seinen aufgestauten Hass an seinem Peiniger auszulassen. Wieder und wieder fuhr seine Faust auf dessen Gesicht nieder. Das Knacken von brechenden Knochen und das spritzende Blut zauberte ein zufriedenes Lächeln auf Annes Lippen.
Sie hätte den Bastard durch die Hände seines Opfers sterben lassen sollen.
Doch plötzlich fiel ihr etwas ins Auge. Der silberne Lauf einer Waffe reflektierte das schlechte Licht des Raumes.
Sie lag unweit von ihnen auf einem kleinen Tischchen. Bei genauerem Betrachten bemerkte sie ein weiteres Detail, das sie sauer aufstoßen ließ.
Der Mistkerl hatte sogar seinen Namen in den Revolver eingravieren lassen. Damit ein jeder wusste, wie er hieß! Wie der gottverdammte Teufel, der den Sklaven dieses Hauses solches Leid zufügte, genannt wurde!
Richard Bolitho.
Die Erinnerung an jene Nacht, in der Jack und sie unter einem sternenklaren Himmel zusammen Schach gespielt hatten, blitzte in ihren Erinnerungen auf.
Anne erhob sich, hielt den Jungen an beiden Schultern fest. „Das reicht", sagte sie sanft. Kraftlos sackte er in ihren Armen zusammen. Sie fing ihn auf, strich ihm über die bebenden Schultern. „Alles wird gut."
Als das Schluchzen langsam verebbte, hob sie das Kinn des Jungen an. „Und jetzt zeig mir wo ich mich verstecken kann, um im Morgengrauen meine Männer in dieses Loch zu lassen, damit sie es dem Erdboden gleichmachen können."
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