"Ich fordere alle Katzen auf, sich zu meinen Pfoten zu versammeln!", rief eine Stimme. Wildsterns Stimme. 
Verschlafen hob Wurzelflaum den Kopf und blickte auf Krähenschweif, seine Baugefährtin. 

"Komm schon, Wurzelflaum", drängte sie ihn, sich zu erheben, "wir wollen nicht verpassen was unser Anführer zu sagen hat" 

Wurzelflaum stand auf - wenn auch ziemlich langsam und streckte sich kurz, ehe er den Bau verließ. 
Krähenschweif wartete dabei mehr oder weniger geduldig, ehe sie ihm nach draußen folgte. Der Clan hatte sich bereits versammelt. Wildstern stand mit zusammengekniffenen Augen auf einem großen Baumstumpf, den er nutze um Reden zu halten. Unter ihm hatte Schneeglanz platzgenommen. Beide musterten die Clanmitglieder, schauten, ob jemand fehlte. 

"Die Morgenpatrouille hat Spuren von SturmClan auf unserem Territorium entdeckt", verkündete Wildstern schließlich. 

Morgenpatrouille?, schoss es dem Ältesten durch den Kopf und er schaute in den Himmel um die Uhrzeit zu erkennen. Es war eine Weile vor Sonnenhoch. Zumindest, wenn Wurzelflaum die Sonne hinter dem wolkenverhangenem Himmel richtig erkennen konnte. 
Doch die Zeit schien passend zu sein. 

Grummeln und Knurren machte sich um Wurzelflaum breit. 
"Was haben sie hier zu suchen?", hörte der Älteste Herbstasche feindselig fauchen. 
"Fuchsherzen", fügte Tannenläufer erbost hinzu. 

Krähenschweif sträubte ihr Fell, miaute ebenfalls etwas, doch Wurzelflaum hörte sie nicht. Er war kein wirklich alter Kater, aber seine schlechter werdenden Augen hatten ihn in seiner Kriegerzeit gezwungen, zu den Ältesten zu ziehen.  Mit der Zeit hatten auch seine Ohren nachgelassen und seine Knochen schmerzten, wie bei keiner anderen Katze. 

"Ruhe!", rief Schneeglanz und das Murmeln verstummte augenblicklich. 

"Eichelmond, erzähl, was ihr gefunden habt", forderte Wildstern nun einen dunkelbraunen Kater auf, der in einer der ersten Reihen um den Baumstumpf saß. 

"Wir haben an der Grenze zum SturmClan patrouilliert, als uns auffiel, dass sie ihren Geruch in unserem Territorium verbreitet haben. Zunächst hielten wir es für Wind, welcher den Geruch hinübergeweht haben musste, da der Geruch sehr schal war. Schließlich fanden wir aber Kaninchenblut und Überreste von SturmClan-Fell" 

Sein Bericht endete und wütende Rufe erklangen. Diesmal vermochte Wurzelflaum es nicht, die verschiedenen Schreie von einander zu unterscheiden, geschweige denn zu hören, was sie sagten. 

"Schneeglanz, Eulenherz, Schimmernacht, Zweigflut und Wurzelflaum - kommt in meinen Bau", ordnete der Anführer monoton an und sprang von seiner Erhöhung. 
Wurzelflaum folgte ihm, trottete über die Lichtung zu einem Bau aus Ranken, Efeu und Dornengestrüpp. Der Boden war mit Moos ausgestattet, welches seine besten Zeiten schon hinter sich hatte. Ein einziges Nest, mittig im Bau war das einzige, was die leblose Hülle füllte und wohnlich machte. 

Wurzelflaum setzte sich, Zweigflut tat es ihm nach. 

"Wir haben Blattleere, Gewittersprung ist bereits verletzt. Ich will nicht das Leben meiner Krieger riskieren, aber der SturmClan hat das Gesetzt gebrochen. Sollen wir kämpfen?", fragte er die erfahrenen Katzen. 

Schneeglanz schüttelte den Kopf - er verabscheute Kämpfe, Krieg und blieb auf der sicheren Seite, so gut es ging. Er würde vorschlagen, es auf einer großen Versammlung zu klären, das konnte sich Wurzelflaum denken. 

Zweigflut reckte den Kopf. Sie war jung, aber erstaunlich reif für ihr alter. Der Älteste vermutete, dass Wildstern sie zur nächsten zweiten Anführerin machen würde, sollte Schneeglanz etwas zustoßen. Der Stellvertreter würde eine ruhigere Katze an seiner Seite brauchen - jemand älteren, mit Erfahrung und friedlicher Einstellung. 

"Wir können einer ihrer Patrouillen einen Denkzettel verpassen", knurrte sie, "wir könnten in Überzahl auftreten, dann würden wir keine hohen Verluste erleiden. Ein Risiko besteht immer, aber es geht hier um unsere Ehre. Kein Clan hat das Recht in schweren Zeit von einem anderen zu stehlen"

"Ich stimme Zweigflut zu", meinte Schimmernacht. 

"Ich verstehe eure Denkweise, aber das Risiko ist hoch. Wir können es uns nicht leisten, Jäger zu verlieren, wenn wir die Blattleere überstehen wollen. Es ist kalt, wir haben Hunger und brauchen jeden Krieger um uns gegen Füchse oder Dachse zu wehren", erwiderte Eulenherz. 
"Bei der letzten Versammlung wirkte der SturmClan stark und gut genährt. Vielleicht hat nur ein neuer Schüler versehentlich die Grenze übertreten"

"Die letzte Versammlung liegt bereits zwei Monde zurück. In der Zeit kann sich alles geändert haben", erwiderte Schimmernacht. 

Wurzelflaum erinnerte sich - es hatte geschneit, gestürmt an dem Abend, an dem die Versammlung stattfinden sollte. Doch der Mond war von Wolken bedeckt und der Boden eisig und kalt, sodass der BlattClan entschieden hatte, im Lager zu bleiben. Vom BlitzClan wussten sie, dass sie sich ebenfalls nicht der Versammlung angeschlossen hatten. 

Alle Blicke legten sich nun auf den Ältesten. Dieser hatte noch nicht gesprochen. 

Wurzelflaum ging die Argumente nochmals im Kopf durch: "Es sind schwere Zeiten. Der SternenClan weiß, was Spinnenstern antreibt, auf der anderen Seite der Grenze zu jagen. Aber ein Schüler wird es wohl kaum gewesen sein - nicht bei dem Wetter ganz alleine. Doch das Wetter ist keine Entschuldigung für ihre...ihren Gesetzbruch", er war kurz davor gewesen ihre Arroganz zu miauen. 
Er mochte keine Kämpfe, aber manchmal waren sie nötig.

"Wenn wir nicht handeln halten sie uns für schwach und werden widerkommen. Und der Clan erwartet dein Kampfsignal, Wildstern. Das ist es, was sie aufwärmen wird, in dieser Kälte" 

Er hätte gern einen Weg gefunden, einen Konflikt zu vermeiden. Doch den gab es nicht. 

Wildstern nickte. "Dann ist es beschlossen", miaute er und verließ den Bau. 

"Katzen des BlattClans - wir werden den Grenzübertritt nicht dulden. Es werden jetzt sofort zwei Patrouillen losziehen, die die nächste Patrouille angreifen und zurechtweisen werden - mit Krallen, nicht mit Worten" 

Jubel ertönte in den Massen. Krähenschweif sah zufrieden aus - sie war vor Schneeauge Stellvertreterin gewesen. 
Wild, angriffslustig aber auch bescheiden und klug. Sie konnte Risiken abwägen, auch wenn ihre erste Reaktion auf vieles eine Schlacht gewesen war. Der Ältestenbau hatte ihr Ruhe gebracht. Trotzdem sah sie sehnsüchtig aus, als Schneeauge die Patrouillen für den Angriff zusammenstellte. 

"Zweigflut, du führst deine Krieger an die Grenze. Überquert sie, falls bis Sonnenhoch keine Patrouille kommt und greift dann die nächstbeste Jagtrotte an. Herbstasche, Beerenherz, Höhlensee, Fischpfote und Fuchsbusch werden dich begleiten. Eichelmond, deine Katzen patrouillieren an der Grenze bis ihr Kampfschreie hört oder Fischpfote euch um Hilfe bittet. Dann werdet ihr die Reserve sein. Sonnensturm, Schimmernacht und Luchssturm begleiten dich. Geht kein unnötiges Risiko ein. Eichelmond und Zweigflut haben die Befehlsmacht. Kehrt zurück wenn sie es sagen. Viel Erfolg" 

Die Katzen machten sich ohne Zögern auf den Weg. 

Wildstern nickte seinem Stellvertreter knapp zu: "Nebelauge, Sichelquell, ihr Jagt an der hohen Kiefer. Windpfote, Zweigpfote ihr wechselt das Nestmaterial der Kinderstube und der Ältesten und sucht diese nach Zecken ab. Bienenflamme, du wirst die Königinnen bei ihrem Spaziergang bewachen, falls sie einen solchen tätigen wollen. Schneeauge, wenn eine Patrouille widerkehrt, führst du die nächste zum Bach, zur Jagt. Ich selbst versuche mein Glück jetzt an der BlitzClan-Grenze" 

Damit verschwand auch der Anführer durch den Eingangstunnel im Wald. 
Krähenschweif knurrte: "Ich wünschte, ich hätte auch noch so viel Energie wie die Krieger" 

Wurzelflaum stupste sie sanft mit der Nase an. "Du hast genug, um den ganzen Wald zu verteidigen, falls das nötig sein sollte. Willst du Gewittersprenkel besuchen? Danach würde ich mir mit dir gerne eine Maus teilen" 

Krähenschweif nickte und lief zum Heilerbau. Wurzelflaum folgte der dunklen Kätzin. Gewittersprenkel war ihr Enkel, ihr einziger Verwandter, der noch lebte. Krähenschweif hatte zwei Töchter gehabt. Vogelpfote war vor vielen Monden an grünem Husten verstorben und ihre Schwester Himmelsglanz wenige Monde nach Gewittersprenkels Schülerernennung bei einem tragischen Unfall. Bei diesem fiel sie bei einer Außenmission in den Fluss und wurde von dem Gewässer fortgespült. 

"Hallo Farbenauge", begrüßte die Älteste die Heilerin mit einem knappen Nicken. 

"Wollt ihr Gewittersprenkel besuchen?", fragte diese. 

"Ja. Und wenn du noch etwas für meine schmerzenden Knochen hast, wäre ich dir sehr dankbar", miaute Wurzelflaum. 

Farbenauge nickte und verschwand in ihrem Kräuterlager. Wenig später kehrte sie mit grünen Blättern im Maul zurück. 

"Das ist Brennnessel. Da Beinwell dir nicht zu helfen schien dachte ich, es würde vielleicht helfen. Lass dir von einem Schüler etwas feuchtes Moos bringen und mach sie nass, dann brennen sie nicht mehr. Du musst sie dann schlucken", erklärte die Heilerin. 

Krähenschweif war bereits bei ihrem Enkel und unterhielt sich mit ihm. 

Wurzelflaums Gedanken kreisten um den Kampf. Er hatte entschieden, dass Blut vergossen werden sollte. Vorhin war er sich sicher bei seiner Aussage gewesen. Jetzt geriet er ins Stocken. 
Was, wenn ich für einen Tod dieser Katzen verantwortlich bin? 

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"Wurzelflaum!", quiekte ein Junges. Der Älteste öffnete die trüben Augen und blickte Falterjunges Gesicht. Die kleine Kätzin sah ihn neugierig an. Hinter ihr standen Fleckenjunges, Mohnjunges und Kuhjunges. 

"Apfeltraum und Lärchenspur sind spazieren", erklärte Falterjunges, "sie meinten, wir sollen zu dir kommen und uns eine Geschichte erzählen lassen"

"Damit wir das Lager nicht auf den Kopf stellen", fügte Fleckenjunges hinzu. 
"Nein, damit ihr das Lager nicht auf den Kopf stellt", korrigierte Falterjunges und deutete mit dem Kopf auf Mohnjunges und Fleckenjunges. 

Wurzelflaum schnurrte. Er war froh, dass Falterjunges bei ihm so unbeschwert sein konnte. Ihre Eltern wurden von Hungen getötet und seit dem, war sie extrem schreckhaft, schüchtern und ängstlich. 

"Ist gut. Welche Geschichte wollt ihr denn hören?", fragte er, obwohl er mit keiner genauen Antwort rechnete. 
"Eine spannende!", quiekte Mohnjunges. 
"Eine abenteuerliche!", fügte Fleckenjunges hinzu. 
"Eine gute", meinte Kuhjunges. 

"Also schön. Ich erzähle euch die Geschichte von Heidestern - sie war eine BlitzClan-Kriegerin, die unglaubliches vollbracht hat. 
Sie war nicht besonders talentiert, sondern durchschnittlich und freundlich und liebevoll. 
Aber sie wahr auch ehrgeizig. Sie wurde Heilerschülerin, als der SternenClan dem damaligen Heiler ein Zeichen schickte"

"Das ist ja langweilig", kommentierte Mohnjunges. 

Kuhjunges reckte den Kopf: "Nein, es ist toll"

"Sicher, für einen Angsthasen wie dich", erwiderte die kleine Kätzin höhnisch. 

"Ich bin kein Angsthase", fauchte Kuhjunges und warf sich auf seine Schwester. 

Die beiden Katzen rauften durch den Bau, wurden ein Knäul aus Fell und Fleisch. Mohnjunges schien den kleinen Kampf zu gewinnen. Sie war zwar ein Stück kleiner als ihr Bruder, hatte aber den muskulösen Körper ihrer Mutter geerbt und warf den Gefleckten auf den Rücken, ehe sie ihn auf dem Boden festnagelte. Jedoch war ihr Griff so schwach, dass der Kater sich befreite und die beiden jagten wieder durch den Bau. 

Davon erwachte Krähenschweif, die die beiden zunächst genervt musterte und verächtlich schnaubte, dann aber einen liebevollen Blick auf die beiden warf. 

"Mohnjunges, wenn du springst, leg mehr Kraft in deine Hinterpfoten", erklärte sie der Kätzin. 
"Und Kuhjunges, roll dich zur Seite weg, spring nicht. Rollen geht viel schneller und du taumelst nicht beim Aufstehen" 

Die beiden taten wie befohlen, während sich Falterjunges hinter Wurzelflaums Pelz versteckte und sich an den Ältesten schmiegte. 

"Warum spielt ihr mit Krähenfluch nicht draußen, während ich hier die Geschichte erzähle?", schlug er vor und blinzelte. 

"Raus mit euch", schnurrte Krähenfluch und schubste die beiden Geschwister sanft in den kalten Schnee.

Wurzelflaum seufzte, ehe er fortfuhr: "Heidestern, also. Wie gesagt wurde sie Heilerschülerin und später Heilerin mit dem Namen Heideflügel. Sie erhielt verschiedenste Zeichen vom SternenClan, doch sie vermochte es nicht, sie zu deuten. Dafür hatte sie nicht genug Geschick. Es fehlte ihr an der nötigen Kompetenz, die Zeichen auf ihr Leben anzuwenden. Das ist sehr schwer und einer der Gründe, warum so wenige Katzen Heiler werden. Man braucht eine natürliche Begabung dafür, doch die hatte sie nicht. 
Und so wurde Heideflügel Kriegerin, doch sie war eine schwache Jägerin. In der Blattleere brachte sie die wenigste Beute zurück. Sie wurde eine Last für ihren Clan und so wurde sie verbannt. Zunächst floh sie zum RegenClan, doch der Anführer Rankenstern wollte keine nutzlose Katze und der SturmClan vertrieb sie. Der BlattClan gewährte ihr Obhut, aber nur zwei Monde lang, dann musste sie gehen. 
So wurde sie Hauskätzchen in einem Zweibeinerort, aber der SternenClan hatte sie nicht vergessen"

"Was ist dann passiert?", fragte Kuhjunges wissbegierig, als Wurzelflaum eine kurze Pause machte. 

"Sie wurde vom SternenClan trainiert. Sie wurde eine gute Jägerin, eine talentierte Kämpferin und eine weise Heilerin. Doch ihr Training brauchte Zeit. Sie war alt, als sie die Reise zu den Clans antrat und der BlattClan sie wieder aufnahm. Sie wurde wenig später Älteste. Aber der SternenClan hatte großes für sie vorgesehen. Er schickte dem BlitzClan ein Zeichen und so wurde Heideflügel wieder BlitzClan-Kätzin. Und schließlich wurde sie nach einer tragischen Schlacht gegen den RegenClan, bei dem ihre Anführerin und ihr Stellvertreter starben zur Stellvertreterin ernannt - vom SternenClan persönlich und schließlich zur Anführerin, als sie gelernt hatte, wie man einen Clan führt"

"Sie hatte jeden Rang", hauchte Falterjunges erstaunt. 

Wurzelflaum nickte anerkennend. "Jeden Rang, den eine Clan-Katze haben konnte. Sie wurde eine mutige Anführerin, auch wenn sie recht früh verstarb, da ihr Alter keinen Halt vor neun Leben machte. Dennoch war sie ehrenhaft und half dem BlattClan in einer schwierigen Blattleere, als Dank für ihren Schutz. Sie war nicht nachtragend, sie war immer respektvoll zu allen Katzen"   

"Der Kampftrupp ist zurück!", rief eine Stimme. So laut, dass es selbst Wurzelflaum hörte. Doch die Stimme klang panisch. Was war geschehen? 

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Hallöchen! 

Wie geht es euch momentan? 
Freut ihr euch auf Sommer? Ich für meinen Teil auf jeden Fall xD 

Wie immer freue ich mich über ein Sternchen und einen Kommentar xD