- 7. Kapitel -
Vor Schneehase erstreckte sich eine weite Landschaft. Vereinzelt waren Bäume darauf verteilt, aber auch dichte Farne und Grasbüschel fanden ihren Platz darauf. Einige Teile gehörten bereits zum RegenClan-Territorium andere wiederum dem BlitzClan.
Der SturmClan hatte kein angrenzendes Gebiet an dem Versammlungsort sondern musste für kurze Zeit das Territorium des RegenClans durchqueren um an der Versammlung teilnehmen zu können, da der SturmClan im Gebirge hauste und das Gebiet zu groß geworden wäre. Stattdessen hatte der SturmClan es vor vielen Blattwechseln an den RegenClan übergeben, dessen Territorium bisweilen zu klein für die vielen hungrigen Mäuler gewesen war.
Doch das war gerade nebensächlich.
Der BlattClan war bereits eingetroffen und hatte sich auf der Lichtung verteilt die zum neutralen Gebiet zählte und keinem der Clans gehörte.
Somit war der SturmClan als zweites da und erwartete nun die restlichen zwei Clans.
Schneehase sprang fröhlich voran, neben ihr lief Nachtschimmer.
Es war die Idee der zweiten Anführerin gewesen Nachtschimmer mit zu dieser Versammlung zu nehmen. Die Kriegerin mied Versammlungen so gut es nur ging, aber Schneehase wollte nicht, dass Nachtschimmer sich vollständig von ihren Nachbarclans abschirmte.
Schneehase verstand die Jüngere und wollte ihr helfen, über ihren Schmerz hinwegzukommen.
Nachtschimmer hatte einst ihre damalige Schülerin im Kampf versehentlich verwundet und diese war schließlich an ihrem Blutverlust und einer hinzukommenden Entzündung verendet.
Nachtschimmer würde es sich immer übel nehmen, was geschehen war. Auch, wenn der SternenClan ihr sicherlich verziehen hatte. Zumindest hatte Schneehase das.
Die zweite Anführerin hatte selbst ihre Schülerin verloren und sich an ihrem Tod die Schuld gegeben.
"Es wird alles gut gehen. Niemand wird verletzt", sprach sie der dunkelgrauen Kätzin Mut zu.
Dann nickte sie ihr zu und verschwand in der Menge.
Aufgrund ihrer Pflichten als zweite Anführerin hatte sie auf den Versammlungen immer die Aufgabe mit den anderen Stellvertretern zu kommunizieren. Manchmal waren auch Anführer an den Gesprächen beteiligt, doch das kam selten vor.
"Hallo Schneehase", begrüßte Schneeglanz sie schnurrend.
Schneehase nickte ihm grüßend zu und setzte sich kurzerhand neben ihn.
Die beiden Katzen standen am Rand der Versammelten, schräg unter dem Baum, auf welchem die Anführer redeten.
"Ich freue mich, dich zu sehen", meinte Schneehase ehrlich. Zwar war sie auf Katzen aus anderen Clans nicht gut zu sprechen, wenn sie sie nicht kannte und einschätzen konnte aber zu Schneeglanz verspürte sie eine tiefe Freundschaft.
Der Kater war immer nett und freundlich zu ihr gewesen, hatte ihr geholfen, als sie ihr Amt angetreten hatte und versuchte ihr in jeder Situation einen Gefallen zu tun. Natürlich nur, wenn dieser erwünscht war.
"Wie läuft die Beute beim SturmClan?", fragte er um ein Gespräch zu beginnen.
"Wir kommen gut über die Runden", antwortete die Kätzin schwammig. Für das Überleben des SturmClans war es wichtig, nicht zu viel preiszugeben. Auch, wenn sie Schneeglanz weitestgehend vertraute.
"Das freut mich. Verhältnismäßig haben auch wir viel Beute. Die letzte Blattleere war kälter...beuteärmer. Ich schätze, der SternenClan ist mit uns"
"Hoffen wir es. Es wäre ein Segen für die Clans"
"Allerdings", stimmte eine weitere Katze zu. Es war Heidezahn, der zweite Anführer des BlitzClans. Offenbar traf sein Clan gerade ein, denn eine Katzenmenge strömte auf die Lichtung zu.
"Heidezahn", begrüßte die SturmClan-Kätzin ihn knapp.
"Schön, dass ihr wohlauf seid. Wie geht es Gewittersprenkel?", fragte er schließlich an Schneeglanz gewandt.
Schneehase zuckte verwirrt mit den Ohren.
"Wie soll es Gewittersprenkel gehen?", fragte sie irritiert.
War etwas zwischen dem Blatt- und dem BlitzClan geschehen, dass Schneehase nicht mitbekommen hatte? Sie ließ ihren Blick über die Lichtung schweifen und stellte fest, dass der BlattClan den BlitzClan mied und sich stattdessen mehr mit Schneehases Clangefährten unterhielt.
Irgendwas musste tatsächlich vorgefallen sein.
"Es gab vor ein paar Sonnenaufgängen eine...Auseinandersetzung. Weder ich, noch Schneeglanz waren daran beteiligt, aber Gewittersprenkel wurde anscheinend schwer verletzt", klärte Heidezahn sie auf.
"Nicht nur anscheinend", murrte Schneeglanz, mehr zu sich selbst.
"Was ist passiert?", fragte Schneehase interessiert.
"Wildstern wird es euch sicher gleich verkünden", meinte der BlattClan-Kater nur.
"Solange der RegenClan endlich eintrifft", meinte Heidezahn augenverdrehend.
Schneehase wusste, dass der Kater nie viel von Milbenstern gehalten hatte - dass hatten die Wenigsten. Aber seine Abneigungen gegenüber der grau-braunen Kätzin waren besonders stark.
Milbenstern war eine unfähige Anführerin. Sie war nicht bösartig oder machtsüchtig, sondern einfach ungeeignet.
Sie wäre sicherlich eine gute Kriegerin geworden, wenn sie nicht so früh so viel Macht in die Pfoten gelegt bekommen hätte. Das hatte sie zerfressen und nun war sie blind für alles andere außer sich selbst geworden.
"Was sagt ihr, sollen wir mit der Versammlung beginnen?", fragte eine neue Stimme. Sie gehörte Spinnenstern, die mit den anderen Anführern auf die Stellvertreter zuschritt.
"Ohne den RegenClan?", fragte Schneeglanz verwirrt.
"Die Nacht verstreicht", erklärte Weißstern und deutete auf den Mond, der schon längst seinen höchsten Punkt erreicht hatte, "wenn wir noch Zeit nach der Versammlung zum Reden mit anderen Clans nutzen möchten sollten wir beginnen"
"Dem stimme ich zu", miauten Schneehase und Heidezahn nahezu synchron.
"Wir können noch warten. Der RegenClan wird seine Gründe haben, sich zu verspäten. In der heutigen Nacht herrscht Waffenstillstand wie Zusammenhalt", argumentierte Schneeglanz.
Wildstern kniff die Augen nachdenklich zusammen.
"Lasst es uns hinter uns bringen", murrte er dann und somit war Schneeglanz überstimmt.
Die Anführer nahmen ihre Plätze auf einem Baum, einer alten Eiche ein. Zurzeit war sie leer und kein Blatt schmückte die kahlen Äste aus.
Die Geschichte besagte, unter diesem Baum wurde Eichenjäger geboren, ein BlitzClan-Kater. Das war kurz nach der Gründung der Clans passiert, als Regenstern noch den RegenClan führte, Sturmstern den SturmClan und Blitzstern den BlitzClan. Nur Blattstern war bereits tot gewesen und hatte seinen Clan seinem Sohn überlassen, der damals noch ein Junges war. Ein Junges, wie Eichenjunges eines war.
Den SternenClan gab es bis dahin noch nicht. Niemand hatte je im Kontakt mit den toten Ahnen gestanden, nur Eichenjunges glaubte an ein Leben nach dem Tod. Er glaubte an eine freie Seele und er glaubte an Frieden.
Der BlattClan fiel unter der Führung eines Jungen, später unter der eines Schülers und schlussendlich unter der eines unerfahrenen Kriegers. Eichenjäger konnte das Leid des BlattClans nicht weiter ertragen und forderte den Anführer heraus. Den Anführer eines fremden Clans - aus reiner Güte, aus dem Wunsch nach Frieden. Natürlich gewann Eichenjäger den Kampf und stellte eine neue Regel auf: Nach dem Tod des Anführers sprang ein vorher gewählter Stellvertreter ein, der vor Sonnenaufgang ebenfalls einen Stellvertreter ernennen musste.
Eichenjäger vertraute auf seine Ahnen, die einen neuen Anführer wählen sollten. Und der SternenClan gründete sich, aus den Toten der verschiedenen Katzengruppen und wachte über die Lebendigen, wie über ihre eigenen Jungen.
Schneehase fokussierte sich wieder auf die Anführer. Diese hatten mit einem Jaulen für Aufmerksamkeit gesorgt und begannen ihre Reden.
"Dem SturmClan geht es gut. Die Höhlen bleiben warm und gemütlich, dank des brillanten Einfalls von Lehmpfote und die Beute läuft gut. Wir müssen keinen Hunger leiden und haben keine Verwundeten zu beklagen - Glockenklang hatte sich vor einigen Sonnenaufgängen verletzt aber nun ist sie, wie der gesamte Clan wohlauf und gesund", begann Spinnenstern.
Die Katzen des SturmClans erhoben kurz ihre Stimmen, murmelten dankende Worte an Lehmpfote, welcher sich verlegen das Brustfell leckte. Er stand in der Ecke der Heilerkatzen, am Rande der Versammelten und hatte eine gute Sicht über die Lichtung.
"Nadelfluss ist weiterhin trächtig. Eisflamme denkt, dass die Jungen in einem Mond auf die Welt kommen", fuhr die Anführerin fort und setzte sich wieder auf den Ast, von welchem sie sich vorher erhoben hatte.
Als nächstes erhob sich Weißstern.
"Auch der BlitzClan scheint einen Segen des SternenClans zu tragen. Die Nahrung reicht, um uns durch diese Blattleere zu bringen. Rotauge ist außerdem trächtig"
Er wartete kurz, bis die Glückwünsche verklungen waren, dann setzte er sich wieder.
Gab es denn nichts zu dem Vorfall zu berichten?
Gerade als Wildstern das Maul öffnete, bemerkte Schneehase einen unverkennbaren Duft:
"Der RegenClan trifft ein!", jaulte sie ankündigend.
Ein weiteres mal wurde die Lichtung mit Kriegern geflutet.
Wipfelschnelle, die zweite Anführerin des RegenClans kam flotten Schrittes zu den zweiten Anführern.
"Schön, dass du da bist", begrüßte Schneeglanz sie freundlich.
Wipfelschnelle neigte respektvoll den Kopf: "Es gab...Schwierigkeiten. Mehr dazu später. Habt ihr schon angefangen?"
Ehe Schneehase antworten konnte jaulte Spinnenstern kurz auf, um die Gespräche zu beenden.
Schnell war erneut Ruhe eingekehrt und Wildstern fuhr fort: "Auch bei uns gibt es genügend Beute. Jedoch schien der BlitzClan es nötig gehabt zu haben, eine Patrouille wegen eines Beutestücks anzugreifen. Gewittersprenkels Bein ist gebrochenen, er hat nun Fieber. Eulenherz Wunden hingegen heilen, er ist auf dem besten Weg zur vollständigen Genesung.
Einer deiner Krieger, Weißstern, hat ohne jegliche Ehre gekämpft. Er hätte Gewittersprenkel getötet. Und trotzdem sehe ich ihn hier, auf dieser Versammlung"
Die Katzen suchten nach der genannten Katze, wie auch Schneehase. Jedoch stupste Schneeglanz sie an und deutete mit den Ohren auf einen hellgrauen Kater.
Schneehase meinte zu wissen, dass er auf den Namen Nebelbach hörte.
Er stand zwischen Vipernblut und Löwenkralle.
Schneehase kannte sie - beide sehr temperamentvolle, aber treue Krieger. Vor allem Vipernblut würde das Verhalten von Nebelbach nicht gutgeheißen haben. Sie mochte es nicht, wenn ihr Clan ins schlechte Licht rückte.
Vermutlich hatte Weißstern die beiden neben dem Kater positioniert, um aufzupassen, dass dieser nicht zu einem weiteren Kampf provoziert wurde oder einen auslöste.
"Er ist hier, damit du über ihn urteilen kannst", erklärte Weißstern schließlich.
Die Krieger zischten angespannt die Luft ein. Selbst die BlitzClan-Katzen. Offenbar hatten sie nichts von dem Plan des Anführers erfahren.
"Bis jetzt kannte ich das Ausmaß der Verletzung nicht, aber ich wusste, dass der Weg der Heilung ein langer sein wird. Der BlitzClan ist nicht dafür bekannt, mit unfairen Mitteln zu kämpfen. Ich möchte mich im Namen meines Clans, meines Kriegers entschuldigen. Aber ich weiß, dass es nicht wieder gut machen wird, was geschehen ist. Und ob Gewittersprenkel jemals wieder richtig laufen kann...das liegt in den Pfoten unserer Ahnen. Bestrafe Nebelbach also, wie du es für gerecht empfindest", fuhr der Weiße fort.
Wildstern neigte den Kopf.
"Ich möchte Nebelbach selbst die Wahl geben, ob er sich entschuldigen möchte, bevor ich mein Urteil treffe"
Der Hellgraue sah auf. Schließlich murmelte er ein kurzes "Es tut mir leid" und verfiel wieder in Schweigen. Vipernblut verdrehte die Augen.
Schneehase sah gespannt zu Wildstern.
Wie würde der Kater wohl handeln?
"Nebelbach soll kein Leid erfahren. Ich hoffe, das einzige, was er erfährt ist Reue. Verbann ihn aus deinem Clan, Weißstern. Bis die Blattleere vorbei ist und die ersten Pflanzen sprießen. Dann darf er zurückkehren. Er soll die Zeit haben, darüber nachzudenken, was er getan hat.
Jeder, der ihn auf Clangebiet findet nimmt ihn gefangen und übergibt ihn dem BlattClan"
Wildstern hatte dem nichts hinzuzufügen sondern wartete, bis die feindseligen Drohungen des BlitzClans verklungen waren. Nicht alle protestierten aber unter jenen fanden sich auch Katzen der anderen Clans.
"So sei es", besiegelte Weißstern.
Er hatte keine Wahl gehabt. Ein anderes Handeln hätte ihm Krieg gebracht und den konnte in einer Blattleere niemand gebrauchen.
Nun war Milbenstern an der Reihe zu sprechen:
"Dem RegenClan geht es gut"
Das war das Einzige, was sie sagte. Danach blickte sie nur genervt und feindselig die anderen Anführer an und verließ den Baum. Heidezahn rollte mit den Augen, Wipfelschnelle seufzte.
"Es tut mir leid, dass wir zu spät sind", miaute Wipfelschnelle erneut, nachdem die große Versammlung für beendet erklärt wurde.
"Es gibt aber tatsächlich Neuigkeiten, von denen ihr erfahren solltet. Mohnwind hat zwei Junge zur Welt gebracht. Außerdem hat der Hunger Füchse näher an die Clans getrieben - warnt eure Anführer vor ihnen und vor hungrigen Waschbären"
"Seid ihr schon auf Füchse getroffen?", fragte Schneehase mit zusammengekniffenen Augen.
"Nein, aber wir haben sie gerochen. Aber Waschbären...wir hatten schon drei dieser Biester"
"Habt ihr sie gut bekämpfen können?", wollte Schneeglanz sorgevoll wissen.
"Wir haben sie vertrieben, nicht getötet. Das heißt, sie sind noch in der Nähe der Territorien. Blauzauber wurde beim Kampf gegen sie verletzt, aber ihre Wunde heilt. Der Rest der Krieger hat nur ein paar Schrammen abbekommen"
Schneeauge wollte bereits zur nächsten Frage ansetzten, da wurde sie von Spinnensterns Ruf unterbrochen.
"Der SturmClan bricht auf!", verkündete die Anführerin.
Auch Milbenstern trieb ihre Katzen zusammen.
"Bis nächsten Vollmond", verabschiedete Schneehase sich schnell und trat zu ihren Clangefährten.
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Ein weiteres Kapitel ist zuende^^
Wenn es euch gefallen hat würde ich mich natürlich riesig über ein Vote oder einen Kommentar freuen (im Bestfall Beides xD)
:D
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