- 5. Kapitel -
Das Rascheln der Blätter war leise zu vernehmen, während das knarren des Schnees vermutlich die gesamte Beute in diesem Stück des Waldes aufschreckte.
"Eulenherz!", rief eine Stimme den dunkelbraunen Kater, welcher seine sitzende Haltung verließ und sich erhob, bevor er sich zu der anderen Katze umdrehte.
"Gewittersprenkel", grüßte er den schwarzen Kater und nickte ihm respektvoll zu. Dieser neigte kurz ebenfalls den Kopf, wandte sich dann jedoch zu einer dritten Katze um. "Farbenauge meint, wir sollen auf Jagd gehen. Windpfote bereitet sich allmählich auf seine Kriegerprüfung vor. Diese wird ebenfalls in der Blattleere sein - wir sollen den Schnee zum Üben nutzen", erklärte der etwas jüngere Krieger und winkte seinen Schüler zu sich.
Eulenherz streckte sich kurz ehe er auf die beiden Kater zu trottete. "An welcher Stelle probieren wir es?", wollte er wissen.
Gewittersprenkel überlegte kurz, denn diese Entscheidung war ihm von der zweiten Anführerin freigestellt worden. Vielleicht hier im Wald? Oder doch lieber näher am Lager?
Schlussendlich entschied er sich für keines von beidem, als er antwortete: "Lasst es uns bei der BlitzClan-Grenze versuchen. Dort gibt es noch ein kleines Waldstück und freies Feld"
Dort angekommen witterte der schwarze Krieger kurz nach etwas Essbarem, ehe er sich erneut Windpfote zuwandte: "Kannst du etwas riechen?"
Der Kater überlegte kurz, dann schüttelte er etwas enttäuscht den Kopf. "Ich rieche BlitzClan", antworte er schließlich, "und einen Hauch von Eichhörnchen, aber es war vor Sonnenzügen hier"
Eulenherz hob ebenfalls die Schnauze um zu Wittern, sagte jedoch nichts.
"Nicht ganz. Hier war ein Eichhörnchen, ja. Aber hier ganz in der Nähe gibt es auch noch ein Beutetier.
Doch Windpfote zuckte weiterhin ratlos die Schultern.
Gewittersprenkel konnte es ihm nachsehen; es war seine erste Blattleere, in welcher er jagte und Schnee war etwas komplett Neues für ihn. Er verdeckte den Geruch einer Amsel, die es sich vermutlich grade hinter einem der Bäume nahe der BlitzClan-Grenze gemütlich gemacht hatte.
"Ist nicht so schlimm", tröstete der Mentor, "dort hinten ist eine Amsel. Suche sie und fang sie", wies er seinen Schüler an und lief etwas näher an die Grenze, näher an die Beute.
Windpfote tat es ihm nach und als ihn und das Tier keine zwei Baumlängen mehr trennten viel er in eine Lauerstellung.
Eulenherz hatte sich neben Gewittersprenkel gestellt und beobachtete die Lage ganz genau.
"Er muss mehr Kraft in seine Hinterpfoten legen", kommentierte der Krieger, ohne den Blick von dem Schüler zu legen.
Gewittersprenkel nickte und hoffte, dass Eulenherz es aus dem Augenwinkel erkennen konnte.
"Wollen wir noch etwas näher heran?", fragte er den Älteren, der bestätigend mit dem Schweif umherschlug und noch ein paar Schritte auf die Amsel zutrat.
Gewittersprenkel sah das Tier zwar nicht, da es hinter oder auf einem Baum stecken musste aber es war da.
"Er hat sie gesehen!", in Eulenherz Augen lag Stolz, obwohl es weder sein Schüler noch Sohn war. Jedoch hatte der Braune ein großes, gutmütiges Herz, welches er nie ohne seinen Verstand nutzte, aber auch nie den Verstand ohne Herzen.
Windpfote duckte sich gerade noch etwas tiefer, offenbar pickte die Amsel auf dem gefrorenen Boden herum. Dummes Tier, dachte Gewittersprenkel, gleichzeitig dankte er still dem SternenClan für diese Dummheit. Sie würde ein paar Katzen ernähren können.
Ein triumphierendes Knurren war zu hören, dann ein erschrockener Laut aus Windpfotes Richtung.
Der schwarze Kater preschte los, näher an Windpfote heran, dann erkannte er die Lage:
Beim Jagen hatte Windpfote, vermutlich versehentlich, die Grenze übertreten und ausgerechnet jetzt war eine Patrouille des BlitzClans erschienen.
Zum Nachteil des BlattClans waren die unfreundlichen, streitlustigen Krieger an der Grenze und knurrten den Schüler böse an.
Flussherz, eine dunkelgraue Kätzin hatte spöttisch die Augen zusammengekniffen und die Krallen ausgefahren. Gewittersprenkel war ihr auf einigen Versammlungen begegnet; sie war nicht dumm aber fühlte sich schnell angegriffen und sah sich gezwungen, sich zu verteidigen.
Nebelbach, ein hellgrauer Kater musterte Windpfote abwertend. Auch ihn kannte Gewittersprenkel aber er hatte nur von ihm gehört, nie persönlich mit dem Krieger gesprochen. Aber das, was er gehört hatte reichte. Nebelbach war ehrgeizig und nutzte jede Schwäche der anderen Clans aus. So hatte er auf einer großen Versammlung Käferpfote aus dem RegenClan bloßgestellt, weil er einen mickrigen Geist für so einen großen Körper hatte.
Vielleicht blaffte er einfach nur gerne Katzen an, doch auch das würde Windpfote nicht helfen.
Der dritte Kater war Wolkenschwinge. Er war im Gegensatz zu den Anderen, ein ruhiger, besonnener Kater der um keinen Preis kämpfen wollte. Gewittersprenkel hatte gehört, dass er um ein Haar statt Heidezahn der zweite Anführer geworden wäre, doch schlussendlich hatte der SternenClan Weißstern ein Zeichen für Heidezahn geschickt.
"Das ist unsere Beute", knurrte Flussherz gerade.
"Ich habe sie aber gefangen!", gab Windpfote gekränkt zurück, "ich wollte die Grenze nicht übertreten und ich will keinen Streit anfangen, aber meinem Clan steht die Beute genauso zu wie eurem"
Eulenherz nickte beschwichtigend: "Windpfote hat recht. Es mag euer Territorium sein aber unser Clangefährte hat die Beute gefangen"
"Er hat die Grenze übertreten und dabei hat er das Gesetzt der Krieger verletzt!", fauchte Flussherz.
"Beruhig dich, Flussherz", wies Wolkenschwinge sie an, "wir vermögen diesen Konflikt mit Worten zu klären"
"Allerdings", stimmte Nebelbach ihm zu, doch seine Stimme war dunkel.
"Ihr habt mit dem Grenzübertritt das Gesetzt der Krieger gebrochen. Euer Schüler hätte besser aufpassen müssen. Gebt uns die Beute und den Schüler, dann kann Weißstern über sein Vergehen urteilen"
Kurz überlegte Gewittersprenkel, ob es weise währe, dem zuzustimmen. Weißstern war ein gerechter Anführer, aber wer wusste schon, was Nebelbach alles dazudichten würde?.
"Ich bin mir sicher, wir können das unter uns klären", versuchte der Schwarze es erneut.
"Nein, können wir nicht", erwiderte Nebelbach kalt.
"Gebt uns diesen Schüler", verlangte Flussherz ebenfalls. Auch Wolkenschwinge schien etwas sagen zu wollen - natürlich, es war nun eben sein Clan.
"Ich glaube, Weißstern wird eine gerechte Strafe für dieses Missgeschick finden", miaute er und musterte die BlattClan-Krieger. In seinem Blick lag eine Entschuldigung, aber auch eine Stärke. Er stand hinter seinen Worten. Er würde Windpfote mitnehmen.
"Wir überlassen euch die Beute", schlug Eulenherz vor, "und ihr vergesst diesen Zwischenfall"
Nebelbachs Augen glänzen, Abscheu trat in ihnen hervor. "Nein"
Er hatte seine Schwäche gefunden. Sie würden daraus nun einen Kampf machen. Zu Beginn der Blattleere! Heiliger SternenClan, flehte Gewittersprenkel stumm, bitte lass uns das unversehrt überstehen.
Dann trat er vor seinen Schüler, um ihn in Schutz zu nehmen.
"Wir wollen keinen Kampf. Lasst uns vergessen, was gerade geschehen ist. Windpfote ist ein Schüler, er hat sich entschuldigt. Vergebt ihm. Es wird nicht wieder pas..."
Ein wütender Hieb. Schmerz. Blut.
Nebelbach hatte ihn geschlagen! Aus Gewittersprenkels Schnauze tropfte Blut, seine Nase pochte.
Doch er blieb ruhig.
"So muss das nicht ausgehen", warnte Eulenherz.
"Wird es aber", fauchte Flussherz und stürzte sich auf den BlattClan-Krieger.
"Windpfote", wies Gewittersprenkel seinen Schüler an. Die Amsel lag immer noch tot auf dem Boden, "nimm den Vogel und berichte Wildstern, was hier passiert. Sag ihm, dass er diesen Unfug beenden soll"
Dann warf er sich auf Nebelbach. Er war schwerer als der BlitzClan-Krieger und konnte ihn so leicht zu Boden drücken, doch der Kater wehrte sich und fuhr erneut die Krallen aus.
Wolkenschwinge war verschwunden, vielleicht holte er ebenfalls Verstärkung.
Nebelbach verbiss sich in seinem Brustfell und krallte sich an seiner Schulter fest. Gewittersprenkel jaulte erschrocken auf und versuchte sich wegzudrehen, doch der Angreifer biss nur noch fester zu. Schließlich war der schwarze sich auf den Boden um den Hellgrauen erneut mit seinem Gewicht zu erdrücken, doch er scheiterte, als dieser sich kurz löste und an der anderen Seite festkrallte.
Gewittersprenkel kniff die Augen zusammen und legte die Ohren an, um sich vor den nächsten Schlägen zu verteidigen. Er spürte, wie das Blut sein Fell herunterrann und der Schnee sich rot färbte.
Doch noch gab er nicht auf. Er wirbelte herum und schlug die Pfote in die Richtung seiner Augen aus, lies die Krallen jedoch eingefahren. Erst, als an seinen Bauch herankam fuhr er sie aus und zog sie über den Pelz des Katers. Dieser wich erschrocken einige Schritte zurück und taumelte kurz, obwohl er nicht schwer verletzt worden war. Dann fauchte er und stürmte auf seinen Gegner zu, rammte ihn in die Flanke, sodass zu Boden fiel.
Schließlich trampelte der Hellgraue über ihn und als er auf seine Hinterpfote trat, knackte diese. Voller Schmerz schrie Gewittersprenkel auf, aber Nebelbach hörte nicht auf ihn zu kratzen und seine Klauen in seine Flanke zu rammen.
Was ist mit diesem Kater falsch? Wieso sehnt er sich so nach Krieg und Tod? So hatte ihn Gewittersprenkel nicht eingeschätzt, auch wenn er sicherlich kein gutes Bild von ihm hatte.
Langsam verschwand die Welt um ihn herum. Er spürte, wie Nebelbach ihm immer mehr Wunden hinzufügte, wie ihn der Blutverlust weiter schwächte. Er wollte schreien, wollte sich wehren, doch er war zu müde.
SternenClan, hilf mir!
Doch es antwortete ihm niemand. Das Bild um ihn herum verschwand, sein Kopf fiel praktisch leblos nach hinten und landete auf dem gefrorenen Boden.
Aufhören!
Vernahm er plötzlich eine Stimme in seinem Kopf. Oder war sie real gewesen? Nochmal, dieses mal deutlicher. "Hört sofort auf mit Kämpfen!"
Die Stimme gehörte Weißstern.
Langsam schlug Gewittersprenkel die Augen auf. Schmerzen durchfluteten ihn, doch er machte keinen Laut.
"Was ist hier passiert?", wollte der schwarz-weiße Kater wissen, doch niemand antwortete ihm.
Gewittersprenkel erkannte Flussherz, die unter Eulenherz lag. Sie war bei Bewusstsein, doch auch sie hatte viele Wunden. Nebelbach war einige Schritte zurückgetreten, doch vermutlich hatte er Eulenherz angegriffen, nachdem der schwarze Kater in Ohnmacht gefallen war.
Waren es Herzschläge gewesen? Oder Sonnenzüge? Gewittersprenkel vermochte diese Frage nicht zu beantworten.
Nun tauchte auch Wildstern auf, dicht gefolgt von Lehmpfote, Herbstasche sowie Schimmernacht.
Der Heilerschüler trat sofort an Gewittersprenkel heran, der immer noch auf dem Boden lag.
"Er muss hier sofort weg", kommentierte der Schüler.
Wildstern sah alle Katzen misstrauisch an, dann fand er seine Worte: "Windpfote hat mir erzählt, was hier passiert ist. Doch ich muss meine Krieger zu meiner Heilerin schicken. Dieser Kampf war sinnlos und hat keiner Seite etwas gebracht. Bestrafe deine Krieger, Weißstern und wir werden auf der großen Versammlung noch einmal gründlich darüber reden, was hier vorgefallen ist"
Er wartete nicht auf eine Antwort sondern bedeutete Herbstasche und Schimmernacht, Gewittersprenkel hochzunehmen, um ihn zu tragen. Eulenherz hinkte mit schmerzverzerrtem Gesicht neben ihm her.
_ _ _
"Gewittersprenkel", miaute eine sanfte Stimme.
Der Schwarze öffnete die Augen und fand sich im Heilerbau wieder. Farbenauge stand neben ihm, sowie Wildstern.
"Dein Bein ist gebrochen", berichtete die Heilerin direkt, "doch ich bin mir sicher, dass es heilen wird, solange du dich schonst. Deine Blutungen konnte ich bislang stillen, aber trotzdem musst du die nächsten Tage im Bau bleiben, bevor du dich im Lager bewegen kannst"
Dann öffnete Wildstern den Mund, ehe Gewittersprenkel etwas sagen konnte: "Es tut mir leid, dass diese Situation so eskaliert ist. Du bist, bis deine Verletzungen geheilt ist und Farbenauge es dir erlaubt, wieder auf Patrouille zu gehen, von deinen Kriegerpflichten entbunden. Windpfote wird für diese Zeit einen stellvertretenden Mentoren bekommen. Hättest du jemandem im Sinn?"
Der Krieger brauchte eine kurze Zeit, um die Informationen zu verarbeiten. Sein Bein war gebrochen. Er kannte einige Katzen, denen das schon passiert war, doch der Heilungsweg war ein langer und einige Katzen würden ihr Leben lang humpeln müssen.
Und Windpfote würde seine Kriegerzeremonie vermutlich ohne ihn abschließen. Hatte der Kater das verdient? Windpfote würde sicherlich überfordert damit sein und sich die Schuld für die Verletzungen seines Mentors geben.
"Ich schätze, Luchssturm", krächzte er dann verletzt. Er würde ausgetauscht werden - aus gutem Grund, doch es schmerzte ihn dennoch. Luchssturm war eine gute Kriegerin, elegante Kämpferin und stolze Jägerin. Sie würde ihren Schüler zu einem guten Krieger ausbilden.
Es dauerte nicht lang, da war Gewittersprenkel wieder eingeschlafen. Nebelbach hatte ihm schwer zugesetzt, es würde dauern, bis seine Wunden gut genug abgeheilt waren. Nun war er auf den Schlaf angewiesen, der dennoch keinesfalls erholsam war. Stattdessen hörte er die Stimme eines Katers, die immerzu dasselbe miaute.
Ich bin Rabenkralle, Krieger des RegenClans. Der Schnee ist gefallen und die Clans werden erfrieren. Nur die Glut und das Feuer können sie warmhalten. Das Eis ist der Feind! Finde mich, dann gebe ich dir Antworten. Finde Rabenkralle.
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Ein weiteres Kapitel ist beendet! Ich hoffe, es gefällt euch - wenn dem so ist, klickt einfach kurz auf das Sternchen xD.
Euch eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit!
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