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„Emiliano und ich kannten uns bereits seit unserer Kindheit. Unsere Väter waren bereits Verbündete gewesen. Du weißt, vermutlich wie wichtig, das in dieser Branche werden kann. Aus dem Bündnis entstand bei uns eine Freundschaft und wir unterstützen uns so gut wie es ging. So war er für mich da, als meine Eltern starben, obwohl er zu dem Zeitpunkt bereits die Rolle seines Vaters übernommen hatte. Emiliano ist immerhin 6 Jahre älter als ich." Sein Blick fiel auf mich und er hing leise ein gewesen hinterher, bei dem trotz der Fassade, die er so stark aufrechterhielt, ein wenig Trauer mitklang und er überlegte kurz, eher er erneut ansetzte.
„Mein Vater war ein schwacher Mann, mit einem zu großen Herz. Ich glaub ich muss dir nicht erklären, was die Problematik dabei ist oder?"
Nein, das musste er nicht. Ein zu großes Herz, Mitleid zu empfinden, Lieben, all das konnte dich dein Leben kosten.
„Als meine Mutter starb, war er am Boden zerstört und trauerte. Und genau in dieser schweren Zeit, nutze diese Hexe die Gunst der Stunde. Sie verführte ihn und er verliebte sich Hals über Kopf. Kurz darauf kam die Hochzeit und mein Vater nahm sogar die kleine Tochter als sein eigenes Kind an, die sie bereits aus einer vorherigen Liebschaft mitgebracht hatte. Und er liebte sie und auch das kleine Mädchen. Aber die Frau war bösartig, sie wollte selber die Macht haben und ihre Tochter in die Nachfolge stellen, statt meiner. Und irgendwann wachte mein Vater nicht mehr auf. Sie hatte ihn vergiftet, nachdem er abgelehnt hatte, mich aus der Rangfolge zu entheben. Er wusste wie die Situation war. Ich war das leibliche Kind, ich war ein Sohn. Niemals hatte das Mädchen eine Chance."
Er seufzte
„Sie hatte ihn vergiftet, doch ich war schon 15 zu dem Moment. Ich übernahm sein Platz, ließ sie in Kerker werfen. Meine Stiefschwester, war eine ruhiges, schüchternes Mädchen. Sie weinte um ihre Mutter, aber ich hatte kein Platz hier für sie, sie war eine Last.
Dein Vater kannte meine kleine Schwester und ich sah sofort, dass er sie begehrte. Also schlug ich ihm ein Bündniss vor. Ich hasste sie sowieso und ich wollte sie nicht länger hier haben und er hatte einen Narren an ihr gefressen. Beidseitige Loyalität, dafür erhielt er meine Schwester zur Frau. Ich schickte sie also zu ihm, dass er sie heiraten könnte, sobald sie das richtige Alter erreicht hätte. Und tatsächlich wurden sie ein Liebespaar und irgendwann kamst du auf die Welt. Sie überlebte die Geburt nicht."
Er schwieg und ich versuchte die Geschichte zu verarbeiten. Intrigen waren in dieser Welt sehr üblich. Wen man in sein Bett ließ, musste man sich gut überlegen.. Ich hatte meine Mutter nie kennenlernen können, aber ich hatte nie sonderlich getrauert um sie. Mein Vater hatte alles getan, um mich glücklich zu machen. Aber nun, hätte ich diese Frau gerne kennengelernt, die mit einer machthungrigen Mutter aufgewachsen war und diese in jungem Alter für immer verlor. Die Zwangsverheiratet wurde
und vermutlich bereits mit mir Schwanger wurde, in dem Alter, in dem ich mich befand. 18. Das Alter, in dem es in Ordnung war zu heiraten und Kinder zu bekommen. Die Frau, die vermutlich niemals wirklich selbst Kind sein durfte und, die auch niemals selber Mutter sein durfte, weil ihre erste Geburt, solche Komplikationen hervorrief, dass sie unter ihr verstarb. Mein Vater musste sie wirklich sehr geliebt haben, denn er hatte in allen Jahren immer um sie getrauert und hatte sich nach ihren Tod nie eine weitere Frau genommen und das obwohl ich nur ein Mädchen geworden war.
„Also bist du mein Stief - Onkel?", bringe ich leise heraus, als ich mich wieder gefasst hatte und Sebastián verzog daraufhin seine Lippen zu einem leicht gequälten grinsen. „In der Theorie ja, aber bitte nenn mich niemals so."
Ich beeilte mich zu nicken. „Aber du wirst mit Schutz geben?"
Diesmal ist es an ihm zu nicken und seine Augen gleiten über mein Gesicht, hinab zu meinen Lippen, meinen Körper, sodass meine Haut anfängt zu brennen und meine Wangen rot anlaufen. Ich bin es nicht gewöhnt, so explizit angestarrt zu werden und scheinbar kommt er in dem Moment zum selben Schluss.
„Ich kann dich hier nicht komplett kostenlos wohnen lassen, ich denke das verstehst du." Ich nicke, natürlich. Ich bin ein Kostenpunkt, der nicht unbedingt gerechtfertigt ist. Loyalität und versprechen hin und her. Mein Vater war Tod, also konnte niemand ihn zu Rechenschaft ziehen, wenn er es hier und heute brechen würde. „Aber ich würde dir ein Angebot machen."
Eine Gänsehaut zog über mein Körper. Ich wusste, wo ich mich befand. Mitten im Rotlichtmileu, in einem Nachtclub. Papá hatte mich stehts von allen Männern fern gehalten, wenn ich sie mir nicht explizit selber ausgesucht hatte. Selbst wenn ich, hübsch angezogen, um vorgeführt zu werden, bei Versammlungen dabei war, hat seine ganze Präsenz ausgestrahlt, dass jeder der mir lüsterne Blicke zugeworfen hätte oder mich gegen meinen Willen berührt, sofort sein Augenlicht, oder seine Hände verloren hätte. Niemals kam mir jemand zu nah. Ich war doch sein großer Schatz. Bei diesem Gedanken wurde ich sofort wieder traurig und der Verlust brannte wie Feuer in meinem geschundenen Herzen. Doch ich schob es sofort zur Seite, ich musste mich auf das hier und jetzt fokussieren. Ich musste leben, auch für ihn! Aber könnte ich es ertragen, wenn er von mir fordern würde, meinen Körper zu verkaufen? All die Hände, all die Blicke der Männer über meinen nackten Körper, fremde Lippen auf meiner Hand. Sofort schüttelte es mich. Es würde mich zerstören, aber was sollte ich anderes tun?
Eine Hand legte sich sanft auf meine Wange und brachte mich wieder ins hier und jetzt. Meine Augen fanden seine.
„Keine Sorge, ich würde dich niemals etwas machen lassen, was du nicht freiwillig tun würdest. Bei mir Arbeiten Frauen, die sich freiwillig für diese Arbeit entscheiden haben. Du könntest in der Küche aushelfen und wenn du es möchtest, ab und zu mal tanzen. Du könntest dir damit dein Lebensunterhalt hier erarbeiten und gleichzeitig natürlich auch etwas Gehalt dafür verdienen."
In der Küche helfen. Tanzen. das klang schon viel weniger bedrohlich. Dennoch: „Wenn du von Tanzen sprichst, was genau meinst du damit?"
Nun grinste er und seine Finger wanderte langsam von meiner Wange, über meine Schulter, meinen Arm hinunter, bis er schließlich meine Hand erreichte, die er umgriff. „Es ist erotisch, sinnlich, nie vollkommen nackt und dein Gesicht wäre mit einer Maske bedeckt."
„Wieso?"
„Die meisten Männer mögen das kleine Geheimnis, es steigert die Fantasie", erwiderte er sofort, bevor er aufstand, meine Hand noch immer in seiner. „Wenn du möchtest, zeige ich es dir. Zeige ich dir generell mein kleines Reich."
Seine Mundwinkel zuckten noch immer. Ihn schien die Situation irgendwie zu belustigen. Aber er ließ mir die Wahl, selbst zu entschieden, ob ich mit gehen wollte. Mein Mund war auf einmal ganz trocken. Sex war in dieser Welt so normal, wie zu Essen und dennoch, fühlte ich mich plötzlich wahnsinnig verunsichert. Ich schaute an mir herunter, immer noch in meinem Schlafanzug bekleidet, so vollkommen fremd, für diese Welt, voller Erotik und Begierde.
„Darf ich mir noch was anderes anziehen?", flüsterte ich beinahe und brachte Sebastian, damit endgültig zum lachen. Er ließ meine Hand los und sofort fühlten sich meine Finger kühl und haltlos an. Fragend blickte ich ihn an, bis sein Lachen versiegte.
„Natürlich Prinzessin." Die Ironie, die in dem Kosenamen mitschwang, war nicht zu überhören, dennoch sprang ich sofort auf. Soll er mich doch für eine verwöhnte Prinzessin halten. Vielleicht hatte er selber keine Kinder, oder zumindest keine Töchter. Papá hatte mich stets verhätschelt. Und auch wenn nach seinem Tod, meine Krönchen zerbrochen war, konnte ich nicht ablegen, wie ich groß geworden bin. Nicht sofort. Noch durfte ich mich anscheinend so verhalten und solange Sebastián nichts anderes verlangte, würde ich es tun. Und grade ließ er mir offensichtlich die Freiheit. Also beeilte ich mich auf den Schrank zu zu gehen.
Ein Hand Griff nach meiner und wirbelte mich herum, sodass ich nur wenige Zentimeter entfernt von ihm stand. Erst jetzt bemerkte ich, dass er deutlich größer als ich war, als ich mein Kopf in Nacken legte und nicht anders konnte, als ihn trotzig anzustarren. Seine Lippen wanderten zu meinem Ohr.
„Ich fürchte nur Prinzessin, dass der Schrank völlig leer ist. Falls du also nicht grade bereits in Unterwäsche herumlaufen willst, was sicherlich ein erfreulicher Anblick wäre, musst du wohl erstmal mit etwas von mir vorlieb nehmen."
Ich hörte den Unterton in seiner Stimme und erneut bekam ich eine Gänsehaut.
Ich war mir nur nicht sicher, ob vor Aufregung oder vor Angst.
Er hatte viel erzählt, und doch wusste ich weiterhin kaum etwas über ihn.
Nur eins wurde mir in diesem Moment schlagartig bewusst. Er wollte immer die Oberhand haben, und ich sollte sehr vorsichtig sein, ihn ja nicht zu verärgern.
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