
Kapitel 11
Ihre Beine schmerzten. Jadora streckte sie aus und lehnte sich zurück. Der Abend war schon herein gebrochen und noch immer hatte sie Fleur nicht gefunden. Würden sie sie umbringen? Wurde sie ihretwegen gefangen genommen? Jadora verzweifelte langsam aber sicher. Ein Rabe flog über ihren Kopf. Seine Augen trafen ihre. Sie waren glutrot und funkelten in der untergehenden Sonne. Er beobachtete sie genau, verfolgte jeder ihrer Bewegungen.
Ja traute sich nicht mehr zu atmen, bis der Vogel weitergezogen war. War er ein Spion der Schatten? Jadora erschauderte und sah schnell woanders hin.
~~~~~~~
"Was macht denn ein junges Mädchen wie du am Abend allein in den Straßen?" Sie fuhr zusammen und sah sich hektisch um.
Woher kam diese Stimme? Was wollte sie von ihr? Waren die Schatten nun wieder da, um sie auch zu holen? Ihr Atem ging stoßweise. Ihre Hände wurden augenblicklich nass.
"Du brachst keine Angst zu haben". Aus der Dämmerung trat eine Person. Jadora kniff die Augen zusammen, um sie erkennen zu können. Es war eine junge Frau mit hellem Haar. "Also, was hast du hier verloren?", wiederholte sie. "Ich..ähm.." Jadora traute ihr nicht über den Weg. Ihr Blick glitt an den Armen der Frau hinab und blieb am Jackenärmel hängen. Nein, bitte nicht! Das durfte doch nicht wahr sein! Warum hatte sie immer so ein Pech? Gab es nicht einen einzigen Menschen, der normal war?!
Ein Tattoo ragte hervor. Es sah anders aus, als das von Darwin. Dieses Tattoo war bis zur Hälfte schwarz und zur Hälfte hell. Das schwarze Teil zeigte dassselbe wie auch Darwins Tattoo, aber der weiße Teil..dieser war freundlich und hell. Ein Rosenkopf war zu sehen mit zarten rosaroten Blüten. Fast wäre das Tatoo ja schön gewesen, aber eben nur fast. Auch wenn es anders aussah, vor Ja stand ein Schatten.
Die Frau folgte Jadoras Blick. "Lasst mich in Ruhe, was wollt ihr von mir?" Das Mädchen sprang hoch und rannte weg. "Es ist nicht so wie du denkst...!" Doch Ja blieb nicht stehen. "Hey, bleib stehen!" Die Frau war plötzlich vor ihr und drückte sie gegen die Wand.
Ja keuchte bei dem Aufprall auf. Man, hatte diese Person eine Kraft! Ihre Wange rieb sich an der rauen Hausmauer auf. Ihre Schulter schmerzte dort, wo sie sie gepackt hielt. "Was willst du? Ich will einfach nur Fleur finden!", stammelte sie.
Die junge Frau stockte kurz, fing sich aber schnell wieder:"Wer bist du? Und warum kennst du Fleur?" Jadora hielt es für das Beste, nichts zu sagen. "Rede!"
Sie gab ihr einen Stoß, der sie in den Magen traf. Ja sank in die Knie und erbrach ihr Essen. Ihr traten Tränen in die Augen, sie hasste es, wenn ihr es so schlecht ging. Die Frau sah ihr mit kühlen Augen zu. Wie konnte man nur so gefühlslos sein? Hatte die etwa kein Herz?
"Kennst du Fleur?", würgte Jadora hervor und sah sie an. Die Augen der Unbekannten waren hellblau, in ihrer Iris schwammen seltsamerweise goldene Sprekel. Genau wie meine, dachte sie sich erschrocken. Die Augen waren kalt und wachsam. Jas Augen jedoch waren weich..aber, machte das einen Unterscheid? Warum hatte sie blaue Augen, hatten nicht alle Schatten dunkle Augen?
"Ja, ich kenne sie. Wer bist du? Rede doch endlich!" "Ich...bin Jadora", sagte sie leise und langsam. Was wenn sie sie nun mitnehmen würde? Dann würde sie Fleur nie befreien können. "Also gut Jadora. Was machst du hier um diese Uhrzeit?"
"Ich suche Fleur, wie schon gesagt. Sie ist von einem von dir entführt worden! Nun gut, bring mich um! Na los!", schrie Ja ihr ins Gesicht und kämpfte sich mühsam wieder auf die Beine. Sie zitterte und ihr war kotzübel. In ihrem Kopf rasten tausend Gedanken umher, überschlugen sich, prallten gegeneinander.
Die Frau ließ ihre wunderschönen Augen über Jadora gleiten. Wie ein Gepard, der seine Beute inspiziert, fiel ihr ein. Sie überragte Jadora um eine Kopflänge. "Wieso, wie einer von mir?", fragte sie leise, fast schon tonlos. Diesesmal erkannte Ja Angst im Blick der Fremden. Angst und Wut. Woher kannte sie sie? Wer war sie? Und wenn sie Angst um Fleur hatte, konnte sie doch kein Schatten sein!
Ja hielt es besser zu schweigen und starrte Löcher in die Luft. "Bist du dir sicher?" Ja hob den Kopf und blickte die Gestalt an.
Sie war fast komplett verschwunden, die Nacht verschlang sie. Nur ihre kirschroten Lippen verrieten sie.
"Ja, bin ich", entgegnete sie mit fester Stimme. Die Frau nagte an ihrer Unterlippe: "Komm mit! Wir müssen sie befreien!" "Und woher weiß ich, dass ich dir vertrauen kann?", fragte Ja. "Das weißt du nicht. Willst du sie wieder sehen?" Die junge Frau sah Ja sehr aufmerksam, ja fast schon liebevoll an. Das verunsicherte sie ein bisschen: "Ja, klar!" "Dann komm mit mir. Fleur..wir müssen sie retten, bevor das hier alles passiert was schon einmal passiert ist.."
Die Nacht war schärzer als alles zuvor, was Ja gesehen hatte. So schwarz, dass von ihr alles verschluckt wurde. "Wo gehen wir hin?" Die Frau drehte sich um, ihre Augen funkelten: "Bist du schon einmal geflogen?" Jadora dachte zurück. Ja, vor zwei Jahren war sie mit ihrem Vater nach Spanien geflogen. Nach Andalusien. Man, war das schön gewesen. Ihr Vater war noch nicht gewalttätig gewesen und einen Darwin gab es auch nicht. Darwin!!
Ja erschauderte bei seinem Namen. So ein A*******! "An was denkst du?" "Das geht Sie nichts an!", fauchte Ja und wusste, dass sie einen Fehler begangen hatte. Sie sollte vielleicht besser mit offenen Karten spielen, man wusste ja nie. Und wenn diese Frau wirklich kein Schatten war, dann brauchte sie jeden Verbündeten, den sie bekommen konnte.
Diese Chance würde sie nicht verstreichen lassen...
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro