Kapitel 4
Dunkelpfote hatte nie großartig über die Tatsache nachgedacht, dass er ursprünglich nicht im RegenClan geboren wurde. Soweit er sich erinnern konnte, hatte er sein Leben schon immer mit Wunschbrise, Lichtpfote und Nesselpfote in der Kinderstube beim RegenClan verbracht.
Auch als Wunschbrise ihm erzählt hatte, dass er eigentlich als Junges von einer Patrouille an der Grenze gefunden wurde, hatte er nur mit den Schultern gezuckt und gemaunzt: „Das ist doch egal. Jetzt bin ich eine RegenClan Katze"
Nesselpfote und Lichtpfote hatten sich auch nie wirklich um seine Herkunft geschert, sondern haben genauso mit ihm wie mit den anderen Jungen gespielt.
Wer seine wahren Eltern waren, war Dunkelpfote recht egal. Er konnte sich sie nicht an sie erinnern und wenn er zurückdachte, waren nur ungreifbare, schattenhafte Erinnerungen vorzufinden. Aber sie hatten ihn sowieso alleine gelassen und jetzt, jetzt war er ja im RegenClan.
Aber wenn es Nesselpfote anfangs immer gleichgültig gewesen war, dass Dunkelpfote nicht hier geboren ist, warum erwähnte er dies so plötzlich? Warum war es ihm nun nicht mehr so gleichgültig und warum machte er ein solches Theater daraus und beleidigte ihn zusätzlich als Hauskätzchen?
War er einfach frustriert und wütend gewesen, dass er nicht gefangen hatte? Aber er sollte doch wissen, dass Jagen schwer zu lernen war und keiner auf Anhieb Erfolg haben konnte. Vielleicht war er einfach enttäuscht gewesen und hatte nicht über seine Aussagen nachgedacht. Wahrscheinlich wollte er Dunkelpfote gar nicht verletzen.
Aber Pfützenglanz und Flutensturm? Hatten sie wirklich gesagt, dass Dunkelpfote kein richtiges Clanmitglied war? Dunkelpfote kramte in seinem Gedächtnis herum, ob sie je besonders feindselig ihm gegenüber waren. Er konnte sich nicht daran erinnern.
Vielleicht hatte Nesselpfote in seinem Frust wieder ein wenig Mäusedung geplappert, dachte Dunkelpfote. Aber warum sollte er sich ausgerechnet heute auf seine Herkunft beschränken, wo es früher doch nie von Belang war?
Dunkelpfote seufzte innerlich. Egal, wie sehr er sich den Kopf zerbrach, er fand keine Erklärung für Nesselpfotes Verhalten. Hatte er etwas falsch gemacht? Er wollte doch nur im selben Moment nach diesem Fisch greifen, das konnte doch schon einmal passieren, oder?
***
Als Dunkelpfote aufwachte, war es bereits Sonnenuntergang. Noch ein wenig verschlafen krabbelte er aus dem Schülerbau. Wie langer hatte er geschlafen? Waren die anderen Schüler ohne ihn am Nachmittag losgezogen?
Dunkelpfote blickte sich im Lager um. Beim Frischbeutehaufen gaben sich Tigersturm und Apfelmond gerade die Zunge und vor dem Anführerbau besprachen sich gerade Froststern und Wellenherz. Vor dem Heilerbau entdeckte er die Heilerschülerin Schimmerpfote, die im Licht der untergehenden Sonne Kräuter sortierte.
Dunkelpfote lief zu ihr hinüber. „Wo sind Nesselpfote und Lichtpfote?"
Schimmerpfote hob den Kopf. „Hallo Dunkelpfote! Nesselpfote und Lichtpfote sind mit Bienenflügel auf Patrouille. Sie haben dich nicht gefunden und sind ohne dich losgezogen"
„Oh" Dunkelpfote wusste nicht, ob er verärgert oder dankbar sein sollte, dass sie ihn nicht geweckt hatten. Eigentlich war es doch naheliegend, dass er im Schülerbau war. Wie sollte er denn ein guter Krieger werden, wenn er schon nach einem Viertelmond seine Ausbildung verschlief?
„Ach, übrigens, Kirschpfote hat dich vorhin auch gesucht", meinte Schimmerpfote, „sie ist gerade aus dem Lager gegangen"
„Ah, danke", miaute Dunkelpfote und machte sich auf den Weg zum Lagerausgang.
Er fand Kirschpfote unweit vom Lager, ihr rotes Fell war zwischen den kurzen Grashalmen nicht zu übersehen. „Schimmerpfote hat gesagt, du hast mich vorhin gesucht?", fragte Dunkelpfote.
„Ja, ich wollte eigentlich nur schauen, wie es dir geht. Wegen Nesselpfote vorhin", erklärte Kirschpfote.
„Mir geht's gut", antwortet Dunkelpfote.
„Dann ist gut. Warum war Nesselpfote eigentlich so drauf?"
Dunkelpfote erzählte ihr von der heutigen Jagdlektion. „Habt ihr am Ende überhaupt was gefangen?", wollte Kirschpfote wissen.
„Nein. Nesselpfote war wohl deswegen einfach schlecht drauf", meinte Dunkelpfote.
Kirschpfote seufzte. „Nesselpfote hat wahrscheinlich nur das Gerede einiger Krieger aufgeschnappt und wiedergegeben. Aber bei den meisten Kriegern, die so einen Mäusedung behaupten, habe ich das Gefühl, dass sie sogar selber daran glauben. Doch natürlich bist du eine RegenClan-Katze!"
Dunkelpfote glaubte nicht wirklich, dass die erwachsenen Krieger grundlos etwas Gemeines sagen würden.
„Nun gut, Themenwechsel", miaute Kirschpfote. „Was hältst du von einem Jagdwettbewerb?"
„Wie?", fragte Dunkelpfote verwundert.
„Wir schauen, wie viel Beute wir in einer bestimmten Zeit jeweils zusammenbekommen können! Ich wollte das schon immer einmal machen", erklärte Kirschpfote.
„Aber ich kann doch noch gar nicht richtig jagen", protestierte Dunkelpfote.
„Dann muss du es eben lernen"
Dunkelpfotes Ehrgeiz erwachte, angestachelt durch Kirschpfotes Worte.
Wenn ich im Jagen gegen eine ältere Schülerin gewinnen kann, dann wird mich Nesselpfote so bald nicht mehr als Hauskätzchen bezeichnen.
„Gut, warum nicht?", stimmte Dunkelpfote zu.
„Du bekommst einen Mond Zeit zum Üben", bestimmte Kirschpfote.
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