2. Bitte keine Funkstörung
Anakin Point of View
Kaum, dass ich in meinem beschaulichen Quartier angekommen war, ließ ich mich genüsslich auf meine simple Pritsche sinken. Es war nicht viel, doch als Jedi lernte man andere Werte zu schätzen und musste mit weitaus ungemütlicheren Übernachtungsmöglichkeiten fertig werden, die oftmals auch gar kein Bett bedeuteten. Wenn man nicht gerade von einem ruhelosen Kopf geplagt wurde, funktioniert das bei mir in der Regel auch ziemlich gut.
Glücklich wieder ein Stück meiner Freiheit zurückzuhaben, griff ich nach meinem Komlink.
Ich schaltete ihn ein, stellte sofort auf die eigens erstellte, verschlüsselte Frequenz und wartete. Manchmal dauerte es Stunden, bis Padmé das Gespräch entgegennehmen konnte. Es war auch schon vorgekommen, dass sie mich angefunkt hatte und erst am nächsten Tag eine Antwort bekam, weil ein höherrangiger Meister mich als Repräsentation der Prüfung des Fleisches seinen zu unterrichtenden Jünglingen vorstellen wollte.
Während ich wartend auf meiner Pritsche lag, glitten meine Gedanken zurück in die Vergangenheit.
Immerzu hatte ich Obi-Wan in meiner Nähe gehabt. Wir waren vielleicht ein unkonventionelles Meister-Schüler-Team gewesen, aber in unseren Eigenheiten passten wir doch zusammen wie Topf und Deckel. Auch wenn ich es mir nie erträumt hatte, war er der Vater geworden, den ich nie hatte. Jetzt, wo ich wartete, kamen mir die kuriosen gemeinsamen Momente in den Kopf: Der jüngste Kampf gegen Count Dooku allen voran, indem ich eine weitere Lektion lernte, mein Starrsinn bestraft wurde und ich für meine Tapferkeit den Ritterschlag erhielt. Tja, für was man nicht alles seinen rechten Unterarm samt Hand geben kann. Immerhin bewies ich auf diese Weise Stärke, sowie Distanz zu meinem körperlichen Dasein. Allerdings hätte ich niemals gedacht, dass folgende Behandlungen derartig ausdauernd sein werden, nachdem man selbst als leidender Körper schon Hilfe erhalten hat. Mehr oder weniger konnte ich so mit Obi-Wans ungewollter Prüfung des Mutes mithalten, die er mit dem Kampf gegen Darth Maul absolvierte. Noch heute lieben ihn Naboo und Gungans, sowie quasi jeder Jedi für seine außerordentliche Tat. Ich kann auch bei der Naboo und sämtlichen Völkern ihres Planets mithalten - auch, wenn mein Abschalten der Droidenarmee mehr Versehen als Absicht gewesen war. Eine klassische Kurzschluss-Reaktion hatte in den folgenden Jahren oftmals Wunder bewirkt, andererseits mir auch oft Belehrungen Obi-Wans eingehandelt, die ich schon vor Jahren aufgegeben hatte zu zählen und das war auch besser so (aus meiner Sicht versteht sich).
Der Komlink zeigte immer noch keine Reaktion von meiner Frau. Wahrscheinlich saß sie gerade in irgendeiner, aus meinen Augen sturz langweiligen, Konferenz und beriet über Staatsinvestitionen oder sonst was. Mir konnte das im Grunde egal sein. Gerade, als ich meine Augen zufallen lassen wollte, um eine Mütze Schlaf zu bekommen, erklang die leicht verzerrte Stimme meiner geheimen Ehefrau durch das kleine Gerät.
"Guten Tag, General Skywalker. Was kann ich für Sie tun?" An ihrer Wortwahl erkannte ich gleich, dass wir nicht frei sprechen konnten. Ich musste meine Worte und Stimmlage also bedacht wählen.
"Ihnen auch einen guten Tag, Senatorin. Wie Sie sich vielleicht entsinnen, wurde ich von Count Dooku auf Geonosis verwundet. Jetzt habe ich die medizinische Erlaubnis bekommen, wieder reisen zu dürfen. Meine Gedanken schlug es sogleich zu ihrem wunderschönen Planeten, doch die Zeiten sind turbulent und ich wollte nicht unpassend bei Ihnen erscheinen." So höflich wie nur möglich und die Bedenken auf der eigenen Seite ansiedeln - eine nahezu immer funktionierende Lektion meines Meisters.
"Es freut mich sehr zu hören, dass Sie unseren Planeten so schätzen, Meister Jedi. Naboo ist eng mit der Republik und ihren Dienern verbunden, insbesondere wenn wir ihnen so viel zu verdanken haben wie in Ihrem Falle. Fühlen Sie sich also jederzeit willkommen. Wissen Sie bereits, wann mit ihrer Ankunft zu rechnen ist? Es wäre mir eine große Freude, Sie persönlich bei uns zu empfangen." Ihre weiche Stimme klang trotz der nervigen Verzerrung so wundervoll und mir fiel es nicht schwer zwischen ihren Zeilen zu lesen. Anscheinend hatte sie Zeit für mich, wollte mich sogar sehen - diese Tatsachen waren nahezu ideal.
"Ihr Empfang wäre mir eine große Ehre, Senatorin. Erwarten Sie meine Ankunft am morgigen Abend." Gespannt schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.
"Die Ehre ist ganz auf meiner Seite, General Skywalker. Bis morgen Abend", verabschiedete sie sich und beendete die Verbindung.
Voller Freude schlug mein Herz wie wild, pumpte beständig Blut durch meine Adern, wie von brünstiger Liebe angetrieben. Mir war ein breites Grinsen nicht mehr aus dem lachenden Gesicht zu waschen. Schwungvoll stand ich also auf und befestigte sogleich den kleinen Komlink wieder an meinem braunen Gürtel. Ich blickte kritisch an mir herunter. Braune hohe Stiefel, eine in diese gestopfte schwarze Hose, dazu ein schwarzer Rock aus Leder, der als oberste Schicht an meinem Oberkörper über einer langärmligen braunen Tunika und beigen Hemd lag. Obendrüber baumelte noch ein weiter, ebenfalls brauner Mantel, der die traditionelle Jedikutte vervollständigte und nur im Privaten oder zum Kampf abgelegt werden sollte. Schnell zupfte ich den braunen Überwurf zurecht, da er vom Liegen ganz verrutscht war, denn ich musste noch jemanden von meiner wiedererlangten Freiheit berichten.
Schließlich fuhr ich mir noch einmal prüfend durch das wilde Haar, ehe ich mein beschauliches Quartier verließ, um mich auf den Weg zum hohen Rat zu machen. Zwar sahen sie unangemeldete Besucher gerade jetzt in Kriegszeiten als unerwünscht an, doch ich musste nur einen einzigen von ihnen nach der Sitzung abpassen, um über meine Genesung zu erzählen. Eigentlich war es äußerst untypisch, dass ein x-beliebiger Jedi von seinem Gesundheitszustand zu informieren hatte, aber nach dem meinerseits unerfreulichen Zusammentreffen mit dem Count hatten sie diese besondere Maßnahme angeordnet. Zugegeben, dass ich von dieser blamierenden Ausnahme pikiert war, hatten sie schnell erfahren, aber eine solche Demütigung, einen Jedi-Ritter wie einen höchst gefährdeten Jüngling zu behandeln, konnte bei mir nur bitter aufstoßen. Und jetzt hatte ich gute Miene zu bösem Spiel zu machen, dazu noch wie ein Rancor im Käfig den Tempel nicht verlassen zu können hatte meinem Stolz wirklich den Rest gegeben. Schließlich war ich nicht ihr Haustier, sondern ein ernsthaft zu betrachtender Ebenbürtiger ihrer Reihen - wenn nicht sogar noch mehr, wie mein unterstützender Freund, Kanzler Palpatine oft zu sagen pflegte. Dass ich besonders war, konnten die Jedi nicht leugnen. Trotzdem taten es viele von ihnen. Mit dem kläglichen Versuch mich zu beruhigen, setzte ich meinen Weg durch die geschmückten Hallen des Tempels fort...
Es geht weiter! Über Feedback und Votes würde ich mich sehr freuen :)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro