Junho war den ganzen Weg über natürlich bei mir und so wie ich mich kannte, konnte ich es nicht sein lassen und fragte somit den Kleinen aus.

"Du Junho...?", fing ich an und schluckte, als er zu mir raufsah.

"Hast du... nur geträumt, dass Taehyung meine Stirn geküsst hat oder hast du es wirklich gesehen?", fragte ich und er schien glücklich darüber, mir die Geschichte erzählen zu können.

"Also als Taetae heim kam, ging er zu dir ans Sofa und dann hat er ein bisschen was gesagt und dir dann einen Kuss auf die Stirn gegeben. Das ist wirklich passiert!", rief er zum Schluss und ich musste anfangen, wie wild zu grinsen.

"Was hat er denn gesagt dabei?", hakte ich weiter mach, doch zu meinem Pech wusste es Junho nicht mehr.
"Zum Schluss hat er dann "Es tut mir Leid, Jungkook" gesagt", teilte er mir noch mit und lippenbeißend sah ich wieder in der Gegend rum, während ich überlegte.

Wir sprachen sonst nicht mehr viel und angekommen im Kindergarten, wurde Junho sogar von ein paar seiner neu gewonnenen Freunden begrüßt und mit sich gezogen.

Samt meinem wunderschönen Apfelshirt setzte ich mich wie immer in meine Ecke und schlief dort halb ein.

In meinem Halbschlaf dachte ich an Taehyung und seinen vermeintlichen Kuss.

Ich wollte ihn irgendwie darauf ansprechen, doch ich wusste nicht wie.
Nachdem wie er heute morgen darauf reagiert hatte, sollte ich es vermutlich lieber lassen.

Ich saß also dort den ganzen Vormittag und musste ab und an bei irgendetwas helfen.

Als es aber schließlich Mittag wurde, bekam ich wieder eine richtige Aufgabe.

Während die anderen Kinder alle zu dem Speisesaal gingen, klebte sich Junho immer mehr an mich, bis er schließlich seine Hand an meinem Oberarm hatte.

Ich drehte mich zu ihm, musterte sein unsicheres Gesicht und seufzte tief aus.

"Was ist denn los, Kleiner?", fragte ich einfach mal und er zog die Luft ein.
"Ich... Ich hab wieder keinen Hunger", murmelte er diese Antwort, die ich mir schon fast denken hätte können.

Die ganze Horde, plus den Mitarbeitern war im Esssaal und somit konnte ich ungestört mit Junho reden.

"Du weißt aber, dass man essen muss, um groß und stark zu werden", versuchte ich ihn mit diesem typischen Satz zu motivieren aber das konnte man vergessen.

Bei dem Thema Essen war er heute irgendwie noch sensibler als sonst.

"Nein, ich mag nichts. Erst, wenn Taetae was isst".

Für mich war es wirklich heftig, wie sehr sich ein sechs-jähriges Kind auf soetwas versteifen konnte. Wie sehr sich das in seine Psyche eingebrannt hatte, erst etwas zu essen, wenn es der große Bruder auch tat.
Und diese psychische Belastung realisierte er sicherlich kaum.

Wie denn auch, er war ja noch ein Kind.

Egal was ich sagte oder tat, er weigerte sich, zu dem Saal zu gehen und somit mussten wir beide den Tisch hinterher wieder säubern.

Aber nicht nur Junho's Verweigerung beschäftigte mich.

Taehyung kam mal wieder viel zu spät und zu aufgebracht beim Kindergarten an, als er seinen Bruder abholen wollte.