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"Wartet hier auf mich" bemerkte Harry gedankenverloren während er seinen Unsichtbarkeitsumhang hervorzerrte. Gut, dass er diesen nicht in seinen Koffer gepackt, sondern für die Zugfahrt bei sich behalten hatte. Wer wusste schon, wann es eine bessere Gelegenheit geben würde, etwas über Malfoys herauszufinden.
"Harry, was-?" setzte Ginny noch an zu fragen, doch Harry zog sich den Umhang bereits über die Schultern und folgte Zabini dann schnell bis zum Abteil der Slytherins. Nach den einschläfernden Erzählungen Slughorns, weckte ihn das immerhin wieder auf.
Gerade rechtzeitig, bevor Zabini die Türe schließen wollte, stellte Harry seinen Fuß in diese und verzog das Gesicht unter dem Umhang, als der Slytherin die Türe immer wieder dagegen rammte. Glücklicherweise verrutschte der Umhang nicht.
"Was ist denn los mit dem Ding?" fragte Zabini und versuchte erneut, die Schiebetüre zu schließen. Dieses Mal griff Harry allerdings nach dieser und schob sie ruckartig auf. Zabini landete in Gregory Goyles Schoß und Harry schob sich bei dem entstehenden Chaos ins Abteil. Da Zabini schon wieder dabei war, sich aufzurichten, stieg Harry auf den noch freien Sitz neben Vincent Crabbe und griff nach dem Gepäckfach.
Unglücklicherweise, flatterte sein Umhang bei dem Schwung auf und machte seine Knöchel und Füße sichtbar. Obwohl Harry sie so schnell wie möglich einzog, meinte er für einige wenige Momente ausgerechnet Malfoys Blick zu bemerken. Als er sicher in der Gepäckablage saß und Malfoys Blick suchend über diese huschte, griff er nach seinem Zauberstab. Immerhin musste er bei dem Geschrei, dass Goyle und Zabini verursachten nicht leise sein. Außerdem hatte es zumindest auch Parkinson, auf deren Schoß Malfoy lag, und Crabbe abgelenkt.
"Raus!" schnitt Malfoys Stimme allerdings kalt und unerbittlich durch das Durcheinander und ließ die beiden Streithähne verstummen. "Was ist denn los?" fragte Pansy verwirrt, während Crabbe und Goyle schon auf dem halben Weg zur Türe waren. Die beiden wurden schließlich auch seit mindestens fünf Jahren darauf konditioniert Malfoys Wünsche zu erfüllen.
"Raus, lasst mich alleine. Ich habe was zu erledigen und werde mich nicht wiederholen" erklärte der Malfoy dann und warf der Braunhaarigen einen mahnenden Blick zu. Harry umgriff seinen Zauberstab ein wenig fester, als die anderen Slytherins schließlich murrend aus dem Abteil traten und Draco ihm den Rücken zudrehte um die Türe ordentlich zu schließen und den Sichtschutz herunterzurollen. Harry, der nicht gerade beim herunterklettern sein wollte, wenn Malfoy sich umdrehte, nahm langsam den Umhang von seinem Kopf, ließ ihn allerdings um seine Schultern geschlungen.
Als Malfoy sich mit verbissener Miene und seinem Zauberstab in der Hand umdrehte, stockte der Blondschopf einige Momente. Sein Blick schien irgendwo neben Harry zu hängen, was ihn ein wenig verwirrte. Als er selbst dorthin sah, bemerkte er nichts.
"Was willst du hier, Potter?" fragte der Malfoy schließlich, als er sich gefangen hatte. Harry drehte sich schnell wieder zu ihm um. "Möchtest du angeben, dass Slughorn dich eingeladen hat? Oder dich für die Begegnung bei Madam Malkins rächen?" wollte der Malfoy wissen während er verächtlich das Gesicht verzog.
Harry schüttelte den Kopf während er Malfoy musterte. Das schmale Gesicht war noch ausgehöhlter geworden und Harry hatte das Gefühl, dass ihm die Roben aus dem letzten Jahr inzwischen zu groß wären. "Nee, hattest ja Recht. Dumbledore wird nicht immer da sein, um auf mich aufzupassen" erklärte Harry und schenkte dem abgehobenen Blondschopf ein Grinsen, dass ihn ziemlich aus der Bahn zu werfen schien.
"Bist du deswegen hier? Wegen Dumbledore?" fragte Malfoy und wurde noch einige Nuancen blasser.
"Ja. Ich will nicht, dass du ihn tötest" erklärte Harry und Malfoy griff seinen Zauberstab noch ein wenig fester. Also hatte der alte Mann tatsächlich Recht gehabt, Malfoy würde tatsächlich versuchen ihn zu töten.
"Wer will mich davon abhalten? Du?" fragte Malfoy und schon wieder glitt sein Blick auf die Stelle neben ihm. Harry wusste nicht, was daran so spannend war.
"Also, wenn du dich unbedingt duellieren möchtest, dann hab ich nichts dagegen" erklärte Harry und zuckte mit den Schultern als er erkannte, dass Draco sogar noch ein bisschen angespannter wurde. Sie wussten beide, dass er haushoch gewinnen würde. "Aber eigentlich, wäre mir ein Deal lieber" schlug Harry vor und lächelte Malfoy an. Es fühlte sich falsch an, dass bisher noch keine einzige Beleidigung zwischen ihnen gefallen war.
"Ein Deal?" fragte Malfoy und bemühte sich um einen möglichst herablassenden Ton. Fast gelang es ihm fast. "Und wie genau stellst du dir das vor? Du hast nichts, was ich brauchen könnte."
"Doch, und wie. Ich hab die Möglichkeit jederzeit an Dumbledore ran zu kommen - der Auserwählte und so. Und einen viel besseren Grund, ihn zu töten als du" erklärte Harry und sah selbstgefällig dabei zu, wie Malfoys Fassung fast vollständig dahinschwand.
"Du willst Dumbledore töten? Du? Sein goldener Junge? Warum?" unterbrach Malfoy ihn und schien dabei so überrascht, dass er sogar vergas, seinen Zauberstab auf Harry zu richten. Also ließ Harry seinen ebenfalls sinken.
"Er ist schuld an allem. Also will ich ihn töten. Es darf aber niemand wissen, immerhin will ich nicht, dass die Zauberergesellschaft Angst vor mir hat" erklärte Harry, der den Rückhalt zwar nicht zwingend brauchte, allerdings wusste das er einiges einfacher machen würde. "Mein Deal sieht also folgendermaßen aus: Ich töte Dumbledore bis spätestens Ende des Schuljahres heimlich und sage dir Bescheid, sodass wir es aussehen lassen können, als wärst du es gewesen und du - schuldest mir dafür einen großen Gefallen, den ich irgendwann einlösen werde" schlug Harry vor. Einen Gefallen bei Malfoy gut zu haben, würde sicherlich nicht schaden auch wenn er momentan noch nicht wusste, wofür er ihn brauchen würde.
"Woher soll ich wissen, dass du es ernst meinst?" fragte Draco, noch immer misstrauisch. Harry konnte es ihm nicht wirklich verdenken.
"Wie würdest du mir glauben? Wie soll ich dir beweisen, dass ich Dumbledore tot sehen will?" fragte Harry und zuckte mit den Schultern während er sich nun doch traute, sich zu bewegen und langsam von der Gepäckablage kletterte. Malfoys Blick folgte ihm, doch er hob seinen Zauberstab nicht.
"Erklär mir, wann deine Magie so mächtig geworden ist" verlangte Malfoy dann auf einmal, während Harry von der Sitzfläche sprang. Mit gerunzelter Stirn, sah er zu dem Blondschopf, der noch immer auf diese Stelle neben ihm starrte.
"Warte, du kannst meine Magie sehen? So richtig?" fragte er während er zu gerne wissen wollte, wie sowas aussah. Ähnlich wie der goldene Schimmer, den er um das Haus der Weasleys herum wahrgenommen hatte? Oder mehr wie die weißen Fäden um Dumbledores Handgelenk? Oder sah Magie bei jeder Person anders aus? Vielleicht lag der Unterschied auch in der Art der Magie?
"Ich kann magische Auren wahrnehmen. Ungefähr ein Prozent der Zauberer können das ab Geburt. Durch Übung kann man es allerdings lernen, gerade in der Ausbildung zum Heiler wird man darauf trainiert. Ich kann es seit Geburt" gab Malfoy an, es klang allerdings mehr so, als würde er es aus Gewohnheit tun.
"Cool. Kann man auch Zaubersprüche sehen? Also wenn man einen Schutzzauber ausspricht und sieht, wie er sich verbreitet?" fragte Harry, der unbedingt wissen wollte, was im Sommer passiert war. "Ja. So mächtige Zauber wie manche Schutzzauber kann man recht schnell sehen. Kleinere Sprüche brauchen mehr Training. Sowas tritt oft auf, wenn die eigene Magie mächtiger wird. Also, was hat es bei dir ausgelöst?" fragte Malfoy erneut während Harry jedes von dessen Worten in sich aufsog.
"Es hat ziemlich direkt nach den Geschehnissen im Ministerium und meinem Gespräch mit Dumbledore angefangen" überlegte Harry, der keinen genauen Zeitpunkt benennen konnte. Es war ihm zwar erst bei seinem Einbruch in Snapes Büro aufgefallen, aber da sie keinen Unterricht mehr gehabt hatten und er einen Großteil seiner Zeit im Krankenflügel verbracht hatte, hatte er kaum Magie benutzt.
"Es könnte mit meinem Beschluss zusammenhängen, Dumbledore zu töten" überlegte Harry schließlich und sah zu Malfoy, welcher langsam nickte. "Viele Zauberer und Hexen erleben das, wenn sie sich der dunklen Magie zuwenden oder öffnen" erklärte Malfoy nur kurz, ehe der Blick des Blondschopfes sich wieder fokussierte und Harry ein weiteres Mal genau musterte.
"Deal. Wenn du es vor mir schaffst und möglich machst, dass es nach mir aussieht, schulde ich dir einen Gefallen" stimmte Malfoy dann ohne weitere Überzeugungsarbeit zu und überraschte Harry fast ein wenig.
"Okay, perfekt. Ich schaffe es definitiv vor dir." stimmt er schnell zu und grinste Malfoy knapp an. "Dann gehe ich jetzt wohl" kündigte er noch an und zog sich seinen Umhang wieder über den Kopf. Malfoy nickte nur und hielt ihm dann die Türe auf wobei er gleichzeitig auch die anderen Slytherins, die sinnlos im Flur gestanden hatte, wieder hereinließ. Gut, dass die Abteile schallgedämmt waren.
—
"Und was hast du jetzt damit vor?" fragte Hermine, nachdem sie ihre Schmollerei bis nach dem Abendessen überwunden hatte. Es gefiel ihr nicht, dass Harry besser abgeschnitten hatte als sie und damit den Felix Felicis von Slughorn gewonnen hatte. Was er, ohne die Notizen im Buch, auch niemals geschafft hätte. Doch dafür fand Slughorn ihn nun absolut klasse und das konnte ihnen nur gelegen kommen.
"Ein bisschen nehme ich vor der nächsten Stunde Zaubertränke, vielleicht hilft es mir, ihm die Erinnerungen zu entlocken. Mit dem Rest - mal schauen" meinte Harry und zuckte mit den Schultern.
"Wir könnten einen Teil nehmen und in die Bibliothek gehen, dann finden wir vielleicht leichter raus, womit wir Horkruxe zerstören können" schlug Ron vor und warf Hermine, die sich tief über ihren Aufsatz beugte einen Schokofrosch zu.
"Das ist gut, lasst uns das machen sobald ich Slughorns Erinnerung habe. Nicht, dass sonst nicht mehr genug da ist" schlug Harry vor und grinste die beiden anderen an.
Hermine nickte nur bevor sie mit einem Mal ihre Feder zur Seite legte und entschlossen zu Harry sah. „Bist du sicher, dass es eine gute Idee ist einfach blind Anweisungen aus einem Buch zu befolgen? Du weißt nicht, von wem es überhaupt ist! Es könnte gefährlich sein" fragte Hermine während Harry mit den Schultern zuckte.
„Meinetwegen kann ich damit aufhören, sobald ich Slughorns Erinnerungen habe. Aber solange das Buch mir hilft, bei ihm gut dazustehen, macht es nur Sinn es zu benutzen. Du weißt, dass wir diese Erinnerung brauchen. Es sei denn, dir fällt ein Weg ein, wie wir Voldemort die Zahl der Horkruxe entlocken sollten?" fragte Harry während er mit den Schultern zuckte. Seit dem Vorfall mit Sirius, hatte sich Voldemort aus seinen Gedanken vollkommen ferngehalten und Harry war wirklich froh darüber. Er konnte seine Gedanken schließlich noch immer nicht wirklich schützen. Vielleicht sollte er auch das langsam lernen.
„Nein, tuts nicht. Mir gefällt das trotzdem nicht" erklärte Hermine während Harry leicht mit den Schultern zuckte. „Wenn es dich beruhigt, können wir versuchen den oder diejenige zu finden" meinte Harry woraufhin Hermine nickte.
„Gut, das versuchen wir. Schaden kann es auf keinen Fall. Aber ihr beide solltet langsam wirklich mit euren Hausaufgaben anfangen, ihr habt so gut wie nichts erledigt bisher" erklärte Hermine dann woraufhin Ron gequält aufstöhnte. Sie hatten schon wieder einiges an Hausaufgaben, doch genauso wie Ron hatte Harry wirklich keine Lust diese zu erledigen. Egal wie groß der Stapel wurde.
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Grinsend warf Harry die zerdrückte Schrumpelpflaume in seinen Trank und sah dabei zu, wie dieser von unten heraus den absolut perfekten Blauton bekam, der im Buch beschrieben war. Genau der Ton, den das Meer in Filmen immer hatte, das Blau von glasklaren Bergseen durch welche man förmlich hindurchsehen konnte. Und mit einem Mal, schwamm ein kleiner Goldfisch in Harrys Trank und er bemerkte gerade noch, wie er seinen Zauberstab weglegte.
„Und was haben sie für mich, Harry?" fragte neben ihm Slughorns dröhnende Stimme und riss Harrys Aufmerksamkeit ein wenig von seinem Trank weg. Der Felix in ihm, hielt es für eine wundervolle Idee ein wenig melancholisch auszusehen und Harry kam diesem Geistesblitz nur zu gerne nach.
Slughorn hatte sich gerade, nachdem er Hermines Trank Wohlwollend betrachtet hatte, ganz ihm zugewandt und beobachtete erst die feinen, silbernen Dämpfe über seinem Kessel ehe er den kleinen Fisch bemerkte und sich das Gesicht des Professors fast schon schmerzhaft verzog.
„Ein perfekter Trank, ein weiteres Mal. Meine Glückwünsche Mr. Potter. Spätestens jetzt kann ihnen wohl niemand die Ähnlichkeit zu ihrer Mutter absprechen" bemerkte Slughorn und folgte dem Fisch, der gemächlich seine Runden drehte, mit seinem Blick. Seine Augen schienen fast ein wenig wässrig zu sein. „Ihre Mutter tat das auch immer, eine feine Schülerin. Ich fand es immer ganz bezaubernd - vor allem, als sie mir zu ihrem Abschluss ebenfalls einen der Fische schenkte. Ein feines Stück Magie und eine sehr liebe Geste..." erzählte Slughorn vor sich hin während Harry ihm an den Lippen hing. Hätte er diesen Aspekt seiner Mutter ohne den Felix Felicis je kennengelernt? Nicht einmal die glückliche Zuversicht, welche ihm der Trank verlieh, konnte dieses seltsam drückende Gefühl in seiner Brust eindämmen. Er war sich fast sicher, dass Slughorn weiter von ihr erzählen würde, als der Professor erneut Luft holte, doch irgendwo klapperte eine Waage und der Professor schüttelte nur seinen Kopf und sah dann wieder zu Harry.
„Ausgesprochen gut. Sagen wir 20 Punkte für Gryffindor für diesen perfekten Trank und jeweils 10 Punkte für Mrs. Granger und Mr. Malfoy für den nächstbesten Platz" verlieh Slughorn dann, schien in Gedanken allerdings noch immer in der Vergangenheit zu schwelgen.
„Nun, die Stunde ist beendet. Bitte packen sie ihre Sachen zusammen" entließ sie der Professor dann während Harry das Gefühl hatte, noch etwas bleiben zu müssen. Er war hier noch nicht fertig.
„Geht schonmal vor" erklärte Harry als Hermine und Ron ungeduldig dabei zusahen, wie Harry seine Sachen langsamer einpackte als die anderen Schüler.
„Dann... bis später?" fragte Ron fast schon während Harry nickte. „Bis später" erklärte er und sah den beiden hinterher, als sie den Klassenraum verließen. Nur noch Ernie MacMillan war dabei, seine übrigen Zutaten in den Schrank zu räumen, als Harry sich seinen Weg zum Lehrerpult bahnte.
Slughorn wischte sich gerade mit einem Taschentuch über die Wangen und Harry konnte schwören, dass Slughorn einige Tränen geweint hatte.
„Professor?" fragte Harry schließlich, als Ernie aus der Türe trat und seine Schritte auf dem steinernen Gang schnell leiser wurden.
„Harry, mein Junge! Verzeih mir, dass ich so die Fassung verloren habe. Diese Geste hat nur ganz alte Erinnerungen wieder geweckt, Erinnerungen die ich längst vergessen glaubte!" erklärte Slughorn sich und drehte sich nach einigen Momenten zu Harry um, mied allerdings den Blick in seine Augen.
„Bitte, entschuldigen Sie sich doch nicht, Professor. Sie waren der erste, der mir etwas Spezielles über meine Mutter erzählen konnte, wissen Sie? Die meisten Leute sprechen immer über meinen Vater und natürlich erfahre ich auch gerne etwas über ihn, aber meine Mutter... das Einzige, was ich über sie weiß, ist, wie sie gestorben ist" vertraute Harry dem Professor an und hatte dabei das Gefühl, dass diese Sätze bei Slughorn sicherer waren, als bei jedem sonst.
„Oh Harry, wie tragisch! Ihre Mutter war eine wundervolle, junge Frau voller Lebensenergie und Freude! So intelligent und begabt und dennoch nie abgehoben, stand immer über den Häuserkabbeleien und hat ihr Bestes getan ihre Mitschüler zu unterstützen" schwärmte Slughorn und sah Harry nun doch in die Augen. Harry sah, dass nicht nur seine Augen in Tränen schwammen während er jedes von Slughorns Worte an einem sicheren Ort in sich abspeicherte. „Sie war Vertrauensschülerin und hat diese Aufgabe sehr gut bewältigt, wurde sogar Schulsprecherin! Vollkommen verdient, selbstverständlich. Kein vernünftiger Mensch hat ihre Mutter nicht gemocht, seien sie sich dessen bewusst! Und ihr heldenhaftes Ende - die Zeiten damals haben viel gefordert, doch ausgerechnet das... Ihre Mutter hätte es so weit bringen können" sprach Slughorn weiter und musste sich räuspern, damit seine Stimme nicht wegbrach.
„Professor, wissen Sie, wie genau sie gestorben ist? Was in jener Nacht passiert ist? Ich habe das Gefühl, Sie verdienen die Wahrheit" erwiderte Harry, der ebenfalls einige Momente gebraucht hatte um seine Stimme wiederzufinden. Es tat gut zu wissen, dass er nicht die einzige Person war, die Lily vermisste. Natürlich war da Professor Lupin, der sie gekannt hatte, doch vorrangig war es Lupin meistens um seinen Vater gegangen.
„Oh Harry, sie müssen doch nicht darüber sprechen, wenn es zu viel ist, verstehe ich es vollkommen" wollte Slughorn zuerst abwiegeln, doch der Zaubertrank drängte ihn dazu, es sich von der Brust zu sprechen.
„Professor, wissen Sie, mein Vater ist zuerst gestorben - hat versucht Voldemort alleine und unbewaffnet aufzuhalten um uns zu schützen, doch meine Mutter, sie war die wahre Heldin" erklärte Harry und ignorierte das Hicksen Slughorns als Voldemorts Name fiel. „Sie hat sich vor mich gestellt, Voldemort hat ihr angeboten weiterleben zu dürfen, wenn sie nur zur Seite ginge und ihn zu mir vorlassen würde. Doch meine Mutter, sie ist geblieben und hat sich für mich geopfert. Alleine deshalb habe ich überleben können, wissen Sie? Ohne meine Mutter wäre ich damals gestorben" erzählte Harry und sah, wie Slughorn nun vollkommen die Beherrschung verlor und versuchte, es durch herzhaftes Schnäuzen hinter seinem Taschentuch zu verstecken. Ein Glück, dass er heute in der letzten Stunde Zaubertränke hatte und keine Schüler nachkamen.
„Oh Harry, sie haben ja keine Ahnung, wie gut das zu ihr passt! Sie hat sich schon immer vor die Hilflosen gestellt - und vor ihren eigenen Sohn!" brach es aus Slughorn heraus, welcher ein weiteres Mal tief schnäuzte und dann zu Harry aufsah. Unbeholfen legte er ihm seine Hand auf den Arm und drückte leicht zu.
„Lily wäre sicher sehr stolz auf sie und darauf, dass sie ihr Opfer nicht umsonst sein lassen!" erklärte Slughorn voller Zuversicht und Harry sah die perfekte Gelegenheit.
„Ich versuche es wirklich, Professor. Ich möchte alles tun, damit ihr Opfer nicht umsonst war. Doch um das zu tun, was getan werden muss, fehlt mir noch ein winziges Bruchstück" kündigte Harry an und holte tief Luft, als würde es ihn jede Überwindung kosten, weiterzusprechen. Dabei machte der Felix - oder seine neuentdeckte Unverfrorenheit - es unfassbar einfach. „Dieses Bruchstück ist eine einzige Erinnerung, eine, die nur Sie mir geben können, Professor" schloss Harry und sah den älteren Mann bittend an.
„Dumbledore hat Sie geschickt, nicht wahr?" fragte Slughorn dann und schien auf einmal deutlich missmutiger zu sein. Zügig war die Hand des Professors von seinem Arm verschwunden. Schnell schüttelte Harry den Kopf.
„Nein, Dumbledore hat hiermit nichts zu tun. Und falls sie mir diese Erinnerung geben, die Einzige, die Lily's Opfer rechtfertigen würde, wird er sie niemals zu sehen bekommen! Aber ich bitte Sie, Professor" erklärte Harry schnell und griff mit beiden Händen nach der des Mannes um ihn von den bitteren Gedanken an Dumbledore abzulenken. „Bitte ermöglichen Sie es mir, ihr Andenken so zu bewahren! Geben Sie mir die Möglichkeit, die Aufgabe für die ich dank ihr überlebt habe zu vollenden!" forderte Harry und sah Slughorn dabei direkt an ohne genau zu wissen, was sein Gesicht tat. Doch was immer es war, es bewegte Slughorn dazu, wieder ganz weich zu schauen.
„Sie sind tatsächlich der Auserwählte, nicht wahr?" fragte er und griff derweil bereits nach seinem Zauberstab. Harry nickte nur und sah dabei zu, wie sein Professor die silberne Erinnerung in eine Viole zog und diese fest verschloss.
„Passen sie gut darauf auf, Harry" erklärte Slughorn und legte sie sanft in Harrys Hand. „Das werd ich, Professor, versprochen."
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