18
„Wie seid ihr an die ganzen Sachen gekommen?" fragte Malfoy während sie in der Mädchentoilette im zweiten Stock dabei waren das große Paket der Apotheke auszupacken. In verschiedensten Tiegeln, Papiertüten und Glasfläschchen hatten sie sämtliche verbotene und begrenzte Zutaten bekommen, die sie brauchten.
„Wir haben Dumbledore sein Siegel geklaut, damit stehen uns praktisch alle Türen offen" erklärte Harry und grinste Malfoy kurz an. Da Malfoy inzwischen ohnehin von praktisch allem wusste - nur von ihrer Vermutung das ein Horkrux im Verlies seiner Tante war und sie mit seiner Hilfe dort einbrechen wollten nicht - war auch das jetzt eigentlich egal.
„Natürlich" bemerkte Malfoy auch nur als wäre er kein bisschen überrascht, dennoch klang etwas beeindrucktes mit. Der Blondschopf schaffte es nicht, seine Augen von den Zutaten zu trennen. Wann immer Hermine irgendwas auspackte und auf ihrer Liste abhakte, nahm es sich Malfoy direkt und begutachtete die Zutaten mit geschultem Auge. Harry bezweifelte, den Malfoy jemals so leidenschaftlich und begeistert bei etwas gesehen zu haben. Die Augen des anderen schienen nur so zu glänzen.
„Okay, es ist alles dabei!" erklärte Hermine schließlich und stellte dann die leere Verpackung auf den feuchten Boden. Malfoy untersuchte derweil weiterhin all die Zutaten ausführlich während er diese nach seiner Begutachtung fein säuberlich sortiert wegstellte. Harry fühlte sich etwas ignoriert - sonst schien Malfoys Blick beim Brauen ständig in seine Richtung zu gleiten.
„Das muss ein Vermögen gekostet haben" meinte Malfoy schließlich ehe er auch die letzte Zutat wegstellte. „Schon Legal sind die Preise für diese Zutaten horrenden" meinte er und schüttelte leicht den Kopf.
„Deine Großtante Walburga hat dafür liebend gern bezahlt" erklärte Harry und schmunzelte über den Gedanken darüber, wie das Porträt der schrecklichen Frau reagieren würde, während Malfoy nur nickte und weiterhin auf den Zutatenhaufen sah. Er schien fast so, als würde er den Mut für etwas suchen, ehe er sich Hermine zuwandte.
„Habt ihr die genaue Menge bestellt oder bleibt etwas übrig?" fragte der Malfoy schließlich woraufhin Hermine nickte. „Es ist die doppelte Menge, falls wir neu anfangen müssen oder sonst etwas schiefgeht" erklärte sie woraufhin der Malfoy nickte und tief durchatmete.
„Falls das nicht nötig ist und der Trank so funktioniert, kann ich dann die Reste haben? Es ist wirklich schwer an manches davon in dieser Qualität ranzukommen - ich möchte nur einiges ausprobieren, keine derartigen Tränke brauen" erklärte Malfoy direkt, als würden sie sofort erwarten, dass er sich einen eigenen Horkrux schaffen würde. Vor einigen Wochen hätte Harry ihm das auch noch fast zugetraut - jetzt glaubte er allerdings eher das Malfoy die Zutaten in seinem Zimmer aufreihen wollte um sie ständig anzusehen.
„Meinetwegen, wir können jederzeit mehr bestellen" gab er schließlich sein Einverständnis und grinste selbstzufrieden, als Malfoys Blick endlich wieder auf ihm lag anstatt auf den Zutaten.
„Danke" erklärte der Blondschopf und sah dann schnell wieder zurück zum Tisch, die Wangen wieder in ein leichtes rosa gefärbt.
—
„Was machst du denn hier?" fragte Harry. Es war kurz vor der Nachtruhe und er wollte den Trank nur noch kurz überprüfen - nachdem Hermine ihm ganz genau beschrieben hatte wie er gerade aussehen musste. Was bei ihm auf jeden Fall notwendig war.
Doch statt das die Toiletten in zweiten Stock verlassen dalagen, beugte sich Malfoy über den Kessel und zuckte ertappt zusammen als Harrys Stimme ertönte. Etwas Grünes rieselte von einem Silberlöffel welchen Malfoy über den Trank hielt.
„Ich wollte nur nochmal nach dem Trank schauen" erklärte der Blondschopf und sah dabei so ertappt aus, dass Harry es ihm nichtmal geglaubt hätte, wenn er ihm davor Veritaserum persönlich den Rachen runtergeschüttet hätte.
„Und dafür musstest du irgendwas hinzufügen?" fragte Harry misstrauisch während er hoffte, dass sie nicht wieder von vorne anfangen mussten. Der Trank war inzwischen schließlich fast fertig, er musste lediglich einige Tage köcheln bevor sie beim nächsten Neumond eine weiter Prise Silberkraut hinzufügen und den Trank abfüllen konnten. Und dann würde Harry ihn ständig dabei haben damit er ihn nehmen konnte sobald es notwendig war.
„Ich-" setzte Malfoy an ehe er verstummte und mit roten Wangen nach unten auf den Trank schaute, den Löffel noch immer gefährlich über diesen gehalten.
„Das ist nur Salbei. Ich hab alles genau berechnet und getestet, es wird keine der Attribute der restlichen Zutaten durcheinanderbringen oder so. Es sollte dir nur ein wenig mehr Kontrolle über die Trance geben" erklärte Malfoy schließlich leise bevor er tatsächlich den Rest des Löffelinhalts in den Kessel gab. Erwartungsvoll starrten sie beide in den Kessel, Harry war ohne es zu merken nähergekommen. Es tat sich nichts. Die Farbe und Konsistenz blieben genauso, wie Hermine sie beschrieben hatte.
„Warum hast du das getan? Das Rezept war bestimmt gut so, wie es ist!" fragte Harry und raufte sich die Haare wobei er schnell einen Schritt zurücktrat, damit keines davon in den Kessel fallen konnte.
„Das Rezept ist uralt! Ich hab zwar keine Ahnung, wo ihr es herhabt, aber ich kann dir versichern das an diesem Trank nicht aktiv geforscht wird und offensichtlicherweise Verbesserungspotenzial besteht!" verteidigte sich der Malfoy, welcher den Löffel zur Seite legte und dann die Arme vor der Brust verschränkte.
„Und warum solltest du ausgerechnet jetzt Interesse daran haben, den Trank zu verbessern?" fragte Harry während er noch immer nicht glauben konnte, dass das die ganze Geschichte war. Nicht bei Malfoy, vor allem wenn er das nicht mal mit Hermine besprach oder so. Wobei das vermutlich zu nichts geführt hatte, so wundervoll wie seine beste Freundin auch war, sie war nicht unbedingt gut darin, zu improvisieren und generell nicht der Meinung, dass etwas das in einem Buch stand angezweifelt werden sollte. Das galt nur für Zeitungen.
"Generell, warum uns überhaupt so aktiv helfen? Was hast du davon? Ich würde Dumbledore so oder so töten, egal ob das hier klappt" wollte Harry wissen während er die Arme vor seiner Brust verschränkte. Seit Anfang dieses Jahres benahm sich Malfoy immer seltsamer - war umgänglicher und beleidigte sie nicht mehr, schien sich öfter sogar zu schämen und war jetzt auch noch seltsam hilfsbereit. Außerdem errötete er ständig. Auch jetzt wieder, während der Blondschopf seinem Blick auswich und ebenfalls seine Arme verschränkte.
Nach einigen Momenten Stille, in welcher Draco nachzudenken schien, atmete er laut aus - als würde er aufgeben.
"Ich möchte eben nicht das du stirbst! Ist das so schlimm?" warf ihm der Blondschopf fast schon beleidigt entgegen ohne Harry überhaupt eine Möglichkeit zu geben zu reagieren.
"Ich wusste doch du könntest niemanden töten! Wenn du nichtmal möchtest das ich sterbe obwohl du mich nicht ausstehen kannst" meinte Harry grinsend und fing sich damit tatsächlich einen wütenden Blick ein.
"Als würde es mir darum gehen! Bist du so dämlich oder tust du nur so?" fragte der Malfoy, seinem erschrockenen Blick nach bevor er über diese Worte nachgedacht hatte. Etwas von dem er nach den letzten eineinhalb Monaten wusste, wie selten es vorkam.
"Worum geht es denn dann bitte?" fragte Harry und warf Malfoy einen provozierenden Blick zu. Wenn es sich irgendwie vermeiden ließ, dann wollte Harry ihm keine Zeit geben um über seine Antwort nachzudenken.
"Ich mag dich verdammt" platzte es dann schließlich aus Malfoy heraus, ganz untypisch ohne jede Zurückhaltung. "Was denkst du denn, warum ich dir mit dem Leben meiner gesamten Familie vertraue? Ich hab die letzten fünf Jahre dabei zugesehen, wie du selbst die unmöglichsten Dinge mit Leichtigkeit schaffst! Du hast mit zwölf einen Basilisken getötet, nebenbei noch einen Horkurx des dunkelsten Zauberers dieses Jahrhunderts zerstört und mit vierzehn das trimagische Turnier gewonnen. Und egal wie sehr ich versuche da auch nur annähern dranzukommen, egal wie viel ich lernen, egal wie sehr ich dir zuschaue - ich werde das niemals schaffen. Ich schaffe es ja nichtmal, dich nicht zu mögen. Immer dann, wenn es zählt, versage ich. Ich enttäusche meinen Vater seitdem ich auf Hogwarts bin, selbst wenn er es mir nicht sagt, muss es so sein und jetzt ist er in Askaban und ich würde wieder scheitern und niemand wäre überrascht. Selbst Snape traut es mir ja nicht zu das hier zu schaffen. Und du hast einfach so einen Plan und alles sieht so einfach aus und du hast alles unter Kontrolle, wenn ich es nichtmal bei meinen Gefühlen schaffe, weil du einfach immer überall bist!"
Malfoy stand inzwischen schwer atmend vor ihm, die Hände zu Fäusten geballt und schien sich jetzt, wo er eine Pause machte und ihm klar wurde, was er gerade sagte, so klein wie möglich zu machen. Langsam löste er seine Fäuste, schüttelte seine Hände aus, erlaubte es sich kurz mit Daumen und Zeigefinger über seine Augen zu fahren ehe er sich aufrichtete und zusammenriss.
"Also lass mich das hier für dich tun ja? Ich kann dein Überleben wenigstens um dieses bisschen leichter machen" erklärte er leise und erschöpft klingend bevor er von dem Kessel zurücktrat und den Spruch erneuerte, der verhinderte das irgendwas versehentlich in den Trank fallen konnte.
"Wenn du nicht glaubst, dass er noch so ist wie er sollte, kann Granger sich das anschauen - es ist aber wirklich nicht schädlich" versicherte Malfoy nochmal und war dann so schnell durch die Türe verschwunden, dass Harry nichtmal ganz entschlüsselt hatte, was der andere ihm eigentlich gesagt hatte.
--
"Denkst du, Malfoy könnte in mich verliebt sein?" fragte Harry, nachdem er sich versichert hatte, dass ihre Klassenkameraden schon tief und fest schliefen. Ron und er waren gerade mit ihren Hausaufgaben fertig geworden und hatten beschlossen schlafen zu gehen.
"Was?" fragte Ron und klang dabei so überfordert, wie Harry sich seit seiner Konfrontation mit Malfoy fühlte. Seit gestern Abend schien er einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen zu können und langsam reichte es ihm. Seit wann nahm der Blondschopf bitte so viel Platz in seinem Kopf ein?
"Ernsthaft Mate, wie kommst du darauf?" fragte Ron erneut während Harry mit den Schultern zuckte und sich auf Rons Bett setzte. Dann zog er die Vorhänge zu und belegte diese mit dem Muffliato. Trotz des Gemischs an Schnarchen und Murmeln wollte er kein Risiko eingehen.
„Er hat da so was angedeutet" meinte Harry ehe er überlegte, wie er diese Situation vorher beschreiben sollte. Etwas derartiges hatte er noch nie erlebt und er hätte auch niemals gedacht, dass es ausgerechnet mit Malfoy sein würde.
„Er hat sogar explizit gesagt das er mich mag, obwohl er es nicht will. Das klingt nicht so richtig platonisch oder?" fragte Harry während er selbst verwirrt die Stirn runzelte.
„Weiß nicht... ist von Malfoy so oder so seltsam oder?" fragte Ron woraufhin Harry ihm nicht wirklich widersprechen konnte.
„Schon. Aber es schien ihn wirklich zu beschäftigen" erklärt Harry ehe er kurz nachdachte. „Woran hast du gemerkt, dass Hermine dich mag?" fragte er schließlich. Ron grinste etwas ertappt und zuckte mit den Schultern.
„Gar nicht. Hätte sie mich nicht auf die Party gefragt, hätte ich nie etwas unternommen. Manchmal glaube ich immer noch nicht, dass sie mich wirklich mag. Sie ist so schlau und großartig und weiß so viel. Das sie ausgerechnet mich mag kommt mir fast schon unwirklich vor" vertraute Ron ihm an während Harry ihn einfach umarmen wollte. Ron war ebenfalls all diese Sachen, er wusste wirklich nicht wie dieser das nicht sehen konnte.
Und da es auch keinen Grund gab, weshalb Harry seinen besten Freund nicht einfach umarmen könnte, rutschte er etwas nach vorne, bis er Ron an sich drücken konnte.
„Das stimmt alles, Hermine ist großartig. Aber du bist es auch. Du hast es genauso verdient glücklich zu sein, nur weil du nicht im allem Hausaufgaben ein O bekommst, bist du nicht weniger klug. Ohne all die Sachen, die du über die Zaubererwelt weißt und ohne deine Fähigkeit so schnell zu denken wären wir niemals so weit gekommen. Wir hätte nichtmal das Medaillion ohne dich zerstören können - du hast uns immerhin die Kammer geöffnet" erklärte er und löste sich wieder von Ron, als dieser ihm gegen die Schulter klopfte.
„Danke Mate, hat gut getan das zu hören" erklärte Ron und grinste ihn schief an. Harry konnte ihm trotzdem ansehen, dass ihm seine Worte etwas bedeutet hatten.
„Und außerdem - wenn Hermine sich für dich entscheidet, wer sind wir um diese Entscheidung anzuzweifeln?" fragte Harry scherzhaft und zwinkerte Ron zu welcher ebenfalls grinste.
„Wenn du es so sagst..." meinte er und zuckte mit den Schultern. „Dann hab ich wohl wirklich keine Wahl."
„Aber was hast du jetzt wegen Malfoy vor?" fragte Ron dann wieder ernster woraufhin Harry etwas ratlos mit den Schultern zuckte. Es war nicht so, als hätte er je darüber nachgedacht irgendwas mit Malfoy zu sein außer irgendwas wie Rivalen. Eigentlich dachte er nicht, dass sie sich nach Hogwarts wiedersehen würden - irgendwie stach der Gedanke dennoch.
„Keine Ahnung, nichts?" meinte Harry. „Ich hab nie drüber nachgedacht irgendwas in die Richtung mit Malfoy zu haben... Ich meine, es ist Malfoy. Und auch wenn er dieses Jahr deutlich erträglicher ist als je zuvor - ich meine wann haben wir je mit Malfoy zusammengearbeitet - sehe ich das nicht so. Von dem her ist es vermutlich am einfachsten für uns alle das einfach zu ignorieren und nicht darüber zu sprechen. Und ich bin mir sicher, dass auch Malfoy darin echt gut ist" erklärte Harry während er mit Rons Bettlaken spielte. Und diese immer wieder über seinen Finger wickelte.
„Yeah, klingt nach einem guten Plan. Wir haben mehr als genug zu tun ohne diese Sache. Und wir arbeiten ja jetzt eh öfter mit ihm zusammen - falls du doch etwas von ihm willst gibt es noch genug Gelegenheiten" erklärte Ron und ließ diese ganze Sache unfassbar einfach klingen. Harry war etwas neidisch auf seinen pragmatischen Ansatz.
„Stimmt, das werde ich machen" bestätigte er erneut ehe er sich aufrichtete und Ron leicht angrinste.
„Wir sollten aber wirklich schlafen gehen, sonst können wir uns morgen nur nicht konzentrieren. Und Prüfungen sind wirklich bald" meinte er seufzten - er wünschte, er könnte sich die Prüfungen sparen. Immerhin hatte er wirklich wichtigeres zu tun. Beispielsweise den Spruch zu üben, der Feuer über Wasser brennen ließ.
„Stimmt. Und Hermine wird sich jetzt, wo Malfoy noch was reingemischt hat vermutlich ewig anschauen. Und lernen müssen wir auch noch" beschwerte sich Ron mit verzogenem Gesicht während Harry bereits aus dem Bett des anderen rutschte und den Muffliato-Zauber auflöste.
„Ich weiß, immerhin ist der Trank bald fertig" meinte Harry und zuckte mit den Schultern ehe er in sein eigenes Bett kletterte.
„Ich kann es kaum erwarten" meinte Ron mit seinem üblichen, schiefen Grinsen. Harry konnte noch den Elfjährigen vor sich sehen, der sich zu ihm ins Abteil gesetzt hatte. Die Zeit war wirklich unfassbar schnell vergangen. Und jetzt hatte er endlich die Chance, Ron noch weiter dabei zusehen zu können, wie er älter wurde.
„Ich auch" erwiderte er schließlich noch bevor er das Licht löschte, froh darüber, dass sie wohl keinen ihrer Schlafsaalkameraden geweckt hatten.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro