Du wirst es niemals wissen
Meine Sicht ist verschwommen, noch sehe ich alles nur schemenhaft. Das Einzige, was ich wirklich einigermaßen klar im Blick habe, bist du. Und du siehst mich nicht, deine wunderschönen Augen sehen durch mich hindurch, als wäre ich nur leere Luft. Keine Ahnung, vielleicht bin ich das von dir aus gesehen ja. Wahrscheinlich wirst du nie wieder von mir wissen, nie wieder von mir hören.
Du denkst, ich hätte dich im Stich gelassen und wäre einfach weg gelaufen. Warum verstehst du nur nicht, wie falsch du damit liegst? Niemals hätte ich dich verlassen können. Aber das wirst du niemals wissen.
Ich weiß nicht mehr, wer oder was ich bin. Tot. Lebendig. Diese zwei Gegensätze scheinen näher aneinander zu liegen, als je jemand vermuten konnte. Und nun bin ich gefangen zwischen Leben und Tod, dazu verdammt, dich immer und immer wieder zu sehen, obwohl ich dich nur noch los lassen möchte. Aber du, du fühlst dich alleine und von mir verlassen, und das, obwohl ich in Wirklichkeit direkt neben dir stehe. Doch das wirst du niemals wissen.
Deine verdammte Mutter ruft dich jeden Tag an, wahrscheinlich will sie dich trösten, doch ich sehe, wie Tränen in deine Augen steigen, wann immer das Telefon klingelt. Denn sie muntert dich nicht auf, sie versucht nur, die einzureden, dass die Beziehung mit mir sowieso nie etwas gebracht hätte, dass ich der größte Fehler in deinem Leben gewesen bin. Ich fühle mich von ihr verraten. Warum hat sie mir gegenüber dann immer so freundlich getan? Aber ich weiß, dass du ihr eigentlich nicht die Schuld geben kannst. Es lag an mir. Ich war zu anders, zu individuell, als dass sie es wirklich hätte akzeptieren können, dass wir ein Paar sind. Wahrscheinlich ist das sogar ihre seltsame Art, dich zu trösten. Doch das wirst du niemals wissen.
Vielleicht solltest du den ganzen Leuten einfach glauben, glauben, dass ich dich verlassen habe, dass ich nicht dazu gezwungen wurde. Denn wer glaubt dir schon? Ich weiß, dass sie nie dabei waren, wenn ich dir meine Gefühle zeigen konnte. Jetzt denken sie, ich hätte dich sitzen gelassen. Aber ich weiß, dass du es besser weißt. Irgendwann, ich weiß noch nicht wie, werde ich diese verfluchte Zwischenwelt hinter mir lassen. Ich werde in den Himmel kommen, auch wenn ich nicht weiß, ob du das jemals erfahren wirst. Und ich werde dort auf dich warten, dort, wo Frieden herrscht und wo alle gleich sind, wo Mann und Frau kaum noch unterschieden werden. Und da werde ich auf dich warten, auf dich warten bis du zu mir kommst, weit, weit in der Zukunft.
Du streichst dir eine Haarsträhne aus deinem Gesicht. Noch nie ist mir aufgefallen, wie wunderschön du bist. Die Strahlen der untergehenden Sonne malen deine Haut an, sie wirkt warm und weich und in mir keimt der Wunsch auf, sie noch einmal berühren zu können. Zu wissen, dass ich nichts mehr berühren und beeinflussen kann, dass du niemals wissen wirst, dass ich immer bei dir bin, das bricht mir fast das Herz. Du siehst so unglaublich traurig aus. Ist dein Herz gebrochen? Und hast du Zweifel an meiner Liebe zu dir?
Ich werde nicht mehr lange hier sein, ich habe das Gefühl, dass es nicht mehr lange dauert, bis ich den Himmel sehen werde. Eines muss ich dir aber noch mitteilen, etwas, das du dein ganzes noch so langes Leben nie wieder vergessen darfst, auch wenn ich dann vielleicht nicht mehr bei dir bin. Verzeih mir. Ich liebe dich. Auch wenn du das niemals wissen wirst.
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