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Pfad in den Untergrund

„Hundi!!!!!!!!"

Nicht nur du bist vollkommen aus dem Häuschen, dass Howard es tatsächlich geschafft hat, das Schloss Belli zu finden und damit auch dich. Der Schäferhund mit den treuen braunen Augen, jene Augen, die dich oft im Visier hatten. Howard ist dein Beschützer. Ein Beschützer auf vier Pfoten und mit dem riesigen Herz aus Marmor. Isabella stürmt völlig übermütig auf den Hund zu. Etwas, was in deinen Augen ziemlich unvorsichtig ist. Fremde Hunde, laute Kinder, keine gute Kombination doch Howard liebt Kinder über alles. Schwanzwedelnd sprintet er Isabella entgegen, bellt freudig und schleckt ihr über das Gesicht. Das Mädchen lacht vergnügt und du musst warm lächeln bei dem Anblick der beiden. Das Bild erinnert dich an deine kleine Schwester Mila und auch ein wenig an dich selbst, als du klein warst. Wenn du dir wehgetan hast, dann waren sowohl Hewie als auch Howard immer zu dir gekommen, um dich zu trösten mit ihrer Zunge und ihrem weichen Fell. Als Hewie alt wurde und starb, war das für dich und deine Mutter Fiona ein großer Verlust gewesen. Du hattest einen Bruder verloren, aber deine Mutter einen Seelenverwandten. Dir hat es damals das Herz gebrochen, Fiona so zu sehen und erst hast du geglaubt, auch du könntest nie wieder einen anderen Hund so sehr lieben. Das war, bevor Howard kam. Du und Howard, ihr seid nicht nur ein Herz und eine Seele, ihr SEID Seelenverwandte. Es war, als ob das Schicksal euch damals zusammengeführt hat. Das, was Fiona mit Hewie hatte, dieses Band hattest du mit Howard. Nichts würde euch trennen, bis auf der Tod. So auch jetzt. Howard würde dir helfen bei der Flucht aus dem Schloss Belli.Der Brief deiner Mutter Fiona, er bereitet dir irgendwie Sorgen. Du hast Angst um sie. Du weißt nicht genau, woher sie Lorenzo kennt. Du erinnerst dich an das Mahl im Saal, als du dem alten Greis gegenüber gesessen hast. Es war ungeheuerlich und schon da kam es dir ein wenig Spanisch vor, dass Lorenzo alles tat, nur um an Fiona heranzukommen. Die beiden waren sich bekannt, waren sich schon einmal über den Weg gelaufen, Fiona aber hat nie über ihn oder dieses Schloss gesprochen. Lorenzo wollte sich mit dir treffen mit der Absicht, dich gehen zu lassen. Dir ist klar, das ist eine List. Dieser Mann ist genauso gefährlich, wie Riccardo, vielleicht sogar noch gefährlicher. Vor beiden solltest du dich in Acht nehmen, so viel steht fest. Solltest du sie vielleicht doch zur Strecke bringen? War das deine Mission, die du zu erfüllen hast? Nein, du bist keine Mörderin. Du wirst niemanden töten, egal, was er getan hat. Du kannst niemanden umbringen, du bist nicht ansatzweise so wie Lorenzo oder Riccardo. Es muss einen anderen Weg geben.

„Isabella?", fragst du das Mädchen vorsichtig, die immer noch mit deinem Hund herumtollt. „Gibt es wirklich keinen anderen Weg aus dem Schloss hinaus?"

„Es gibt nur einen anderen, unterhalb des Schlosses", entgegnet Isabella. „Aber der ist sehr gefährlich und wenn Tata herausfindet, dass du dich dort aufhältst, dann wird er dir sicher wieder versuchen, wehzutun."

„Das soll dein Vater ruhig mal versuchen", spottest du. 

Du wirst es Isabella nicht sagen, aber schon alleine der Gedanke an Riccardo lässt dich blutleer werden. Dieser Mann macht dir Angst, und das nicht ohne Grund. Egal, was du tust, du weißt dass Riccardo sich nicht davor scheut, dir wehzutun. Er würde dich sogar töten. Doch er braucht dich scheinbar lebend.

„Führ mich hin, Isabella."

Isabella bringt dich zu einer Falltür, hinten im Garten. Diese Falltür ist versteckt unter Efeu und anderem dicken Gewächs. Jemand hat mit viel Mühe und Sorgfalt versucht, diese Falltür vor anderen neugierigen Augen zu verstecken. Das kommt dir seltsam vor, denn wer um alles in der Welt würde freiwillig dort runter gehen, wenn er sich in diesem Schloss aufhält? Geschweige denn, dass sich überhaupt irgendjemand durch Zufall in diesem Schloss aufhalten würde. Das Gewucher sagt außerdem deutlich aus, dass diese Falltür schon eine sehr lange Zeit nicht mehr angerührt wurde. Mit viel Kraft und Geschick schafft ihr es, diese Tür von dem hartnäckigen Gewächs zu befreien. Unter deinen Nägeln brennt es und einige Schürfwunden zieren deine weiche Haut. Mit all deiner Kraft stemmst du die alte knarzende Eisentür auf. Ein riesiges schwarzes Loch tut sich unter dir auf. Ihr steht zu dritt am Rand und blickt gemeinsam in die Tiefe, unwissend, was euch dort erwarten wird. Es riecht modrig und feuchte Luft steigt empor. Plötzlich beginnt Howard damit, zu knurren. Du drehst dich um und bekommst leichte Panik. Doch es ist nicht Lorenzo und auch nicht Riccardo, der dir Angst macht, es ist Debilitas. Der riesige Koloss schlendert ganz unbeholfen durch den Garten und kratzt sich nachdenklich am Kopf. Als er dich mit seinen riesigen Augen erspäht, verzieht sich sein Gesicht zu einem Lachen und jauchzend stampft er auf euch zu, wedelt mit seinen riesigen Armen und freut sich seines Lebens. Du bist alarmiert und deutest mit deinem Finger an, dass er ruhig sein soll, denn immerhin sollte keiner von deiner Action hier mitbekommen. Zu deiner Verwunderung versteht dich der Riese und wird langsamer, gluckst und legt seinen Kopf schief, als würde er sich fragen, was du vorhast. Wusste er von der Falltür? Dir bleibt nicht lange Zeit, nachzudenken, denn Debilitas kramt in seiner Hose herum und zieht etwas heraus. Er streckt dir seine riesige Hand entgegen. Zwischen seinen stämmigen Fingern hat er eine winzige Blume in einem leuchtend schönen Violett. 

„Für....mich?"

Du musst zugeben, du bist gerührt. Debilitas nickt aufgeregt und geht vor dir in die Knie. Abwartend sieht er immer wieder zu dir. Ganz vorsichtig nimmst du die Blume in die Hand und betrachtest sie. Jeder deiner Bewegung ist langsam und du beobachtest genau seine Reaktion, denn du fürchtest, dass Debilitas eine ungeschickte Bewegung oder einen Griff machen könnte, der dich verletzen oder töten würde. Er wusste nicht, wie er seine Kraft einsetzen konnte, er hat es nie gelernt. Auch, wenn seine Absichten keine Böswilligen waren, so ist er dennoch mit Vorsicht zu genießen. Das weißt du.

„Sie ist wunderschön", hauchst du und steckst sie dir dann in dein ebenso wunderschönes Haar.

„Danke Debilitas" sagst du mit all deiner Wärme und legst deine winzige Hand auf seinen gigantischen Handrücken.

Du siehst im Gesicht des Riesens ein breites Lächeln. Du kannst seine Zahnlücken sehen, sein mehr oder weniger entstelltes Gesicht. Debilitas Erscheinung bringt auf den ersten Moment Angst und Schrecken, man fürchtet sich vor ihm. Und auch seine bereits erwähnte grobe Art macht es einem nicht einfach, ihm zu vertrauen. Du bist glücklich, dass du eines besseren belehrt wurdest. Deine Mutter Fiona hat dich dazu erzogen, nicht so schnell über andere zu urteilen. Zum Glück, denn sonst hättest du Debilitas jetzt sicher nicht auf deiner Seite. Es ist ein Abschied, so fühlt er sich an. Debilitas scheint zu verstehen, dass er dich wahrscheinlich nicht wiedersehen wird, sobald du in die Falltür steigst.Mit Howard machst du dich schließlich auf ins Ungewisse. Du musst den Schäferhund mit der Hilfe von Isabella auf deinen Rücken binden, denn dein Hund kann die Leiter nicht hinunterklettern. Howard auf deinem Rücken fühlt sich an wie ein lebender Rucksack. Mit der Hand machst du ein paar Spinnweben weg, steigst auf die Leiter an der Wand der Falltür und kletterst über den Rand, bereit, hinunterzugehen. Du siehst nochmal zu Isabella.

„Kommst du mit?"Das Mädchen schüttelt den Kopf.

„Ich darf nicht, Tata hat mir diesen Ort strengstens verboten. Er sagt, er ist nichts für Kinder."

Du nickst. Es ist besser, dass du Isabella nicht weiter mit reinziehst. Auch, wenn sie Riccardos Tochter ist, dieser Mann schreckt sicherlich nicht davor zurück auch ihr etwas anzutun.

„Werden wir uns wiedersehen?", fragt dich das Mädchen mit großen Augen.

„Ich habe es dir versprochen, dass ich dir die Welt da draußen zeige. Und meine Versprechen halte ich, Isabella."

Sie kommt auf dich zu und gibt dir einen Kuss auf die Wange. Du musst lächeln. Howard auf deinem Rücken beginnt, ungeduldig zu fiepen. Es ist Zeit. 

Vorsichtig steigst du nun also die rostige Leiter hinab. Die Luft wird hier unten immer stickiger, es riecht modriger und strenger. Nur langsam gewöhnen sich deine Augen an die Dunkelheit. Deine Ohren nehmen ein Tropfen wahr, vermutlich fließt hier unten Wasser. Howard auf deinem Rücken hechelt. Seine Anwesenheit gibt dir Sicherheit denn um ehrlich zu sein, dieser unbekannte Ort hier unten macht dir Angst. Du weißt nicht, was dich hier erwartet. Du rechnest mit allem, denn Isabellas Worte hallen immer wieder in deinem Kopf wieder: Dieser Ort ist nichts für Kinder.Du bist so erleichtert, als du wieder Boden unter deinen Füßen spürst. Mit Mühe bindest du Howard von deinem Rücken und versuchst, dich zurecht zu finden. Alles ist dunkel.

„Howard, such!", befiehlst du.

Howard legt seine Nase auf den Boden und beginnt, zu schnuppern. Kreuz und quer wuselt er über den Boden, dann hat er eine Spur gefunden und läuft voraus. Du eilst ihm hinterher, hinein ins Ungewisse.Mit den Händen tastest du dich voran. Lange scheint der Weg frei zu sein, dann erfühlst du Möbel. Einen Schrank, einen Tisch. Blind und orientierungslos wanderst du so durch die Dunkelheit. Es riecht hier unten nach alten Maschinen, nach Benzin. Nach einer gefühlten Ewigkeit findest du endlich, was du suchst. Ein Lichtschalter. Zu deiner Überraschung funktioniert er sogar noch. Surrend glimmt die schäbige und verstaubte Glühbirne unter der tiefen Decke auf. Du erkennst, dass du dich in einer Art Küche oder Werksatt befindest. Es stehen hier sowohl Herd, Backofen als auch einige Maschinen und Handwerksgeräte herum. Direkt neben einer vergilbten und verschimmelten Waschmaschine steht ein Spaten. Da die Waschmaschine ein wenig vorgeschoben wurde, erkennst du, dass sich dort hinter etwas befindet. Mit aller Kraft schiebst du die Waschmaschine beiseite. Dahinter ist eine sehr kleine Tür. Sie ist offen. Du zwängst dich mit aller Mühe hindurch, Howard ist direkt hinter dir. Du gelangst in einen noch viel kleineren Raum. Ein sehr sehr kleines Zimmer, wo sich auch ein Lichtschalter befindet, den du erfühlst und anknipst. Hier geht es nicht weiter, hier liegt nur eine sehr alte und schäbige Matratze und es gibt ein Waschbecken. Die grüne Tapete ist an manchen Stellen eingerissen, auf dem Boden laufen allerlei Krabbelviecher herum und an den Wänden sind viele bunte Krickeleien. Strichmännchen über Strichmännchen, irgendwie ein wenig verstörend. Wie seltsam, denkst du. Als ob hier mal ein Kind gelebt hat. Das müsste dann aber schon wirklich eine sehr lange Weile her sein. Da es in dem Raum keinen Ausweg gibt, zwängst du dich rückwärts wieder zurück in den nach Benzin riechenden Abstellraum. Mit Howard machst du dich weiter auf die Suche nach dem Weg in die Freiheit.Im Raum findest du eine weitere Tür, aber diese ist abgeschlossen. Verdammt! So ein Mist! Du wühlst in den Schränken und Schubladen herum nach dem Schlüssel. In der Schublade, direkt unter dem Herd, findest du eine Taschenlampe und einen großen Schlüsselbund mit vielen verschiedenen Schlüsseln. Doch welcher ist jetzt der Richtige? Du musst wohl jeden ausprobieren, um es herauszufinden. Eine Ewigkeit suchst du nach dem richtigen Schlüssel. Einer, ein ganz kleiner silberner mit der Aufschrift "Projekt 23" passt. 

Projekt 23....

während du das Schloss öffnest, denkst du darüber nach, wo du das schon gehört hast. Es kommt dir so bekannt vor.Hinter der verschlossenen Tür verbirgt sich ein weiterer Raum. Du musst eine Treppe hinabsteigen. Du machst die Taschenlampe an und trittst vorsichtig die Stufen hinab. Ein roter Teppich kommt in dein Sichtfeld, ein mehr oder weniger ranziges Sofa, ein Kamin, ein Bücherregal, ein großer Tisch und ein Filmprojektor sind hier drin. Es sieht nach einem gemütlichen Wohnraum aus. Du suchst nach dem Lichtschalter doch du kannst keinen finden. Scheinbar war dieser Kamin die einzige Lichtquelle hier unten aber das Holz dort drin ist verkohlt und der Hohlraum ist ebenfalls voller Spinnweben. Mit der Taschenlampe siehst du dich sehr genau im Zimmer um. Hier hat mal jemand gelebt, eindeutig. Neben dem Kamin ist noch eine Tür, die halb geöffnet ist. Du gehst hinein und darin findest du ein großes Bett, wo mindestens zwei Personen reinpassen würden. Als du den Türrahmen anleuchtest, entdeckst du etwas. Beim genaueren hinsehen entdeckst du Einkerbungen im Holz in regelmäßigen Abständen und daneben sind Zahlen eingeritzt. Interessant. Waren das jene Markierungen, die Eltern taten, um die Größe ihrer Kinder zu messen? Du erinnerst dich daran, dass deine Mutter Fiona das auch immer mit dir gemacht hatte. Jedes Jahr habt ihr gemeinsam einen Strich an den Kleiderschrank gemacht. Das Bild vor deinem inneren Auge lässt dich lächeln. Damals hat Hewie noch gelebt und ist immer schwanzwedelnd herumgewuselt, wenn du dich wie Bolle gefreut hast, wieder ein Stück gewachsen zu sein. Du hattest eine schöne und behütete Kindheit. Doch welches Kind auch immer hier unten groß geworden ist, unter diesen Umständen war die Kindheit sicherlich alles andere, als behütet. In dieser Gegend in einer Art Bunker? Es wird alles noch viel absurder, als du dich im Schlafzimmer umsiehst und unter dem Bett eine große verstaubte Kiste hervorziehst. Du wischst den Staub vom Deckel und musst husten, ehe du sie öffnest. Hier ist ein Buch drin und eine Filmrolle mit der Aufschrift: Mila Belli - Zweitgeborene.Kurz bleibt dir der Atem weg, als du auf einer anderen Rolle auch deinen Namen liest. 

Was zum Teufel.....?

Was um alles in der Welt.....? 

Du schnappst dir sofort das danebenliegende Buch, um Antworten zu finden. Im Buch sind einige Notizen, es scheint eine Art Tagebuch zu sein.

„Simon Magus erschuf einen Homunculus, indem er Luft in Wasser, Wasser in Blut und Blut in Fleisch verwandelt hat. Die genaue Anleitung steht im De natura rerum, welches ich über Jahre sehr präzise studiert habe. Es benötigt die Putrefaktion in feuchter Umgebung und die Entwicklung eines bebrüteten Vogeleis, sowie die Entwicklung des männlichen Samens in der Gebärmutter. Man lasse also die Spermien 40 Tage in einem Gefäß in wärmendem Pferdemist verfaulen und versorge 40 Wochen lang das Wesen bei konstanter Wärme mit dem Arcanum des menschlichen Blutes, bis ein Kind entsteht, was viel kleiner ist als ein normales Baby."

Vieles davon verstehst du nicht. Aber was du verstehst, ist, dass hier beschrieben steht, wie man einen künstlichen Menschen erschafft. War dieser Ort vielleicht eine Art Unterbringung für jene erschaffene Wesen? Du liest weiter.

„Mit ein wenig Geduld und 22 Fehlversuchen ist mir das beinahe unmögliche geglückt. Ein kleines Wesen, in einem Reagenzglas gezüchtet und genährt. Aus einem Hermaphrodit habe ich ein weibliches Wesen gezüchtet, gekreuzt mit dem Blut einer Jungfrau und der Asche eines Basiliskhybriden. Ihre Haut ist warm, ihr Blut rot, so wie es sein sollte. Der Azoth in ihr, schwach aber erhaben, um mich zu nähren, und ihr Becken groß genug, um ein Kind gebären zu können. Es ist der Neid des Meisters, der mich nun trifft. Ich werde dieses Wesen nicht töten. Ich werde mir die perfekte Frau heranziehen."

Die perfekte Frau? Herangezogen? Was hatte das zu bedeuten?

„Sie kann lachen, empfindet Schmerz, Glück, Trauer und Angst. Sie ist ein wundervolles Geschöpf und ich kann es kaum erwarten, wie sie aussehen wird, wenn sie erst einmal ausgewachsen ist. Sie gehört mir. Mir allein. Ich habe sie erschaffen, ich bin ihr Gott."

Du lässt das Buch fallen. Es liegt dort vor deinen Füßen. Du weißt, dass du das nie hättest lesen sollen. Sollst du dir diese Filmrollen wirklich ansehen? Was wird dich dort erwarten? Du bist dir nicht sicher und du hast Angst. Du siehst zu Howard. Der Schäferhund hat besorgt seinen Kopf schräg gelegt und sieht dich aus seinen großen haselnussbraunen Augen an. Als würde er dir sagen: Keine Angst, ich bin ja jetzt bei dir.Augenblicklich musst du lächeln und du streichelst Howards flauschige Ohren. Der Hund genießt diese Streicheleinheit in vollen Zügen.

„Danke, dass du da bist, Howard. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, dich hier zu haben."

Howard wedelt als Antwort heftig mit seinem Schwanz.Mit zittrigen Händen versuchst du jetzt, die Filmrolle vorzubereiten, um dir anzusehen, was darauf zu sehen ist und warum die Namen von dir und deiner Schwester darauf stehen. Dir gelingt es, den alten Projektor in Gang zu bekommen. Auf der weißen Leinwand knistert es, die Maschine macht ein surrendes Geräusch. Der ganze Vorgang ist ziemlich gruselig, wie in einem Horrorfilm. Es fehlt nur noch, dass eine Kreatur auf der Leinwand erscheint, die du anleuchtest, und aus dem Bild herausspringt um dich zu fressen. Stattdessen siehst du einen Film von deiner Mutter Fiona, wie sie hochschwanger ist. Es ist zu sehen, wie eine Hebamme ihr bei der Geburt zur Seite steht und ihr letztendlich ein Baby überreicht. Dieses Baby bist du. Du bist ein süßer, kleiner Fratz. Du kannst dein Gesicht sehen, wie du lachst. Deine kleinen Patschehände greifen nach dem Gesicht von Fiona. Deine Mutter hält dich im Arm und du siehst die ganze Liebe in ihrem Gesicht, die sie für dich empfindet. Das nächste Bild zeigt dich in einer Wiege. Hewie liegt daneben und schläft. Er scheint dich zu bewachen. Als du anfängst, im Film zu weinen, springt der Hund auf. Du beruhigst dich schnell und schläfst wieder ein. Dann verdunkelt sich das Bild. Es scheint Nacht zu sein. Hewie ist nicht zu sehen, dafür aber eine große schattenhafte Gestalt, die durch das Fenster im Schlafzimmer steigt. Du erkennst einen braunen Umhang und einen schwarzen großen Hut, die diese Person trägt. Sie kommt zu deinem Babybett und - du kannst deinen Augen nicht trauen - holt eine Spritze heraus, um sie dir in den Arm zu rammen. Du wirst jedoch nicht wach. In der Realität schlägst du dir entsetzt die Hände vor den Mund. Das Flimmern und die schwarzen kleinen Punkte zeigen an, dass dieser Film zu Ende ist. Du nimmst dir den zweiten Film vor, den, wo Mila draufsteht.Der Film beginnt, ähnlich wie bei dir, auch mit dem Moment der Geburt. Du siehst auch kurz dich, wie du mit nur zwei Jahren neben dem Babybett deiner Schwester stehst. Deiner Mutter Fiona scheint es nicht gut zu gehen. Sie sieht sehr geschwächt aus, wie sie daneben im Bett liegt. Hewie steht mit beiden Vorderpfoten auf dem Bett und leckt deiner Mama durch das Gesicht. Fiona sieht den Hund an und streichelt ihm über den Kopf.Im nächsten Bild ist ebenfalls wieder der Mann zu sehen, der dem anderen Baby Blut abnehmen will. Er wird aber von Hewie in die Flucht geschlagen. Der weiße Schäferhund beißt sich an seinem Arm fest, aber er schafft es, zu fliehen. Anders, als bei dir, geht der Film hier weiter. Deine Mutter ist zu sehen, wie sie Mila eine Kette umhängt. Es ist jene Kette, der einen Anhänger mit einem Engel mit sechs Flügeln hat und den du jetzt besitzt und um den Hals hängen hast. Du hast das Gefühl, der Film hat Milas komplette Lebensphasen aufgenommen. Du siehst Mila, wie sie das Haus verlässt mit ihrem Schulranzen. Du siehst Mila, wie sie mit Hewie Ball spielt. Mila mit dreizehn und du mit vierzehn, wie ihr euch streitet. Du erinnerst dich noch genau, worum es ging. Es ging um den Jungen aus eurer Schule, in welchen ihr beide verliebt wart. Mila mit sechzehn - hier schaust du allerdings weg - wie sie ihren ersten Freund hat und mit ihm sich die Zeit vertreibt. Dann, ein paar Jahre später, du und Mila, wie ihr mit Mutter Fiona weinend am Hundebett sitzt und Hewie verabschiedet. Das war ein sehr tragischer Moment für euch alle gewesen. Hewie hatte ein Magengeschwür. Er hat nur noch gelitten und der Tierarzt konnte ihm nicht mehr helfen. Er ist in Fionas Armen einfach friedlich eingeschlafen. Du denkst, es war für Hewie ein schöner Tod gewesen. Er konnte dort sein, bei seiner ganzen Familie, die ihn bedingungslos liebte, und dann in voller Geborgenheit seine letzte Reise antreten. Was besseres hättest du dir für ihn nicht vorstellen können.Der Film endet schließlich damit, wie Mila im Bad umkippt und du den Notruf wählst. Völlig geschockt starrst du auf die nun weiße Leinwand mit den schwarzen Punkten und realisierst gerade etwas ungeheuerliches. Ihr wurdet gefilmt. Ihr wurdet unwissend gefilmt von den Psychopathen, die dich entführt haben. Sie wissen von eurem gesamten Leben Bescheid, von jeder Situation, sie wissen alles bis ins kleinste Detail. Sie kennen dich, deine Ängste, deine Vorlieben, deine Stärken und Schwächen. Das macht die Wissenden zu einem unberechenbaren Gegner. Sie haben das alles hier auf perfide kranke Weise planen können. Sie wussten zu jeder Zeit, wo ihr wart, was ihr gerade gemacht oder getan habt. Jedes noch so private Detail. Dir wird schlecht. Das ist krank. Das ist ekelhaft. Das ist zu viel. Du verspürst den Drang, den Projektor voller Wut auf den Boden zu schleudern, so, wie es Riccardo mit der Schreibmaschine getan hat. Aber du besinnst dich zurück, dass du immer noch aufpassen musst, keine Aufmerksamkeit zu erregen. Deine Beine lassen nach, du verlierst den Halt und lässt dich auf die alte ranzige Couch fallen. Du hältst dir den Kopf, während Howard auf das Sofa springt und dich versucht, mit seiner Zunge zu beruhigten, mit welcher er über deine Wange fährt. Du musst raus aus diesem Albtraum, der immer schlimmer wird und kein Ende nehmen will. Koste es, was es wolle.

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