Lerne mit mir
Mit jedem Tag blühte Laura wieder mehr auf. Äußerlich war sie ganz die Alte, doch je weiter die Zeit voran schritt, desto mulmiger wurde ihr. Die Prüfungen rückten immer näher. Laura hatte das Gefühl, nicht mal mehr einen simplen Entwaffnungszauber beschreiben zu können, geschweige denn den Patronus! Wenn sie dann auch noch an die Zaubertränke dachte, die man an Geruch und Konsistenz erkennen sollte ... Und an der Farbe! Wenn sie doch wenigstens Gifte erkennen könnte, wäre das eine große Hilfe.
Dann gab es da noch die Kräuter, die sie unbedingt richtig zuordnen musste - Kräuter, die sie nicht nur in Kräuterkunde besprochen hatten ...
Laura raufte sich ihre Haare, während sie den Unterschied zwischen Animagi und Werwölfen studierte. Lily ihr gegenüber hatte gleich drei Bücher aufgeschlagen und machte sich zu jedem Buch Notizen, Kate und Lizzy sprachen angeregt über Irrwichte, Dementoren und deren Verteidigungen, während Mary ... schnarchte. Mary lag doch tatsächlich mit offenem Mund über ihr Buch und schnarchte! Laura stöhnte auf, knallte ihr Buch über magische Wesen und wo sie zu finden sind zu und stand auf. "Laura!", hörte sie Lily empört rufen, "gerade Pflege magischer Geschöpfe sollte für dich doch ein Leichtes sein!" Lils blickte auf das Buch, das Laura sich unter ihren Arm geklemmt hatte. "Es ist eher alles andere", brachte Laura zerknirscht hervor, "Ich weiß gar nicht, wie du dabei nicht durcheinander kommst!" Sie deutete auf die Bücher, die Lily ausgiebig studiert hatte. Lily rieb sich ihren Hinterkopf. "Ich brauche eine Pause! Und frische Luft!" Laura schnappte sich ihre Tasche - so hastig, dass der Stuhl mit lautem Gepolter auf den Boden fiel. Dem darauf folgenden "sssccchhtt!" Der Bibliothekarin schenkte Laura nur ein Augenrollen.
"darf ich mich setzen?", hörte sie eine ölige Stimme hinter sich. Schlagartig verstummten Kate und Lizzy, starrten auf die Person, die hinter ihr stand. "Sev!", rief Lily erfreut aus, was eine abermalige Rüge der Bibliothekarin zur Folge hatte (Ruhe jetzt!) "Klar darfst du. Wir lernen gerade für die ZAGs." Laura ließ den Stuhl los, den sie soeben wieder aufstellen wollte, sodass er abermals zu Boden fiel. "Jetzt reicht's aber", hörte sie Misses Pince rufen. "Ich bin schon weg!", rief Laura in ihre Richtung, bevor sie sich an Schniefelus wandte: "entschuldige, der ist mir aus der Hand gerutscht." Sie schenkte ihm ein angewidertes Lächeln, musterte ihn von oben bis unten. "Laura", hörte sie Lilys ermahnende Stimme. "Jaaahh", machte diese, hob widerwillig den Stuhl auf und knallte ihn Severus Snape vor die Nase. Mit wehenden Haaren wandte sie sich zum gehen (wobei sie genauestens darauf achtete, dass ihre Haare in Snapes Gesicht peitschten). Sie hörte noch Lilys beschwichtigende Stimme, sie würde noch einmal mit ihr reden, bevor sie endgültig außer Reichweite ihrer Freunde war.
Laura hatte keine Ahnung, wie Lily sich mit diesem schmierigen, arroganten Mistkerl hatte anfreunden können. Sie wusste nicht, was ihre Freundin an ihm fand - oder wie sie es in seiner Nähe überhaupt aushalten konnte. Genau wie Sirius und James hatte sie einfach nur Abneigung für ihn übrig.
Während Laura mit wutverzerrter Miene in die Eingangshalle bog, kamen ihr eben jene Rumtreiber entgegen. Sie bremste schlitternd ab, um nicht in Sirius hinein zu rennen, der schon die Arme ausgebreitet hatte, um sie heldenhaft wie er war in Empfang zu nehmen. "Was ist dir denn über die Leber gelaufen?", hörte sie James fragen. Laura schnaubte, hielt sich ihre stechende Seite. Sie hatte gar nicht bemerkt, wie schnell sie eigentlich gelaufen war. "Nun", keuchte sie, "ich ... kann .. ich ... muss ..." - "Laura, jetzt hol doch erst mal Luft!" Remus lachte sie an, doch Laura schüttelte den Kopf, ehe sie nur ein einziges Wort hervor presste. Ein Wort, das James Miene sofort versteinern ließ: "Schniefelus." - "Was hat der denn angestellt?", fragte Peter interessiert, doch Sirius würgte ihn ab: "Es reicht schon, dass er existiert." Laura lächelte. "Er ist in der Bibliothek", meinte sie, als sie endlich wieder das Gefühl hatte ausreichend Sauerstoff zu bekommen, "will mit Lily lernen. Nimmt sie in Beschlag. Ich weiß gar nicht, mit wem ich jetzt lernen soll!" Theatralisch schlug Laura sich ihre Hand vor ihre Stirn. Remus schüttelte den Kopf. "Ignorier ihn doch einfach. Du kannst doch trotzdem mit Lily lernen." - "Sicher nicht", raunte Laura, "Sie ist zu beschäftigt ihre Bücher auswendig zu lernen." Laura seufzte schwer. Ehrlich bekümmert sah sie Remus an. "Hör mal, ich hab echt was verpasst und muss einiges aufholen. Kannst du mir nicht helfen?" Das Lächeln auf seinem Gesicht verblasste. "Du musst ja wirklich verzweifelt sein, wenn gerade du lernen willst", erwiderte er ernsthaft. Laura zuckte mit den Achseln. "Irgendwie schon ...", gestand sie.
Es war Sirius, der Remus das Wort abschnitt: "Ich lerne mit dir!" Überrascht wandte Laura sich an ihren Freund. "Du?", fragte sie, während sie ihn begutachtete. Mit Sirius konnte sie über alles reden ... Außer über Jungs. Er reagierte so empfindlich darauf, wenn sie an anderen Jungs interessiert war. So eitel konnte doch kein Junge sein! Im Gegenzug sprach er nicht über die Mädchen, die er datete. Das ging gut. Meistens. Selten. So gut wie nie.
Dass ausgerechnet er mit ihr lernen wollte, schien ihr gar keine gute Idee zu sein. "Kannst du mir denn verraten", stellte sie schmunzelnd die Frage, "Was ein Bezoar ist und wofür er gut ist?" Sirius runzelte die Stirn, sah hilfesuchend seinen Freund an, der sich offensichtlich das Lachen verkneifen musste. "Ähm ...", machte Sirius nur. "Siehst du", meinte Laura triumphierend und bohrte ihren Zeigefinger in seine Brust, "Du must noch viel mehr in deinen Kopf bekommen wie ich!"
Es war James, der seinen Freund aushalf: "Laura, überleg mal, das wäre perfekt! Sirius muss ebenfalls lernen, zusammen kriegt ihr das bestimmt viel besser hin." Ihr Blick ließ von Sirius ab, doch ihr Zeigefinger verweilte weiterhin auf seiner Brust. ""Warum lernst du dann nicht mit ihm", fragte sie gehässig. "Weil wir uns nur gegenseitig ablenken!", quiekte Peter. Laura seufzte, gab sich geschlagen. "Also schön. Lernen wir zusammen." Mit diesen Worten packte sie Sirius am Arm. "Wie, jetzt?" er sah so verblüfft aus, wie er sich anhörte. "Natürlich jetzt!" Sie zog ihn mit sich, fort von seinen Freunden. Er warf ihnen noch einen Blick zu, machte jedoch keine Anstalten sich zu wehren.
Ihr Herz raste, während sie Sirius mit sich bugsierte und den schwarzen See ansteuerte. Sie hatte es als Scherz aufgenommen, aber aus dieser Nummer würde er nicht mehr heraus kommen. Er konnte sich später noch über sie lustig machen. Jetzt würde sie ihn erst einmal auf die Probe stellen. "Laura", hörte sie Sirius maulen, "Du tust mir weh!" Seine Worte brachten sie dazu ihren Griff zu lockern, doch sie ließ nicht los. "Du solltest dir mal deine Fingernägel schneiden!", jammerte er weiter, doch sie antwortete ihm nicht. Mit einem irren Funkeln in den Augen hielt sie am Ufer des Sees, warf ihre Tasche auf den Boden und blickte ihn herausfordernd an. "Lernen wir", forderte sie ihm auf, ließ ihn los, fixierte ihn jedoch weiterhin. "Aaaalso", machte Sirius, fuhr sich mit seiner Hand über sein Haar, "was willst'n als erstes lernen?" - "Schockzauber", erwiderte sie, während sie ihren Zauberstab zog. Mit einem frechen Grinsen richtete sie ihn auf Sirius. "Moooment!", rief er aus, zog seinerseits seinen Zauberstab aus seinem Umhang, "wir können uns gern mit Schockzaubern beschäftigen. Aber bitte lass uns ein geeigneteres Ziel dafür suchen!" Laura seufzte. "Okay", willigte sie ein und ignorierte das Kribbeln, das sich in ihrer Magengegend bildete. Sie sahen sich kurz an, traten nervös von einem Fuß auf den anderen. "Oder wir üben den Potrego, gepaart mit Schock- und Entwaffnungszaubern?", fragte sie, nach einem Kompromiss suchend. Sirius nickte. "Gut. Ich fange an, du verteidigst dich." Laura hob erneut ihren Zauberstab. "Also gut. Los!"
"Expelliarmus!" - "Potrego!" Der Entwaffnungszauber prallte auf ein starkes Schild, wurde abgelenkt und traf den Baum, der sich schräg hinter ihr befand. Laura spürte, wie ein wildes Lachen aus ihrer Brust auszubrechen drohte. Sie schluckte, um es zu unterdrücken. "Und jetzt ungesagt!" Stumm sahen sie sich an, wedelten lediglich mit ihren Zauberstäben und feuerten einen Zauber nach den Anderen ab. Sie pressten ihre Lippen aufeinander, um bloß keinen Laut über sie kommen zu lassen. Hin und wieder fragten sie nach dem Gegenfluch ihres Zaubers, sprachen über Flüche, die nicht abzuwehren waren und über Kreaturen, für die es Verteidigungszauber gab. Es waren nicht nur die Dementoren oder Irrwichte, Sirius wusste noch viel mehr als sie dachte.
Als sie mit den Zaubern durch waren, warfen sie sich Fragen an den Kopf, während sie sich weiterhin Flüche um die Ohren peitschten. Diese Art des Trainings gefiel Laura so sehr, dass sie bald vergaß, mit wem sie es absolvierte. Gemeinsam wälzten sie ihre Bücher, fragten sich ab, lachten, schubsten sich und lernten tatsächlich. Sie hätte nicht gedacht, dass Sirius so ein guter Lehrer war.
Irgendwann lagen ihre Bücher verstreut. Ihre Zauberstäbe hielten sie leicht in den Händen, während sie nahe beieinander saßen und auf den See hinaus blickten. Laura war schweißgebadet, ihre Hände zitterten und ihr Atem bahnte sich den Weg aus ihrer Lunge, während ihr Herz schmerzhaft gegen ihre Rippen hämmerte. Sie sahen auf das glitzernde Spiegelbild der untergehenden Sonne. "Ein Bezoar", brachte Sirius schwer atmend hervor, "Ist ein Stein aus dem Magen einer Ziege." Laura lächelte, als er ihre Frage beantwortete, die sie ihm gestellt hatte, um ihn bloßzustellen. "Und wofür wird er verwendet?", fragte sie süffisant. "Er wird für ..." Ihre Blicke trafen sich. Laura spürte, wie ihr Herz explodierte, wie ihre Haut kribbelte, als würden Schmetterlingsflügel sie küssen. "Ja?", hauchte sie. Sirius kam näher. "Er ist nützlich", flüsterte er weiter. "Weil?", fragte Laura, doch in ihren Ohren rauschte es so sehr, dass sie Sirius Antwort nicht hören konnte. Ihre Augen waren halb verschlossen. Er war nur noch Zentimeter von ihr entfernt. Laura spürte den Atem auf ihren Lippen. Er hielt inne. wie in Trance sah sie ihn an.
Und dann wich er zurück. So schnell, dass Laura unsanft aus ihrer Haltung gerissen wurde und auf den Boden knallte. Was zur ... doch sie konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen. "Laura, wir sollten nicht ..." Er unterbrach sich, sah sie mit weit aufgerissenen Augen an. Laura rieb sich ihre Schulter. Doch statt Wehmut zu empfinden, lachte sie leise. "Nein, vielleicht nicht", flüsterte sie, sah ihn dabei unentwegt an, "Aber es ist mir scheiß egal, ob wir sollten oder nicht", fuhr sie fort, packte ihn mit ihrer rechten Hand am Kragen und zog ihn zu sich. Gierig drückte sie ihre Lippen auf seine, während in ihrem Bauch ein Feuerwerk tobte.
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