Kapitel 77
Es lag in meiner Familie, dass wir mit den Hauselfen erwachten. Heute hatte mich allerdings ein lautes Rumpeln aus dem Stockwerk unter mir aus dem Schlaf gerissen. Wahrscheinlich war Mum ein Stapel Bücher umgekippt.
Meist sortierte sie das Chaos ihrer Nächtlichen Inspiration, während Dad seelenruhig dem Zwitschern der Vögel lauschte, seinen Kaffee trank und in den Seiten des Tagespropheten blätterte.
Für gewöhnlich hätte ich mich vor dem Frühstück auf meinen Besen geschwungen, um im warmen Licht der aufgehenden Sonne einige Runden über den nahe liegenden Wald zu drehen, aber nicht heute.
Stattdessen lauschte ich Lilys regelmäßigen Atemzügen.
Der Duft nach Vanille kitzelte mich in der Nase, als ich meinen Kopf zu ihr neigte und meine Wange dabei ihr Haar streifte. Das Gefühl von vollkommener Zufriedenheit ließ mich im Bett verharren. Ich konnte mir nichts Sinnvolleres für einen Start in den Tag vorstellen, als Lilys entspanntes Gesicht zu studieren. Sie besaß vereinzelte Sommersprossen, welche Tagsüber kaum zur Geltung kamen.
Dass ihre Hand noch immer auf meinem Bauch ruhte, jagte mir wohlige Schauer den Rücken hinauf. Mich überkam die Erinnerung an den Morgen, nachdem sie mir zu unserem ersten Date zugesagt hatte und wir gemeinsam mit meinen Besen über die Ländereien von Hogwarts geschlendert waren.
Damals hatte das Licht des Morgengrauens ihre Haare wie orangene Flammen züngeln lassen, nun lagen sie da wie ein Meer aus roten Blumen.
Ich kam nicht umhin, ihr eine vereinzelte Strähne aus der Stirn zu streichen. Schmunzelnd stützte ich meinen Kopf auf meinem angewinkelten Arm ab. Sie gab ein undeutliches Geräusch von sich und drehte sich auf den Rücken.
Wie so oft wünschte ich mir in ihre Gedanken abtauchen zu können, um ihren Verstand zu ergründen. Doch ich begnügte mich damit, einfach die Stille der Frühe mit ihr an meiner Seite zu genießen. Ohnehin war es viel reizvoller, mir auszumalen, in welchen Traumwelten sie schwebte.
Ich konnte nicht sagen, wie lange ich so dalag, als Lilys Augenlider zu flattern begannen. Sie gähnte verschlafen und streckte ihre Glieder von sich. Ich hingegen verharrte in meiner Position und betrachtete sie belustigt. Sie sah unheimlich niedlich aus.
Als ihre Augen endgültig die Nacht hinter sich ließen und sich an das Licht der Sonne gewöhnt hatten, erwiderte sie meinen Blick.
„Morgen", hauchte sie mit noch kratziger Stimme.
„Morgen."
Sie rieb sich etwas Schlaf aus den Augen und hob ihren Kopf an, um ihn auf ihren Arm zu betten.
„Wir sind wohl gestern einfach eingeschlafen." Ihr Auftreten wirkte schüchtern und es fiel mir schwer ihre Lippen nicht gleich hier und jetzt mit den meinen einzufangen. Aber ich hielt mich zurück.
„Scheint so."
Sie schmunzelte und ein Leuchten erhellte ihre Augen. Neugierig neigte ich den Kopf zur Seite und hob eine Augenbraue.
„Woran denkst du?"
Sie kräuselte die Nase, wandte ihren Blick jedoch nicht von mir ab. Meine Frage schien sie zu belustigen.
„Nichts", gab sie dann schließlich zur Antwort. Doch auf meinen bettelnden Blick hin, denn ich ganz nach Sirius Manier imitierte, fügte sie noch bei.
„Mir ist nur aufgefallen, dass deine Augen einen Schimmer von dunklem Honig haben." Sie verbarg ihr Gesicht im Kissen und nun musste ich tatsächlich laut lachen.
„Das liegt bestimmt an meiner fehlenden Brille."
Sie hob den Kopf aus den Bettbezug und schüttelte ihn sachte. Beließ es jedoch dabei.
Als Mum Lily an diesem Morgen ihre selbst gebackene Pastete vor die Nase stellte, sah diese sich skeptisch zu Sirius um. Wahrscheinlich erinnerte sie sich an seine Warnung von gestern, dass dem Essen meiner Mutter nicht immer zu trauen war.
Doch Sirius beruhigte sie, indem er einen Bissen von seiner Pastete nahm und ein genüssliches Brummen von sich gab.
„Das ist köstlich", schmatzte er dann an meine Mum gewandt und zauberte ihr somit ein überglückliches Lächeln aufs Gesicht.
Dass ihm sein Lob auch gleich drei weitere Pasteten einbrachte, war ein glücklicher Nebeneffekt.
„Ich habe mich an einer neuen Rezeptur probiert und ich glaube, ich werde sie in mein Kochbuch aufnehmen", verkündete Mum und machte sich über einem kleinen Notizbuch zu schaffen, welches seine besten Tage hinter sich hatte. Einzelne Seiten hingen bereits schief heraus und waren über die Jahre hinweg vergilbt. Ich kannte dieses Buch.
„Mum?"
Sie drehte sich halb zu mir herum, kritzelte jedoch weiter mit ihrer Feder.
„Das ist dein Zaubertrankbuch – du weißt schon, dass für die Heiltränke", erklärte ich ihr vorsichtig.
Es dauerte einen Augenblick, bis sie meine Worte verarbeitet hatte, dann verfiel sie über ihre eigene Schusseligkeit in ein herzliches Lachen.
„Bei Merlin, wo bin ich nur mit meinen Gedanken. Fleamont hatte recht, ich sollte meine Trank- und Kochbücher nicht im selben Regal aufbewahren." Mit einem Schwenk ihres Zauberstabes ließ sie die frisch aufgetragene Tinte verblassen.
„Wo wir schon von deinem Vater reden, er ist bereits zur Winkelgasse aufgebrochen, um einige Angelegenheiten bezüglich der Vermarktung unseres Haarpflegetrankes zu klären. Er will euch heute Nachmittag im Tropfenden Kessel treffen. Passt das in eure Planung?"
Wir nickten einstimmig und verputzten unser Frühstück um baldmöglichst aufzubrechen.
Lily war begeistert von der Tatsache, dass wir nicht apparieren würden, doch als sie die Alternative erfuhr, erhielt ihre Freude eine Dämpfung. Mit einer Handvoll Flohpulver bewaffnet, stand sie vor unserem prunkvollen Kamin.
Einer der Vorteile ein altertümliches Kaminzimmer zu besitzen, war der Komfort beim Reisen mit dem Flohnetzwerk.
Mein Kopf durchzuckte ein schmerzliches Pochen wie ein Echo der Erinnerung, als mir unser Ausflug zu Remus nach Hause in den Sinn kam.
Sirius und ich hatten uns nicht nur bei der Anreise ordentlich den Kopf am Kaminsims angestoßen, sondern mussten uns, um zurückzureisen, in den kleinen Kamin kauern. Dass unsere Kleidung danach bis in jede Naht mit Asche verdreckt gewesen war, mussten wir wohl oder übel in Kauf nehmen.
Demnach erschien es mir wie purer Luxus, unseren Kamin zu nutzen.
Lily hingegen stand noch immer unschlüssig da und wartete darauf, jemandem den Vortritt zu überlassen. Ich trat auf sie zu und legte ihr aufmunternd eine Hand auf die Schulter. Ihr Gesicht war angespannt.
„Wollen wir nicht doch apparieren?", mummelte sie kleinlaut. Weder die eine noch die andere Option behagte ihr.
Bevor ich mir ein paar aufmunternde Worte zurechtlegen konnte, stapfte Sirius leichtfüßig an ihr vorbei und drehte sich grinsend zu uns um.
„Jetzt hab dich mal nicht so Kleine", feixte er an Lily gewandt. „Ist doch nur ein bisschen Feuer, da ist nichts dabei."
Er zwinkerte und trat von einen Fuß auf den anderen.
„Wir sehen uns bei Florean Fortescues Eissalon. Wer zuletzt da ist muss ein Eis ausgeben." Damit verschwand er in einer grünen Stichflamme.
Und obwohl ich kurz mit dem Gedanken spielte, ihm einen Gnom hinterher zu jagen, zeigten seine Worte Wirkung.
Lilys Miene wurde entschlossener und sie stemmte demonstrativ die Arme in die Seite. „Der soll mal nicht so großprotzig reden. Ist doch nur ein bisschen Feuer", äffte sie ihn nach und trat ebenfalls in den Kamin.
Sie warf mir einen letzten Blick zu, in welchem ich meinte, erneut Unsicherheit aufflackern zu sehen, dann war sie verschwunden.
Londons Straßen waren wärmer als die Ländereien von Hogwarts. Die Winkelgasse wies nur vereinzelte Schneewehen auf und diese waren so mickrig, dass sie jene Bezeichnung kaum verdienten.
Unsere Handschuhe waren schnell in unseren Taschen gelandet und Sirius machte sich vergnügt über sein Eis her, welches ich ihm spendiert hatte. Kaum zu fassen, dass ihm nicht die Zunge abfror.
Davon abgesehen, dass es nur wenige Tage vor Weihnachten war, trug er von uns allen am wenigsten Kleidung am Körper. Lediglich eine Jeans und sein liebster Gryffindor Pullover schützten ihn vor dem Winter.
Lily verabschiedete sich mit einem sachten Druck meiner Finger, bevor sie ihre aus meinen löste und mit Marlene und Mary zu Flourish & Blotts verschwand.
„Meinst du, ich bekomme bei Qualität für Quidditch einen Rabatt, wenn ich als Model für die neuste Kollektion herhalte?"
Ich verschluckte mich beinahe an meiner eigenen Spucke und so hustete ich ungewollt, bevor ich ihn anstarrte.
„Was siehst du mich so an? Ich bin jetzt im Team, da brauche ich eine gute Ausstattung."
„Du musst dich nicht ins Team einkaufen, Tatze."
Er lachte, als sei das der beste Witz des Jahres.
„Sag das mal dem alten Putzbesen auf dem ich fliege. Ich bin mir sicher in seinem vorherigen Leben stand der in einem Muggelhaushalt herum."
Ehe ich seinen Einfall weiter anzweifeln konnte erregte jemand anders unsere Aufmerksamkeit.
„Merlin sei Dank, da seid ihr ja!" Remus rannte uns mit einem erleichterten Grinsen auf dem Gesicht entgegen. Seine Wintermütze rutschte ihm dabei fast über die Augen und er geriet ins Stolpern.
„Monny, schön das du auch mal bei uns aufläufst. Aber was kann ich tun, um dich wieder loszuwerden?", provozierte Sirius unseren Freund zur Begrüßung. Remus lachte seinen Kommentar unbeirrt ab. Über die Jahre hinweg waren wir wohl dahingehend abgestumpft – wahrscheinlich besser für unsere Freundschaft.
„Mich bekommen keine zehn Hippogreife von euch weg." Er warf einen raschen Blick über die Schulter, als vergewissere er sich, dass jemand Bestimmtes außer Hörweite war. „Wurmi knutscht seit geschlagenen zehn Minuten mit seiner Freundin rum. Ich schmeiß mich lieber in ein Bett aus Teufelsschlingen, als da weiter wie bestellt und nicht abgeholt daneben zu stehen."
„Freu dich doch für ihn. Er ist eben verknallt."
Ich freute mich wirklich aufrichtig für Wurmschwanz. Er hatte sich zwar in all den Jahren nie beklagt, aber es war ihm vom Gesicht abzulesen gewesen, dass es ihn bekümmerte, nie das Interesse eines Mädchens zu erwecken. Die kleine Hufflepuff gab seinem Ego sicher endlich den lang benötigten Schubs.
Remus nickte wenig überzeugt.
„Wenn du magst, kannst du dich ja zu ihnen gesellen und dein Glück versuchen."
Sirius gab ein bellendes Lachen von sich. „Solange er Sylvester seine Zunge aus ihrem Hals bekommt ist alles gut. Wir brauchen ihn schließlich für unsere Planung."
„Spätestens um Mitternacht wird das schwierig werden", feixte ich und stieß Tatze mit der Schulter an. Er gluckste.
Nachdem wir einen Abstecher zu Qualität für Quidditch hinter uns gebracht hatten, der mich um den Preis eines Drachenlederhandschuhpaars ärmer machte, war Sirius zufrieden mit seiner Ausbeute. Ein neuer Besen hätte dann wohl doch den Rahmen seiner Möglichkeiten gesprengt – verflucht die neusten Modelle wurden auch von Jahr zu Jahr teurer - aber Beinschoner und ein nagelneues Paar Handschuhe waren auch für ihn drin gewesen.
Doch bevor ich mich auf die Suche nach Lily machen konnte, hatte ich noch eine weitere Mission für diesen Tag. Für dessen erfolgreiche Ausführung war es essenziell wichtig, dass ich fernab von Lilys Aufmerksamkeit blieb.
Remus bemerkte meinen stöbernden Blick zuerst. Und als ich schließlich vor dem Schaufenster eines Ramschladens zum Stehen kam, wurde auch Sirius stutzig. Er folgte meinem Blick und beim Anblick des Schmucks, den ich begutachtete, ging ihm ein Licht auf.
„Du machst dir doch nicht noch immer Gedanken, weil sie es nicht erwidert hat?", forschte er nach.
Ich versteifte mich unmerklich, lockerte dann jedoch die Schultern und verneinte, ohne ihn anzusehen. Ich zog das Wort unnötig in die Länge, was meine Lüge schneller enttarnte als ein Sichtbarkeitszauber verborgene Tinte aufdeckte.
So oder so hätten mir meine Freunde meine Antwort nicht abgekauft. Dafür konnten sie mich zu gut lesen.
Mittlerweile hatten wir uns wieder in Bewegung gesetzt. Ich bezweifelte, dass ich in dem alten Ramschladen fündig geworden wäre. Sirius schlenderte mit der Leichtigkeit einer Fee zwischen mir und Remus die Gasse entlang, als er weiter in der Wunde stocherte.
„Wenn es dir hilft, dich selbst anzuschwindeln", fasste er das Thema erneut auf.
„Ich möchte einfach nur ein Geschenk für sie finden, über das sie sich wirklich freut."
Sirius kratzte sich gelangweilt am Kopf und kickte einen Stein vor seinen Füßen her.
„Und das ist dir so wichtig, weil -?", trällerte er. Er wartete meine Erwiderung jedoch gar nicht erst ab und vervollständigte seinen Satz eigenständig. „- sie deine Worte nicht erwidert hat."
Mein Leid machte ihn für meinen Geschmack etwas zu glücklich. Remus schien das ebenso zu sehen, denn er gab ein mahnendes Räuspern von sich, welches Sirius mit einem provokanten Augenrollen quittierte.
„Sei mal ehrlich, was sollte so ein langweiliges Geschenk schon groß ändern?"
„Davon abgesehen, dass du heute mal wieder das Feingefühl eines Bergtrolls an den Tag legst, glaube ich nicht, dass er ihr nur deshalb ein Weihnachtsgeschenk überreichen möchte." Remus sah mich nach Zustimmung suchend an und ich gab ein murmelndes Geräusch von mir.
„Anstatt meine Beweggründe zu diskutieren, wie den neusten Tratsch von Hogwarts, könntet ihr mir auch einfach helfen."
Sirius sah nachdenklich in den wolkenbehangenen Himmel hinauf.
„Wie wäre es-", seine Aufmerksamkeit wanderte über die umliegenden Geschäfte, bis seine Miene sich erhellte. „- mit einem Kesselpflege - Set. Oh oder", er legte seinen Worten eine bedeutsame Betonung bei: „Einem Jahresvorrat an Druhbels Bestem Blaskaugummis!"
Remus und ich waren uns einig, dass er sich Letzteres lieber selbst geschenkt hätte. Aber auch keiner der weiteren Vorschläge brachte Freude in mir auf. Weder ein Buch über die Abenteuer des hinkenden Augustin, der bekannt für seine Schatzsuchen im sechzehnten Jahrhundert war, noch Sirius Einfall, ihr ein sprechendes Tagebuch zu schenken. Seine Ausschweifungen, was das Buch uns alles über Lily erzählen könnte, ließ mich die Ernsthaftigkeit dieses Vorschlages ohnehin anzweifeln.
Schließlich hatten wir das Ende der Winkelgasse erreicht und keines der Geschäfte hatte mir bieten können, was ich suchte. Nun, es erleichterte die Angelegenheit auch nicht, dass ich keinen wirklichen Anhaltspunkt hatte. Ich betrachtete missmutig den letzten kleinen urigen Laden, dessen Spezialisierung auf personalisierten Koffern lag.
„Das hilft mir alles nicht weiter", klagte ich. Es konnte doch nicht sein, dass ich in der Winkelgasse – einem der magischsten Orte Englands – nicht fündig wurde. Es war zum Haareraufen.
„Ich brauche etwas Persönliches! Etwas, dass nicht nach einer Woche in ihrem Schrank landet."
Ich war kurz davor, alles hinzuschmeißen und auf eine der vorherigen Ideen von Remus zurückzugreifen, da ließ mich die erhellte Miene von ihm neue Hoffnung schöpfen. Ich tippte Sirius an, um seine Aufmerksamkeit auf unseren Freund zu lenken.
„Ich kenne diesen Blick! Du hast einen Einfall!" Remus schien ziemlich zufrieden mit sich selbst, dann nickte er und wir folgten ihm hinaus auf die Straßen Muggellondons.
Als wir den Tropfenden Kessel eine Stunde später betraten, war unsere Stimmung prächtig. Weshalb der Fall in die Tiefen der bedrückten Stimmung, welche das Pub umhüllte, umso gravierender war.
Die alten Holztische waren größtenteils verlassen, nur vereinzelt entdeckte ich einige wenige Gäste.
Das übliche Gemurmel der vielen Stimmen der speisenden Gäste blieb aus und verlieh dem Ort eine merkwürdig befremdliche Atmosphäre.
Die Absurdität der Stimmung überrumpelte uns dermaßen, dass wir zunächst einige Sekunden an der Türschwelle verweilten, bevor wir uns in Bewegung setzten, um nach meinem Vater Ausschau zu halten.
Es war nicht schwer, den Rotschopf von Lily in einer der Ecken auszumachen und so steuerten wir direkt auf die beiden zu. Unter anderen Umständen hätte mich der Anblick, wie mein Vater mit dem Mädchen meiner Träume zusammensaß, unglaublich glücklich gemacht. Nun erfüllte mein Herz bloß Sorge.
Das Knarren der Stühle, als wir uns an den Tisch setzten, war ohrenbetäubend laut – wahrscheinlich lag es jedoch nur am Kontrast zur herrschenden Stille.
Lilys Augen erhellten sich, sobald sie uns erblickte und ein schwerer Seufzer erhob ihre Brust, als falle eine turmhohe Besorgnis von ihr ab.
„Merlin sei dank euch geht es gut!", murmelte sie zu sich selbst. Dann sah sie uns mit einer gewissen Strenge an, die ich nur zugut von früher kannte.
„Wo habt ihr drei überhaupt gesteckt?!"
Remus, Sirius und ich tauschten einen unschlüssigen Blick, bevor ich antwortete.
„Wir waren etwas in den Muggelstraßen unterwegs."
Dann, bevor ihr weitere Vorwürfe über die Lippen schießen konnten, wandte ich mich an meinen Vater, dessen Blick gesenkt war.
„Dad, was ist denn passiert? Wo sind die ganzen Leute?"
Die Sekunden bis er es schaffte sich zu sammeln und mich anzusehen, erstreckten sich wie eine halbe Ewigkeit. Und die Schatten unter seinen Augen schnürten mir die Kehle zu.
„Hastings. Nachdem ich heute Morgen mit ihm in seiner Apotheke gesprochen habe, ist er verschwunden."
Er nahm seine Brille ab und kniff sich mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken.
Doch mir selbst stellten sich nur noch mehr Fragen. Hastings war ein alter Freund der Familie. Ich kannte ihn von den Abenden, an denen er und Dad sich vor unserem Kamin über Geschäftliches und Privates austauschten. Wohin sollte er verschwunden sein?
„Verschwunden?"
Sirius sah Dad unverwandt an. Mein Vater schüttelte kaum merklich den Kopf.
„Verschwunden trifft es nicht ganz. Es gibt Augenzeugen, die berichten, wie er vor nicht mal einer Stunde aus seinem eigenen Laden entführt wurde."
Die Kälte des Raumes schaffte es endgültig bis zu meinen Knochen durchzudringen.
„Es wird gemunkelt, dass die Todesser ihn mitgenommen haben."
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