Kapitel 43
„Was tust du da?", durchschnitt ihre helle Stimme meine Konzentration, wobei ich die Beschwörung vermasselte, welche ich soeben über unser Camp legen wollte. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah mich um. So vertieft in das Zaubern, hatte ich nicht bemerkt, dass Lily sich zu mir gesellt hatte.
Nun trat sie neben mich, die Hände in den Hosentaschen versteckt und die Haare bis auf ein paar störrische Strähnen zu einem Zopf hochgesteckt.
Ohne den Zauberstab sinken zu lassen, antwortete ich ihr. „Ein Versprechen halten." Undeutlich murmelte ich eine weitere Zauberformel, um meine Aufgabe zu beenden, dann wandte ich mich schließlich ihr zu.
Ihre Augen waren etwas zusammengekniffen, um mich in der Dämmerung besser auszumachen. „Was für ein Versprächen?", forschte sie weiter nach, wobei ihr Mundwinkel zurückhaltend zuckte. Ich seufzte, bevor wir uns umdrehten und zurück zu unserem Lager schlenderten. Eigentlich hatte ich dieses Thema für die zwei Tage einfach mal vergessen wollen, aber so wie ich Lily kannte, würde sie nicht locker lassen.
„Meine Eltern waren besorgt, dass wir hier draußen ungewollten Besuch bekommen könnten. Bei allem was zur Zeit in der Welt passiert, kann ich es ihnen nicht verübeln."
Ich warf ihr einen kurzen Blick aus den Augenwinkeln zu, bevor ich weiter redete. Es fiel mir noch immer schwer darüber zu reden, weil allein die Vorstellung, dass meinen Eltern etwas zustoßen könnte, die Hitze in mein Gesicht trieb.
„Vor kurzem haben sich die Anhänger von Du weist schon wem an meine Eltern gewandt. Die Potters haben einen Namen in der Zauberer Welt und das wollten sich diese Bastarde zur nutze machen, du weist schon, sie versuchen zuerst die Leute mit einem großen Namen auf ihre Seite zu bringen."
Ein erschrockener Laut entwich Lily und ihre Augen weiteten sich ungläubig. „Sie wollten sie rekrutieren?", hauchte sie, die Hände zitternd vor ihrem Kinn schwebend. Eine weitere Strähne verdeckte ihre Augen, als sie abwehrend den Kopf schüttelte, um diese Vorstellung zu verarbeiten.
„Jedenfalls haben sie mich gebeten unser Camp mit ein paar Schutzzaubern zu sichern. Sie machen sich Sorgen um uns. Ich glaube besonders um Sirius. Seine Familie, nun ja, die Blacks sind bekannt für ihre Bewunderung und Bewahrung der Dunklen Künste. Ich denke meine Eltern fürchten einfach, dass diese Todesser oder die Familie Black ebenfalls versuchen könnten Sirius zu manipulieren oder für seinen Verrat an ihnen zu bestrafen. Nicht das Sirius sich von irgendjemanden manipulieren lassen würde, aber trotzdem. Es war keine Kleinigkeit, als er damals abgehauen ist. Wer weiß schon wozu diese Leute fähig sind."
Die bedrückende Last hatte sich erneut auf unsere Rücken geschlichen, als wir bei den anderen ankamen. Ich bemühte mich schwermütig die Unbeschwertheit zurückzuerlangen. Sirius versuchte sich währenddessen, unter Remus Anleitung, daran ein Feuer zu entfachen – auf Muggel Art, versteht sich. Sichtlich frustriert, über seine kläglichen Versuche, fluchte er lautstark vor sich hin und warf Remus immer mal wieder Sprüche an den Kopf, dass sein Scheitern nicht seine eigene Schuld sei, sondern Remus, weil er so miserabel anleitete. Diese Anschuldigung wäre wohl ein Thema zum ausdiskutieren, aber Remus war zu sehr damit beschäftigt sich ein schallendes Lachen zu verkneifen.
„Da seid ihr ja! Bitte unternehmt doch was, die beiden wollen sich partout nicht helfen lassen und wir verhungern hier langsam aber sicher!", jammerte Marlene an uns gewandt. Sie hatte sich einen dünnen Rollkragenpullover übergezogen und saß nun mit angezogenen Knien neben Mary und beäugte die Jungs. Lily ließ sich neben ihren Freundinnen nieder, nicht jedoch, ohne mir nochmal einen verständnisvollen Blick zuzuwerfen, um unser Gespräch nicht so abrupt enden zu lassen. „Die zwei Idioten machen das schon", sagte sie dann an ihre Freunde gewandt, „Viel wichtiger ist jedoch, dass du uns noch mehr von Amerika berichtest, Mary!" Augenblicklich war Marlene Feuer und Flamme für dieses Thema und die drei waren wieder in ihrem Element. Tuschelnd und kichernd fing Mary an zu erzählen, während ich mich zu meinen Freunden gesellte.
Peter hatte die Aussicht auf ein Lagerfeuer wohl schon in den Wind geschossen, denn er stopfte sich die Marshmallows roh in den Mund, um seinen knurrenden Magen zu besänftigen. „Wirf mir einen rüber, Wurmschwanz." Gekonnt fing ich seinen schlecht koordinierten Wurf und kaute ebenfalls auf der süßen Masse herum. Es war definitiv nicht das gleiche, wie geschmolzene Marshmallows.
Nachdem ich eine Runde Karten mit Peter gespielt hatte, in der ich ihn triumphierend besiegte, während die anderen beiden über ihre Kompetenzen des Feuer entfachens zankten, stöhnte ich frustriert auf und richtete meinen Zauberstab auf die Feuerstelle. „Incendio."
Die Flammen züngelten an dem Holz hinauf und verkündeten knisternd, dass wir endlich essen konnten. „Hey!", kam es einstimmig von den zwei Streithähnen, doch die Aussicht auf Essen schien sie schnell zu besänftigen.
„Okay, das müsst ihr probieren!", verkündete Mary, ohne Widerworte zu akzeptieren.
„S'mores sind einfach magisch", sie kicherte, „Also geschmacklich meine ich." Sie zupfte ihren geschmolzenen Marshmallow zwischen zwei Kekse und legte noch etwas Schokolade dazwischen, bevor sie es Marlene reichte. „Et Voilà, ein S'mores." Sie leckte sich den Zucker von den Fingern und beobachtete gespannt Marlenes Reaktion.
„Mh. Köstlich!", kam es prompt von dieser genuschelt. Augenblicklich angelte Sirius sich ein paar Kekse und Schokolade und erstellte seine etwas klebrigere Ausgabe dieses Marshmallow -Sandwichs. Schließlich ließen wir anderen es uns auch nicht nehmen, Marys Rezept aus Amerika auszuprobieren. Es schmeckte himmlisch und nach all den Würstchen und Stockbrot, welches wir über den Flammen gegart hatten, war es die perfekte geschmackliche Abrundung.
Einige Zeit später, als das Völlegefühl sich schon wohlig in mir breitgemacht hatte, beugte sich Sirius mit verschwörerischem Blick zu mir herüber. Verwundert riss ich meine Aufmerksamkeit von Marlenes schlechter Gruselgeschichte los und sah meinen Kumpel mit gehobener Augenbraue an. Remus hatte glücklicherweise daran gedacht, einige Flaschen warmes Butterbier in seinem Rucksack mitzunehmen, welches wir uns in den Vergangenen Stunden genüsslich genehmigt hatten und dessen Auswirkungen nun langsam aber sicher Sirius Augen benebelt verschleierten.
Dementsprechend rechnete ich mit einem flachen Witz über eines der Mädchen oder einem beschwipsten Kommentar über das Monster, von welchem Marlene soeben mit gedämpfter Stimme erzählte.
Stattdessen oder gerade wegen dieser Annahme, trafen mich seine eigentlichen Worte völlig unvorbereitet und schutzlos. „Wann willst du Evans endlich auf den Kuss von damals ansprechen?"
Überrumpelt von dieser Frage blinzelte ich ein zwei Mal, bis ich den ersten Schock überwunden hatte. Es war nicht so, dass ich in letzter Zeit nie an diesen Moment gedacht hatte, jedoch hielt ich es für mehr als unangebracht, wenn man die Umstände der letzten Wochen betrachtete, auch nur einen Schritt in diese Richtung auf sie zuzumachen. Es schien mir zu taktlos es einfach anzusprechen. Lieber vergrub ich meine aufgewühlten Gefühle in der Sorge über sie, als ihr noch mehr Grund zur Verwirrung zu geben. Wahrscheinlich würde sie den Kuss eh nur bereuen, wenn ich ihr diesen Moment eröffnen würde.
„Sch. Das ist definitiv nicht der richtige Augenblick für dieses Gespräch", zischte ich zurück und meine Augen huschten kurz zu Lily hinüber. Die Befürchtung beschlich mich, dass das knisternde Feuer nicht ausreichen würde, um unsere geflüsterten Worte von ihr fernzuhalten. Doch sie hing zu gebannt an den Lippen ihrer Freundin, welche nun den Höhepunkt ihrer Schauergeschichte erreicht hatte. Sirius – welcher gänzlich befreit von dieser Befürchtung schien- legte mir einen Arm um die Schulter, damit ich seine Worte deutlicher verstehen konnte.
„Wann gibt es einen besseren Augenblick, als diesen? Alleine im Wald, unter dem klaren Sternenhimmel. Es ist praktisch darauf ausgelegt, dass es wieder passiert! Jetzt mach dich endlich an die Kleine ran, bevor dir ein anderer zuvorkommt." Keuchend japste er nach Luft, als ich ihm meinen Ellbogen zwischen die Rippen rammte. Schlimm genug, das er dieses Thema ausgerechnet jetzt ansprach, nein, er setzte mir auch noch das Bild von Lily in den Armen eines anderen in den Kopf.
„Nicht der richtige Zeitpunkt!", zischte ich erneut. Remus schien unsere geheime Auseinandersetzung bemerkt zu haben, denn er warf uns beiden einen forschenden Blick zu.
„Wann soll dieser perfekte Zeitpunkt denn kommen?" Sirius schien sichtlich unzufrieden, mit meiner Sturheit.
„Ganz sicher nicht jetzt, wo sie das erste Mal seit Wochen glücklich aussieht!"
Mein Freund verdrehte dramatisch die Augen und pfiff frustriert etwas Luft zwischen seinen Lippen hervor. „Ganz ehrlich Kumpel, früher oder später musst du der Kleinen von dem Kuss bei der Party erzählen, sonst tue ich es. Euch verlorene Seelen kann man ja langsam nicht mehr ertragen", brummte er. Ich funkelte ihn böse an, doch mein Herz rutschte erst ein paar Stockwerke tiefer, als ich mich wieder dem Feuer zuwandte.
„Ich fürchte das hast du jetzt schon erledigt, Tatze", piepste Peter, sichtlich unsicher über die Situation. Wer konnte es ihm auch verübeln? Ich wäre ja selbst nur all zu gerne im Erdboden versunken. Fünf ungläubige Augenpaare lagen auf Sirius und mir.
Tatze hauchte ein peinlich berührtes „Ups", bevor er die Hand von meinem Rücken zog und unbehaglich auf seinem Baumstumpf umherrutschte. Mein Mund fühlte sich trocken und karg an. Mir fehlten die besänftigenden Worte, die ich mir bei Lilys Anblick herbeisehnte. Fiberhaft überlegte ich, wie ich das Gesagte ungeschehen machen konnte, aber alle Anwesenden zu oblivieren schien mir doch etwas zu drastisch. Wobei, die Alternative bereitete mir ebenfalls Bauchschmerzen – vielleicht sogar schlimmere.
Das letzte Fünkchen Hoffnung glimpflich aus dieser Situation herauszukommen schwand, als Lily sich japsend erhob und in den Wald davonstapfte. Ihr Ausdruck, welcher noch immer vor meinem geistigen Auge flackerte, war undefinierbar. Verkrampft versuchte ich die aufkommende Panik in den Griff zu bekommen. Es fühlte sich an, als würden die Marshmallows in meinem Magen zu glühen beginnen, um mich an Ort und Stelle zu verschmoren.
„Scheiße man, das wollt ich nicht", sagte Sirius, geplagt von seinen Schuldgefühlen. Seine Stimme lallte etwas von dem Alkohol und ich verspürte den Drang, ihm einen Eimer Wasser über den Kopf zu schütten.
„Ich glaub, du hältst jetzt besser die Klappe, Tatze", erwiderte Remus tonlos und sah Lily nach. Ihre Umrisse wurden immer blasser, bis ich ihre Silhouette nicht mehr von denen der Bäume unterscheiden konnte.
„Ich werd ihr mal nachgehen." Marlene erhob sich, doch bevor sie ebenfalls in der Dunkelheit verschwand hielt ich sie auf. Wenn das einer wieder grade rücken musste, dann war ich das. Ich würde es mit Sicherheit bereuen, wenn ich jetzt nicht die initiative ergriff und dieses Thema ein für allemal mit Lily klärte – auch wenn das bedeuten konnte, dass ich mir damit jegliche Chance auf eine romantische Zukunft mit ihr verbaute. Wobei, dafür hatte Sirius höchstwahrscheinlich schon gesorgt.
Ich fand sie einige Meter entfernt von der Lichtung, auf einem umgestürzten Baum sitzend. Sie hatte das Gesicht in den Händen vergraben, sodass mir ihre Gedanken nach wie vor verborgen blieben. Ihr rotes Haar wirkte in der Dunkelheit fast bräunlich und farblos. „Es tut mir leid, ich wollte nicht, dass du es so erfährst." Die Worte fühlten sich unzureichend an, zu flach und unbedeutend, sie vermittelten nicht mal ansatzweise das, was ich wirklich fühlte. Trotzdem schwang ein Hauch Wahrheit mit ihnen mit.
„Ach, wolltest du, dass ich es anders erfahre oder am besten gleich gar nicht? Hast du gedacht, jetzt wo du meinen Namen auf deiner Liste von Eroberungen stehen hast, brauchst du dich nicht darum scheren, ob und wie ich es erfahre", fauchte sie zurück. Nun da ich ihr Gesicht sah, funkelten ihre Augen mit den Sternen um die Wette, die verborgen hinter dem Blätterdach, keine Chance hatten, gegen ihren Zorn anzukommen.
„Ich wollte es dir sagen! Das hat nichts mit einer dummen Liste zutun!", verteidigte ich mich, doch sie schüttelte dickköpfig den Kopf, nicht gewillt mir zuzuhören.
„Ich hatte das Recht es gleich zu erfahren! Ich- Dieser Abend damals hat mich ziemlich durcheinander gebracht, es hätte mir vielleicht geholfen zu wissen was passiert ist!"
Frustration ließ meine Nerven kribbeln und ich ballte meine Hände zu Fäusten, um meine Gefühle im Zaun zu halten. „Ja oder es hätte alles nur noch komplizierter gemacht, die letzten Wochen waren auch so schon schwer genug. Es wäre nicht richtig gewesen es während deiner Trauer anzusprechen!"
Ihr Blick wurde jäh kälter und sie wandte sich um, fort von mir, ihr Gesicht gen Himmel gerichtet. Fast wirkte es als bat sie die Sterne um Hilfe.
„Du hättest es mir im Hogwarts Express erzählen können, du hattest mehr als genug Gelegenheit dazu! Also benutze den Tod meiner Eltern nicht als Ausrede für deine Feigheit oder was auch immer dich dazu getrieben hat, es mir zu verschweigen."
Ihre Worte trafen mich härter, als ich es für möglich gehalten hätte. „Was redest du denn da?" Die Verwirrung mischte sich mit meiner Verzweiflung, während ich vergebens versuchte Sinn in ihren Worten zu finden.
„Weist du, ich mag dich James. Du warst in den letzten Wochen sehr für mich da und schon vorher hast du dich irgendwie verändert – im positiven Sinne, meine ich. Ich dachte wirklich, du bist nicht mehr dieser arrogante Idiot von früher, aber du hast kein Recht darüber zu entscheiden, was ich über mein eigenes Leben erfahre und was nicht. Ich hatte ein Recht es zu wissen und ich will nicht, dass du, nach allem was passiert ist, um mich herumtänzelst, in Angst meine Gefühle zu verletzen oder Vergangenes aufzuwirbeln. Ich bin nicht aus Porzellan, nur weil das Leben sich grade ein böses Spiel mit mir erlaubt."
Sie drehte sich erneut zu mir herum. Die Schärfe war aus ihren Augen verschwunden, um etwas Milderem Platz zu machen. Fast wirkte ihre Iris zersprungen, zerschmettert von der Wucht ihrer eigenen Gefühle. „Also bitte behandle mich nicht so und halte meine Eltern aus deinen Entscheidungen heraus. Denn genau das macht dich zu einem ziemlichen Idioten und ich möchte nicht, dass du einer bist!"
Ich sah wie ihre Finger unbewusst in meine Richtung zuckten, bevor sie sich wieder ganz unter Kontrolle hatte. Ihre Gefühle schienen einen Sturzflug nach dem anderen zu erleben.
„Ich hatte nie vor sie als Ausrede zu benutzen! Oh Merlin, Lily, ich wollte doch nur, dass es dir gut geht und ein Gespräch über diesen Abend hielt ich einfach nicht für angebracht. Mal davon abgesehen, dass es in deiner Verantwortung lag, dass du dich nicht mehr erinnerst! Schließlich bist du selbst dafür verantwortlich, wenn du zu viel trinkst!
Es war auch nicht einfach für mich, mit dieser Situation umzugehen! Weist du, wie lange ich mir diesen Moment erträumt hatte? Wie sehr ich mir das wünschte? Und dann vergisst du es einfach.
Ich hatte gute Gründe es dir nicht zu erzählen. Also mach bitte nicht mehr daraus als es ist - nämlich der Versuch eines Freundes für dich da zu sein und das Richtige zu tun. Das hat absolut nichts mit deinen Eltern als Ausrede zutun", erklärte ich erschüttert, dass sie so etwas überhaupt annehmen konnte.
„Ach und diesen Vorwurf von einer Liste an Eroberungen lasse ich mir ganz sicher nicht zustecken! Du weist, dass du mehr als das für mich bist – das du schon immer mehr warst", fügte ich noch hinzu, um meine Seele zu beruhigen.
Zu meiner Erleichterung nickte sie Ergebens und ließ sich erneut auf den Baumstamm sinken. Vorsichtig, um sie nicht wie ein verletztes Reh aufzuscheuchen, ließ ich mich neben ihr nieder. Mein Herz schmerzte bei jedem Schlag in meiner Brust.
„Tut mir leid, ich hab wohl einfach etwas überreagiert. Früher habe ich vielleicht so von dir gedacht, aber ich weiß, dass du nicht dieser Mensch bist, denn ich auf dich projiziert habe. Momentan fühle ich mich nur, als hätte ich keine Kontrolle mehr über mein Leben, da war diese Information wahrscheinlich einfach das Tröpfchen, welches den Kessel zum Überbrodeln gebracht hat."
Mit der Luft strömte auch Erleichterung in meinen Körper und lockerte meine angespannten Muskeln. Sie war nicht wütend auf mich. Es war einfach nur etwas zu viel für sie. Diese Befürchtung hatte mich schon seit Wochen geplagt. Doch trotzdem brannte noch eine Frage in meinem Herzen, welche dringend geklärt werden musste, bevor sie irreparable Schäden anrichtete. Mit einem flauen Gefühl im Magen lehnte ich mich etwas nach hinten und konzentrierte mich auf die kühle Nachtluft.
„Also was hältst du von dem Kuss. Ich meine, hat das eine Bedeutung für -", ich stockte und schluckte die Angst vor ihrer Antwort herunter, bevor ich den Satz beendete, „- uns."
Die Zeit, bis sie sich aufraffte mich anzusehen, verging zäh und langsam. Fast unerträglich schnell schlug mein Herz im Vergleich zu meinem Zeitgefühl. Doch als sich unsere Augen schließlich trafen, überkam mich Erleichterung gefolgt von einem Fünkchen Zuversicht für die Zukunft.
„Ich denke, fürs Erste würde ich so weitermachen wollen, wie zuvor. Mir fehlt momentan der Boden unter den Füßen und so eine große Veränderung schaffe ich jetzt nicht. Können wir nicht einfach da weitermachen wo wir aufgehört haben – als gute Freunde."
Ein liebevolles Lächeln legte sich auf meine Lippen und ich versuchte ihr all die Wärme zu vermitteln, die ich in diesem Augenblick empfand. „Natürlich, alles was dich glücklich macht", antwortete ich.
Ihre Worte hatten sich auf das Hier und Jetzt bezogen. Was die Zukunft mit sich brachte war noch offen und so wie sie eben geklungen hatte, war die Möglichkeit eines „uns", etwas mehr in den Bereich des Denkbaren gerückt.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro