Kapitel 28
Zufrieden ließ ich meinen Blick über die Hügel und Wiesen von Hogwarts gleiten. Es war ein ungewöhnlich heißer Frühsommer Tag und die Sonne brannte auf die spitzen Türme des Schlosses. Die Ländereien waren gesäumt von kleinen Schülerscharen, welche ihre Aufsätze und Bücher mit an die frische Luft gebracht hatten.
Tatze und ich dachten jedoch nicht mal eine Sekunde daran, dieses fabelhafte Wetter mit unnützem lernen zu vergeuden. Wir wagten gerade den Anstieg zurück zum Schloss, nach einigen ausgiebigen Flugmanövern auf dem Quidditch Feld. Während des Fliegens hatten wir zumindest den Wind als Abkühlung gehabt, nun lief uns der Schweiß die Stirn hinunter.
„Bei aller Liebe, Tatze, aber ich versteh wirklich nicht, warum du dich nicht bei dem Auswahlverfahren bewirbst? Du wärst eine Bereicherung für das Team und würdest McKartney als Treiber mit Leichtigkeit schlagen", versuchte ich ihn wie schon so viele Jahre zuvor von unserer Quidditch Mannschaft zu überzeugen.
Doch wie immer, zuckte er nur abtuend mit den Schultern. Sein Blick streifte über eine Gruppe von Hufflepuff Mädchen aus unserem Jahrgang und ein spitzbübisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, sodass seine Zähne weis blitzten.
„Du bedenkst jedoch nicht, dass ich dann unter deiner Tyrannei des Folter Trainings wertvolle Lebenszeit verschwenden würde", scherzte er.
Und bevor ich etwas zu meiner Verteidigung erwidern konnte, zwinkerte er mir zu und hüpfte schon fast leichtfüßig den kleinen Abhang hinunter, zu der fröhlich plappernden Mädchenschar. Lachend schüttelte ich den Kopf und machte mich alleine auf den Weg zum Schloss.
Ich hatte den Hoff vor der Eingangshalle schon fast erreicht, da erregten die rotgewellten Haare einer gewissen Person meine Aufmerksamkeit. Neugierig, wie eigentlich immer, wenn Lily in meiner Nähe war, schlich ich um die Mauer des Innenhofs herum und hob belustigt die Augenbrauen.
Meine sonst so vernünftige und rationale Lily, löste nun eine Armada an Fragezeichen in meinem Kopf aus. Amüsiert beobachtete ich sie dabei, wie sie in der Hocke saß und immer wieder ein Stück weiter watschelte. Währenddessen fuhren ihre Finger suchend über das Gras und sie knabberte leicht an ihrer Unterlippe.
Sie war so konzentriert, bei was auch immer sie da tat, das sie selbst mein gekünsteltes Räuspern zu überhören schien. Mit bebenden Schultern biss ich mir auf die Innenseite meiner Wange, um nicht lauthals loszulachen, als sie etwas aus dem Gleichgewicht geriet und sehr ungeschickt Bekanntschaft mit dem Boden machte. Da halfen selbst ihre kläglichen Versuche, sich abzustützen nicht weiter, sodass sie nun halb auf ihrem Hintern, halb auf ihren Rücken im Rasen lag und mich entfernt an eine umgefallene Schildkröte erinnerte.
Sie kicherte leise, über ihre eigene Tollpatschigkeit und es half alles nichts, ein prustendes Lachen kam über die Lippen. Lilys Kichern gefror noch im selben Augenblick und ihre Augen wanderten geweitet zu mir hinauf. Eine blasse Rötung hatte sich auf ihre Wangen gelegt und ließ sie noch niedlicher wirken.
Ich musste dem Drang wiederstehen mich hinzuknien und mit den vereinzelten Strähnen ihrer Haare zu spielen, welche sich wirr um ihren Kopf herum säumten. Es erinnerte mich ein bisschen an die Strahlen der Sonne, die um ihr Zentrum herum leuchteten.
Um nicht wie ein bestellt und nicht abgeholter Idiot weiter auf sie hinunter zu starren, setzte ich mich neben sie. Lily hatte sich währenddessen wieder aufgerichtet und war gerade dabei mit ihren Fingern ihre Haare einigermaßen herzurichten.
Als sie mich schlussendlich unergründlich musterte, ergriff ich das Wort.
„Also, wie kann ich dir behilflich sein? Zählt es neuerdings zu den Pflichten eines Vertrauens Schülers eine umfangreiche Bestandsaufnahme der Grashalme um Hogwarts zu machen? Das wäre zwar eine sehr langwierige Aufgabe, aber ich würde mich hilfreich zur Diensten stellen."
Während ich sprach, ließ ich meine Handinnenfläche über die Grasspitzen gleiten und scheiterte kläglich an meinem unterdrückten Grinsen. Lily sah mich für einen Augenblick so an, als hätte ich den Verstand verloren, bis sich ein hinreisendes Lachen auf ihren Lippen formte. Mein Herz machte einen aufgeregten Hüpfer und es war mir egal, dass ich sie ganz offenkundig wie ein Liebeskranker Trottel anlächelte.
Erst ihre helle Stimme riss mich wieder aus meinen Gedanken.
„Mal davon abgesehen, dass selbst ich nicht die Geduld hätte, solch eine sinnlose Bestandsaufnahme zu erledigen, habe ich eine viel wichtigere Mission!"
Ihre Augen blitzen mit dem reflektierenden Licht auf dem Großen See um die Wette und ich musterte sie, von aufkeimender Neugier gefasst.
Bis heute war Lily mir ein Rätsel und ich konnte nie wirklich sagen, ob sie etwas tot Ernst meinte oder es nur ihre Art war einen Witz zu machen. Jedenfalls konnte ich es mir diesmal in beide Richtungen gut ausmalen.
Gerade, als sie zu einer Aufklärung ansetzten wollte, schien ihr die Antwort doch etwas peinlich zu werden. Verlegen zwirbelte sie eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern und schürzte unbehaglich die Lippen. „Nicht lachen, Okay?", setzte sie schließlich an und in der Art, wie sie mich musterte, konnte ich erkennen wie wichtig es ihr war.
Von plötzlicher Ernsthaftigkeit gepackt strafte ich die Schultern und nickte. Als sie fortfuhr mied sie den Blickkontakt zu mir und starrte stattdessen runter zum Wasser des Sees. Ihre Augen nahmen einen matten Glanz an, als würde sie in einer längst vergangenen Erinnerung schwelgen.
„Als ich in der Muggel Schule meine erste Prüfung hatte, war ich ein nervliches Wrack. Irgendwie hatte ich schon immer den Drang mich zu beweisen und in diesem Moment, kurz vor der Prüfung, hatte ich das Gefühl verloren in mir selbst umher zu driften, ohne einen sicheren Halt. Ich war einfach zu aufgeregt, um mich auf etwas zu fokussieren und hab alles vergessen, was ich noch einen Tag zuvor hervorragend konnte."
Ein Schmunzeln zuckte um ihre Mundwinkel herum und sie atmete einmal tief durch.
„Und dann hat meine Schwester mir etwas erzählt. Sie meinte ich solle mit ihr zum nahe gelegenen Wald gehen und wir würden dort nach einem Vierblättrigen Kleeblatt suchen. Tunia ist nicht wirklich ein abergläubischer Mensch, aber sie wusste, dass ich mich gerne an solchen Ideen festhielt. Sie meinte, wenn ich in diese Leere in meinem Kopf driftete, dann solle ich mir das Kleeblatt nehmen und all diese schlechten Gefühle darauf projizieren. Dann würde das Glück des Kleeblatts mit meiner Unsicherheit ausgetauscht werden."
Sie sah etwas verlegen auf den Boden und wagte es noch immer nicht mir in die Augen zu sehen.
„Ich weiß es ist dämlich, aber es ist zu einer Art Ritual geworden und da ich nachher meine Aufsätze abgeben muss, dachte ich es würde mich irgendwie beruhigen."
Bevor sie weiter sprechen konnte unterbrach ich sie. „Ich finde das ist etwas sehr schönes, vor allem wenn du diese Erinnerung mit deiner Schwester teilen kannst."
Augenblicklich verblasste ihr Lächeln und ihre Stirn legte sich in tiefe Falten. Besorgt zogen sich meine Augenbrauen zusammen. Hatte ich etwas Falsches gesagt?
„Ich bin mir nicht sicher, ob Tunia sich auch noch mit dieser Erinnerung befasst."
Die Farbe ihrer Stimme ließ mein Herz in sich zusammensacken. Ich hatte schon öfter Andeutungen über Lilys Beziehung zu ihrer Schwester mitbekommen und dem nie etwas Gutes entnehmen können. Jedoch hatte ich sie nie danach fragen können, weil sie mir noch vor einem halben Jahr den Mund dafür zu gehext hätte.
Jetzt jedoch traute ich mich mit den Zehnspitzen das Gewässer zu prüfen und wagte einen Versch.
„Ihr beide habt eure Differenzen, oder?"
Ihre Augen huschten überrascht zu meinen und nach einem Moment der Anspannung zwischen uns, indem ich schon annahm ein zu empfindliches Thema angesprochen zu haben, seufzte sie traurig. Wie ein Häufchen Elend zog sie ihre Knie an ihren Körper und stützte ihren Kopf darauf ab.
„Sie ist nicht mehr besonders gut auf mich zu sprechen, seit wir erfahren haben, dass ich eine Hexe bin. Das hat viel zwischen uns verändert und das definitiv nicht ins Positive. Manchmal habe ich angst, dass sie mich nicht mehr so liebt, wie man eine Schwerster lieben sollte, aber neulich im St. Mungos hatten wir seit langem wieder eine Bindung zueinander. Ich bin mir nur nicht sicher, ob die immer noch da sein wird, wenn es in ein paar Tagen nachhause geht."
Wie, um sich selbst vor ihre Worten zu schützen, legte sie die Hände über den Kopf.
Ich selbst hatte nie erlebt, wie sich die eigene Familie so gegen einen stellte. Aber durch Sirius hatte ich gelernt, dass Blut nicht unbedingt Familie ausmachte. Manchmal stand man seinen Freunden näher, als man es seiner Familie je sein konnte. Für Sirius hatte ich diese neue Familie sein können und ich wünschte mir sehnlichst auch eines Tages Lily zu meiner zählen zu können.
Ein unwiderstehlicher Drang sie in meine Arme zu schließen, überwältigte mich formlich, doch ich hatte angst, sie zu verschrecken, also griff ich nur zärtlich nach ihrer Hand und versuchte ihr all die Wärme zu vermitteln, die ich ihr so gerne geben wollte. Sie zog ihre Hand nicht weg und erwiderte nach kurzem zögern sogar den Druck meiner Finger. Mein Herz zerbrach in tauend kleine Einzelteile, als ich eine Träne über ihre Wange rinnen sah. Doch anstatt sie in den Arm zu schließen, so wie es jede Faser meines Seins gerne getan hätte, löste ich unsere Finger auseinander und versuchte so viel positive Energie, wie mir nur möglich war, in meine Stimme zu legen.
Energisch klatschte ich in die Hände.
„Dann machen wir uns mal ans Werk und versuchen eines dieser bedeutsamen vierblättrigen Kleeblätter aufzutreiben, bevor du deine Aufsätze abgeben musst."
Von dem Kontrast des plötzlichen Stimmungsumschwungs verwirrt, blinzelte sie mich verständnislos an, doch ihrer Verwirrung wich überraschend schnell ein Funkeln in den Augen. Sie verlagerte ihr Gewicht und setzte sich auf ihre Knie um besser das Gras absuchen zu können.
„Fangen wir an!"
Mit großem Tatendrang krabbelten wir beide wie die Idioten schlecht hin über die Wiese und musste für unbeteiligte aussehen, wie zwei verirrte St. Mungos Patienten, aber das war mir egal. Denn in eben diesem Moment verspürte ich eine so strake Verbindung zu Lily, dass ich es hätte in die Welt hinausschreien können.
Schreibblockade lässt grüßen...
wer kennt's?
Ich hab sie jetzt seit fünf Tagen.
Aber weil ich weiß das, wenn ich jetzt nicht weiter schreibe, ich mich wochenlang damit rumschlagen werde, habe ich versucht trotzdem ein Kapitel zustande zu bringen.
Ist kein Meisterwerk geworden, aber ich hab's jetzt so oft umgeschrieben, dass ich es hochladen kann...
Bis nächste Woche, dann hoffentlich ohne Schreibblockade!
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