1. September 2015, 23:00 Uhr
POV Taddl
Heute ist der 1. September und somit mein Geburtstag. Genauer gesagt, mein 21. Geburtstag. Ich selber mache mir nicht so viel aus Geburtstagen, schon gar nicht aus meinem eigenen, aber meine besten Freunde Marius, Felix, Simon, Alex und Rewi hatten die glorreiche Idee, mir einen Abend in einem Stripclub zu schenken. In einem Schwulen-Stripclub.
Ich bin bisexuell und das wissen meine Freunde auch und akzeptieren es vollkommen, worüber ich sehr froh bin. Trotzdem finde ich die Idee, mich in einen Stripclub zu schleppen, wo sich wahrscheinlich halbnackte, aufdringliche Typen an den Stangen räkeln, mehr als zweifelhaft.
Aber meine Freunde sind vollkommen überzeugt, mir einen (Zitat Rewi) "unvergesslich geilen Abend mit vielen nackten Typen für unseren Tuddli" zu bescheren. Und da ich ihnen diese Idee nicht versauen will, habe ich mich überreden lassen.
Jetzt ist es 23 Uhr und wir sind auf dem Weg zu besagtem Club, wo meine Freunde extra einen Tisch reserviert haben.
"Leute, egal was heute Abend passiert, es bleibt unter uns, okay?", fragt Alex, der wohl ebenfalls etwas Angst hat, was in dem Club so abgehen wird.
"Klar!", stimmen wir alle zu.
"Jetzt lasst uns einfach den Abend genießen und Ts Geburtstag gebührend feiern!", ruft Rewi und so betreten wir johlend den pink leuchtenden Club.
Das kann ja was werden...
POV Ardy
"Babyboy, gleich sind wir dran!", ruft mir Flo, mein Partner, zu. Nein, nicht mein fester Freund, sondern einfach nur mein "Tanzpartner" bei unserem... Job.
Ich bin Stripper. Aber ich tue es keinesfalls freiwillig, sondern um Geld zum Studieren zusammen zu kriegen. Bald habe ich genug zusammen und kann endlich in diesem ekligen Puff kündigen.
Heute ist es wieder besonders voll. Hauptsächlich irgendwelche alten Säcke, die keine Frau oder keinen Mann haben und sich hier an uns aufgeilen müssen. Traurig ist sowas, aber es ist mein Job.
"Bin sofort fertig, Loverboy!", rufe ich Flo zurück, bevor ich mir noch kurz ein Tablett schnappe und es zu dem angegebenen Tisch bringe.
Zu meiner Verwunderung gehören die bestellten hochprozentigen Getränke aber nicht zu einem weiteren Tisch mit sexfrustierten alten Männern, die nach der Arbeit noch schnell einen Abstecher in diesen Schwulen-Club machen, sondern zu ein paar jungen Männern, ungefähr so alt wie ich, die wohl bereits etwas angetrunken sind. Sie unterhalten sich angeregt und lachen immer wieder.
Nur einer von ihnen scheint sich im Bezug auf Alkohol noch zusammen gerissen zu haben, denn er sieht noch relativ nüchtern aus, wie er seinen Blick kritsch durch den pink leuchtenden Club schweifen lässt und immer wieder die Stirn runzelt, wenn er einen meiner knapp bekleideten Kollegen sieht.
Leise seufze ich. Ich kann ihn vollkommen verstehen. Wäre ich diesen Anblick nicht fast täglich gewöhnt, würde ich mich ebenfalls unwohl fühlen. Was nicht heißt, dass ich es in irgendeiner Weise genieße, hier zu arbeiten, aber ich habe mich trotzdem mittlerweile an all das gewöhnt.
Völlig unvermittelt landet der Blick des jungen Mannes plötzlich auf mir. Ein paar Momente sehen wir uns einfach nur in die Augen, und er scheint jeden Winkel meines Inneren zu erforschen, so fühlt es sich zumindest an.
Wow. Seine blauen Augen sind so durchdringend und scheinen mich praktisch festzuhalten, sodass ich mich kaum von ihnen lösen kann.
Doch als Flo mir ein "Noch 5 Minuten, Babyboy!" zuruft, unterbreche ich den Blickkontakt, setze mein anzügliches Grinsen auf, für das ich schon öfter Lob von meinem Chef bekommen habe, und gehe auf den Tisch der jungen Männer zu.
Selbstsicher grinsend stelle ich das Tablett auf dem dunklen Holz ab und schaue in die Runde.
Sie sehen alle nicht schlecht aus, aber der blonde Typ mit den blauen Augen ist definitiv der bestaussehendste.
"So Jungs, hier ist eure Runde!" Sie nehmen sich die kleinen Gläser und der Typ mit Dreads ruft noch ein "auf unseren Taddl, der heute endlich volljährig geworden ist!", bevor sie anstoßen und den klaren Inhalt ihre Kehlen herunterstürzen.
Der Blonde lacht zu dem Dreadstyp: "Mann Simon, als ob ich erst 18 bin!", woraufhin ein anderer erwidert: "Najaa, aba 18 und 21 ist ja nich soo weit voneinanda entfernt und in Amerika biste ja auch erst mit 21... äh wie heißt das nochma?"
Er lallt bereits ziemlich.
"Volljährig, Rewi", meint der Blonde grinsend.
"Soso, du hast also heute Geburtstag?", mische ich mich wieder ein und alle Blicke ruhen sofort auf mir, doch ich erwidere nur den des Blonden. Er nickt knapp.
Langsam gehe ich hinter seinen Stuhl und beuge mich zu seinem Ohr.
"Dann sieh meine Show jetzt als persönliches Geburtstagsgeschenk von mir, okay?" Ich lasse meine Stimme extra rau klingen und knabbere während meinen Worten an seinem Ohrläppchen.
"Nur für mich?", hakt er grinsend nach. "Ja, süßer", hauche ich. "Nur für dich. Stell dir einfach... stell dir einfach dich anstatt Fl... anstatt meinem Loverboy vor."
Mist, fast verplappert. Was ist los mit dir, Ardian? Leider kann ich mir diese Frage selbst nicht beantworten, denn plötzlich taucht Hugo, mein Chef, neben mir auf und sieht mich wütend an. "Du bist dran", knurrt er nur und verschwindet wieder.
Leise seufze ich. "Ich muss los, mein hübscher, aber denk dran: Das ist nur für dich. Nur für dich..." Damit gebe ich ihm noch einen sanften Kuss direkt hinter sein Ohr, drehe mich um und eile hinter die kleine Bühne, um mich umzuziehen.
POV Taddl
"D-das war geniaaal, boys!", grölt Rewi, als wir um 4 Uhr den Club verlassen.
"Wenn ich schwul wäre, hätte ich spätestens bei der Show von diesen beiden 'nen Ständer bekommen!", meint Felix grinsend und Alex' provozierender Blick liegt sofort auf mir. "Naaa Täddel, wie fahndest du denn dein Abänd?"
Ich lächle über seine Betrunkenheit und erwidere trocken: "Richtig geil. Gerade der braunhaarige Typ, der davor noch bei uns war, war mega heiß."
Die anderen grölen und ich lache. Aber meine Worte stimmen. Der Kerl war sehr heiß gewesen und ich hatte seinen Worten, die er vor der Show in mein Ohr gehaucht hatte, beinahe Glauben geschenkt, doch dann wurde mir klar, dass er sowas wahrscheinlich 10 verschiedenen Männern jeden Tag sagt, und so habe ich den Gedanken, er hätte die Worte vielleicht ernst gemeint, sofort wieder verworfen.
Trotzdem geht mir dieser Kerl nicht mehr aus dem Kopf. Diese erotische Stimme und der gut gebaute Körper. Aber auch diese nachdenklichen, fast traurigen Augen, bevor er wieder sexy gegrinst hat. Es war für ein paar Sekunden so, als könnte ich in ihn hineinsehen, doch dann hatte er wieder seine Maske aufgesetzt und war wieder der routinierte Stripper. Doch trotzdem kann ich diese Augen nicht aus meinem Kopf verbannen.
Diese wunderschönen Augen, die eine eigene Geschichte zu erzählen versuchen, doch niemand will ihnen zuhören.
Ach, was denke ich schon wieder für eine Scheiße?! Liegt wahrscheinlich am Alkohol, den ich intus habe.
"T, fährst du mit im Taxi?", reißt mich Marius' Stimme aus meinen Gedanken. Marius ist noch der einzige, der (abgesehen von mir) relativ nüchtern ist. Die anderen stehen kichernd wie kleine Mädchen an einer Straßenlaterne und singen irgendein Lied.
"Nee, fahrt ihr mal. Ich gehe lieber, ist ja nicht weit. Außerdem will ich noch kurz eine rauchen", antworte ich. Marius nickt wissend und gibt mir einen Handschlag zur Verabschiedung.
"Pass auf dich auf, nicht dass du überfallen wirst." "Pass du lieber auf deine Kinder auf", grinse ich und nicke zu den anderen rüber.
Marley lacht. "Mach ich. Wir schreiben morgen, ja?" "Jo, bis dann."
Die Jungs werden vom Taxi abgeholt und ich bleibe allein an die Hauswand des Clubs gelehnt zurück.
Suchend grabe ich in meinen Jackentaschen, bis ich die Objekte meiner Begierde finde: mein Handy, eine Schachtel Zigaretten und ein kleines Feuerzeug, mit welchem ich eine der Stangen sofort entzünde, einen tiefen Zug inhaliere und dabei einen Blick auf mein Handy werfe.
Zu hell blendet mir der Bildschirm entgegen, sodass ich die Helligkeit sofort minimiere.
4:44 Uhr.
Während ich noch einen Zug von meiner Zigarette nehme, öffnet sich zeitgleich die Tür des Clubs und zwei Männer treten hinaus.
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