⛧Sweet Venom⛧
✿❯────「Jungwon」────❮✿
Ich hatte ihn wieder verloren.
Dieses Gefühl, als wäre mir etwas entrissen worden, etwas, das zu mir gehörte, aber nie ganz mein sein konnte. Es begann immer gleich—eine plötzliche Leere, ein unruhiges Pochen in meiner Brust, das mich warnte, dass er nicht mehr da war.
Ni-ki.
Ich wusste nicht, wann es angefangen hatte, dieses Band zwischen uns.
War es mit der Verwandlung gekommen? Oder war es schon immer da gewesen, verborgen unter der Normalität unseres alten Lebens?
Ich wusste nur, dass ich ihn spüren konnte.
Nicht seine Gedanken, nicht seine Stimme—aber seine Anwesenheit. Und jetzt war sie fort.
Mein Blick glitt über mein Zimmer, während ich mich zwang, ruhig zu atmen. Die Nacht war still, doch in mir tobte ein Sturm.
Meine Finger krallten sich in das Laken meines Bettes, während ich versuchte, die Unruhe niederzukämpfen, die sich durch meine Adern zog.
Aber es war sinnlos.
Ich konnte mich nicht konzentrieren, nicht abschalten, nicht schlafen.
Weil er nicht hier war.
Ein Zittern lief über meine Fingerspitzen, als ich meine Hand hob, sie betrachtete.
Ich wusste, was ich konnte. Ich hatte es gesehen, gespürt.
Hypnose. Kontrolle. Ein einziger Blick, eine einzige Berührung, und ich konnte den Willen eines anderen Menschen beugen, bis er sich mir ergab.
Es machte mir Angst.
Und gleichzeitig… reizte es mich.
Mein Blick fiel auf den Spiegel gegenüber meines Bettes. Ich sah müde aus. Meine Haut wirkte blasser als sonst, meine Augen dunkler.
Mein Atem ging ruhig, aber meine Gedanken waren es nicht.
Ich musste ihn sehen.
Ich musste wissen, wo er war.
Mit einem schnellen Ruck stieß ich mich vom Bett ab und schlich leise durch den Flur. Das Haus war dunkel, nur ein schwacher Lichtschein fiel durch die halb geöffnete Tür des Wohnzimmers.
Ich hörte jemanden dort atmen.
Langsam trat ich näher.
Meine Mutter saß auf der Couch, die Beine unter sich geschlagen, eine Tasse Tee in der Hand.
Sie wirkte entspannt, ahnungslos.
„Jungwon?“ Ihre Stimme war sanft, überrascht. „Warum bist du noch wach?“
Ich konnte nicht antworten.
Mein Blick hing an ihr, an der Art, wie sie mich ansah—wie immer, mit mütterlicher Wärme, mit Vertrauen.
Vertrauen, das ich brechen konnte.
Mein Herz schlug schneller.
Ich spürte, wie sich die Energie in mir regte, wie ein leises Flüstern in meinem Kopf, das mir sagte, dass ich es tun konnte.
Ich konnte sie testen.
Ich konnte sehen, ob meine Kraft wirklich so funktionierte, wie ich es befürchtete.
„Mir geht’s gut“, sagte ich, und meine Stimme war ruhiger, tiefer als sonst. Ich trat näher, langsam, meine Augen fixiert auf ihre.
Meine Mutter runzelte leicht die Stirn. „Sicher? Du siehst blass aus.“
Ich ignorierte ihre Worte.
„Trink noch einen Schluck von deinem Tee“, sagte ich stattdessen.
Ich wusste nicht, warum ich genau das sagte. Es war nicht wichtig. Nicht bedeutend. Aber es war ein Test.
Meine Mutter blinzelte. Ein kurzes Zögern—und dann hob sie die Tasse mechanisch an die Lippen und trank.
Mein Atem stockte.
Es funktionierte.
Ich konnte fühlen, wie meine Worte sie umfingen, wie ein unsichtbares Band, das sie leitete, ohne dass sie es bemerkte.
„Stell die Tasse ab“, murmelte ich, und sofort tat sie es.
Meine Finger kribbelten.
Ich wusste, ich sollte aufhören. Ich wusste, ich sollte mich abwenden, mich nicht weiter hineinziehen lassen.
Aber dann dachte ich wieder an Ni-ki.
Daran, wie er sich meiner Kontrolle entziehen konnte. Wie er frei war, während ich hier war, gefangen in meiner eigenen Rastlosigkeit.
Ich trat noch näher.
„Sag mir…“, begann ich leise, während meine Mutter mich mit einem undefinierbaren Blick ansah. „Sag mir, dass du stolz auf mich bist.“
Es war nicht einmal eine Befehlsform, nur eine sanfte Bitte—doch es war genug.
„Ich bin stolz auf dich“, sagte sie, und ihre Stimme war weich, liebevoll.
Aber ich wusste, dass es nicht echt war.
Ich hatte es von ihr verlangt.
Ein kaltes Schaudern lief mir über den Rücken.
Ich riss mich abrupt los, trat zurück, als hätte ich mich verbrannt.
„Jungwon?“ Ihre Stimme klang leicht verwirrt. „Alles okay?“
Ich nickte hastig. „Ja. Ich… ich sollte schlafen gehen.“
Ich wandte mich ab, meine Hände zitterten, als ich mich zurück in mein Zimmer flüchtete.
Ich wollte Ni-ki.
Nicht Kontrolle. Nicht Macht.
Nur ihn.
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Die Stille der Nacht lag schwer über der Stadt, aber in mir tobte ein Sturm.
Mein Herz hämmerte gegen meine Rippen, meine Hände bebten vor Verlangen—nicht aus Angst, nicht aus Nervosität, sondern aus etwas, das viel tiefer ging.
Ich musste zu ihm.
Ohne nachzudenken, ohne mir auch nur eine Sekunde Zeit zu lassen, sprang ich aus dem Fenster meines Zimmers. Drei Stockwerke tief, der Wind rauschte an meinen Ohren vorbei, aber ich wusste, dass es mir nichts anhaben konnte.
Der Aufprall war hart, aber nicht schmerzhaft. Mein Körper absorbierte die Kraft des Falls mit einer Selbstverständlichkeit, die mir immer noch fremd war.
Ich blieb nur einen Moment stehen, holte tief Luft, dann rannte ich los.
Der Weg zu Ni-ki war mir längst in Fleisch und Blut übergegangen. Meine Füße fanden ihren Rhythmus, jeder Schritt war schneller als der vorherige. Ich hörte nichts außer dem Blut, das durch meine Adern rauschte, nichts außer dem Echo meines eigenen Herzschlags.
Ich wusste nicht, warum es sich so anfühlte, als würde ich zu meinem Ursprung zurückkehren.
Aber ich wusste, dass ich nicht mehr aufhören konnte.
Als ich vor seinem Haus stand, fühlte es sich an, als hätte ich seit Stunden nicht mehr geatmet. Ich warf den ersten Stein gegen sein Fenster. Dann einen zweiten.
Das Licht flackerte hinter den Vorhängen auf.
Ein Schatten bewegte sich.
Mein Atem ging flach, als das Fenster sich langsam öffnete.
„Jungwon?“
Seine Stimme war verschlafen, verwirrt, aber ich hörte darin auch etwas anderes.
Er spürte es.
Genau wie ich.
„Mach auf“, flüsterte ich.
Sekunden vergingen, dann hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde.
Ni-ki stand vor mir, das Mondlicht spiegelte sich in seinen dunklen Augen, und in diesem Moment gab es keine Zurückhaltung mehr.
Ich stürzte auf ihn zu, er auf mich.
Unsere Körper prallten beinahe aneinander, als wir in sein Zimmer taumelten. Die Tür fiel hinter uns ins Schloss, aber ich nahm es kaum wahr.
Ich hörte nur seinen Atem.
Spürte nur seine Nähe.
Ni-ki streckte mir seinen Arm hin.
Kein Zögern. Keine Fragen.
Ich packte sein Handgelenk, mein Griff war fest, fast verzweifelt, als ich ihn an meine Lippen zog.
Und dann kostete ich von ihm.
Sein Blut traf meine Zunge wie Feuer.
Es war süßer, als ich es mir vorgestellt hatte, dunkler, intensiver—wie ein Lied, das ich nie zuvor gehört hatte, aber dessen Melodie ich kannte.
Ich spürte ihn in mir.
Seine Stärke, seine Wut, seine Sehnsucht.
Ich spürte, wie er mich durchflutete, mich auffüllte, als hätte ich mein ganzes Leben lang nur auf diesen Moment gewartet.
Ni-ki sog scharf die Luft ein, aber er zog sich nicht zurück.
Ich ließ ihn erst los, als mein Körper vor Erfüllung schmerzte.
Und dann küsste ich ihn.
Ich spürte, wie seine Finger sich in mein Shirt krallten, wie er mich näher zog, mich an sich presste, als könnte er mich nicht nah genug haben.
Er schmeckte nach Verlangen.
Nach Dunkelheit.
Als ich mich atemlos von ihm löste, öffnete er langsam die Augen—und meine Welt blieb stehen.
Sein Blick brannte sich in mich ein.
Rot.
Tiefrot, wie die Sünde selbst.
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