⛧Orange Blood⛧
✿❯────「Jungwon」────❮✿
Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, als wir den Raum betreten hatten.
Die Luft war schwer, fast erdrückend, und der Raum schien zu flimmern – als ob das, was wir erlebt hatten, uns schon mehr entzogen hatte, als wir begreifen konnten. Mein Magen fühlte sich leer an, die Eingeweide verkrampft. Ich konnte es einfach nicht abschütteln. Es war, als ob die Dunkelheit, die uns alle umgab, in diesem Moment ganz besonders greifbar war.
Ni-ki stand neben mir, stumm, seine Augen wie immer ruhig, doch ich wusste, auch er fühlte es.
Diese unterschwellige Bedrohung, die wie ein unsichtbarer Schatten über uns hing. Doch während er den Raum still musterte, war ich mir sicher, dass er in diesem Moment genauso wie ich versuchte, das Unausgesprochene zu begreifen.
Dann kam der Moment, der uns alle zu Fall bringen sollte.
Ich hatte gerade noch Zeit, den Raum mit einem flüchtigen Blick zu scannen, als ich Heeseung bemerkte.
Er war noch an den Stuhl gefesselt, aber in diesem Augenblick schien er mehr als nur ein Mensch zu sein.
Er bewegte sich nicht. Seine Augen waren weit aufgerissen, aber sie schienen leer. Kein Funken von Leben oder Kontrolle war mehr zu sehen. Nur diese unheimliche Leere, die mich frösteln ließ.
Und dann geschah es.
Mit einem lauten Knacken, das die Stille zerriss, riss sich Heeseung plötzlich vom Stuhl los. Es war, als ob er über sich selbst hinausgewachsen war, als ob er von etwas getrieben wurde, das wir alle nicht verstehen konnten.
Ich sah, wie er sich in einem wilden Sprung auf Sunoo zubewegte – und die Zeit schien sich zu dehnen. Alles um mich herum wurde unscharf. Die Welt, die uns sicher schien, zerbrach in diesem Augenblick, als Heeseung sich mit einer brutalen, fast animalischen Wucht auf Sunoo stürzte.
„Heeseung!“ schrie Sunoo, seine Stimme brüchig, von einem Schmerz durchzogen, den ich in keinem Moment meines Lebens je gehört hatte. Doch es war zu spät.
Heeseung biss zu. Der Schmerz, der auf Sunoo's Gesicht erschien, war furchtbar. Es war eine Mischung aus Überraschung, Angst und einem Schrei, den ich nicht einmal in meinen schlimmsten Albträumen gehört hatte.
Ich konnte mich nicht rühren.
Meine Füße waren wie festgefroren, als ich sah, wie Heeseung mit seinen scharfen Zähnen in Sunoos Hals grub. Das Blut, das aus Sunoo floss, machte mich krank. Es war, als ob die Welt um uns herum in einem einzigen Schlag aus den Fugen geriet.
„Lass ihn los!“ schrie Jay, und plötzlich wurde die Stille wieder zerbrochen, als er versuchte, sich zwischen Heeseung und Sunoo zu stellen.
Doch Heeseung reagierte nicht. Er zog Sunoo dichter an sich, als wäre er ein Raubtier, das seine Beute ergriff.
„Heeseung! Hör auf!“ brüllte Sunghoon und versuchte ebenfalls, sich zwischen sie zu stellen, doch es war keine Chance, gegen die rohe Gewalt, die Heeseung ausstrahlte. Ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören. Wir alle hörten es.
„Jungwon, hilf uns!“, rief Sunghoon, seine Stimme jetzt fast verzweifelt.
Ich wachte aus meiner Starre auf.
Die Panik überkam mich, der Adrenalinrausch war wie ein Tsunami, der mich forttrug.
Doch noch bevor ich reagieren konnte, hörte ich hinter mir ein Geräusch. Es war ein weiterer Schritt – ein rasches Aufrichten.
In meinem Kopf, wo noch nichts Sinn machte, versuchte ich zu begreifen, was geschah, doch die Realität war zu verzerrt.
Jake.
Er stand auf.
Alles in mir, was noch klar war, schrumpfte zusammen.
In meinem Kopf klangen die Warnungen wie ein lautes, unaufhörliches Rauschen.
Er war wieder aufgestanden, als ob er sich nicht einmal bewusst war, was er tat. Er sah uns an, doch es war nicht der Jake, den ich kannte. Seine Augen waren leer, fast glasig. Er sah aus, als ob er von einer dunklen Macht kontrolliert wurde. Ich konnte es nicht genau sagen, aber etwas an ihm war... anders.
„Jake, was tust du?!“ rief Sunghoon, doch seine Stimme klang schon fast panisch.
Es war, als ob Jake uns nicht mehr hören konnte. Mit einer Geschwindigkeit, die mich erstarren ließ, stürzte er sich auf Sunghoon.
Ich wollte schreien, doch der Schrei blieb in meiner Kehle stecken. Jake, unser Jake, unser Freund – er biss zu.
Und diesmal war es Sunghoon, der sich unter der Wucht des Bisses zusammenkrümmte. Ich sah, wie er versuchte, sich zu wehren, doch es war vergebens. Jakes Zähne gruben sich so tief in Sunghoons Hals, dass ich glaubte, die Zeit hielt an.
„Hör auf, Jake!“, schrie ich und versuchte, zu Sunghoon zu gehen, doch meine Beine fühlten sich wie Blei an. Der Schock lähmte mich.
Ich konnte nichts tun.
In diesem Moment raste mein Herz wie ein wilder Trommelwirbel.
Der Schock fror meine Gedanken ein, doch plötzlich hörte ich hinter mir Jay schreien. Ich zog Ni-ki bei sich, so schnell wie er konnte.
„Komm schon! Wir müssen hier raus!“, sagte ich und zog Ni-ki mit sich. In einem verzweifelten Versuch, sich zu retten, rannten sie die Treppe hinauf. Ich hörte ihre Schritte, aber der Schock hielt mich immer noch gefangen.
Es war, als ob die Welt sich plötzlich um mich herum veränderte. Noch vor wenigen Minuten war alles wie gewohnt gewesen. Doch jetzt war nichts mehr, wie es einmal war. Wir alle waren durch diese Tür ins Ungewisse getreten, ohne zu wissen, was uns noch erwarten würde.
Der Moment, in dem Heeseung auf Sunoo losging, hatte alles verändert. Ich hatte es in seinen Augen gesehen, als er sich vom Stuhl riss – diese Wildheit, diese absolute Fremdheit, die in ihm war. Es war, als ob er nicht mehr der war, der er einmal gewesen war. Er war… ein anderes Wesen. Und das Schlimmste daran war, dass ich genau wusste, dass das auch Jake passierte.
Jetzt, während wir uns durch das Haus hetzten, alles hinter uns lassend, konnte ich kaum atmen.
Jeder Schritt, den wir machten, schien sich durch meinen ganzen Körper zu bohren, wie Nadelstiche, die sich in mein Nervensystem gruben. Ich fühlte den kalten Hauch der Angst in meinen Nerven. Der Schock, der alles in mir gelähmt hatte, war immer noch präsent. Wie hatte es so weit kommen können? Was war mit uns passiert?
Ni-ki’s Hand in meiner fühlte sich an wie eine Stütze, aber sie konnte die Kälte, die mich ergriff, nicht vertreiben.
Wir liefen die Treppe hinauf, hastig und ohne jegliche Koordination. Ich hörte ihre Schritte hinter mir, ich wusste, dass sie uns folgten, aber ich konnte mich nicht mehr umdrehen, um zu sehen, wer es war. Ich wusste es einfach – ich spürte es.
„Ich will“, sagte Ni-ki mit einer Stimme, die fast wie ein Flüstern klang, als wäre er selbst von der Situation genauso überwältigt wie ich. Sein Griff an meiner Hand wurde fester, als wir den Flur entlang rannten. Ich spürte seine Unsicherheit und seine Angst, aber es war nicht nur seine – es war unsere aller Angst. Wir wussten nicht, wohin wir liefen, wir hatten keinen Plan. Nur einen einzigen Instinkt: weg von dem, was uns verfolgt hatte.
Ich hatte nur ein einziges Ziel vor Augen: Sicherheit. Ich hatte das Gefühl, dass jeder Moment, den wir länger im Haus verbrachten, uns noch weiter dem Abgrund näherbrachte.
Etwas war los mit Heeseung und Jake. Etwas, das sie nicht kontrollieren konnten. Irgendetwas, das sie übernahm und sie in diese… Monster verwandelte. Und wir… wir hatten nichts, was uns schützen konnte. Kein Plan, kein Verständnis darüber, was überhaupt passierte.
„Da!“ rief ich plötzlich und zeigte auf eine Tür am Ende des Flurs.
Ein Badezimmer. Ein Ort, den wir abschließen konnten. Ein Ort, der uns vielleicht für einen Moment vor dem Unvermeidlichen schützen konnte.
„Schnell!“, rief ich und zog Ni-ki noch schneller mit mir. Wir sprinteten dorthin, und ich spürte, wie meine Füße die Treppenstufen fast nicht mehr berührten, so schnell wie ich rannte.
Mein Herz hämmerte in meiner Brust, meine Atmung wurde immer schneller und flacher, als ob die Luft hier nicht ausreichte. Ich konnte es nicht fassen – wir hatten uns gerade noch vor wenigen Stunden sicher gefühlt, als wäre diese ganze Welt unser sicherer Raum. Und jetzt war sie nichts mehr als ein Alptraum, der uns verfolgte.
„Schließ die Tür ab!“ rief Ich, als wir uns endlich ins Badezimmer brachte. Ich hörte die verzweifelte Dringlichkeit in seiner Stimme, die alles, was noch vor ein paar Minuten passiert war, noch viel realer machte. Ich drehte mich hastig um und schloss die Tür, während ich den Riegel umlegte.
Die Stille, die uns umgab, war laut. Erdrückend. Ich hörte die schweren Atemzüge von Ni-ki, der immer noch versuchte, Luft zu holen, als wäre er nicht in der Lage, sich von diesem Albtraum zu befreien. Wir waren nicht mehr sicher. Wir waren nicht mehr in Kontrolle.
„Was tun wir jetzt?“, fragte Ni-ki, und seine Stimme war kaum mehr als ein Zittern. Ich sah ihn an, spürte die gleiche Verwirrung und das gleiche Entsetzen in mir.
„Ich… ich weiß nicht“, murmelte ich, aber ich wusste es wirklich nicht. Was konnten wir tun? Wir waren nicht auf das vorbereitet, was uns hier erwartete. Wir waren nie darauf vorbereitet worden. Und jetzt standen wir hier, in einem kleinen Badezimmer, das uns vor einer unsichtbaren Gefahr schützte – oder auch nicht. Es fühlte sich an, als ob wir in einer Falle gefangen waren. Eingesperrt, ohne einen Ausweg.
„Sie dürfen uns nicht finden“, flüsterte ich schließlich, als wir uns in der kleinen, engen Raum zusammenkauerten.
„Ich kann nicht glauben, dass das wirklich passiert“, sagte Ni-ki schließlich, seine Stimme brüchig. Ich wusste, er versuchte, die Gedanken zu ordnen, doch es war alles zu viel. Zu schnell. Zu unvorhersehbar.
„Es ist nicht vorbei“, murmelte ich, fast unbewusst, „Es ist noch lange nicht vorbei. Sie… sie kommen nach uns.“
Und da war es wieder. Ein Geräusch. Ein Schritt, der aus der Dunkelheit des Flurs drang und sich durch den dünnen Türspalt zu uns schlich. Ein leises Knistern der Luft, das mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
„Was war das?“ fragte Ni-ki flüsternd, und ich konnte die panische Verzweiflung in seiner Stimme hören.
„Hörst du das auch?“ fragte ich, seine Augen weit geöffnet. Wir lauschten, die Luft schien sich zu verdicken. Der Schritt war näher gekommen, unmissverständlich. „Jemand ist hier.“
Ein Schauer überlief mich, und der Druck in meiner Brust verstärkte sich. Der Gedanke, dass wir gefunden wurden, war unerträglich.
„Es muss einer von ihnen sein“, flüsterte ich und drückte mich gegen die Wand, als würde ich die Berührung der Kälte von der Wand selbst fürchten.
„Was tun wir?“ fragte Ni-ki und starrte mich aus großen, unsicheren Augen an. Aber wir hatten keine Antwort. Die Gefahr war real, der Feind war hier. Und wir saßen in der Falle.
Ich war nicht mehr sicher, was als nächstes kommen würde. Aber eines wusste ich: Wir mussten vorbereitet sein. Alles, was wir bis jetzt überlebt hatten, war nichts im Vergleich zu dem, was noch kommen würde.
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