Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Schmetterlingsflügel II

Zweiter Teil des vorherigen Oneshots.
Zeitsprung: 10 Jahre später.

»Happy Birthday to me«, denke ich bitter. Da wird man einmal 25 Jahre alt, und keiner der vermeintlichen Freunde zuckt sich. Ich schlucke die Enttäuschung herunter. Schließlich habe ich immer noch heute Geburtstag, da wird kein Trübsal geblasen, so einfach ist das!

Missmutig straffe ich meine Schultern, hebe das Kinn. Aber das ist, als würde ich mich selbst belügen. Ich bin nicht selbstbewusst, also brauche ich gar nicht erst so tun, als wäre ich es.

Es reicht, wenn ich dazu stehen kann, dass ich ein Nichts bin; ein kleines, unbeliebtes Nichts.

Die U-Bahn quillt mal wieder über, Menschenmassen strömen an den Haltestellen durch die Türen, drängen sich dicht an dicht; warme, verschwitzte Körper, die aneinander kleben.

Ein alltäglicher Schweißaustausch, der mich kotzen lassen könnte, wäre ich es nicht schon so gewöhnt.

Die einsteigenden Leute drängen mich immer weiter nach hinten, bis ich mich mit dem Rücken zur schmuddeligen Wand wiederfinde. Ich seufze. Wie sehr ich diesen ganzen Scheiß hier doch liebe.

Ich beginne, mich unwohl zu fühlen. Meine AirPods haben einen leeren Akku, sodass ich ohne Musik die schweren Atemzüge der anderen Fahrgäste ertragen muss. Ich könnte schreien.

Und dennoch... irgendwie ist es, als wäre da noch irgendetwas, was mein Unwohlsein nur noch verstärkt. An meinem Outfit kann es nicht liegen, das dunkelgrüne Top und der dunkle, lange Rock sind eins meiner Outfits, in denen ich mich sicher und geborgen fühle – was bestimmt auch daran liegt, dass es nicht freizügig ist.

Aber da ist irgendwas, das spüre ich. Ich spüre die Gänsehaut auf meinen Armen, ich spüre das sich bereitmachende Adrenalin in meinen Blutbahnen. Fühle mich wie zurückversetzt ins Treppenhaus meiner Großmutter. Es ist wie damals, als ich auf der Lauer war, eine Heidenangst hatte, dass ihr widerwärtiger Nachbar mich eines Tages noch vergewaltigen würde.

Allerdings ist hier nichts und niemand, der für diesen Gefühlssturm sorgen könnte. Ich lasse meinen Blick unruhig über die Menschen um mich herum schweifen – aber da ist nichts.

Kopfschüttelnd sinke ich wieder gegen die Wand. Ich sage ja, dass ich ein dämlicher Schisser bin, ich kann es nicht oft genug sagen. Und letzten Endes weiß ich auch, dass es stimmt.

Ganz gleich, was alle behaupten, von wegen starke Persönlichkeit und so – ich bin und bleibe eine Memme, eine Last und ein erbärmlicher Haufen, der ein Mensch hätte werden sollen.

Ich bin ein Schmetterling ohne Flügel.

Ich bin ein Schmetterling, welcher aus der Luft gefallen ist und verlernt hat, zu fliegen.

Ich bin ein Schmetterling, der seinen Zweifeln nicht gewachsen war und der seine Träume unter einer dicken Schicht Schutt vergrub. Der zu viel nachdachte und viel zu wenig tat.

Ich bin ein Schmetterling, der nur darauf wartet, von einer Krähe gefressen zu werden.

Ich warte darauf, zu verschwinden.

Weil ein Leben in Angst sich anfühlt, als stünde man gefesselt am Spielrand des Lebens. Man sieht, wie sich alle durchschlagen, gewinnen, verlieren, fallen, wieder aufstehen.
Man sieht, wie sie kämpfen.
Und man weiß, dass man es selbst nicht kann, weil man eine teilnahmslose Randfigur ist, welche es nicht schafft, auf dem Spielfeld stehen zu bleiben.

Ein erregtes Stöhnen sorgt dafür, dass ich meine Lider wieder aufreiße. Müdigkeit und Erschöpfung waren davor über mir hereingebrochen, aber damit komme ich klar. Besser zumindest als mit diesem Chaos, was das Geräusch in mir verursacht.

Hektisch sehe ich mich um. Und da steht ein Mann. Klein und dick mit weißem Flaum auf der Glatze. Er ist sicher nicht weit über 30 Jahre alt – und er steht direkt vor mir.

Also wirklich direkt.

Sein Atem prallt schwer auf mein Gesicht, ich rieche seine Mundhygiene, ich rieche sauren Schweiß, der so stechend auf meine Geruchszellen einwirkt, dass mir übel wird. Ich will meine Augen schließen und mich wegträumen – oder aus dieser Situation entwischen können. Doch das kann ich nicht. Schließlich drücken mich sicher über fünfzig Menschen gegen die schmuddelige Wand der U-Bahn.

Der Mann lässt seinen Blick an meinem Körper entlang gleiten, folgt meinen eigentlich verschleierten Kurven mit stahlblauen Augen voller Begehren.

Und dann tritt er noch näher, bis seine Brust an meiner lehnt und sein Bein das meine berührt.
Ich zittere. Da ist ein Gefühl in mir, das ich so gut kenne, dass ich heulen könnte. Jetzt sofort.

Hilflosigkeit.

Ich bin ihm ausgeliefert.

Diesem fremden Typen aus der U-Bahn.
Und dem Nachbar meiner Oma war ich es auch – ausgeliefert.
Chancenlos unterlegen.

Bilder schießen durch meinen Kopf, Erinnerungen, die sich in mir festkrallen und meine Seele zerreißen. Welche alte Pflaster von meinem Herzen reißen, mit denen ich vor Jahren Wunden und Narben provisorisch gepflegt habe.
Ich komme nicht gegen die Flut aus Momentaufnahmen an, welche sich eingebrannt haben und jetzt dickflüssig aus aufgerissenen Wunden bluten und meine Gedanken verseuchen.

Die Vergangenheit holt mich ein und reißt mich mit sich, und ich weiß, würde ich hier nicht so sicher eingequetscht stehen – ich würde auf die Knie fallen, weil meine Beine dem Gewicht des Erlebten nicht standhalten können.

Seine Hand.
Druck an meiner.
Brust.
»Wie groß du.
Geworden bist.«
Seine Stimme, säuselnde
Zartbitterschokolade.
Seine warmen honigbraunen Augen.
Voller Gier.

Erst die Hand des Fremden an meiner Hüfte reißt mich aus dem Damals zurück ins Jetzt. Ich beiße mir ins Fleisch meiner Wange. Damals war ich 14 und 15 und 16. Heute bin ich 25 Jahre alt.

Die Dinge haben sich geändert, sage ich mir.

Vielleicht schaffe ich es ja doch, mich zu wehren, spreche ich mir gut zu.

Doch dann sehe ich den Typen, der ein paar Jahre älter ist als ich – und dann weiß ich, dass ich schweigen werde. Ich werde es über mich ergehen lassen, weil das einfacher ist. Ich habe heute Geburtstag, ich will mich mit niemandem streiten. Soll er mich halt betatschen, ich habe schon schlimmeres erlebt.

»Hey!«, höre ich plötzlich eine weibliche, raue Stimme. »Sicher, dass sie das will?«
Das mir bis dato unbekannte Mädchen steht wie eine Fata Morgana vor mir, spricht zu dem Fremden, deutet auf mich, sieht mich fragend an.

Ich beiße mir auf die Unterlippe.
Jetzt oder nie.
Zitternd schüttle ich den Kopf, spüre, wie sich immer mehr Menschen zu mir umdrehen. Sie starren mich an, und ich frage mich, ob sie mich verurteilen werden.

Das Mädchen fängt meinen Blick ein, nickt mir ermutigend zu. Ich schlucke noch einmal.
Das hier ist schwerer als schwer. Es ist unglaublich hart.
Und trotzdem erhebe ich meine Stimme.

»Nein. Nein, ich will das nicht.«

Die Worte beben genauso, wie mein ganzer Körper bebt.
Angst, Adrenalin, Ohnmacht... Die verschiedensten Empfindungen belagern mich, doch jetzt werden sie von etwas ganz neuem überlagert: Stolz.

Ich habe meine Stimme erhoben, um für mich einzustehen. Das ist etwas... Wow.
Das habe ich noch nie so wirklich getan, ich spüre noch immer den Schock darüber.

Doch gleichzeitig... Gleichzeitig ist es, als wäre ein riesiger Felsbrocken von meinem Brustkorb gefallen.
Ich sehe ihn regelrecht auf dem dreckigen Boden der U-Bahn zerschellen. Und all die ungesagten Worte, die geschluckten Neins und unterdrückten Stops, zerschellen mit ihm.

Es ist, als würde ich atmen können. Zum ersten Mal seit Jahren richtig atmen.
Ich spüre den Sauerstoff, wie er in meine Lungenflügel vordringt und meinen Körper mit etwas füllt, was ich schon so lange vermisst habe: Mit Leben.

Als ich den Blick wieder hebe, ist der Mann gerade dabei, sich kopfschüttelnd weg von mir zu bewegen. Ich sehe ihm hinterher, kann mein Glück kaum fassen.

Und das Mädchen.
Steht vor mir und lächelt mich strahlend an. Drückt mir einen Zettel mit einer Telefonnummer in die Hand und verschwindet.

Ich bleibe sprachlos zurück.
Sprachlos und mit gelockerten Fesseln.

Diese junge Frau hat mir gerade die Lektion meines Lebens erteilt: Dass ich sehr wohl Nein sagen darf.

Und irgendwo tief in meinem Innern lösen sich Knoten, von deren Existenz ich nicht wusste.

Ich glaube, gerade eben ist viel passiert: Ich habe meinen Kokon verlassen, und ich habe mich der Lava meines Angstvulkans gestellt. Ich habe überlebt. Hinter all der Angst ist so viel Platz fürs Mutigsein, das ist verrückt.

An der nächsten Haltestelle steige ich aus, laufe aus dem Bahnhofsgebäude, bekomme eine Nachricht meiner besten Freundin, welche mich zu ihr einlädt, wodurch ich eine Überraschungsparty erahne; spüre Sonnenstrahlen, die mein Gesicht erwärmen und mich liebevoll kitzeln. Nehme das beste Geburtstagsgeschenk an, dass ich hätte bekommen können.

Und ich bleibe stehen. Ganz kurz. Ein Moment der Achtsamkeit.
Breite die Arme aus, schließe die Augen und spüre, wie leicht ich geworden bin.
Ich spüre die Schmetterlingsflügel, wie sie sich ausbilden.
Ich spüre Schmetterlingsflügel und weiß, dass sie meine sind.
Meine eigenen Schmetterlingsflügel des Muts.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro