8. Puma
Faol war bis jetzt sehr geduldig mit den Ermittlern, aber nun will er dieses verdammte Ding wirklich gerne zerstören. "Oder habt ihr noch andere Ideen, die ihr mit mir teilen wollt?" Im Moment hat die Katze unter den Wölfen die Angst vor dem fremden Rudel abgelegt, und dafür gibt es gute Gründe. Zum einen ist er hier draußen in einer besseren Position als mitten unter ihnen und es steht hier nur noch 3:2 und somit etwas ausgeglichener als vorhin vor dem Rudelhaus. Außerdem hat Faol ihn wirklich freundlich empfangen und scheint durchaus für einen guten Scherz am Rande offen zu sein. "Immer diese ungeduldigen Wölfe," fordert er kichernd sein Glück heraus und zwinkert dabei den Begleitern zu, was Faol erneut mit einem Lachen quittiert. Seine Eskorte nimmt das stoisch hin. Obwohl sie mit seiner Entscheidung, dem Kater soviel durchgehen zu lassen und diesen beiden so sehr zu vertrauen, nicht unbedingt konform gehen beschweren sie sich nicht. Auch sie tragen mit ihrem Verhalten dazu bei, dass der Kater wieder mehr er selbst sein kann.
"Ich denke, ich kann die Falle entschärfen, so dass wir sie hier lassen können ohne dass sie weiteren Schaden anrichtet." Erklärt sein Lieblingswolf den anderen jetzt doch ihr Anführer hält zunächst nicht so viel davon, erklärt aber auch warum. "Sie werden das sicherlich reparieren, sobald sie den Schaden bemerken und dann hätten wir nichts gewonnen." Conall schaut sich die Falle noch einmal an und schüttelt dann den Kopf. "Ganz ehrlich? Das ist eine hochentwickelte Falle und wenn nicht einer von ihnen diese Dinger selbst herstellt, dann glaube ich nicht, dass sie es heraus finden, denn dafür muss man schon ein Spezialist sein. Außerdem will ich ein Teil zerstören, dass sie nicht so leicht ersetzen können. Im Grunde würde ich das Upgrade, dass für den zweiten Auslöser bei einer Wandlung sorgt, damit unbrauchbar machen und die Falle zurück in eine normale Tierfalle verwandeln." Faol sieht ihn interessiert an. "Und Du bist so ein Spezialist?" Felix gibt voller Stolz die Antwort bevor Conall reagieren kann. "Er ist einer der Besten." <<Gibst du gerade mit mir an?>> Die beiden zwinkern sich lächelnd zu.
"Es hätte schon einen Vorteil, wenn sie eine kaputte Falle benutzen anstatt sie zu ersetzen und an unbekannter Stelle neu platzieren." Faol reicht seine Axt dem grimmigeren von beiden Begleitern zurück und gibt die Zustimmung zur Prozedur, die er dann neugierig beobachtet. "Sollen wir dir Bescheid geben, wenn wir mehr von diesen Mistdingern finden?" Conall konzentriert sich auf die Arbeit die etwas Fingerspitzengefühl benötigt. "Wenn du willst, dass wir sie ebenfalls entschärfen, dann ja. Aber du kannst auch ein oder zwei zerstören um sicher zu stellen, dass sie nicht anfangen, ihren eigenen Fallen zu misstrauen."
Nachdem die Arbeit getan ist, gehen sie zurück zur Straße und sehen dort ein Haus am Straßenrand stehen das vielleicht das Hauptquartier der Jäger sein könnte. Das Rudel hat das wohl ebenso empfunden, denn sie haben es nach einer Möglichkeit abgesucht hinein zu gelangen und keine gefunden. Es scheint komplett gegen Einbruch gesichert zu sein. "Sind außer Euch drei noch andere vom Rudel in der Nähe die uns zuhören oder beobachten können?" Conalls Frage sorgt erneut für Stirnrunzeln bei dem älteren der beiden Begleiter der dieses mal die Antwort gibt. "Nein, niemand. Wir hab sie mit dem 2. Wagen zurück geschickt, sobald wir sahen, dass der Platz verlassen ist."
Felix geht derweil um das Haus herum und findet schließlich ein offenes Fenster über einem kurzen Vordach im Obergeschoss, viereinhalb höchstens fünf Meter über seinem Kopf. "Vielleicht sicher vor Menschen oder Wölfen," murmelt er vor sich hin. "Meine Leute haben auch keine Möglichkeit zum hochklettern gefunden, jedenfalls nicht ohne entsprechende Hilfsmittel." Jetzt ist es an Conall, stolz mit seinem Liebsten anzugeben. "Er hat nicht vor zu klettern."
<<Wir brauchen ihr versprechen, dass sie das was sie sehen für sich behalten, sonst kommen wir lieber später wieder,>> erreichen ihn die Gedanken des anderen und er stimmt dem zu und gibt die Bitte weiter. "Du wirst mir bald erzählen müssen, was die ganze Geheimniskrämerei soll, aber für den Moment bin ich einverstanden." Seine Begleiter folgen dem Beispiel ihres Anführers und Felix verwandelt sich wieder, nachdem er sich erneut ausgezogen hat.
Pures Erstaunen ist auf die Gesichter des Anwesenden gepflastert als sie mit weit aufgerissenen Augen den Puma dabei beobachten, wie er aus dem Stand heraus auf das Vordach springt. Faol kann seine Überraschung zwar etwas besser verbergen, aber auch nicht ganz. <<Ich nehme keine Geräusche von innen wahr. Ich denke ich wage mal einen Blick hinein.>> Der neugierige Kater ist schließlich nicht hier hoch gekommen um sich die Gegend von oben zu betrachten. Während er vorsichtig durchs Fenster klettert und durchs Haus schleicht wobei er sehr genau darauf achtet, wohin er seine Samtpfoten setzt, alle Sinne aufmerksam auf die Umgebung gerichtet, warnt sein Freund ihn sorgenvoll. <<Sei bitte vorsichtig und achte auf Alarmsysteme.>> Die beiden haben schon jetzt mit dem Alpha und seinen Freunden mehr Geheimnisse geteilt, als ihnen lieb ist. Die Tatsache, dass sie mit Mind Link verbunden sind, soll daher um so dringlicher verborgen bleiben. Deshalb ist bei beiden kein Aufleuchten der Augen zu sehen.
"Was macht er denn jetzt? Wenn er dort in eine Falle läuft können wir ihm nicht helfen." Der stets stark ausgeprägte Beschützerinstinkt eines Alpha-Wolfs bricht durch und Conall kann seine eigenen Sorgen um den Freund auch nicht verbergen. Dennoch arbeitet er lang genug mit ihm zusammen um ihm zu vertrauen, weil der weiß, was er tut. "Ich weiß, aber ich glaube nicht, dass die da drin Fallen ausgelegt haben. Wahrscheinlicher ist, dass irgendwo ein stiller Alarm ausgelöst wird. Wir sollten also die Umgebung im Auge behalten um ihn rechtzeitig zu warnen."
Minuten schleichen vorbei und fühlen sich für die Männer vor der Tür, die gespannt den Atem anhalten, wie Stunden an. <<Conall, schau dir das mal an.>> Es gibt tatsächlich ein Sicherheitssystem und eine Alarmanlage, aber die ist lediglich mit der Eingangstür verbunden und zudem mit einer einfachen Schaltung versehen, so dass man von innen die Anlage einfach Ein- und Ausschalten kann. Mithilfe der Bilder, die der Kater dem Wolf schickt und den Anweisungen, die Conall zurück sendet, ist der Einbuch leichter als gedacht. <<Alles klar, nachdem ich die Verkabelung gesehen habe weiß ich jetzt, wie sie funktioniert. Der rote Knopf ist der Ein- und Ausschalter. Du musst ihn einfach nur drücken.>> Nach dieser Anweisung nimmt der Ermittler der draußen steht den herumliegenden Overall auf und geht auf die Eingangstür zu. Die anderen beobachten nervös, wie sich die Tür öffnet, bis ein nackter Mann in der Tür erscheint und mit einem breiten Grinsen wieder in die dargebotene Kleidung schlüpft. "Möchte irgendwer herein kommen?"
Faol wendet sich seinen Begleitern zu. "Haltet die Straße und den Pfad in die Wildnis im Blick und gebt ein Signal, wenn sich jemand nähert." Die beiden nicken und bewegen sich in zwei unterschiedliche Richtungen, während ihr Anführer zusammen mit Conall und Felix das Gebäude betritt. Wieder ein Vertrauensvorschuss des Alphas, der sich mit den beiden ohne Schutz aus dem eigenen Rudel in Gefahr begibt und seine Befehle ausspricht, statt sie über Gedankenverbindung zu geben, so dass die Außenstehenden sie ebenfalls mitbekommen. <Letzteres könnte auch eine respektvolle Geste für seine Begleiter sein, denn Worte sind nicht so bindend wie eine Anweisung über Mind Link.> Damit hat der Wolf natürlich recht.
"Dann wollen wir uns mal umsehen, aber versucht bitte, nichts zu verändern. Besser sie bekommen nicht mit, dass jemand hier war." Der Kater ist jetzt voll in seinem Element und natürlich übernimmt er ein wenig die Führung über die Wölfe, die stets eine direkte Konfrontation und eine Demonstration ihrer Stäre der Heimlichtuerei vorziehen. Sein Gefährte ist schon lange an diese Vorgehensweise gewöhnt, doch dass Faol sich ebenfalls in diesen Vorschlag fügt bringt ihm einen zusätzlichen Bonus bei Felix ein.
Es ist kein sehr großes Haus und daher braucht es nicht viel Zeit um alles zu durchsuchen. Immerhin finden sie eine weitere Falle und Conall macht auch diese unbrauchbar. "Sie kann immer noch aufgebaut und gespannt werden, aber ihre besondere Fähigkeit ist zerstört. Ein unachtsames Tier kann noch immer darin gefangen werden, aber leidet weniger. Ein Gestaltwandler kann sich jedoch gefahrlos verwandeln und selbst befreien." Obwohl Faol darüber sichtlich froh ist, wirkt er doch auch etwas enttäuscht. "Viel zu finden gab es hier aber nicht, oder?" Felix verkneift sich einen weiteren Scherz und versucht ihn mit einer ernsthafteren Aussage aufzumuntern. "Nein, aber wir haben trotzdem einiges über diese Jäger erfahren, was uns weiter bringen wird."
Unbeobachtet von den anderen hat Conall sich auch an dem Fenster zu schaffen gemacht, doch seinen Freund informiert er natürlich entsprechend. <<Ich hab dafür gesorgt, dass es nicht mehr ordentlich schließt. Es wird zwar einrasten, aber von außen immer leicht wieder aufzudrücken sein.>> Felix leitet ihm dafür das zufriedene Schnurren seines Katers weiter. Er weiß es zu schätzen, dass der seine Fähigkeiten anerkennt und bereit ist sie einzusetzen, gegen seinen natürlichen Instinkt ihn immer sicher in seiner Nähe und unter seinem Schutz halten zu wollen. <Er ist eben auch ein Wolf mit Alpha-Qualitäten.> Die Liebe, die die Gedanken des Pumas begleitet, kommt tief aus ihrem gemeinsamen Herzen.
Es gibt hier nichts mehr zu tun und somit ist es Zeit zu gehen. Felix zieht sich erneut aus und drückt Conall den Overall zurück in die Arme. "Was hat er nun wieder vor?" Faols Stimme hat einen belustigten Unterton während er neben Conall zur Tür hinaus geht. "Er wird die Tür hinter uns wieder schließen und den Alarm erneut aktivieren. Dann kommt er auf dem selben Weg heraus, auf dem er hinein gelangt ist." Vor der Tür stellt Conall die Tasche ab und packt beide Overalls wieder ein um sie erneut Faol auszuhändigen. "Ihr beiden mögt es wirklich, nackt zu sein, oder?" Der Ermittler zwinkert dem sichtlich amüsierten Alpha-Wolf zu. "Letztlich ist es doch die natürlichste Art des Seins, oder?" Auf diesen philosophischen Exkurs hin schüttelt der Rudelführer seinen Kopf und beginnt, ihn zu necken. "Bist du sicher, dass es gut für dich ist, mit dieser Katze zusammen zu leben?" Der Puma kommt zurück und lehnt sich jetzt gegen Conalls Beine, der dessen Kopf tätschelt und dabei zufrieden grinst, weil der ihn auffordernd anmaunzt. "Das ist nicht wichtig, denn wir gehören zusammen." Faol nickt verstehend denn er hat die Zeichen der Verbundenheit längst gesehen und er erinnert sich erneut daran, dass sie schon vor zwanzig Jahren unzertrennlich waren. Einen Keil zwischen diese beiden zu treiben dürfte unmöglich sein, ist aber auch definitiv nichts, was er will. "Also, was machen wir jetzt?"
"Kannst du diese Tasche nehmen und dich mit uns an unserem Wohnwagen treffen? Wir rennen zu unserem Auto zurück und kommen dann auch heim." Der grimmige Begleiter runzelt die Stirn. "Der Campingplatz ist jetzt euer Zuhause?" Conall lacht laut auf und schüttelt den Kopf. "Unser Wohnwagen aber schon. Dort können wir über unser Misstrauen reden und dir alles erklären." Faol ist anzusehen, wie wenig er von dem versteht, was in den Jungs vorgeht und diese Geheimniskrämerei ist etwas, dass weder ihm noch seinen Begleitern schmeckt. Er wendet sich seinen Begleitern zu und sieht sie fragend an. "Sie haben uns bereits ihrer Stärke, ihrem Mut und ihrer Bereitschaft sich selbst einzubringen bewiesen."
Der Weißhaarige zeigt sich ebenfalls beeindruckt. "Ihre Fähigkeiten und ihr Wissen könnten hilfreich sein und es schadet sicher nichts, sie anzuhören." Der Kämpfer würde das Gespräch lieber zurück auf das Territorium des Rudels verlegen, doch der Puma schüttelt so bestimmt den Kopf, dass ihnen klar wird, dass sie einen Grund für ihren Vorschlag haben. "In Ordnung, wir sehen euch dann da." Bevor Faol sich abwendet um mit dem Wagen zum Campingplatz zu fahren, kann Felix den leisen Schimmer von Hoffnung in dessen Augen allerdings sehen. Er kennt jetzt seinen Gegner und weiß, wo er zu finden ist. Auch Conall wandelt sich jetzt wieder und gemeinsam laufen sie erneut quer durch die Wildnis zu ihrem eigenen Wagen und machen sich auf den Weg nach Hause.
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