69. Rückblicke
Am Sonntag morgen werden die drei von Missy Mom ins Waisenhaus eingeladen. Weil sie wieder einmal viel zu spät aufgewacht sind, haben sie sich entschieden, das Frühstück ausfallen zu lassen und nur einen Kaffee zu trinken. Ihre Gespräche drehen sich dabei um ihre Vergangenheit mit dem Kinderheim. Als sie dort zur Mittagszeit ankommen werden sie nicht nur von Missy Mom sondern auch von Papa Bär begrüßt und außerdem neugierig von den hier lebenden Gestaltwandler-Kindern umringt. Sogar die ehemalige Erzieherin von Heya ist da um sie zu begrüßen. "Welpen, seid nett. Ich bin sicher meine Jungs werden sich für jeden von Euch etwas Zeit nehmen. Aber lasst sie wenigstens erst einmal aus dem Auto aussteigen." Missy spricht ein Machtwort als die Kinder zu wild werden und berührt jedes Kind mit ihren Fingerspitzen worauf augenblicklich Ruhe einkehrt. Conall hat das schon früher einmal bemerkt und mehr noch, er erinnert sich an seine eigenen Erfahrungen mit diesen kleinen Berührungen und ihrem beruhigenden Effekt.
"Hey Papa, geht es dir gut nach diesem Abenteuer auf dem Schlachtfeld? Hallo Mom, danke für die Einladung," begrüßt Felix die beiden und zieht dann Heya zu sich in den Arm. "Darf ich euch unsere Gefährtin Heya vorstellen?" Conall kommt dazu und legt Heya ebenfalls einen Arm um die Schulter. "Hey Mom, danke für die Einladung. Hi Papa, so schön dich wieder zu sehen." Dann blinzelt er vorsichtig zu der fremden Erzieherin. "Und wer ist das?"
"Das ist Miss Bauer, die Erzieherin die für mich zuständig war. Hallo, das ist ja nett. Das hier ist übrigens Conall und das ist Felix; er ist derjenige, der mich vor Jahren aus den Bergen zurück gebracht hat," erklärt sie unbedarft und macht ihre beiden Männer noch nervöser, weil sie die Frau nicht kennen. Sie bemerkt es aber aufgrund ihrer eigenen Nervosität nicht und wendet sich jetzt der Gastgeberin und ihrem Freund zu. "Auch Hallo ... aehm ... ihr zwei."
Missy klatscht auf einmal laut in die Hände und schüttelt unzufrieden über die ganze Unruhe aus wild herumrennenden Welpen und wild plappernden Gästen den Kopf. "Ah, still jetzt, alle," sagt sie "auch ihr," ergänzt sie in Richtung ihrer Ziehsöhne und droht ihnen dann lächelnd mit dem Zeigefinger. Dann erklärt sie ihnen, dass Miss Bauer eine Freundin ist vor der sich die Wandler nicht verstecken müssen. "Sie weiß über eure Art Bescheid und hat kein Problem damit. Sie ist hier um Heya hallo zu sagen und sich um unsere Welpen zu kümmern." Dabei deutet sie auf die paar Kinder um sie herum.
"Ich hab mit ihnen über das, was mit Junior passiert ist gesprochen und nun wollen sie sehen, ob ihr ihnen auch helfen könnt." Erklärt sie den Ermittlern und wendet sich dann der Frau in ihrer Mitte zu. "Heya, ich freue mich sehr dich zu treffen, aber ich bin wirklich überrascht darüber, wie sie dich vorgestellt haben. Ich hätte nie gedacht, dass sie nach einer gemeinsamen Gefährtin suchen." Die Jungs werden doch tatsächlich etwas rot doch Missy lacht nur fröhlich und gratuliert ihnen zu ihrer Eroberung. Dann wendet sie sich wieder an Heya. "Bitte nenne mich Missy, genau wie sie es tun, alles andere wäre zu verwirrend für eine alte Frau für mich." Die beiden schütteln Hände und Heya spürt die beruhigende Wärme, die von ihr ausgeht und versteht sofort, wieso ihre Männer sie zu ihrer Mutter ernannt haben.
Dann begrüßt Missy auch die beiden und lässt sie mit ihren herzlichen Worten nur noch mehr erröten. "Hallo meine meist geliebten Söhne. Ihr seid meine Helden und das mindeste, was ich für euch tun kann, zumal ihr mein Geld ablehnt, ist für euch zu kochen." Sie gibt jedem ein Küsschen auf die Wange und weil Heya zwischen ihnen steht bekommt sie kurzerhand auch eins. Endlich kommt auch der Bärenwandler zu Wort und begrüßt die Truppe freundlich. "Hallo Kinder, ich freu mich auch euch wieder zu sehen. Und Heya jeder nennt mich Papa also kannst du es auch so halten, okay? Freut mich sehr dich kennen zu lernen."
Nachdem sich nun endlich alle einander vorgestellt und begrüßt haben gehen die Frauen in die Küche während die Männer Missys Versprechung erfüllen und mit den Kindern reden. Viel zu tun gibt es für die erste Gruppe nicht mehr, ein bisschen darauf achten dass nichts überkocht oder anbrennt, hier und da etwas nachwürzen, im Grunde stehen die Frauen eher beisamen und unterhalten sich.
"Seit wann wissen sie von Gestaltwandlern, Miss Bauer?" Heya wendet sich neugierig an ihre ehemalige Erzieherin die verlegen aber bereitwillig erklärt, wie sie zu ihren Kenntnissen gekommen ist. "Um ehrlich zu sein, ich habe davon erfahren als du aus den Bergen zurück kamst und mir von dieser goldenen Katze erzähltest, die dich heim geführt haben soll." Sie lächelt weil Heya leicht errötet und nickt ihr aufmunternd zu, immerhin war es ihre erste erfolgreiche Geschichte. Ernst erinnert sie sich dann weiter daran, was damals passiert ist.
"Ich hatte die Mädchen, die dich dort hin gelockt und dann allein gelassen haben, miteinander reden hören und war gerade auf dem Weg um nach dir zu suchen. Als ich aus dem Haus kam sah ich dich mit einem nackten Mann auf der Spitze des nächsten Hügels stehen und war zuerst geschockt. Dann sah ich, wie du ihm zum Abschied zugewunken hast und ich dachte, er kniet sich nur kurz hin, aber du kamst den Hügel runter und er stand nicht wieder auf." Heya beginnt zu lachen und die Erzieherin muss ebenso schmunzeln wie Missy Mom. "Ich hab dich noch danke Katzen-Mann rufen gehört und konnte nicht verstehen was ich da gerade gesehen habe." Heya hält sich den Bauch vor Lachen als sie prustend ihre Vermutung äußert, dass ein nackter Mann der auf allen vieren durch die Berge krabbelt sicher noch unwahrscheinlicher war, als ein Katzen-Mann. "Stimmts?" Miss Bauer nickt lachend zur Bestätigung. "Nachdem du deine Geschichte erzählt hast habe ich etwas im Internet recherchiert. Da gibt es viele Informationen über Gestaltwandler. Andernorts sind sie wohl kein so großes Geheimnis wie bei uns. Aber jetzt erzähl mal, der Mann da draußen ist wirklich dein Retter von damals? Das ist jetzt doch mittlerweile bestimmt, lass mich überlegen, ich denke 10 Jahre her?" Heya nickt und grinst breit. "12, und ja, er ist es. Sein Kater hat mich wieder erkannt."
Die Gastgeberin lacht mit den beiden, wird aber schnell neugierig und hinterfragt, wo sie ihre Jungs denn nach all dieser Zeit jetzt wieder getroffen hat und wie es dazu kam. "Oh, das ist eine längere Geschichte. Wenn die beiden einverstanden sind können wir sie beim Essen erzählen." Heya ist es etwas peinlich ihr eingestehen zu müssen, dass sie sie damals in diesem Restaurant beobachtet und belauscht hat. Schnell wendet sie sich zu dem Kochtopf um, beginnt verlegen darin herum zu rühren und lenkt dabei das Thema erst einmal auf etwas anderes. "Was denkt ihr, dass sie den Kindern über die letzten Geschehnisse erzählen?" Missy hegt da keinerlei Zweifel und sorgt sich auch nicht. "Ich bin mir sicher, soviel wie nötig und so wenig wie möglich. Die meisten von ihnen brauchen einfach nur etwas Hoffnung, ihre Familien wieder zu finden und die Versicherung, dass sie vor diesen Jägern jetzt sicher sind."
"Glaubst du dass sie da draußen gerade einen Massen-Exorzismus veranstalten?" Heyas besorgte Frage löst einen weiteren Lachanfall in der älteren Frau aus. "Nein, ich bin mir sicher, dass das nicht nötig ist. Nicht alle von ihnen wurden entführt, weißt du?" Gerade hat sie ein Blech mit Kartoffeln aus dem Ofen gezogen und jetzt beginnt sie, alles anzurichten und auf den Tisch zu bringen, und die beiden anderen Frauen helfen ihr natürlich dabei. "Außerdem habe ich den Welpen längst gesagt, dass die Hexer gefasst wurden und all ihre Macht verloren haben. Ich gehe davon aus, dass sie ihnen einfach nur versprechen werden ihnen als Ermittler zu helfen."
"Und wir haben ihnen empfohlen dir zu vertrauen. Nicht weil die Jäger es wollten, sondern weil du die beste Ersatzmutter bist, die man haben kann." Felix kommt mit Conall, gefolgt von Papa Bär, wieder herein und die beiden flankieren sie jetzt, um sie gleichzeitig auf ihre Wangen zu küssen. "Wir haben ihnen auch gesagt, dass wir bereit sind unsere Mutter, also dich, mit ihnen zu teilen und ihnen vorgeschlagen, dass sie auf dich hören sollen damit sie so groß und stark werden wie wir es jetzt sind." Missy errötet unter ihren Liebesbekundungen und blinzelt Heya verlegen zu, die ihr zurück zwinkert, weil sie genau weiß, wie es sich anfühlt, zwischen den beiden zu stehen und auf diese Weise ihre Gefühle gezeigt zu bekommen. "Man kann ihnen unmöglich widerstehen, stimmts?"
Dabei kommt ihr der Gedanke, dass die Ermittlungen der Jungs sicher viel besser laufen würden, wenn genug Geld dafür bereit steht. Sie nimmt sich vor mit ihnen darüber zu reden, denn sie ist mehr als bereit, ihr Geld darin zu investieren. Miss Bauer verabschiedet sich jetzt von den anderen und nimmt die Kinder mit auf eine Bergwanderung. Diejenigen, die am Essen teil nehmen, lassen sich dafür jetzt am Tisch nieder und - während sie das Mahl genießen - die Ereignisse der letzten Tage Revue passieren. "Was Hals Tod angeht hattest du Recht, Papa. Er wurde tatsächlich verraten und verkauft von seinem eigenen Rudelmitglied. Aber jetzt, wo die Verräter erwischt und kalt gestellt wurden, frage ich mich, ob du nicht doch bereit währst, dich mit Faol zu treffen?" Conall kann nicht anders, als für seine Leute zu sprechen aber überraschenderweise ist das gar nicht nötig. "Schon gut," brummt der alte Mann, "Missy hat mich längst davon überzeugt, dass wir die gute Teamarbeit wieder aufnehmen müssen." Sein Blick trifft auf die Erzieherin und beide lächeln sich an. Daraufhin werfen sich die beiden Ermittler verschwörerische Blicke zu die Heya nicht verborgen bleiben. Haben die beiden etwa Kuppler gespielt? Gott, egal was sie sagen, sie sind manchmal echt süß.
"Apropos Teamwork, das war wirklich gute Arbeit von jedem da draußen. Aber sagt mal, weiß einer von euch, woher diese machtvolle Stimme kam?" Felix schaut neugierig in die Runde und Heya muss lachen. Als sie die beiden Männer erstaunt ansehen grinst sie nur kopfschüttelnd. "Manchmal seid ihr echt ein lebendes Klischee wenn der Wolf versucht die Herde zusammen zu treiben während die Katze mal wieder vor Neugier platzt." Das lässt die Jungs verlegen drein schauen und die andren beiden mitlachen. <<Ich mag ihren Humor,>> schnurrt der Puma dem es überhaupt nicht peinlich ist, neugierig genannt zu werden. Der Wolf jedoch schmollt etwas, weil er nicht mit einem Hütehund verwechselt werden will doch die anderen versichern ihm schnell, dass sie sicher von seiner Führung als Alpha-Wolf spricht, der seine Leute ja auch zusammenhalten muss. Papa seufzt schließlich und erklärt ehrlich während er sich im Stuhl zurück lehnt und diesen damit gefährlich unter seiner Größe und seinem Gewicht zum Knarren bringt: "Also ich hab keine Ahnung wer das war, aber ich bin sicher, diese Stimme hat mir das Leben gerettet und mehr muss ich dazu nicht wissen."
Heya bemerkt, dass die Männer dabei alle Missy ansehen die den Blicken ganz lange stand hält bevor sie freiwillig einlenkt und lächelnd nickt. "Ich danke euch dafür. Auf diese Weise bleibt das Geheimnis noch etwas länger gewahrt und das währe mir sehr recht." Conall strahlt. <<Ich wusste es. Sie ist auch eine Gestaltwandlerin,>> erklärt er seinem Gefährten, doch die Biester können kein ihnen bekanntes Tier in ihr wahrnehmen und würden immer noch beschwören, dass sie eine reine Menschenfrau ist. Ihre Überlegungen, die sie untereinander austauschen, während sie über dieses spezielle Biest spekulieren werden jäh unterbrochen, als alle Anwesenden erneut diese fremde Stimme in ihrem Kopf hören die erklärt: <<<Biester, es ist sehr unhöflich so über mich zu reden.>>>
Felix lacht jetzt laut auf. "Aber mit Sicherheit trägt sie eine sehr starke Macht in sich." Alle stimmen in sein Gelächter mit ein, glücklich über dieses kleine Zwischenspiel, obwohl auch Papa ein bisschen überrascht ist, weil er keine Ahnung hatte, dass Conall und Felix einen Mind-Link besitzen. Er konnte deren Unterhaltung nicht verfolgen, aber er kann eins und eins zusammenzählen, und die Rechnung besteht hier aus 2 paar glühenden Augen und der Aussage die ihn über diese starke Berührung seines Geistes erreichte. Nur Heya ist vollkommen überrumpelt. "Was war das?" Conall greift nach ihrer Hand und drückt sie beruhigend während er liebevoll erklärt: "Das, meine Schöne, war deine erste Erfahrung mit einer Gedankenübertragung."
Die restliche Zeit mit Missy und Papa vergeht rasend schnell mit Geschichten über Felix und Conall als Kinder. Heya erkennt, dass der Bärenwandler tatsächlich eine Art Vaterersatz für die beiden war und ein bisschen bekommt sie das Gefühl, den Schwiegereltern vorgestellt worden zu sein. Gott, zum Glück wusste sie das nicht vorher. So fühlt sie sich wirklich wie bei einem Familienessen und das gefällt ihr richtig gut. Als Papa sich schließlich verabschiedet machen sich die drei ebenfalls wieder auf den Heimweg. Allerdings nicht ohne Missy zu versprechen, dass sie sie wieder besuchen werden. "Ich will die Geschichte, wie ihr euch wieder gefunden habt, unbedingt hören."
Am Nachmittag fährt Felix noch einmal zum Wohnwagen um noch mehr Sachen zu holen, die sie benötigen, wenn sie jetzt länger bei Heya wohnen. Danach trifft sich Conall mit Tigran, um einige Zukunftspläne zu diskutieren. Auf diesem Weg bekommt Heya mit jedem von ihnen etwas private Zeit zu zweit die sie nutzen um die Gemeinsamkeiten heraus zu finden, die nur sie miteinander teilen und nicht der abwesende Dritte im Bunde. Sie bemerkt auch, dass es ihr leichter fällt, von einem der beiden getrennt zu sein, wenn der andere dafür nah bei ihr ist, Gott, diese Sucht ist wirklich schlimm.
Am Abend sitzen sie zusammen im Wohnzimmer und jeder ist mit irgendetwas anderem beschäftigt. Conall hat seinen Laptop gestartet um mit ersten Recherchen über Gestaltwandler zu beginnen, die hier einst gelebt haben und eine Beziehung zu den Kindern haben könnten. Felix arbeitet an seiner Verteidigung für Heya in dem er alle Fakten ordnet und bewertet um sie später vor Gericht präsentieren zu können. Und Heya arbeitet sich durch die letzten Emails und Posts an sie als Reiseroman-Autorin. Dabei zeigt sich, wie gut die drei zusammen funktionieren, selbst wenn sie für dem Moment nicht gemeinsam agieren sondern jeder für sich.
Niemand stört den anderen und so können sie sich problemlos auf ihre Tätigkeiten konzentrieren, doch als Conall durstig wird, bringt er den anderen beiden auch je ein Glas Wasser mit und als Felix Appetit auf einen Snack bekommt, fragt sie die anderen bevor sie sich in der Küche ein Sandwich macht und seiner Freundin dann wie gewünscht einen Apfel mitbringt, den er sogar schon geschnitten und entkernt hat. Und wann immer einer eine Frage in den Raum wirft, findet sich immer ein anderer, der eine passende Antwort in Petto hat.
Als sie endlich beschließen schlafen zu gehen genießen sie die gegenseitige Nähe, die sich über den Tag mehr und mehr aufgebaut hat, in dem sie sich erneut im Bett zufrieden aneinander kuscheln.
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