57. Anzeige
Es ist bereits später Vormittag des nächsten Tages, bis alles erledigt ist und alle Vollmachten widerrufen sind. Im entsprechenden Amt konnten sie auch einen Blick auf den Original-Antrag für den Zoo werfen und eine Kopie bekommen. Heya findet sehr schnell die kleine Besonderheit, die ihre Unterschrift ausmacht und die hier fehlt und somit beweist, dass es sich um eine Fälschung handelt.
Der Anwalt hat tatsächlich versucht, alle gesetzlich verbotenen und kriminellen Aktivitäten in ihrem Namen zu begehen aber zusammen mit den Aussagen der Jäger gibt es ausreichenden Verdacht gegen ihn um ihn des Betruges zu beschuldigen und Durchsuchungs- und Haftbefehle zu bekommen. Deshalb sitzen sie jetzt zusammen mit dem führenden Kopf der örtlichen Polizei und dem Richter, der sich schon zuvor als hilfreich erwiesen hat ebenso wie Tigran vom FBIS um die Betrugsfälle zu melden.
"Das Problem ist, dass wir keine Durchsuchungsbefehle für Plätze bekommen können, die ihm nicht gehören." Tigrans Einwände sind nicht unbegründet, denn das Viertel, dass sie durchsuchen wollen und müssen, hat keine offizielle Beziehung zu dem Anwalt. Es gibt nicht einmal Mietverträge für die Räume, die er nach Aussage der Jäger benutzt. Heya bietet deshalb an, selbst einer Durchsuchung dieser Räume zuzustimmen, notfalls mit einer Selbstanzeige, doch Felix hält sie davon ab. "Nein, denn wenn der Durchsuchungsbefehl für deine Räume ist bekommt er was wer will und die Verbrechen, die wir darin entdecken, werden dir zugeschrieben."
"Sehe ich das richtig, dass es hier auch einen Fall von Steuerhinterziehung gibt?" Der Agent wirkt wieder so wütend, weil er sein Gesicht so konzentriert zusammen gezogen hat. Seit Al Capone gibt es keinen Staatsbeamten mehr, der nicht bereit ist, ebenfalls in diese Richtung zu sehen, wenn man Handhabe gegen einen schwer zu fassenden Verbrecher sucht. Felix nickt bestätigend. "Stimmt. Ein Grund für ihn, die meisten seiner Geschäfte über Heya abzuwickeln, war es vermutlich, seine eigenen Steuern gering zu halten. Aber er hat auch nicht alle Gewinne in der Steuererklärung von Heya angegeben. So konnte er ihr wahres Vermögen vor ihr geheim halten und sich selbst daran nach Lust und Laune bedienen." <<Grrrrr, was für ein gierige Kanaille.>> Der Wolf knurrt wütend und steigert damit den Ehrgeiz der Ermittler, mehr zu finden, denn das bedeutet, dass selbst die Steuerhinterziehung Heya angelastet werden würde.
Diese schüttelt jetzt aber energisch den Kopf. "Ich will das Geld das er mit seinen blutigen Geschäften verdient hat nicht. Ich wäre zufrieden damit das Geld zurück zu bekommen, dass ich selbst verdient habe und das auch korrekt versteuert wurde. Können wir das irgendwie voneinander trennen?" Gemeinsam arbeiten die Anwesenden die Aufteilung des Vermögens in drei Teile aus. Heyas legal und korrekt versteuertes Einkommen, ihr veruntreutes Erbe und das durch die Verbrechen und nicht versteuerte Investitionen verdiente Geld.
Der Agent hält plötzlich ein interessantes Dokument in den Händen und winkt damit in die Runde. "Sie an, die Gebäude, die er benutzt sind Teil des Erbes, von dem er dir nichts erzählt hat." Da alle Unterlagen zu ihrem Erbe auch bei Gericht bekannt waren, bevor der Anwalt zum Treuhänder ihres Vermögens ernannt wurde, können sie die Veruntreuung durch ihn sehr genau nachvollziehen. Auch der Geldbetrag war um einiges höher als der, den er Heya ausgehändigt hat, weil er den Rest für seine eigenen Investments benutzt hat.
Als der Richter argumentiert, dass es schwer werden dürfte ihn des Betruges zu beschuldigen oder auch nur des Diebstahls, solang er alles nur in ihrem Namen verwaltet und selbst kein nachweislichen Vorteil daraus gezogen hat, stecken sie erneut die Köpfe zusammen um durch die Unterlagen zu gehen und eine Lösung zu suchen. Conall blickt schließlich von einem Ordner auf, den er gerade durchsieht und schaut verzweifelt zu seinem Freund. "Ich versteh das nicht. Hier ist ein Beleg, von Heya unterschrieben, in dem sie ihr Erbe akzeptiert. Aber es enthält nur die Wohnung in dem sie lebt und den Versicherungsvertrag, über den sie ihre monatliche Rente erhält, sowie eine weitere Einmalzahlung."
Sie geht zu ihm um ihm über die Schulter zu schauen und legt ihre Hände dabei auf seine Schultern. Felix beobachtet das zufrieden, denn er weiß, wie sehr sein Partner diese Form von Nähe mag. "Ja, das ist genau das, was er mir als mein gesamtes Erbe übergeben hat und ich war zufrieden damit, denn damit konnte ich sorgenfrei leben. Er sagte dann noch etwas von ein paar Investments und später erzählte er mir, dass zu diesen Investments ein Park gehört, als er die Gründung eines Zoos für eine grandiose Idee hielt. Ich wusste nicht, dass es auch hätte aufgelistet werden müssen, irgendwie war das für mich alles nur fiktiv." Conall knurrt, als ihm etwas klar wird. "Niemand hat dir je erklärt, wie die Welt der Finanzen funktioniert, oder?" Als sie den Kopf schüttelt und verlegen mit den Achseln zuckt wird es auch den anderen klar, warum der Anwalt ein so leichtes Spiel mit ihr hatte. Seine Hand landet automatisch auf ihrer, die noch auf seiner Schulter ruht, um sie zu trösten.
"Das, meine Freunde, nennt man Unterschlagung." Tigrans trockene Aussage über das zurückgehaltene Erbe wird von dem Richter bestätigt. Der von den dreien in der letzten Nacht zusammengestellte Ordner mit Vertrags-Kopien und den dazu im Netz verfügbaren Informationen die sie über die Investitions-Beteiligungen, die der Anwalt im Namen von Heya getätigt hat, recherchiert haben wird jetzt von Felix an den Richter weiter gereicht. "Die meisten Anlagen widersprechen der genauen Anweisung, die sie ihm gegeben hat in Sachen Ethik und Moral. Zusammen mit der Unterschriftfälschung, die er begangen hat, und der Hausbesetzung, weil er ihre Räumlichkeiten ohne ihre Zustimmung oder überhaupt ihr Wissen und ohne jede Bezahlung benutzt hat würde ich sagen, ..." fasst er zusammen und Tigran beendet seinen Satz mit dem Vorwurf: ... das nennt man Betrug."
Der leitende Oberkommissar versteht nicht wirklich, warum die Aussagen der gefassten Jäger nicht ausreichen, um ihn für die Verbrechen an Gestaltwandlern fest zu nehmen, aber Felix schüttelt den Kopf. "Wir haben einen Plan!" Dann erklärt er allen, was sich die beiden Ermittler überlegt haben, damit am Ende wirklich alle die Strafe bekommen, die sie verdienen. Und da jeder einzelne der Anwesenden bereit ist, diesem Plan eine Chance zu geben, zeigt Heya nun den Anwalt offiziell bei der Polizei an. Anschließend unterschreibt der Richter den Durchsuchungsbefehl für das geruchlose Viertel unter dem von Heya erhobenen Vorwurf der Hausbesetzung, die durch die Aussagen der Jäger bestätigt wurde.
Der Haftbefehl für den Anwalt, den er ebenfalls unterschreibt, erfolgt unter dem Vorwurf der Steuerhinterziehung und ihrer Anzeige wegen Betruges. Dabei geht es im ersten Fall vor allem um die Gelder deren Zugehörigkeit durch den Betrug noch unklar sind, doch selbst wenn sie Heya gehören würden trägt er eine Mitschuld, da er die Erklärungen für sie gemacht hat. Außerdem leitet er ein Amtsprüfungsverfahren wegen Unterschlagung des Erbes und Missbrauch der anwaltlichen Rechte ein, weil der angezeigte Betrug bereits begann, als er noch der vom Gericht bestellte Vertreter einer Minderjährigen war. Mit diesen Genehmigungen und einer gut ausgewählten Gruppe aus Polizisten und den FBIS-Agenten, ziehen Heya und ihre Männer los um die Nachbarschaft, die überraschenderweise wirklich ihr gehört, zu stürmen.
Tigran nimmt dafür die junge Frau und die beiden Ermittler in seinem Auto mit zum Einsatzort. Die Drei sitzen gemeinsam auf dem Rücksitz mit Heya in der Mitte die erneut beginnt sich zu entschuldigen. "Ich könnte es verstehen wenn ihr, sobald wir die gefangenen Gestaltwandler befreit haben, nichts mehr mit mir zu tun haben wollt." Sie meint es ehrlich, doch die Biester, die sich in den letzten Stunden ziemlich gelangweilt und vor sich hin gedöst haben, sind plötzlich hellwach und Heya erkennt in den Augen ihrer Männer das helle Aufleuchten in Gold, <<sie ist nicht der schwarze Kater in diesem Spiel,>> und Silber, <<wenn das alles hier vorbei ist werden wir sie nicht wieder gehen lassen,>> und schämt sich noch etwas mehr. "Was sagen sie?"
Ihre Frage ist traurig und besorgt, doch die Männer lächeln sie an und Felix nimmt ihre Hände in seine während Conall seinen Arm um ihre Schultern legt. "Wir sind es, die sich entschuldigen müssen, weil wir an dir gezweifelt haben." Felix Worte sind sanft doch es ist Conall, der bei seinen Worten besonders reuevoll dreinschaut. "Meine Erfahrungen mit Mädchen waren möglicherweise ähnlich schlecht wie deine mit Männern, obwohl mir zum Glück erspart blieb meinen Erzeuger jemals kennen lernen zu müssen. Aber das ist keine Entschuldigung dafür, dass ich so schnell von deiner Schuld überzeugt und bereit war, dich aufzugeben." Sie sieht ihn nicht an, nicht sicher, ob sie sich auf einen Wettkampf in Sachen wer hat mehr Schuld mit ihm messen will und deshalb spricht er weiter. "Wie auch immer, mein Wolf hat niemals aufgegeben und ist auch jetzt nicht dazu bereit." Felix drückt ihre Hände und streichelt mit dem Daumen über ihre Handrücken. Er unterstützt diese Aussage im Namen seines Pumas sofort, aber auch um deutlich zu machen, dass die beiden Männer es ganz genauso sehen. "Keiner von uns will das."
Sie seufzt und genießt die Herz erwärmende Nähe der beiden die ihr gegen die innere Kälte hilft, die der vor kurzem erlebte und noch immer tief sitzende Schock bei ihr hinterlassen hat. Erleichtert lässt sie sich gegen Conalls Seite sinken ohne Felix los zu lassen. Für den Rest der Fahrt sitzen sie so still beisammen, bis ihr Fahrer ihnen mitteilt, dass sie ihr Ziel erreicht haben.
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