48. Zweifel
Nachdem die beiden Privatdetektive und der Agent das Geständnis angesehen haben schaltet Conall das Video aus und händigt dem FBIS-Agenten den anderen, für ihn vorbereiteten Daten-Stick mit den zusammengestellten Informationen aus. "Wir haben nicht sehr viele gerichtlich verwertbare Beweise, aber wir sind uns sicher, dass du im Hauptquartier genug finden wirst, um weitere Durchsuchungsbefehle für ihre privaten Wohnungen zu bekommen. Der Computer enthält ein paar aufschlussreiche Informationen und meinen kleinen Hacker-Stick hätte ich gern unauffällig zusammen mit meinen Überwachungsgeräten wieder, wenn es möglich ist." Dabei zwinkert er dem Agenten grinsend zu und verschränkt herausfordernd seine Arme vor der Brust. Die Augen des Agenten funkeln belustigt zurück. "Ich werde sehen was ich tun kann." Felix schaudert bei dem Gedanken, was das FBIS bei den Ermittlungen noch zutage fördern wird und sofort liegt Conalls Arm um seine Schultern um ihn zu trösten und ihm den Rücken zu stärken. "Ich fürchte in ihren Wohnungen werdet ihr weitere, eindeutige Beweise in Form von Trophäen finden."
Plötzlich klingelt das Telefon von CF Ermittlungen und Conall blickt zögernd darauf um zu sehen, wer anruft, doch als er den Anrufer erkennt nimmt er schnell ab. "Hey, ich wollte nur noch schnell bestätigen, dass Cadan den Kurier ebenfalls als den Mann erkannt hat, der noch an Sabias Entführung beteiligt war. Eine ausgedehnte Dusche hat gegen diese ziemlich hartnäckige Chemikalie geholfen." Faols Stimme klingt müde und angespannt doch der Ermittler weiß woher das kommt. Faol hat in der letzten Nacht auch nicht viel mehr Schlaf bekommen als sie selbst und die Anspannung kommt nur von der Ruhe vor dem Sturm, denn alle sind vom Gedanken an den Endspurt beseelt. "Danke. Und viel Glück mit deinem Rudel. Wir sehen uns morgen früh auf dem Schlachtfeld."
Der Agent sieht den kleineren des Ermittler-Duos fasziniert und mit nachdenklich zusammen gezogenen Augenbrauen an. "Es ist beeindruckend, wie viel ihr in so kurzer Zeit heraus gefunden habt." Dessen Freund seufzt unglücklich und lässt die Schultern hängen. "Mehr als uns lieb ist, schätze ich." Das lässt Tigran aufhorchen und er erkundigt sich mit diesem ernsten Blick der ihn immer gleich wütend aussehen lässt, wo das Problem liegt. Die beiden lassen sich davon aber nicht beeindrucken und gestehen ihm, dass der Anwalt, der das Geld für die Unternehmungen der Jäger liefert, nicht mit seinem eigenen Vermögen bezahlt. "Das Geld gehört einem Mädchen, dass wir sehr mögen."
Conall kann die Enttäuschung nicht aus seinem Tonfall heraus halten und Tigran zeigt Verständnis, aber keine Bereitschaft, in dieser Sache irgendetwas zu vertuschen. "Das tut mir Leid, aber euch ist klar, dass wir sie ebenfalls erwischen müssen, oder?" Conall nickt bestätigend und lässt ebenfalls keinen Zweifel daran, dass sie sich dessen durchaus bewusst sind und ihm helfen werden. "Wenn es möglich ist, werde ich sie als Anwalt vertreten, aber nur wenn sie nicht eine der Hauptverantwortlichen dabei ist." Felix hofft noch immer, dass sich das Schicksal nicht so gegen sie gewendet hat, wie es im Moment den Anschein hat, aber er hat für sich eine klare Grenze gezogen die er einhalten wird. Die beiden Männer stehen jetzt einheitlich nebeneinander, Schulter an Schulter und grimmig entschlossen das gemeinsam durch zu ziehen, egal was passiert. Endlich ziehen sie wieder alle an einem Strang und wirken dadurch nur um so überzeugender.
"Danke, dass ihr mir die Wahrheit gesagt habt. Ich vertraue euch. Ihr beiden habt einen excellenten Ruf beim FBIS und ich verstehe, wieso." Der Agent hat keinen Grund, der Offenheit der beiden Ermittler zu misstrauen, auch weil er in ihren Aussagen nichts als die Wahrheit erkennen kann. Der Puma jedoch fragt sich neugierig, ob er ihnen wohl auch noch vertrauen würde, wenn er wüsste, dass sie nicht nur ein Mädchen sondern ihre Seelenverwandte ist. Dieser Gedankenaustausch bleibt jedoch unbemerkt von den anderen im Raum weshalb der Agent sich jetzt wieder fragend an den Wolfwandler wendet, den er für sich irgendwie als Anführer der beiden ausgemacht hat. "Was jetzt?"
Ausführlich erklärt Conall ihm daraufhin, was sie zusammen mit Faol und einigen anderen Leuten für den nächsten Tag ausbaldovert haben. Ihr Plan beginnt am nächsten Morgen mit einer Unterhaltung zwischen Irven und Faol im Büro des Alphas, aus der Maccus ein paar sehr wichtige Informationen ziehen kann die er dann hoffentlich an die Jäger weiter leiten wird. Geplant ist, die drei Jäger in die Wildnis hinaus zu locken, die hinter ihrem Hauptquartier liegt. Dort wollen sie ihnen eine Falle stellen, um eindeutige Beweise für ihre Gewaltbereitschaft gegenüber Gestaltwandler zu bekommen.
"Ihr spielt mit dem Feuer." Der Plan ist recht gewagt und der Agent ist wirklich überrascht wie weit die Bereitschaft der Männer geht, sich für die Wandler in dieser Region einzusetzen. <So Aufregend, nicht wahr?> Die Augen des Wolfes leuchten begeistert auf. Er freut sich auf die Herausforderung, doch Felix erklärt, warum all das nötig ist. "Unser Hauptproblem ist dieser Richter. Um ihn aufzuhalten müssen wir sehr geschickt vorgehen und einigen Aufwand betreiben, aber wir haben nicht vor, ihn entkommen zu lassen, schon Faol zuliebe nicht." Tigran nickt und als Conall ihm die Hand reicht schlägt er ohne zu zögern ein. Er wird die beiden nicht aufhalten, wenn sie bereit sind, dieses Risiko auf sich zu nehmen und wenn er kann wird er ihnen helfen. "Alles klar, ich gehe und organisiere jetzt den Durchsuchungsbefehl damit wir die Kinder befreien können bevor die Jäger uns in die Quere kommen." Conall begleitet ihn noch zur Tür und warnt ihn jetzt eindringlich, sich unbedingt mit Faol abzustimmen. "Morgen früh geht es vor allem um das richtige Timing."
Ein paar Telefonate später und nachdem die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände eingepackt wurden, gehen die beiden Männer wieder ins Bett und kuscheln sich eng aneinander um den benötigten Schlaf für den folgenden Tag zu bekommen. Den Gedanken an Heya verwehren sie sich noch. Erst müssen diese Jäger und Verräter aus dem Spiel genommen und die Kinder befreit werden. Dadurch werden sie hoffentlich weitere Informationen bekommen, die ihnen weitere Klarheit bringen.
Heya diskutiert mittlerweile laut mit sich selbst über ihre Erfahrungen von Sonntag Nacht und Montag Vormittag. Dabei läuft sie unruhig in ihrer Wohnung umher und wird immer verärgerter. "Am Anfang standen alle Zeichen auf: Ein einmaliges Angebot für eine Nacht - greifen sie zu!" Mit weit ausladenden Gesten mimt sie den Marktschreier zu ihren Worten. Sie erinnert sich noch genau an Conalls Worte: Wir können reden, wenn du das möchtest. Wenn es nach mir geht ist reden nicht notwendig. Hinterfrage es nicht. Verbiete dir nicht selbst glücklich zu sein. Genauso wie an die Versicherung von Felix: Hab keine Angst vor uns, wir wollen dir nur die beste Nacht deines Lebens geben.
"Und es war die verdammt beste Nacht meines Lebens." Bei der Erinnerung an diese gemeinsame Nacht wird ihr wieder heiß und sie weiß, sie wird es niemals bereuen, sich darauf eingelassen zu haben. Mehr Erinnerungen fluten ihr Hirn und ihre aufgebrachte Seele.
Zieh mich aus, wildes Ding, es wird Zeit dass du von uns flach gelegt wirst. "Er konnte die Führung über mich so leicht übernehmen, ich war komplett willenlos." Sie umarmt sich selbst und seufzt. "War ich zu leicht zu haben?" Doch noch immer spürt sie kein Bedauern über ihre Hingabe und keine Angst vor dem was passiert ist, denn es war einfach nur richtig und schön und Felix hatte ihr schließlich vorher klar gemacht, dass sie jederzeit hätte aussteigen können. Du weißt, dass du nur ein Wort sagen musst, und wir lassen dich gehen. "Es war meine Entscheidung und ich Bereue nichts," stößt sie laut und zornig aus. Es wäre auch unfair die beiden für ihre Bereitschaft zur Unterwerfung verantwortlich zu machen.
"Ich dachte es sei ein Abenteuer für eine Nacht. Warum habe ich es nicht dabei belassen?" Leider weiß sie genau warum. Wütend schuppst sie einen Stuhl beiseite, der ihr bei ihrer Wanderung durch ihre vier Wände im Wege steht während sie sich an die Worte erinnert, die sie zum Umdenken gebracht haben. Heya, du bist die aller schönste Frau für uns und das ist alles was zählt, besonders hier in diesem Wohnwagen.
"Habe ich da etwas missverstanden oder hinein interpretiert was nicht da war? Oder sollte ich noch einmal zu ihrem Trailer gehen?" Eine ganz andere Erinnerung von vor zwei Jahren erwacht urplötzlich in ihr. Das Bild einer schlanken Blondine bei einem wilden Ritt auf ihrem damaligen festen Freund der in diesem Augenblick von ihr zum Ex degradiert wurde. Sie schüttelt sich, stellt den umgeworfenen Stuhl wieder ordentlich hin und lässt sich darauf plumpsen. "Nie wieder werde ich jemandem hinterherlaufen der meine Anrufe ignoriert." Ruft sie sich selbst zur Ordnung als der Gedanke sie überfällt, dass die beiden vielleicht längst jemand anderen gefunden haben.
"Noch so eine nicht abgeschlossene Tür? Noch so eine demütigende Aktion direkt vor meinen Augen? Nein danke." Sie schimpft laut mit sich selbst um keinen Zweifel daran zu lassen, dass sie das nicht nötig hat. Doch die Vorstellung von Conall oder Felix mit einer anderen Frau bringt ihr Übelkeit und sie muss tief durch atmen um sich und ihren Magen zu beruhigen. "Vielleicht sind sie auch längst verschwunden." Sie steht wieder auf um sich ein Schluck Wasser aus der Küche zu holen. "Andererseits habe ich sie gefragt, ob sie mich wirklich wieder sehen wollen."
Sicher, aber nur wenn du es auch willst. Felix Worte hallen in ihren Ohren wieder, als sie das kühle Nass hinunter stürzt. "Vielleicht wollten sie nur nett sein und haben darauf gehofft, dass ich selbst einen Rückzieher mache?" Ihre Zweifel vor allem an sich selbst und ihrer Fähigkeit, ein solches Begehren bei Männern tatsächlich auslösen zu können kämpfen gegen ihre Hoffnung auf ein Schicksal dass es endlich mal gut mit ihr meinen könnte.
"Es ist ja nicht so, als hätte ich nicht auch das hinterfragt. Und ihre Antworten auf meine Frage, ob sie mich wirklich mögen, lassen doch kaum Raum für Interpretationen, oder?" Mehr als du denkst, sogar mehr als ich es selbst noch vor dieser Nacht erwartet hätte. Sie schnaubt ärgerlich und stellt das Glas in die Spüle, um sich dann auf den Weg zurück ins Wohnzimmer zu machen. "Nur nicht genug um anzudauern nachdem ich weg war?"
Ich will dich nicht verletzen aber ich bin wirklich froh dass es nur eine Macke ist und kein Zeichen von Wahnsinn. Die Erinnerung an diese Worte lassen ihr Tränen in die Augen schießen, denn sie passen so viel besser in ihr Selbstbild. Verrückt ist eindeutig ein realistischeres Attribut für sie als attraktiv oder begehrenswert. "Vielleicht sind sie zu der Erkenntnis gelangt, dass ich doch vom Wahnsinn besessen bin. Dabei hat mir gerade Felix das Gefühl gegeben wirklich erwünscht zu sein." Wir wollen dich wieder sehen. meine Tür steht dir immer offen, mein Herz auch.
Auf ihrem unruhigen Weg durch die Wohnung ist sie vor dem Spiegel im Schlafzimmer angekommen und mit vor der Brust verschränkten Armen und wütendem Blick in ihre tränenfeuchten Augen vertreibt sie die Trauer mit purer Willensstärke. "Bei aller Liebe, Heya, du wirst diesen beiden nicht hinterher rennen. Sie wissen wo und wie sie dich finden können. Und wenn sie nicht zu dir kommen hast du immer noch die Erinnerung an eine nicht zu fassende, lustvolle Nacht und einen wundervollen Morgen danach."
In einer Mischung aus Bedauern, falls es wirklich dabei bleibt und sie ihnen nicht wieder begegnet und Ärger über ihre Hoffnungen die sie wider besseren Wissens hegt, geht sie ins Bett.
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